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Der Angriff bis zum Aussersten wohl aus frz offensive a outrance 1 entlehnt wortlich eigentlich attaque a outrance Anm 1 auch bekannt als ohne Rucksicht auf Verluste 2 ist eine Militardoktrin die unter anderem in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in vielen europaischen Armeen verbreitet war Sie behauptete das geballte Voransturmen bewaffneter Krafte konne in einer Schlacht den Sieg erzwingen Ruckblickend wird auch von einem Kult der Offensive gesprochen der zum sinnlosen Massensterben auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs beigetragen habe Der Begriff wird haufig vor allem auf Frankreich bezogen allerdings wurde diese Doktrin auch von allen anderen Kriegsparteien praktiziert 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Frankreich 1 2 Osterreich Ungarn 1 3 Italien 1 4 Deutschland Mythos von Langemarck 2 Siehe auch 3 Literatur 3 1 Englisch 3 2 Franzosisch 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenFrankreich Bearbeiten Im imperialistisch nationalistischen oder militaristischen Zusammenhang wurde militarischer Mut verherrlicht standhaft bis zum Tod So wurde in Frankreich vom cran zu dt soviel wie Mumm oder elan gesprochen der den franzosischen Soldaten besonders auszeichne Dies erinnert an den keltischen Wagemut frz audace celtique der von Julius Caesar in seinem Buch De bello Gallico beschrieben wurde und den fruher fast jeder Latein Lernende kannte Im Italienischen gibt es den Begriff furia francese er beschreibt ebenso das Sich in eine Gefahr sturzen und dabei die Lebensgefahr ignorieren Dahinter stand in Frankreich letztlich der Gedanke dass das im Deutsch Franzosischen Krieg verlorene Elsass Lothringen nur durch bedingungslosen Angriff zuruckzugewinnen sei Fuhrende Vertreter dieser Denkrichtung waren in Frankreich vor allem Ferdinand Foch Lehrer an und spater Leiter der Ecole superieure de guerre 1907 1911 und sein Schuler Louis Loyzeau de Grandmaison Sie betrachteten die Doktrin als Mittel zum Zweck den objektiven deutschen Vorteil der hoheren Bevolkerungszahl auszugleichen Eine defensive Grundhaltung wurde von ihnen als Hauptursache der Niederlage im Krieg von 1870 71 bewertet Die Armee sollte in einem offensiven Geist erzogen werden um ohne Rucksicht auf gegnerische Absichten und Manover ihr Ziel verfolgen zu konnen nbsp Franzosische Infanterie beim Bajonettangriff1911 seit der Ernennung von Joseph Joffre zum Generalstabschef ging Frankreich von einer eher defensiven zu einer offensiven Militardoktrin uber Unter seiner Leitung gab man die fur mehrere Dekaden verbindliche Maxime der Defensive auf und nahm einen Primat des uneingeschrankten Angriffs an 4 Mittel war nun eine Offensive mit allen verfugbaren Kraften um einen lahmenden Praventivschlag auszufuhren zuvor hatte man begrenzte Gegenangriffe geplant 5 Unter Joffre entstand der Plan XVII der ein mogliches franzosisches Vorgehen gegen einen deutschen Angriff der 1914 gemass dem Schlieffen Plan stattfand enthielt Die Doktrin floss in den Plan und das Reglement von 1913 ein das Resultat waren die ausserst verlustreichen frontal gefuhrten Grenzschlachten im August 1914 Eine beruhmt gewordene Meldung von General Foch gerichtet an Joffre vom 8 oder 9 September 1914 Schlacht an der Marne illustriert diese Einstellung die im Offizierskorps weit verbreitet war Presse sur ma droite mon centre commence a ceder Impossible de me mouvoir Situation excellente J attaque Meine rechte Flanke steht unter Druck das Zentrum meiner Armee fangt an nachzugeben Unmoglich mich zu bewegen Exzellente Situation Ich greife an 6 Bei Offensiven a outrance starben 1914 bis 1918 etwa 400 000 franzosische Soldaten das war ein Drittel der im Sommer 1914 Mobilisierten In der Zwischenkriegszeit anderte sich die Einstellung in der franzosischen Armee wieder Ausdruck dieser nun defensiveren Einstellung war die Maginot Linie gebaut 1930 1940 Osterreich Ungarn Bearbeiten 1906 wurde Franz Conrad von Hotzendorf auf Vorschlag seines Freundes des Thronfolgers Franz Ferdinand zum Chef des Generalstabs der Bewaffneten Macht ernannt Er war damit der operativ Verantwortliche fur den allfalligen Kriegseinsatz der k u k Armee der k u k Kriegsmarine der k k Landwehr und des k u Honved und ausschliesslich dem Kaiser und Konig als Oberbefehlshaber und dem von ihm aus Altersgrunden bestellten Vertreter bis 1914 Franz Ferdinand danach der Armeeoberkommandant unterstellt Conrad verfasste mehrere Schriften Liste hier darunter 1898 99 das Handbuch Zum Studium der Taktik Darin nennt er als Grundgedanke der osterreichisch ungarischen Militarfuhrung Offensive und Angriff um jeden Preis Conrads Lebensauffassung wurde der Aktivismus worunter er angriffsfreudige Entschlusskraft zielbewussten Tatendrang und unbeugsamen Willen verstand 7 Schon im April 1907 schlug Conrad vor Italien in einem Praventivkrieg niederzuwerfen ein Vorschlag den er immer wieder vorbringen sollte 8 Conrad spielte eine wichtige Rolle in der Julikrise die zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges fuhrte Das Resultat dieser Einstellung waren die extrem hohe Verluste die der Friedensstamm des Heeres in Galizien erlitt und die nicht wieder ersetzt werden konnten Man hatte ubersehen oder ignoriert dass man zwei Armeen gegenuberstand Russland und Serbien die im 20 Jahrhundert bereits grosse Kampfe gefuhrt hatten und die strategisch und taktisch daraus gelernt hatten Italien Bearbeiten Italien wechselte im Fruhjahr 1915 die Seiten siehe Londoner Vertrag und begann einen gross angelegten Gebirgskrieg 1915 1918 General Luigi Cadorna wahlte zu Beginn eine konservative veraltete Angriffstaktik Seine Soldaten gingen dicht gedrangt und gestaffelt vor was alle anderen kriegsfuhrenden Lander wegen der ausserordentlich hohen Verluste durch Maschinengewehrfeuer der Verteidiger seit langem vermieden Ausserdem war Cadorna zu zogerlich und verschenkte so des Ofteren bereits erkampfte Anfangserfolge Allein 1915 verloren die Italiener etwa 175 000 Mann namentlich in den ersten vier Isonzoschlachten Deutschland Mythos von Langemarck Bearbeiten Hauptartikel Mythos von Langemarck Von Ende Oktober bis zum 10 November 1914 kam es bei Ypern wiederholt zu verlustreichen Kampfen der Ersten Flandernschlacht Die Oberste Heeresleitung glorifizierte die Verluste mit der Falschmeldung bei Langemarck hatten junge deutsche Regimenter unter dem Gesang Deutschland Deutschland uber alles die vordersten gegnerischen Stellungen eingenommen Diese Meldung setzte den Mythos von Langemarck in die Welt der bis in die NS Zeit hinein existierte und der den angeblichen Opfertod einer jungen gebildeten deutschen Generation verherrlichte Mit den Kampfen bei Ypern endete der Bewegungskrieg An der deutschen Westfront entstand nun ein ausgedehntes System aus Schutzengraben Grabenkrieg Das Elend die Sinnlosigkeit und die enormen psychischen Belastungen des Grabenkrieges siehe Kriegszitterer Kriegstrauma mogen dazu beigetragen haben die Offensive a outrance zu verherrlichen Kampfende und Offiziere hatten das Gefuhl bzw Bedurfnis den gordischen Knoten zerschlagen zu wollen um dem Grabenkrieg irgendwie ein Ende zu machen Siehe auch BearbeitenHimmelfahrtskommandoLiteratur BearbeitenEnglisch Bearbeiten Douglas Porch The March to the Marne The French Army 1871 1914 Cambridge University Press 2003 ISBN 0 521 54592 7 Jack Snyder The Ideology of the Offensive Military Decision Making and the Disasters of 1914 Cornell University Press Ithaca 1984 ISBN 0 8014 8244 5 Cornell Paperbacks 1989 ISBN 978 0 8014 8244 1 Franzosisch Bearbeiten Dimitry Queloz De la manœuvre napoleonienne a l offensive a outrance La tactique generale de l armee francaise 1871 1914 Paris Editions Economica 2009 ISBN 978 2 7178 5685 9 Dissertation 2006 Universitat Neuchatel online Jean Claude Delhez Douze mythes de l annee 1914 Paris Economica 9 ISBN 978 2 7178 6594 3 Jean Marc Marril L offensive a outrance une doctrine unanimement partagee par les grandes puissances militaires en 1914 Revue historique des armees Heft 274 2014 online Einzelnachweise Bearbeiten Verdun 1916 Urschlacht des Jahrhunderts von Olaf Jessen im V H Beck Verlag 2014 Rucksicht Duden Bibliographisches Institut 2017 u a mit ohne Rucksicht auf Verluste umgangssprachlich Verlust Schaden Nachteile fur sich selbst und andere in Kauf nehmend rucksichtslos Alistair Horne Des Ruhmes Lohn Bastei Lubbe 1980 S 25 Stefan Schmidt Frankreichs Aussenpolitik in der Julikrise 1914 Ein Beitrag zur Geschichte des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges Pariser Historische Studien Band 90 Oldenbourg Munchen 2009 ISBN 978 3 486 59016 6 S 105 David Stevenson 1914 1918 Der Erste Weltkrieg Albatros Verlag Mannheim 2010 S 71 laut diesem Artikel hat Foch das Telegramm wahrscheinlich nicht abgeschickt Rudolf Kiszling Franz Graf Conrad von Hotzendorf In Walter Pollak Hrsg Tausend Jahre Osterreich Eine Biographische Chronik Band 3 Der Parlamentarismus und die beiden Republiken Verlag Jugend u Volk Wien 1974 ISBN 3 7141 6523 1 S 39 46 hier S 40 Feldmarschall Conrad Aus meiner Dienstzeit 1906 1918 Band 2 1910 1912 Die Zeit des libyschen Krieges und des Balkankrieges bis Ende 1912 Wien Berlin Leipzig Munchen 1922 S 315 und Rudolf Kiszling Franz Graf Conrad von Hotzendorf In Walter Pollak Hrsg Tausend Jahre Osterreich Eine Biographische Chronik Band 3 Der Parlamentarismus und die beiden Republiken Verlag Jugend und Volk Wien 1974 ISBN 3 7141 6523 1 S 39 46 hier S 41 Reihe Mysteres de guerre no 2 2013 140 SeitenAnmerkungen Bearbeiten Mit attaque ist eher der einzelne Angriff gemeint und mit offensive als Gegensatz zur defensive eher die allgemeine Grundeinstellung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angriff bis zum Aussersten amp oldid 227756911