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Nitronatrit englisch Nitratine ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate mit der Zusammensetzung Na NO3 3 und damit chemisch gesehen ein Natriumnitrat Da die Verbindung ein Natriumsalz der Salpetersaure ist wird das Mineral synonym auch als Natronsalpeter bezeichnet NitronatritKleine weisse Nitronatrit Kristalle bedeckt mit hellbraunem Ton Grosse 8 1 cm 6 1 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1980 s p 1 IMA Symbol Ntt 2 Andere Namen Chilesalpeter Natriumnitrat Natronsalpeter NitratinChemische Formel Na NO3 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Carbonate und Nitrate ehemals Carbonate Nitrate und Borate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana Va 01 V A 01 010 5 NA 05 18 01 01 01Kristallographische DatenKristallsystem trigonalKristallklasse Symbol 3mVorlage Kristallklasse Unbekannte KristallklasseRaumgruppe R3 c Nr 167 Vorlage Raumgruppe 167 3 Gitterparameter a 5 07 A c 16 82 A 3 Formeleinheiten Z 6 3 Haufige Kristallflachen 101 1 seltener 011 2 oder 0001 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 5 bis 2 5 Dichte g cm3 gemessen 2 24 bis 2 29 berechnet 2 25 5 Spaltbarkeit vollkommen nach 101 1 unvollkommen nach 011 2 und 0001 5 Bruch Tenazitat muschelig in geringem Masse biegsam 5 Farbe farblos bis weiss gelblich oder braunlich durch Verunreinigungen 5 Strichfarbe weiss 6 Transparenz durchsichtig 5 Glanz Glasglanz 5 KristalloptikBrechungsindizes nw 1 330 bis 1 336 7 ne 1 580 bis 1 587 7 Doppelbrechung d 0 250 7 Optischer Charakter einachsig negativWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten wasserloslich bei mehr als 80 Luftfeuchtigkeit zerfliessend 5 Besondere Merkmale bitterer scharfer Geschmack wirkt kuhlend 5 Nitronatrit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem entwickelt aber nur selten mit dem blossen Auge sichtbare Kristalle bis etwa drei Millimeter Grosse mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Meist findet er sich vermischt mit anderen Salzen in Form faseriger oder korniger bis derber Mineral Aggregate und Stalaktiten In reiner Form ist Nitronatrit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch mechanische Beimengungen von anderen Mineralen eine gelbliche oder braunliche Farbe annehmen Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiss Mit einer Mohsharte von 1 5 bis 2 gehort Nitronatrit zu den weichen Mineralen das sich ahnlich wie das Referenzmineral Gips Harte 2 mit dem Fingernagel ritzen lasst Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenEine erste Erwahnung des Minerals wenn auch ohne konkrete Benennung oder Angabe einer chemischen Formel findet sich bereits 1823 unter den Beschreibungen der Kristallformen verschiedener synthetischer Salze von Henry James Brooke 1771 1857 Nitronatrit wird hier als rhomboedrisches Prisma im Kapitel Nitrate of Soda beschrieben 8 Wilhelm von Haidinger pragte 1845 den bis heute international gultigen Begriff Nitratin 9 10 fur das rhomboedrische Natriumsalz in Anlehnung an dessen Zugehorigkeit zu den Nitraten und Ernst Friedrich Glocker legte schliesslich 1847 den bis heute im Deutschen gebrauchlichen Namen Nitronatrit fest der sich auf die Formelbestandteile Stickstoff lateinisch Nitrogenium und Natrium bezieht 11 Als Typlokalitat gilt die Region de Tarapaca Region I in Chile die zu den bedeutendsten Lagerstatte fur Natriumnitrat gehort weshalb auch das Synonym Chilesalpeter entstand Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial des Minerals ist bisher nicht bekannt 12 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Nitronatrit zur gemeinsamen Mineralklasse der Nitrate Carbonate und Borate und dort zur Unterklasse Va der Nitrate wo er als Namensgeber die Nitronatrit Gruppe mit der System Nr Va 01 und den weiteren Mitgliedern Nitrammit 2006 diskreditiert 13 und Nitrokalit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr V A 01 10 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Klasse der Nitrate Carbonate und Borate und dort der jetzt als Abteilung gekennzeichneten Nitrate NO3 1 wo Nitronatrit zusammen mit Gwihabait Nitrobaryt und Nitrokalit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 6 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 14 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Nitronatrit in die neu definierte Klasse der Carbonate und Nitrate die Borate bilden hier eine eigene Klasse und dort ebenfalls in die Abteilung der Nitrate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit von Konstitionswasser Hydroxidionen bzw Kristallwasser so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Ohne OH oder H2O zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 5 NA 05 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nitronatrit wie die alte Strunz sche Systematik in die gemeinsame Klasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort in die Abteilung der Einfachen Nitrate ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 18 01 01 innerhalb der Unterabteilung der Einfachen Nitrate mit A xNO3 x H2O x kann gleich Null sein zu finden Kristallstruktur BearbeitenNitronatrit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 c Raumgruppen Nr 167 Vorlage Raumgruppe 167 mit den Gitterparametern a 5 07 A und c 16 82 A sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Eigenschaften BearbeitenNitronatrit ist leicht wasserloslich und bei mehr als 80 Luftfeuchtigkeit zerfliesst er Sein Geschmack wird als bitter scharf und kuhlend beschrieben 5 Bildung und Fundorte BearbeitenNitronatrit bildet sich uberwiegend als Verdunstungsprodukt unter ariden Klimabedingungen wie beispielsweise in ausgetrockneten Salzseen oder durch Grundwasser Auswaschungen Er kann aber auch in abgelagertem Vogelkot Guano entstehen dessen organische Anteile verwittert sind Als Begleitminerale konnen unter anderem Epsomit Gips Halit Mirabilit Nitrocalcit und Nitrokalit auftreten Als seltene Mineralbildung ist Nitronatrit nur von wenigen Fundorten bzw in geringer Stuckzahl bekannt wobei weltweit bisher knapp 100 Fundstatten dokumentiert sind Stand 2021 15 An seiner Typlokalitat in der Region de Tarapaca trat das Mineral in mehreren Nitraterz bzw Guano Lagerstatten der Provinzen Iquique und Tamarugal auf Daneben fand sich Nitronatrit in Chile noch an mehreren Orten in der Region de Antofagasta sowie im Steinbruch Rio de la Sal bei Caballo Muerto in der Region de Atacama Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist der inzwischen verlassene Steinbruch Hasenberg bei Udersdorf in der Vulkaneifel Rheinland Pfalz wo das Mineral in farblosen wurmformigen Aggregaten auftrat 16 Weitere Fundorte liegen unter anderem auf der Bahamas Insel San Salvador im Autonomen Gebiet Xinjiang in China in den italienischen Gemeinden Berceto Emilia Romagna Molfetta Apulien und Campagnano di Roma Latium bei Utsunomiya auf der japanischen Insel Honshu am Salzsee North Ingebright in der kanadischen Saskatchewan im Cernatal in Rumanien im Valle de Carranza in der baskischen Provinz Bizkaia in Spanien bei Decin in Tschechien am Katwe Krater nahe Kasese in Uganda auf der ukrainischen Halbinsel Krim und an vielen Orten in verschiedenen Bundesstaaten der USA 17 Als bisher einzige ausserirdische Mineralbildung von Nitronatrit ist der Meteorit D Orbigny bekannt ein im Juli 1979 nahe dem gleichnamigen Ort in der argentinischen Provinz Buenos Aires gefundener Meteorit aus der Klasse der Angrite In dessen Poren wurde neben unterschiedlichen Mengen des Minerals auch naturliches ultrabasisches Glas entdeckt 18 Verwendung BearbeitenChilesalpeter war der wichtigste anorganische Stickstoffdunger bis es Anfang des 20 Jahrhunderts gelang mithilfe des Haber Bosch Verfahrens synthetische stickstoffhaltige Dungemittel in grossen Mengen herzustellen Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenWilhelm von Haidinger Handbuch der Bestimmenden Mineralogie Braumuller und Seidel Wien 1845 S 487 492 rruff info PDF 332 kB abgerufen am 31 Mai 2021 Erste Klasse Akrogenide IV Ordnung Salze IV Nitrumsalz Nitratin Ernst Friedrich Glocker Generum et specierum mineralium secundum ordines naturales digestorum Eduardum Anton Halae Saxonum Halle an der Saale 1847 S 292 Latein online verfugbar bei archive org Internet Archive abgerufen am 31 Mai 2021 Nitronatrit Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nitratine Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nitronatrit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 31 Mai 2021 David Barthelmy Nitratine Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 31 Mai 2021 englisch Nitratine search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 31 Mai 2021 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Nitratine In rruff geo arizona edu Abgerufen am 31 Mai 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 324 englisch Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 500 a b c d e f g h i j Nitratine In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 65 kB abgerufen am 31 Mai 2021 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c Nitratine In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 31 Mai 2021 englisch Henry James Brooke On the crystalline forms of artificial salts In The Annals of Philosophy Band 5 1823 S 449 452 38 43 117 121 374 englisch rruff info PDF 1 6 MB abgerufen am 31 Mai 2021 Wilhelm von Haidinger Handbuch der Bestimmenden Mineralogie Braumuller und Seidel Wien 1845 S 488 rruff info PDF 332 kB abgerufen am 31 Mai 2021 Erste Klasse Akrogenide IV Ordnung Salze IV Nitrumsalz Nitratin Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated May 2021 PDF 3 5 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Mai 2021 abgerufen am 31 Mai 2021 englisch Ernst Friedrich Glocker Generum et specierum mineralium secundum ordines naturales digestorum Eduardum Anton Halae Saxonum Halle an der Saale 1847 S 292 Latein online verfugbar bei archive org Internet Archive abgerufen am 31 Mai 2021 Nitronatrit Catalogue of Type Mineral Specimens N PDF 160 kB Commission on Museums IMA 10 Februar 2021 abgerufen am 6 Juni 2021 Ernst A J Burke A mass Discreditation of GQN Minerals In The Canadian Mineralogist Band 44 2006 S 1557 1560 englisch cnmnc main jp PDF 119 kB abgerufen am 31 Mai 2021 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 31 Mai 2021 englisch Localities for Nitratine In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 31 Mai 2021 englisch Nitratine from Hasenberg quarry Udersdorf Daun Vulkaneifel District Rhineland Palatinate Germany In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 7 Juni 2021 englisch Fundortliste fur Nitronatrit Nitratine beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 7 Juni 2021 D Orbigny Meteoritical Bulletin Database abgerufen am 7 Juni 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nitronatrit amp oldid 238041868