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Nimezka Mokra ukrainisch Nimecka Mokra von 1946 bis 2016 Komsomolsk Komsomolsk deutsch Deutsch Mokra russisch Nemeckaya Mokraya Nemezkaja Mokraja slowakisch Nemecka Mokra ungarisch Nemetmokra und im bairischen Dialekt Daidsch Mogra ist ein Dorf in den ukrainischen Waldkarpaten in der Oblast Transkarpatien mit etwa 500 Einwohnern Er wurde 1775 von aus dem oberosterreichischen Salzkammergut angeworbenen Holzarbeitern und deren Familien gegrundet Der Name Mokra ist ruthenisch und bedeutet so viel wie nasse Gegend Davon leitet sich auch der Name des etwa 5 km entfernten Nachbarortes Ruska Mokra Ruska Mokra deutsch Ruthenisch Mokra ab Nimezka MokraNimecka MokraNimezka Mokra Ukraine Nimezka MokraBasisdatenOblast Oblast TranskarpatienRajon Rajon TjatschiwHohe 661 mFlache 24 km Einwohner 540 2004 Bevolkerungsdichte 23 Einwohner je km Postleitzahlen 90521Vorwahl 380 3134Geographische Lage 48 23 N 23 50 O 48 38 23 839166666667 Koordinaten 48 22 48 N 23 50 21 OKATOTTH UA21080190030043313KOATUU 2124486102Verwaltungsgliederung 1 DorfBurgermeister Michajlo MahalAdresse vul Miru 22590521 s Ruska MokraStatistische InformationenNimezka Mokra Oblast Transkarpatien Nimezka Mokrai1Das zweisprachige Schild am OrtseingangBlick auf Nimezka MokraAm 12 Juni 2020 wurde das Dorf ein Teil der neu gegrundeten Siedlungsgemeinde Ust Tschorna im Rajon Tjatschiw 1 bis dahin war es ein Teil der Landratsgemeinde Ruska Mokra Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Ende der Osterreichisch Ungarischen Monarchie 1 3 Sowjetische Zeit 1 4 In der Ukraine 2 Sprache 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Ort liegt auf ca 600 m Seehohe im schmalen Tal der Mokrjanka welche in die Tereswa mundet Ende des 18 Jahrhunderts gehorte dieses Gebiet zum ungarischen Komitat Maramaros und es gab im etwa 70 km sudlich gelegenen Solotvina eine florierende Salzgewinnung Der Salinenabbau war damals auf Grund des Salzmonopols ein sehr eintragliches Geschaft jedoch wurden dafur grosse Mengen an Holz benotigt Deshalb entschloss sich die ungarische Verwaltung spezialisierte Salinenarbeiter aus dem oberosterreichischen Salzkammergut anzuwerben Diese sollten in der dicht bewaldeten Region fur den notwendigen Rohstoff Holz sorgen Grundung Bearbeiten Im Jahr 1775 liessen sich ungefahr 100 Arbeiter aus dem Salzkammergut anwerben und zogen gemeinsam mit ihren Familien in die Waldkarpaten Insgesamt etwa 250 Personen kamen im November 1775 dort an und grundeten daraufhin die Siedlung Deutsch Mokra Die ihnen in den Vertragsbedingungen versprochenen Hauser waren jedoch nicht vorhanden und so mussten sie im beginnenden Winter selber fur eine improvisierte Unterkunft sorgen Trotz dieser widrigen Anfangsbedingungen begann die Ortschaft bald zu florieren nicht zuletzt weil zuvor einige Privilegien ausverhandelt wurden wie die Besoldung eines eigenen Pfarrers und Schulmeisters durch die Salzkammer Im Jahre 1815 wurde sogar von Deutsch Mokra aus eine Tochtersiedlung gegrundet das 10 km flussabwarts gelegene Konigsfeld heute Ust Tschorna Ust Chorna Einige Bewohner zogen auch nach Oberwischau dem heute in Rumanien gelegenen Vișeu de Sus wo sie auf die ursprunglich aus der Zips stammenden Zipser trafen und auch dort in der Forstwirtschaft arbeiteten Ende der Osterreichisch Ungarischen Monarchie Bearbeiten nbsp Die Karpatenukraine wird Teil der TschechoslowakeiNach dem Ersten Weltkrieg begann fur die aus dem Salzkammergut stammenden Holzarbeiter in den Waldkarpaten eine schwierige Zeit Die zuvor zum ungarischen Teil der Habsburgermonarchie gehorende Region kam 1919 an die neu gegrundete Tschechoslowakei Hier erhielt der Ort den offiziellen Namen Nemecka Mokra Als wirtschaftliche Verbesserung erwies sich der Bau der Verlangerung der Waldbahn Tereswatal von Ust Tschorna aus im Jahre 1928 Im November 1938 nachdem Hitler das Sudetenland annektiert hatte wurde Deutsch Mokra nach dem Ersten Wiener Schiedsspruch Teil der autonomen Karpatoukraine im Rahmen der Tschechoslowakei wahrend der sudwestliche Teil der Karpatoukraine Ungarn angeschlossen wurde Im Marz 1939 wurde auch das restliche Gebiet bis zu den Theissquellen von Ungarn annektiert Damit war auch Deutsch Mokra ungarisch geworden Nachdem Ende 1944 jedoch die Rote Armee das Gebiet erobert hatte kam die Karpatenukraine offiziell zunachst wieder an die Tschechoslowakei wurde jedoch im Juni 1945 vertraglich der Sowjetunion ubergeben Der Name des Ortes wurde dann am 25 Juni 1946 von Deutsch Mokra ukrainisch Nimecka Mokra in Komsomolsk Komsomolsk geandert 2 nach der Jugendorganisation der KPdSU Komsomol Sowjetische Zeit Bearbeiten Viele deutschsprachige Einwohner von Deutsch Mokra waren in den letzten Kriegsmonaten vom Dritten Reich zur Zwangsarbeit nach Thuringen gebracht worden Als sie von dort 1946 in ihre Heimat zuruckkehrten wurden viele umgehend verhaftet und zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt wo sie im Nationalen Bezirk der Chanten und Mansen als Forstarbeiter im am Ob gelegenen Ort Poljanowo arbeiten mussten Alle deutschsprachigen Bewohner der Sowjetunion wurden namlich von Stalin verdachtigt Kollaborateure des Feindes gewesen zu sein Die erst 1948 aus Thuringen zuruckgekehrten Deutsch Mokraer wurden hingegen nicht mehr deportiert und nach dem Tod Stalins 1953 gab es auch keine unmittelbaren Verfolgungen mehr Bis zum Ende der Sowjetunion blieb Deutsch Mokra nun Teil der Ukrainischen Sowjetrepublik Im Zuge der Planwirtschaft kam die Gegend auch zu bescheidenem Wohlstand da die Holzgewinnung in den Waldkarpaten ungeachtet der langen Transportwege stark ausgebaut wurde Die nach Sibirien deportierten Deutsch Mokraer wurden nach dem Tod Stalins aus der Zwangsarbeit entlassen durften sich jedoch nur innerhalb einer bestimmten Zone in Sibirien frei bewegen In den 1970er Jahren nahmen einige die Gelegenheit wahr in die damalige DDR zu emigrieren viele blieben jedoch im Umkreis von Chanty Mansijsk und assimilierten sich dort In die Waldkarpaten sind aus Sibirien nur wenige zuruckgekehrt Viele Mokraner sind im Zuge der Ostpolitik Willy Brandts Anfang der 1970er Jahre nach Westdeutschland vor allem nach Baden Wurttemberg emigriert 1969 wurde auch der Verkehr der Waldbahn durch den Ort wieder eingestellt die Grunde hierfur lagen in der Verlagerung der Holztransporte auf Lastkraftwagen sowie im schlechten Zustand der Gleisanlagen 1998 und 2001 zerstorten Uberschwemmungen in Mokra und Nemetska Mokra 28 Hauser und beschadigten 42 Haushalte sowie Damme Strassen und Brucken In der Ukraine Bearbeiten Am 24 August 1991 trat die Ukrainische SSR aus der Sowjetunion aus und die Bewohner von Deutsch Mokra bekamen wieder einmal eine neue Staatsangehorigkeit Dadurch wurde es aber moglich Kontakt zum Westen aufzunehmen und auch Reisen aus dem Westen in die Ukraine wurden erleichtert Aus Osterreich und Bayern entdeckten bald einige Sprachwissenschaftler diese kleine bairische Sprachinsel neu und machten diese auch im Westen durch diverse Publikationen bekannt Es wurden auch einige Hilfsprojekte gestartet um den Menschen in Deutsch Mokra zu helfen So sendet beispielsweise die oberosterreichische Landlerhilfe schon seit einigen Jahren Auslandszivildiener in den Ort die dort an verschiedenen Projekten mitarbeiten und auch Deutsch unterrichten Am 4 Februar 2016 erhielt die Ortschaft wieder den Namen Nimezka Mokra 3 4 Seit 2005 ist es Burgern der EU moglich ohne Visum in die Ukraine einzureisen was den Kontakt zwischen dem Salzkammergut und Deutsch Mokra sehr erleichtert hat Umgekehrt hatte 2007 der Beitritt von Polen Ungarn und der Slowakei zum Schengen Raum die Reisefreiheit fur ukrainische Staatsburger stark eingeschrankt Um etwa nach Osterreich zu reisen mussten die Bewohner von Deutsch Mokra erst ins uber 600 km entfernte Kiew fahren um dort mehrere Tage auf ein Schengen Visum zu warten welches noch dazu fur die meisten Menschen unerschwinglich teuer war Dies erschwerte neben der hohen Arbeitslosigkeit die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region Die Visumpflicht fur Kurzaufenthalte ukrainischer Staatsangehoriger im Schengen Raum wurde jedoch am 11 Juni 2017 aufgehoben seitdem benotigen Ukrainer fur den Grenzubertritt kein Visum mehr Sprache BearbeitenDie ausgewanderten Salzkammergutler nahmen nicht nur ihre Fahigkeiten als Holzknechte und Salinenarbeiter mit in die Waldkarpaten sondern auch ihre Brauche ihre Tracht ihre Lieder und ihre Sprache den alten mittelbairischen Dialekt aus dem Salzkammergut Nachdem sie hauptsachlich in den zwei Orten Deutsch Mokra und Konigsfeld lebten wo sie lange Zeit die Mehrheit der Bevolkerung stellten blieb ihre Kultur und die Sprache lange Zeit erhalten Dies war in dieser multilingualen und multiethnischen Gegend aber keine Besonderheit denn in der Karpatenukraine lebten neben Ukrainern noch Ungarn Rumanen Roma jiddisch sprechende Juden Slowaken und Russen bunt gemischt durcheinander meist jedoch in separaten Dorfern Von der ukrainischsprachigen Bevolkerung wurden die Deutsch Mokraer gemeinsam mit anderen deutschsprachigen Gruppen einfach nur Schwaben Shvaby genannt Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren die deutschsprachigen Bewohner massiven Repressionen ausgesetzt und das Russische bzw das Ukrainische verdrangte den alten Dialekt weitgehend Heute leben im gesamten Gebiet des Theresientals nur noch ca 300 Deutschsprachige meist altere Menschen Diese haben jedoch fast nie Standarddeutsch gelernt und konnen sich noch am ehesten mit Osterreichern unterhalten die noch die alte Form vom Salzkammergutdialekt beherrschen Fur viele moderne Begriffe verwenden sie meist russische und ukrainische Worter So heisst beispielsweise eine Almhutte Kolifn von ukrainisch koliba und eine Lokomotive Maschin Spatestens seit 1991 ist Ukrainisch auch die dominierende Sprache in allen Lebensbereichen dieser Menschen Publikationen zum Salzkammergut Dialekt in Deutsch Mokra kommen vor allem von Hermann Scheuringer und Wilfried Schabus beide Universitat Wien Georg Melika Universitat Uschhorod und vom Innviertler Dialektschriftsteller Hans Kumpfmuller von dem das Buch uber vergessene Osterreicher zur Ausstellung Genosse Iwan Zepezauer Bilder aus Transkarpatien 2006 im StifterHaus Linz stammt Literatur BearbeitenStephan Gaisbauer und Hermann Scheuringer Hg KARPATENbeeren bairisch osterreichische Siedlung Kultur und Sprache in den ukrainisch rumanischen Waldkarpaten Schriften zur Literatur und Sprache in Oberosterreich Band 10 Adalbert Stifter Institut des Landes Oberosterreich Linz 2006 ISBN 3 900424 53 5 mit Beitragen von Hermann Scheuringer Deutsche Sprache in den ukrainisch rumanischen Waldkarpaten und Wilfried Schabus Die alt salzkammergutlerischen Dialekte von Deutsch Mokra und Konigsfeld sowie Heimat Sibirien Die Letzten der verbannten Alt Salzkammergutler aus Mokra und Erinnerungen eines Dialektologen Deutsch Mokra und Konigsfeld im Fruhling 1997 Hans Kumpfmuller Vergessene Osterreicher Bilder aus Transkarpatien Molden Wien 2006 ISBN 3 85485 164 2 Georg Melika Die Deutschen der Transkarpatien Ukraine Entstehung Entwicklung ihrer Siedlungen und Lebensweise im multiethnischen Raum Elwert Marburg 2002 ISBN 3 7708 1218 2 Georg Melika Ivan Tscholos Arbeits und Lebensbedingungen der Salzkammergutler von Konigsfeld in Transkarpatien Ukraine In Oberosterreichische Heimatblatter 1995 Heft 2 ooegeschichte at PDF 1 6 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutsch Mokra Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Georg Ch Heilingsetzer Eine vergessene Welt Austria Forum von Wiener Zeitung 17 Dez 2016 Abgerufen am 10 April 2022 Landlerhilfe at Deutsch Mokra Radio Fro Linz Sprachinseln in den Waldkarpaten Sendung von Eugenie Kain download moglich Freies Radio Salzkammergut Im EXil Spurensuche in den Waldkaparten Sendung mit Michael Wunderer und Mario Friedwagner download moglich Stephan Gaisbauer Hrsg Hans Kumpfmuller Fotografien KARPATENbeeren bairisch osterreichische Siedlung Kultur und Sprache in den ukrainisch rumanischen Waldkarpaten Schriften zur Literatur und Sprache in Oberosterreich Band 10 Linz 2006Einzelnachweise Bearbeiten Rozporyadzhennya Kabinetu Ministriv Ukrayini vid 12 chervnya 2020 roku 712 r Pro viznachennya administrativnih centriv ta zatverdzhennya teritorij teritorialnih gromad Zakarpatskoyi oblasti Ukaz Prezidiyi Verhovnoyi Radi URSR vid 25 chervnya 1946 Pro zberezhennya istorichnih najmenuvan ta utochnennya i vporyadkuvannya isnuyuchih nazv naselenih punktiv Zakarpatskoyi oblasti Verhovna Rada Ukrayini Postanova vid 4 fevral 2016 984 VIII Pro perejmenuvannya okremih naselenih punktiv ta rajoniv http www golos com ua article 264378Normdaten Geografikum GND 1183840632 lobid OGND AKS VIAF 1548155598032615600006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nimezka Mokra amp oldid 236306358