www.wikidata.de-de.nina.az
Neusser ist eine Familie von Orgelbauern die uber drei Generationen Orgeln baute und deren Werkstatt in Neutitschein fast 100 Jahre bestand Die Werkliste umfasst mehr als 150 Instrumente Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenJohann auch Jan Neusser 19 Oktober 1807 in Neutitschein 1 Juli 1878 ebenda wurde als Sohn des Hauslers und Messerschmieds Joseph Neusser 13 Marz 1777 in Zivotice deutsch Seitendorf 20 September 1849 in Neutitschein und seiner ersten Frau Susanna Neusser geb Ritz 9 Dezember 1773 in Seitendorf 17 Mai 1818 geboren Die Familie zog 1809 nach Seitendorf wo Johann Neusser elf Jahre die Schule besuchte und auch das Geigen und Flotenspiel erlernte Wie sein Vater erlernte er den Beruf des Messerschmieds baute 1822 aber eigenstandig seine erste Flote und zwei Drehorgeln und 1823 ein Orgelpositiv nach einem Vorbild in einer Kirche Wahrend die Familie 1824 wieder nach Neutitschein zog erlernte Neusser den Orgelbau bei Fabian Sebastian Staudinger 1766 1839 in Engelsberg der die Begabung des Jungen erkannte 1 1827 erhielt er den Gesellenbrief und grundete 1828 in Neutitschein eine eigene Orgelbauwerkstatt in der er von 1828 bis 1870 insgesamt 44 Orgeln baute 2 Er erwarb 1833 das Haus der Schwiegereltern das er umbaute und heiratete am 26 November 1833 Josepha Neusser 30 Januar 1809 in Seitendorf 28 November 1891 in Neutitschein eine Tochter des Mullers Franz Cziep Cipova Er hatte mit ihr elf Kinder von denen bis auf die Tochter Johanna 19 Januar 1804 18 Dezember 1826 in Neutitschein und Karl Boromaus Anton Neusser keines das erste Lebensjahr erreichte 1836 wurde Johann Neusser Burger von Neutitschein Ab 1870 lebte er zuruckgezogen 1 Die Orgeln von Johann Neusser stehen an der Schwelle vom Barock zur Romantik und weisen oft Kompromisse oder Elemente aus beiden Epochen auf 15 seiner 44 Orgeln waren zweimanualig mit 12 21 Registern Die 25 einmanualigen verfugten uber 8 13 Register vier Positive uber je sechs Register Die einmanualigen Werke basierten auf einem Prinzipal 8 oder 4 die zweimanualigen im Hauptwerk Manual auf einem Prinzipal 8 und im zweiten Manual Positiv auf einem Prinzipal 4 niemals auf einem Prinzipal 2 Der Prinzipalchor aus 8 4 2 2 3 2 und drei oder vierfacher Mixtur war meist vollstandig ausgebaut Bei Orgeln ab 18 Registern trat ein 16 hinzu In der Anfangszeit finden sich die engen Holzgedackte Flaut maior 8 und Flaut minor 4 nebeneinander spater wird eine der beiden ersetzt so durch Bordun 8 oder Flaut dolce 4 oder Flaut travers 4 oder ein 4 Streichregister Die Quinte 1 1 3 stand im Positiv Bis 1840 waren die Dispositionen weitgehend barock gepragt ab 1850 begegnen viele neue Registernamen Die Manualklaviaturen hatten einen Umfang von C bis d3 und waren ab 1845 voll chromatisch ausgebaut das Pedal hatte eine kurze Oktave und reichte von C bis a oder h bei grosseren Orgeln eine verkurzte Bassoktave ohne Cis und Dis 3 Johann Neusser schickte seinen einzigen uberlebenden Sohn Karl Neusser 2 November 1844 in Neutitschein 9 Februar 1925 4 mit 13 Jahren nach Bystrice pod Hostynem und dann nach Krasno nad Becvou um dort Tschechisch zu lernen da in der Familie vorwiegend Deutsch gesprochen wurde 5 Anschliessend erlernte Karl bei seinem Vater das Schreinern da dies zur Orgelbauerzunft gehorte Zudem wurde er als Organist ausgebildet Er erhielt 1860 den Gesellenbrief und wurde Orgelbaumeister 1866 1867 vertiefte er wahrend des Deutschen Kriegs seine Kenntnisse im Orgelbau vermutlich bei Friedrich Werner in Graz und bei Josef Loyp in Wien Karl Neusser war mit Marie Neusser geb Habermann 18 September 1845 in Neutitschein 27 November 1918 ebenda verheiratet Seit 1868 arbeitete er in der vaterlichen Werkstatt mit und ubernahm sie im Jahr 1870 In den Folgejahren erweiterte er sie und fuhrte sie zur Blute Zeitweise hatte er bis zu 20 Angestellte Orgelneubauten unter der Leitung von Karl Neusser entstanden zwischen 1873 und 1913 Neussers Geschaftsbeziehungen erstreckten sich wohl uber die ganze osterreichisch ungarische Monarchie Etliche Neubauten wurden nach Niederosterreich geliefert vereinzelt sogar bis nach Arriach Karnten und Campitello di Fassa Trentino Karl Neusser bewarb sich 1894 fur den Bau der Millenniumsorgel in der Katharinenkirche Temeswar Westrumanien Inserate der Orgelbaufirma K Neusser Orgel Harmonien Fabrik in Neutitschein finden sich haufig in den osterreichischen Zeitungen so am 15 Januar 1888 in der Wiener Zeitung 6 Die Firma stellte auch Harmonien her und handelte mit Klavieren In den 1880er und 1890er Jahren stand sie in Konkurrenz zu Rieger Orgelbau in Krnov Jagerndorf Karl Neusser war fortschrittlich ausgerichtet und fuhrte spatestens 1877 7 die Kegellade und zu Beginn der 1890er Jahre die Rohrenpneumatik auf Grundlage des Patents von Carl Gottlieb Weigle ein 8 Neusser baute fur die Pfarrkirche Citov eine rohrenpneumatische Orgel die auf der Wiener Musik und Theaterausstellung 1892 ausgestellt wurde 9 Unter Einfluss der cacilianischen Reform bevorzugte er zarte Streicherstimmen wie Gamba Salicional Fugara Cello in grundtonigen Dispositionen Die gemischten Stimmen sind oft progressiv gestaffelt sanft intoniert und weisen wenig Repetitionen auf Der Quintchor ist konisch gefertigt Die Manualklaviaturen reichen von C bis f3 manchmal nur bis c3 die Pedalklaviatur bis h0 oder c1 5 Die dritte Generation der Bruder Franz Karl Maria 3 Dezember 1870 in Neutitschein und Johann Neusser 16 April 1872 in Neutitschein 17 Februar 1893 ebenda konnte die Tradition nicht mit Erfolg fortfuhren 10 Johann Neusser wurde nur 20 Jahre alt Franz Neusser heiratete am 24 Juli 1899 Franziska Anna Neusser geb Wibora 13 Januar 1874 in Neutitschein 10 Februar 1945 in Wien Er war wie sein Vater Organist und Orgelbauer Nach dem Ersten Weltkrieg litt das Unternehmen unter den Kriegsanleihen und wurde um 1920 aufgelost 11 Franz Neusser ist 1921 bei der Salzburger Firma Hans Mertel aufgefuhrt Werke Auswahl BearbeitenKursivschreibung zeigt an dass die Orgel nicht mehr oder nur noch der Prospekt erhalten ist In der funften Spalte bezeichnet die romische Zahl die Anzahl der Manuale ein grosses P ein selbststandiges Pedal und ein kleines p ein nur angehangtes Pedal Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand und zu Besonderheiten sowie Links mit weiterfuhrender Information Jahr Ort Gebaude Bild Manuale Register Bemerkungen1857 Verovice Himmelfahrt der Jungfrau Maria I P 12 Neubau Johann Neusser erhalten1859 Hradisko Kromeriz Allerheiligen II P 15 Neubau Johann Neusser erhalten1860 Bludovice Novy Jicin Kapelle St Michael I P 6 Neubau Johann Neusser erhalten1879 Vsechovice Hl Dreifaltigkeit II P 14 Neubau Karl Neusser erhalten1881 Randegg Pfarrkirche Randegg nbsp I P 10 Neubau Karl Neusser hinter neugotischem Gehause seit 1989 mit einem Werk der Rieger Orgelbau 12 1884 Murstetten Pfarrkirche Murstetten I P 7 Neubau Karl Neusser in einem neobarocken Gehause 13 1884 Campitello di Fassa Santi Filippo e Giacomo nbsp I P 7 Neubau Karl Neusser mit mechanischer Traktur erhalten1892 Stixneusiedl Pfarrkirche Stixneusiedl I P 6 Neubau Karl Neusser 14 1893 Loosdorf Pfarrkirche Loosdorf nbsp II P 17 Neubau Karl Neusser in einem barocken und teils erganzten Gehause 15 1897 Dolny Badin Erzengel Michael Kirche I p 5 Neubau Karl Neusser erhalten1898 Hagendorf Filialkirche Hl Wolfgang I P 8 Neubau Karl Neusser1898 Hagenberg Pfarrkirche Hagenberg I P 9 Neubau Karl Neusser 16 1903 Perchtoldsdorf Pfarrkirche Perchtoldsdorf II P 26 Neubau Karl Neusser nicht erhalten 17 1903 Ladomerska Christ Konig I P 6 Neubau Karl Neusser in einem neugotischen Gehause erhalten1907 Neuhofen an der Ybbs Pfarrkirche Neuhofen an der Ybbs nbsp II P 18 Neubau Karl Neusser in einem neugotischen Gehause von Matthaus Mauracher 1874 12 1907 Arriach Vier Evangelisten Kirche nbsp II P 16 Neubau Karl Neusser erhalten1908 Zlkovce Sieben Schmerzen I P 6 Neubau Karl Neusser1908 Kleinraming Pfarrkirche Kleinraming nbsp II P 12 Neubau Karl Neusser in neugotischem Gehause erhalten1909 Neunkirchen Stadtpfarrkirche Neunkirchen II P 20 Neubau Karl Neusser pneumatische Traktur seit 1983 durch eine Orgel der OO Orgelbauanstalt St Florian ersetzt1910 Hof am Leithaberge Pfarrkirche Hof am Leithaberge II P 10 Neubau Karl Neusser nicht erhalten1910 Ruzindol St Bartholomaus II P 12 Neubau Karl Neusser erhalten1912 Vavrisovo Ev luth Kirche I P 9 Neubau Karl Neusser erhalten1914 Babina Ev luth Kirche I p 5 Neubau Karl Neusser um 1939 Umsetzung in neue Kirche erhaltenLiteratur BearbeitenJana Aratorova Hudebni zivot v Novem Jicine v dlouhem 19 stoleti Dissertation Brunn 2010 online tschechisch Jiri Kratky Ernst Kuttler a syn posledni varhanari rodu Kuttleru In Casopis Slezskeho Zemskeho Muzea Serie B 67 2018 S 193 203 Gertrude Langer Ostrawsky Die historischen Orgeln in Perchtoldsdorf Die Franz Schmidt Orgel zu St Augustin in Perchtoldsdorf Fs zur Weihe der neuen Orgel im August 1985 S 73 89 Jiri Sehnal Die Entwicklung der mahrischen Orgelbaukunst bis zum Jahr 1900 In Die Musik des Ostens Band 9 1983 S 29 65 Jiri Sehnal Leben und Werk des Orgelbauers Jan Neusser 1807 1878 aus Novy Jicin In Acta Musei Moraviae 58 1973 S 163 216 Bohumil Sevcik Varhany novojicinskeho varhanare Karla Neussera Prispevek k dejinam varhan na Morave In Vlastivedny sbornik Novojicinska 65 2015 S 83 108 tschechisch Weblinks Bearbeitengalerieosobnosti muzeumnj cz Biografie Karl Neusser tschechisch galerieosobnosti muzeumnj cz Biografie Johann Neusser tschechisch organy hc sk Leben und Werk von Karl Neusser slowakisch varhany net Karl Neusser in der Datenbank tschechisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Jiri Sehnal Leben und Werk des Orgelbauers Jan Neusser 1807 1878 aus Novy Jicin In Acta Musei Moraviae 58 1973 S 210 Biografie Johann Neusser abgerufen am 2 Januar 2023 Jiri Sehnal Leben und Werk des Orgelbauers Jan Neusser 1807 1878 aus Novy Jicin In Acta Musei Moraviae 58 1973 S 210 211 Biografie von Karl Neusser abgerufen am 2 Januar 2023 a b organy hc sk Leben und Werk von Karl Neusser slowakisch abgerufen am 12 Januar 2023 Wiener Zeitung vom 15 Januar 1888 abgerufen am 11 Januar 2023 Jiri Sehnal Die Entwicklung der mahrischen Orgelbaukunst bis zum Jahr 1900 1983 S 62 Jana Aratorova Hudebni zivot v Novem Jicine v dlouhem 19 stoleti Dissertation Brunn 2010 S 62 online tschechisch abgerufen am 3 Januar 2023 Osterreichische Musik und Theaterzeitung 1892 Heft 22 S 9 10 abgerufen am 11 Januar 2023 Ein Konrad Neusser lasst sich biografisch nicht nachweisen und ist wohl mit Karl Neusser zu identifizieren Die Unklarheit hinsichtlich seiner Identitat wurde vermutlich dadurch begunstigt dass Karl Neusser in seinem Briefkopf und seinen Unterschriften stets nur als K Neusser firmierte Die Angabe eines Konrad Neusser findet sich wohl erstmals 1955 in Oskar Eberstaller Orgeln und Orgelbauer in Osterreich Bohlau Graz 1955 Google Books was auf fehlerhaft ausgefullten Fragebogen beruhen durfte Jiri Kratky Ernst Kuttler a syn posledni varhanari rodu Kuttleru In Casopis Slezskeho Zemskeho Muzea Serie B 67 2018 S 193 203 hier S 193 194 a b Die Kunstdenkmaler Osterreichs Dehio Niederosterreich sudlich der Donau 2003 Kunstlerverzeichnis S 2830 Orgel in Murstetten abgerufen am 12 Januar 2023 Orgel in Stixneusiedl abgerufen am 12 Januar 2023 Orgel in Loosdorf abgerufen am 12 Januar 2023 Die Kunstdenkmaler Osterreichs Dehio Niederosterreich nordlich der Donau 1990 Kunstlerverzeichnis S 1374 Christian Fastl Perchtoldsdorf In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neusser Orgelbauer amp oldid 235552524