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Die Nationalistische Front NF war eine 1985 gegrundete deutsche rechtsextreme Partei die 1992 als verfassungswidrige Organisation verboten wurde Ziel war dabei nie der Erfolg bei Wahlen sondern das Eindringen in die Jugendkultur und die Rekrutierung von aktiven Kadern fur den Aufbau eines Nationalen Sozialismus Die Nationalistische Front war eine der ersten rechtsextremen Organisationen der Bundesrepublik die seit Mitte der 1980er versuchten Kontakte in die Skinhead Szene der DDR aufzubauen und diese im Sinne des Nationalsozialismus zu politisieren 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhaltliches Profil 3 Organisation 4 Finanzierung 5 Politische Aktivitaten 6 Die NF als Objekt geheimdienstlicher Aktivitaten 7 Bekannte Mitglieder 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem Verbot der Volkssozialistische Bewegung Deutschlands Partei der Arbeit VSBD und der Inhaftierung von Friedhelm Busse im Jahr 1982 grundeten Busse Anhanger im September 1983 in Munchen die Nationale Front Bund Sozialrevolutionarer Nationalisten NF BSN als VSBD Nachfolgeorganisation 1984 nannte sich die NF BSN in Nationalistische Front um Am 16 November 1985 konstituierte sich die NF in Steinhagen bei Bielefeld als bundesweite Partei 2 Grunder und erster Vorsitzender der Partei wurde Bernhard Pauli Pauli war vorher Mitglied des Nationaldemokratischen Hochschul Bundes der Solidaristischen Offensive SOL und des VSBD Nach internen Auseinandersetzungen Anfang 1986 wurde Pauli durch Meinolf Schonborn einen ehemaligen Unteroffizier der Bundeswehr 3 der im November 1984 aus der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands ausgeschlossen worden war als 1 Vorsitzender abgelost Schonborn blieb bis zum Verbot Vorsitzender der NF Die NF verfugte 1989 uber organisatorische Stutzpunkte in Bielefeld Munchen Bremen und Berlin 4 Erste Kontakte in die DDR entstanden spatestens 1986 als die NF Zeitschrift von engen Kontakten nach Oranienburg schrieb Nach der politischen Wende entstanden Stutzpunkte der NF in Oranienburg Eberswalde und Konigs Wusterhausen alles Kleinstadte im Berliner Umland 1 Die nationalrevolutionare und antikapitalistische Variante des Rechtsextremismus den die NF propagierte fiel insbesondere in der DDR auf fruchtbaren Boden wohin sich nach der Wende schnell das Zentrum der Partei hin verschob 1 Dabei beruhte der Aufbau der Partei auch schon zu Grundungszeiten darauf einzelne Kader zu schulen und diese im Verborgenen arbeitenden Gruppen anzuleiten Nach der politischen Wende in der DDR nutzte die Nationalistische Front ihre bereits etablierten Kontakte in die DDR Skinheadszene brachte deren Aktivisten zu Schulungen nach Westdeutschland woraufhin sie nach einigen Monaten zuruckkehrten und rechtsextreme Gruppen in der DDR aufbauten 1 Grundsatzlich legte die NF keinen Wert auf Wahlen 1 und kandidierte so in ihrer Geschichte nur bei drei Wahlen davon zwei Kommunalwahlen bei den Wahlen in Bremen 1991 0 03 den Kommunalwahlen in Berlin 1992 0 31 und bei den Landratswahlen in Kelheim 1992 1 29 1992 kam es zu folgenschweren internen Konflikten die sich an der Frage der Bildung sogenannter Nationaler Einsatzkommandos NEK entzundete die sich eng an die Freikorps der Weimarer Zeit anlehnten Es kam zu einer Spaltung in zwei Flugel Die Gegner um Andreas Pohl ehemaliger Schlagzeuger von Kraft durch Froide veranstalteten am 8 August 1992 in Kremmen im Berliner Umland einen ausserordentlichen Parteitag auf dem Pohl zum Vorsitzenden ausgerufen wurde Gegen diesen Putsch ging Meinolf Schonborn juristisch vor Vor Gericht wurde ihm das Recht zur weiteren Fuhrung der NF zugesprochen In Folge verliessen Pohl und seine Gefolgsleute die NF und grundeten die Sozialrevolutionare Arbeiterfront SrA Am 27 November 1992 wurde die NF durch den damaligen Innenminister Rudolf Seiters CDU wegen ihrer Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus und ihrer aggressiv kampferischen Agitation verboten Zum Zeitpunkt des Verbots verfugte die NF uber Ortsgruppen in Detmold Bremen und Braunschweig Inhaltliches Profil BearbeitenDas Programm der NF orientierte sich an den Ideen der Gebruder Gregor und Otto Strasser 5 Die Partei verstand sich als Teil einer weltweiten Bewegung des sozialrevolutionaren Befreiungsnationalismus Antikapitalistische und antiimperialistische Propaganda gegen die Bonzen sowie gegen kapitalistische und kommunistische Systeme waren Teil der nationalrevolutionaren Demagogik Da Deutschland in seinem Volksschicksal fremder Entscheidungsgewalt unterworfen sei so eine Forderung des NF Zehn Punkte Programms ware fur die friedliche Zukunft Deutschlands die antiimperialistische Nationale Befreiung von fremder Macht und ihren deutschen Handlangern vonnoten Den weltanschaulichen Kern der NF bildeten Auslanderfeindlichkeit und Antisemitismus basierend auf volkisch rassistischem Gedankengut So wurde im NF Zehn Punkte Programm gefordert der Einsatz fur die Bewahrung der Volksidentitat der Lebenswerte und der Wesensart der Deutschen Nation nachdrucklichen Kampf gegen das System der nationalen Selbstauflosung gegen weitere fremdvolkische Einwanderung und fur die Heimfuhrung der Auslander Dieser Kampf ist gleichzeitig ein Einsatz fur die Selbstverwirklichung des Deutschen Volkes im eigenen Volksraum wie ein Einsatz fur die Selbstverwirklichung der in ihrer Identitat bedrohten Auslander Weitere Forderungen waren etwa die Brechung der Zinsknechtschaft nach Gottfried Feder oder die Errichtung einer solidarischen Volksgemeinschaft Organisation BearbeitenDie NF war nach ihrem Selbstverstandnis eine weltanschaulich geschlossene Kaderpartei Potentielle Anwarter wurden genau unter die Lupe genommen bevor sie eine halbjahrige Probezeit absolvieren mussten die ein obligatorisches Grundseminar einschloss Auch danach folgten weiteren Schulungs und Weiterbildungstreffen 1 Die Parteistruktur folgte laut eigenen Aussagen dem Prinzip des demokratischen Zentralismus In dieser strengen Befehlshierarchie wurden die Leitlinien von der Organisationsleitung vorgegeben Das Zentrum der Partei lag in Bielefeld 1 Eine Ebene darunter war der Bereichsleiter darunter der Ortsgruppenleiter angesiedelt Die unterste Stufe bildete der Stutzpunkt Geographisch war die NF in die Bereiche Nord Sud und Mitte gegliedert Rein formal existierte zudem ein Bereich Ost der die Gebiete jenseits der Oder Neisse Linie zusammenfasste Die NF gab von 1985 bis 1987 bundesweit die Publikation Klartext heraus die von 1981 bis 1985 eine Jugendzeitschrift der Jungen Nationaldemokraten war Von 1988 bis 1990 gab die NF Nachrichten aus der Szene heraus aus der 1991 Revolte hervorging Als interner Rundbrief erschien ab 1989 bis zum Verbot alle sechs Wochen der Aufbruch Daneben gab es zahlreiche regionale Publikationen der NF Ortsgruppen wie etwa Wille und Weg Westberlin Kelheimer Beobachter Volkskampf oder Hetzer Fur Jugendliche ab 14 Jahre gab es die NF Vorfeldorganisation Jungsturm Deutschland die spater nicht vom Verbot betroffen war Auch der Forderkreis Junges Deutschland der von Schonborn noch wahrend seiner Zeit bei den Nationaldemokraten gegrundet worden war und spater als Auffangbecken fur NF Sympathisanten fungierte war nicht vom NF Verbot betroffen Finanzierung BearbeitenEin Teil der Finanzierung der NF erfolgte aus Erlosen des von Schonborn geleiteten Klartext Verlags Der Verlag vertrieb Zeitungen Schulungsmaterialien Aufkleber Anstecker T Shirts und Musik CDs Sitz des Verlags und des NF Schulungszentrums war ein 1986 von Schonborn gekauftes Haus in der Bielefelder Bleichstrasse 1989 kaufte die NF ein weiteres Haus in Detmold Pivitsheide 1991 wurde das Haus in Bielefeld aufgegeben und Detmold das Hauptzentrum der NF samt Verlag Politische Aktivitaten BearbeitenZentrale Aktivitaten bildeten die Mitgliederschulungen die in eigenen Schulungszentren stattfanden oder aber in Zusammenarbeit mit anderen rechtsextremen Organisationen wie etwa der Artgemeinschaft Germanische Glaubens Gemeinschaft wesensgemasser Lebensgestaltung Die NF Aktivisten nahmen an diversen Demonstrationen und Aufmarschen teil so etwa an Rudolf Hess Gedenkmarschen oder Veranstaltungen zum Heldengedenken fur gefallene SS Mitglieder 1991 war die NF Initiator einer Kampagne Schluss mit dem Holocaust Als Zeichen fur die Gewaltbereitschaft ihrer Anhanger wurden die seit 1986 jahrlich stattgefundenen Wehrsportlager gesehen Die Partei gab mehrere Druckerzeugnisse heraus die ihre Ideologie vor allem unter Jugendlichen verbreiten sollten Dazu gehorte neben der Parteizeitung Klartext das Fanzine Nachrichten aus der Szene und die Zeitschrift Revolte Zeitung der nationalistischen Bewegung 1 Im Dezember 1988 verubte das NF Mitglied Josef Saller einen Brandanschlag auf ein Haus in Schwandorf in dem hauptsachlich Auslander wohnten Vier Menschen Osman Can 49 Fatma Can 43 Mehmet Can 11 und Jurgen Hubener 47 verbrannten bzw erstickten 6 7 Die NF als Objekt geheimdienstlicher Aktivitaten BearbeitenWie andere rechtsextreme Organisationen war auch die NF das Ziel geheimdienstlicher Uberwachung Von 1983 bis 1985 war Norbert Schnelle als V Mann des nordrhein westfalischen Landesamtes fur Verfassungsschutz tatig Er war zunachst Mitglied der Jungen Nationaldemokraten um Meinolf Schonborn und trat mit ihm spater in die NF ein Schnelle war an mehreren Straftaten beteiligt und warnte seine Kameraden vor Hausdurchsuchungen Fur seine Informationen erhielt er 14 400 DM Mit diesem Honorar wurde die NF mitfinanziert 8 Erst einige Jahre spater gelang es dem nordrhein westfalischen Verfassungsschutz einen weiteren V Mann in Schonborns Nahe zu platzieren Ab Marz 1991 war der Solinger Bernd Schmitt auf die NF und deren Nationale Einsatzkommandos NEK angesetzt 9 Schmitt baute nach Muster der NEK eine paramilitarische Kaderorganisation mit dem Namen Deutscher Hochleistungskampfkunstverband DHKKV auf Aus den Reihen der DHKKV kamen drei der vier Tater des Mordanschlags von Solingen 10 Auch das niedersachsische Landesamt fur Verfassungsschutz setzte 1992 einen V Mann in der NF ein Ab April 1992 wurde der damals arbeitslose ehemalige Skinhead Michael Wobbe der sich eigentlich von der rechtsextremen Szene abgewendet hatte auf Schonborn und die NF angesetzt Innerhalb weniger Wochen avancierte der V Mann zum Sicherheitschef der NF 11 Der V Mann war auch nach dem Verbot der NF weiterhin aktiv berichtete nunmehr uber Schonborns Untergrundaktivitaten und betatigte sich im Auftrag des Verfassungsschutzes als Reisekader um weitere Gruppen aufzubauen und Spenden einzusammeln Angeblich sammelte er etwa 60 000 DM Fur seine Tatigkeiten innerhalb der NF erhielt er anfangs 300 DM spater 700 DM im Monat zuzuglich Pramien und Spesen die gelegentlich bis zu 5 000 DM monatlich ausmachten Der V Mann wurde im September 1993 entpflichtet Er gab in einem Interview 1996 selbst zu dass ohne seine Aktivitaten verschiedene Straftaten nicht begangen worden waren 12 Der Militarische Abschirmdienst MAD schleuste 1989 einen V Mann in Schonborns NF Der Soldat Michael P sollte uber mogliche geplante Anschlage der NF auf Kasernen der Bundeswehr und der Alliierten berichten Der V Mann fand schnell das Vertrauen von Schonborn und belieferte die NF mit neuesten militarischen Karten sowie mehreren Dutzend Betten aus Bundeswehrbestanden fur das NF Schulungszentrum Uber den MAD erhielt die NF zudem Ausbildungsmaterial fur Pioniereinheiten sowie einschlagige Vorschriften fur die Sprengausbildung Als der V Mann im Auftrag Schonborns eine militarische Ausbildung im Nahen Osten antreten sollte stieg er aus Im Februar 1990 wurde der Bundeswehrsoldat nach Kanada spater in die USA versetzt 2002 erhielt er in den USA Asyl da seine Sicherheit in Deutschland nicht gewahrleistet werden konnte 13 Bekannte Mitglieder BearbeitenMeinolf Schonborn Steffen Hupka Jens Puhse Michael WobbeLiteratur BearbeitenJens Mecklenburg Handbuch deutscher Rechtsextremismus Elefanten Press 1996 Kapitel Nationalistische Front NF Seiten 295 bis 297 Thomas Grumke Bernd Wagner Handbuch Rechtsradikalismus Leske und Budrich 2002 Kapitel Nationalistische Front NF Seiten 420 bis 423 Heike Kleffner und Anna Spangenberg Generation Hoyerswerda Das Netzwerk militanter Neonazis in Brandenburg Februar 2016Weblinks BearbeitenVerbotsverfugung vom 26 November 1992 im WortlautEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Ralph Gabriel Ingo Grastorf Tanja Lakeit Lisa Wandt David Weyand Futur Exakt Jugendkultur in Oranienburg zwischen rechtsextremer Gewalt und demokratischem Engagement In Hajo Funke Hrsg Schriftenreihe Politik und Kultur Band 6 Verlag Hans Schiler Berlin 2004 ISBN 3 89930 074 2 S 74 ff Richard Stoss Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Westdeutscher Verlag 1989 S 162 Wolfgang Purtscheller Aufbruch der Volkischen das braune Netzwerk Picus Verlag 1993 S 305 Richard Stoss Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Westdeutscher Verlag 1989 S 162 Wolfgang Benz Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Fischer Verlag 1992 S 312 Bericht vom Brandanschlag Memento vom 6 Oktober 2002 im Internet Archive Gedenken an Osman Fatma Can Mehmet und Jurgen Memento vom 23 Mai 2013 im Internet Archive publikative org vom 18 Dezember 2011 Ralf Gossner Geheime Informanten Knaur 2003 S 145 Ralf Gossner Geheime Informanten Knaur 2003 S 88 Frank Neubacher Fremdenfeindliche Brandanschlage eine kriminologisch empirische Untersuchung von Tatern Tathintergrunden und gerichtlicher Verarbeitung in Jugendstrafverfahren Forum Verlag Godesberg 1998 S 51 Rehkopfs Reisen Der Spiegel 13 1996 vom 25 Marz 1996 Seite 65f Ralf Gossner Geheime Informanten Knaur 2003 S 151f Jochen Bittner Der Spion der in die Kalte ging Die Zeit 20 2002 8 Mai 2002 Online einsehbar In Deutschland verbotene rechtsextreme Organisationen Sozialistische Reichspartei SRP Bund Deutscher Nationalsozialisten BDNS Wehrsportgruppe Hoffmann WSG Volkssozialistische Bewegung Deutschlands Partei der Arbeit VSBD PdA Aktionsfront Nationaler Sozialisten Nationale Aktivisten ANS NA Nationale Sammlung NS Nationalistische Front NF Deutsche Alternative DA Nationale Offensive NO Wiking Jugend WJ Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei FAP Blood and Honour B amp H Collegium Humanum CH Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten VRBHV Heimattreue Deutsche Jugend HDJ Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene und deren Angehorige HNG Altermedia Deutschland Weisse Wolfe Terrorcrew Artgemeinschaft Germanische Glaubens Gemeinschaft wesensgemasser Lebensgestaltung Hammerskins Normdaten Korperschaft GND 16192768 3 lobid OGND AKS VIAF 212346609 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nationalistische Front amp oldid 238414220