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Die Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene und deren Angehorige e V HNG war eine 1979 gegrundete Organisation die bundesweit rechtsextreme verurteilte Straftater wahrend und nach ihrer Haftzeit in Justizvollzugsanstalten betreute und unterstutzte Zuletzt hatte die Organisation rund 600 1 Mitglieder und gehorte damit zu den mitgliederstarksten rechtsextremen Organisationen in Deutschland Ihren letzten Sitz hatte sie in Frankfurt am Main ihre letzte Adresse war hingegen in Mainz Gonsenheim Am 21 September 2011 wurde die Organisation durch einen Erlass des zustandigen Bundesministers des Innern Hans Peter Friedrich verboten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ziele 2 Grundung und Mitglieder 3 Die Nachrichten der HNG 4 Jahreshauptversammlungen der HNG 5 Einschatzung der Verfassungsschutzbehorden und der Bundesregierung 6 Razzia 2010 7 Verbot 2011 8 Nachfolgeorganisation 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseZiele BearbeitenDie inhaftierten Gesinnungsgenossen von der HNG als politische Gefangene bezeichnet wurden mit Propagandamaterial versorgt ihnen wurden Brieffreundschaften und Kontakte in die Szene vermittelt und es wurde fur finanzielle Unterstutzung gesorgt Dabei wurden diese Hilfsleistungen auch bis dahin unorganisierten Neonazis oder Gefangenen ohne politischen Hintergrund angeboten um sie fur die Neonazi Szene anzuwerben 3 Ausserdem vermittelte die Organisation Anwalte im Zusammenhang mit Gerichtsverhandlungen gegen Neonazis und betreute die Angeklagten bei Prozessen Ziel der psychischen und materiellen Unterstutzung war die Erhaltung der Kampfmoral und die Vermeidung eines Ausstiegs aus der Neonaziszene Sie galt als eine Nachfolgeorganisation der Stillen Hilfe fur Kriegsgefangene und Internierte die ahnliche Ziele verfolgte Grundung und Mitglieder BearbeitenDie 1979 gegrundete HNG Registrierung beim Amtsgericht Frankfurt am Main am 21 September betreute nach eigenen Angaben zwischen 50 und 100 Gefangene die in einem monatlich erscheinenden Nachrichtenblatt der Organisation mit dem Titel Nachrichten der HNG namentlich genannt wurden 4 So wurden beispielsweise von 2000 bis einschliesslich Marz 2001 Inhaftierte aus circa 70 Justizvollzugsanstalten JVA in insgesamt dreizehn Bundeslandern aufgefuhrt 4 Unter ihnen waren bzw sind mehrere wegen Mordes oder versuchten Mordes Verurteilte Kriegsverbrecher wie Erich Priebke 3 Josef Schwammberger oder Terroristen wie Stefan Michael Bar Gottfried Kussel Peter Naumann und Steven Smyrek sowie Holocaust Leugner wie Udo Walendy Der HNG gehorten ehemalige Mitglieder nahezu aller verbotenen neonazistischen Organisationen an In den 1980er Jahren war Christa Gorth aus Bielefeld Vorsitzende der HNG Sie stammte aus dem Umfeld von Michael Kuhnen und der Aktionsfront Nationaler Sozialisten Nationale Aktivisten ANS NA Von 1991 bis Juli 2011 war Ursula Muller die Vorsitzende ihr folgte Daniela Wegener Bekannte Mitglieder waren bzw sind Jurgen Baumgartner Siegfried Borchardt Norman Bordin Friedhelm Busse Gunter Deckert Thomas Gerlach Lutz Giesen Christian Hehl Manfred Roeder Frank Schwerdt Norbert Weidner Hans Christian Wendt Christian Worch sowie Uwe Mundlos und Beate Zschape 5 NSU Die Nachrichten der HNG BearbeitenMit den Nachrichten der HNG gab die Organisation eine monatlich erscheinende Zeitschrift mit einer Auflage von etwa 700 Exemplaren heraus In den Publikationen sollte die angebliche Verfolgung des nationalen Widerstandes in der Bundesrepublik dokumentiert werden Hier wurden regelmassig aktualisierte Listen der betreuten Haftlinge veroffentlicht 3 Dabei wurde unterschieden zwischen einer eigentlichen Gefangenenliste mit etwa zehn prominenten Personen in Deutschland und zehn bis 15 Personen im Ausland darunter vor allem die USA Grossbritannien Frankreich und Italien und einer wesentlich langeren Liste von Personen die Briefkontakt wunschen Bei der letzten Personengruppe handelte es sich fast ausschliesslich um Straftater die sich wegen Gewaltstraftaten oder Morden mit rassistischem Hintergrund in Haft befanden Die Gefangenenliste der HNG wurde auch in zahlreichen anderen Publikationen der Neonaziszene und im Internet veroffentlicht Jahreshauptversammlungen der HNG BearbeitenDie Vereinigung organisierte einmal im Jahr einen Kongress bzw eine Jahreshauptversammlung an wechselnden Orten in der Bundesrepublik Diese wurden regelmassig von 150 bis 400 Personen besucht darunter zahlreiche prominente Vertreter des neonazistischen und extrem rechten Spektrums wie Fuhrungskader der Freien Kameradschaftsszene und der verbotenen Neonazi Skinhead Organisation Blood and Honour aber auch Vertreter der NPD der DVU und ehemalige Republikaner Solche Versammlungen fanden beispielsweise im Marz 1996 in Bad Durkheim Rheinland Pfalz am 13 Marz 1999 in Schwarzach am Main Unterfranken am 18 Marz 2000 in Kalbach Hessen am 31 Marz 2001 in Spiekershausen Sud Niedersachsen am 23 Marz 2002 in Hessisch Lichtenau Hessen am 15 Marz 2003 in Alzenau Wasserlos Unterfranken und am 20 Marz 2004 in Gremsdorf Mittelfranken statt Bei der Jahreshauptversammlung der HNG e V am 9 April 2005 die erneut in Gremsdorf durchgefuhrt wurde referierte Olaf Rose der auch den umstrittenen Film Geheimakte Hess uber Rudolf Hess drehte Thorsten Heise uberbrachte ein Grusswort der NPD Kameraden und Ralph Tegethoff erinnerte als letzter Redner in seinem Vortrag an die letzten Kriegstage des Grossdeutschen Reiches und seine tapferen Tochter und Sohne die noch in den letzten Kriegstagen und daruber hinaus ihr Leben fur die Heimat gaben NPD Pressemitteilung Einschatzung der Verfassungsschutzbehorden und der Bundesregierung Bearbeiten2001 stellte die Bundesregierung fest dass durch Inhalte in der Publikation Nachrichten der HNG der Eindruck vermittelt werde dass insbesondere Delikte wie das Verbreiten von Propagandamitteln fur verfassungswidrige Organisationen das Verwenden von deren Kennzeichen oder die Volksverhetzung mit rechtsextremistischem Hintergrund nicht strafwurdig seien Entsprechende Verurteilungen so die Argumentation dort seien vielmehr Ausdruck nicht zu rechtfertigender staatlicher Unterdruckung So werde einem Unrechtsbewusstsein potenzieller Straftater entgegengewirkt Dies konne durchaus im Einzelfall die Hemmschwelle fur die Begehung rechtsextremistischer Straftaten mindern 4 Die Mitgliederzahl wurde fur das Jahr 2000 mit 550 angegeben 4 Seither stiegen die Mitgliederzahl und der Einfluss der Organisation kontinuierlich an so dass in einem Spiegel TV Bericht im November 2005 festgestellt wurde dass in den Gefangnissen die Propaganda Arbeit der HNG massiv die Resozialisierung der rechtsextremistischen Tater behindert werde Der Verfassungsschutz schatzte die HNG daher als grosste bundesweit aktive Neonazi Organisation in Deutschland ein 6 Uber die Gefangenenbetreuung hinaus diente die HNG auch zur Kontaktpflege von eigentlich miteinander rivalisierenden Organisationen und Personen innerhalb des stark zersplitterten extrem rechten neonazistischen Spektrums Zu dieser Einschatzung gelangte auch der Verfassungsschutzbericht 2000 Fur die rund 550 Mitglieder uberwiegend aus der zersplitterten Neonaziszene besitzt die HNG die Funktion einer Klammer die einen gewissen Zusammenhalt der Szene sichert Razzia 2010 BearbeitenIm September 2010 fand auf Veranlassung des Bundesministeriums des Innern eine bundesweite Razzia gegen die Organisation statt In mehreren Bundeslandern darunter Rheinland Pfalz Nordrhein Westfalen und Baden Wurttemberg wurden Raume der Gruppe polizeilich durchsucht 7 Verbot 2011 BearbeitenDer Bundesminister des Innern Hans Peter Friedrich verbot die Organisation am 21 September 2011 durch einen Erlass 8 Friedrich begrundete das Verbot damit dass es nicht langer hinnehmbar gewesen sei dass inhaftierte Rechtsextremisten durch die HNG in ihrer aggressiven Haltung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung bestarkt werden Aus Ablehnung des demokratischen Rechtsstaats sowie der Verherrlichung des Nationalsozialismus versuchte die HNG rechtsextreme Straftater in der Szene zu halten Die HNG habe zur Radikalisierung der Neonaziszene beigetragen 9 Eine gegen das Verbot gerichtete Klage wurde vom Bundesverwaltungsgericht im Dezember 2012 abgewiesen 10 11 12 Eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht wurde im Juli 2018 zuruckgewiesen 13 Nachfolgeorganisation BearbeitenAls eine Nachfolgeorganisation gilt die Aryan Defense Jail Crew die 2013 von deutschen Behorden aufgedeckt wurde 14 Das Netzwerk wurde im hessischen Hunfeld von Bernd Todter gegrundet 15 16 Mit offiziellem Rahmen arbeitet bis heute die in Schweden als Verein eingetragene Nachfolgeorganisation Gefangenenhilfe Weblinks BearbeitenVerfassungsschutzbericht 2004 S 58 PDF 3 37 MB Antrag der FDP Bundestagsfraktion zur Prufung der gesetzlichen Voraussetzungen eines Vereinsverbots gegen die HNG bei positivem Bescheid zum Verbot der HNG PDF Datei vom 17 Juni 2009 BT Drucksache 16 13369 61 kB Rechte Kameraden im Knast Schlag gegen Neonazi Verein Beitrag des Nachrichtensenders n tv vom 7 September 2010 uber die HNG und ihrem geplanten Verbot Christian Spiegelberg Was bringen Vereinsverbote zur Bekampfung von Rechtsextremismus Artikel vom 23 September 2010 vor dem Hintergrund des angestrebten Verbots der HNG auf mut gegen rechte gewalt de Sonderausgabe der Zeitschrift Der rechte Rand mit Texten zur HNG Download als PDF Einzelnachweise Bearbeiten Verdacht auf verfassungsfeindliche Aktivitaten Bundesweite Razzia gegen Neonazi Gruppe In tagesschau de 7 September 2010 archiviert vom Original am 9 September 2010 abgerufen am 23 Januar 2023 Rechtsextreme HNG Friedrich verbietet neonazistische Gefangenen Hilfe In Suddeutsche Zeitung 21 September 2011 abgerufen am 23 Januar 2023 a b c Jan Henrik Buschbom Die Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene und deren Angehorige e V Ein Portrait Archiviert vom Original am 7 Dezember 2006 abgerufen am 23 Januar 2023 a b c d Keine Verfestigung rechtsextremistischer Strukturen uber Strafgefangene Deutscher Bundestag 28 Mai 2001 archiviert vom Original am 25 Dezember 2004 abgerufen am 23 Januar 2023 hib Meldung 145 2001 vom 28 Mai 2001 Jan Bielicki Neonazis in Gefangnissen Gefahrliche Netzwerke In Suddeutsche Zeitung 12 April 2013 abgerufen am 12 April 2013 Hintergrund Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene In Freie Presse 10 April 2013 archiviert vom Original am 19 Juni 2015 abgerufen am 23 Januar 2023 Bundesweite Razzia gegen neonazistische Gruppe Hannoversche Allgemeine 7 September 2010 Abgerufen am 22 September 2011 Patrick Gensing Neonazi Organisation HNG verboten In NPD Blog 21 September 2011 archiviert vom Original am 22 August 2014 abgerufen am 23 Januar 2023 Bundesinnenminister verbietet neonazistische Gefangenenhilfsorganisation Bundesministerium des Innern 21 September 2011 archiviert vom Original am 26 September 2011 abgerufen am 23 Januar 2023 Pressemitteilung Nr 123 2012 Verbot der Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene rechtmassig Bundesverwaltungsgericht 19 Dezember 2012 abgerufen am 19 Dezember 2012 Suddeutsche de dpa afp thei mane Urteil gegen rechtsextreme HNG Grosste Neonazi Gruppe Deutschlands bleibt verboten In Suddeutsche de Suddeutscher Verlag 19 Dezember 2012 abgerufen am 19 Dezember 2012 Patrick Gensing Verbot der HNG endgultig bestatigt In Publikative org 19 Dezember 2012 archiviert vom Original am 21 Dezember 2012 abgerufen am 19 Dezember 2012 1 Senat Bundesverfassungsgericht Bundesverfassungsgericht Entscheidungen Verfassungsbeschwerden gegen Vereinsverbote erfolglos 13 Juli 2018 abgerufen am 21 August 2020 Linke Abgeordnete hat bei Gefangnisnetzwerk V Manner im Verdacht In welt de 11 April 2013 abgerufen am 23 Januar 2023 Andreas Forster Mit einem Adler im Sturzflug In fr online de 11 April 2013 abgerufen am 23 Januar 2023 Neonazis in Gefangnissen suchten offenbar auch Kontakt zu Zschape In mz web de 10 April 2013 archiviert vom Original am 1 Februar 2016 abgerufen am 23 Januar 2023 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mz web de In Deutschland verbotene rechtsextreme Organisationen Sozialistische Reichspartei SRP Bund Deutscher Nationalsozialisten BDNS Wehrsportgruppe Hoffmann WSG Volkssozialistische Bewegung Deutschlands Partei der Arbeit VSBD PdA Aktionsfront Nationaler Sozialisten Nationale Aktivisten ANS NA Nationale Sammlung NS Nationalistische Front NF Deutsche Alternative DA Nationale Offensive NO Wiking Jugend WJ Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei FAP Blood and Honour B amp H Collegium Humanum CH Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten VRBHV Heimattreue Deutsche Jugend HDJ Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene und deren Angehorige HNG Altermedia Deutschland Weisse Wolfe Terrorcrew Artgemeinschaft Germanische Glaubens Gemeinschaft wesensgemasser Lebensgestaltung Hammerskins Normdaten Korperschaft GND 10188336 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene und deren Angehorige amp oldid 239467836