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Das Collegium Humanum Internationales Studienwerk Collegium Humanum e V war ein 1963 von Werner Georg Haverbeck 1 einem ehemaligen Nationalsozialisten sowie Pfarrer der anthroposophischen Christengemeinschaft als Heimvolkshochschule fur Umwelt und Lebensschutz im ostwestfalischen Vlotho gegrundeter Verein und Veranstaltungsort der zuerst in der deutschen Okologiebewegung aktiv war sich ab den fruhen 1980er Jahren dem Rechtsextremismus Antisemitismus und der Holocaustleugnung zuwandte Als eingetragener und als gemeinnutzig anerkannter Verein war das Collegium Humanum beim Amtsgericht Bad Oeynhausen registriert Eintragsdatum 10 Dezember 1968 und hatte seinen Sitz im Vlothoer Stadtteil Valdorf 2 Das Stammhaus war zentraler Ort des Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten 2008 wurde der Verein vom Bundesminister des Innern Wolfgang Schauble aufgrund fortgesetzter Leugnung des Holocaust verboten Als Nachfolgezentrum kann das ehemalige Rittergut Guthmannshausen des rechtsextremen Vereins Gedachtnisstatte angesehen werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verbot 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Collegium dessen Haus 50 Betten und Platz fur bis zu 150 Gaste bot gab Raum fur Veranstaltungen im Bereich der Umweltbewegung Ab 1972 war das Collegium Mitglied der deutschen Sektion des Weltbundes zum Schutz des Lebens WSL D 3 Im Vorfeld der Europawahlen 1979 fanden im Collegium Humanum vorbereitende Gesprache zur Grundung der Sonstigen Politischen Vereinigung Die Grunen SPV statt in der konservative und burgerliche Umweltinitiativen organisiert waren 4 Zur selben Zeit wurde dort das Okologische Manifest der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands erarbeitet 3 Daneben stellte Haverbeck sein Bildungswerk folgenden Organisationen zur Verfugung der Deutschen Hochschulgilde der Freisozialen Union der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft sowie spater auch zahlreichen rechtsextremistischen Gruppen wie etwa dem Bund Heimattreuer Jugend dem neuheidnischen Bund der Goden der Wiking Jugend und der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei 4 Ab 1981 bzw Haverbecks Unterzeichnung des Heidelberger Manifests entwickelte sich der Verein zu einem Zentrum fur volkischen Nationalismus 5 Antisemitismus und Holocaustleugnung Er diente als Anlaufpunkt fur Rechtsextremisten von der Neuen Rechten bis hin zu Freien Kameradschaften So tagte 1984 das Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100 Geburtstag Adolf Hitlers dort Musikveranstaltungen mit folkloristischen Gruppen nationalistischen Liedermachern bis hin zur schottischen Blood and Honour Band Nemesis fanden ebenfalls statt Ab Mitte der 1990er Jahre waren Holocaustleugner wie der Schweizer Bernhard Schaub und der NPD Anwalt und ehemalige APO Aktivist Horst Mahler zu Gast Nach dem Tod ihres Mannes 1999 ubernahm Ursula Haverbeck Wetzel den Vorsitz des Vereins 2001 uberfuhrte Haverbeck Wetzel den deutschen Weltbund zum Schutze des Lebens WSL D und dessen Publikation Lebensschutz Informationen LSI Stimme des Gewissens Auflage 1700 3000 Exemplare 6 ins Collegium Humanum 3 Die Publikation erschien zweimonatlich in 3000 Exemplaren 2003 wurden zwei Ausgaben wegen Holocaustleugnung beschlagnahmt Die regelmassigen Teilnehmer und Referenten Schaub und Mahler grundeten am 9 November 2003 in Vlotho den dem Collegium nahestehenden Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten Im Oktober 2000 nahm das rechtsextremistische Liedermacher Duo Eichenlaub aus dem Umfeld des Thuringer Heimatschutzes am Ersten Tanz und Musikfest der Zeitschrift Wir selbst teil das im Haus des Collegiums stattfand 7 Besonderes Gewicht hatte fur das Collegium die Beeinflussung Jugendlicher mit holocaustleugnender Propaganda So fand im November 2006 eine Geschichtswerkstatt zur Holocaustleugnung statt Eine weitere ahnliche Veranstaltung speziell fur 16 bis 25 Jahrige fand vom 23 bis 25 Marz 2007 statt als Referenten wurden Schaub und Olaf Rose genannt Damit reagierte der Verein auf die Holocaustleugnungskonferenz im Iran 2006 von Antizionisten Geschichtsrevisionisten und Holocaustleugnern bei der verstarkte Kampagnen gegen die gultige Rechtsprechung die die Holocaustleugnung in vielen europaischen Staaten unter Strafe stellt gefordert und organisiert wurden Schaub war einer der Hauptredner Rose Vorstandsmitglied der rechtsextremistischen Gesellschaft fur freie Publizistik und parlamentarischer Berater der sachsischen NPD Landtagsfraktion war ebenfalls Gast der Konferenz Das Collegium Humanum wurde uber Seminargebuhren und Spenden finanziert 8 Verbot BearbeitenAm 7 Mai 2008 Datum der Verbotsverfugung 18 April 2008 verbot das Bundesministerium des Innern das Collegium Humanum einschliesslich dessen Teilorganisation Bauernhilfe e V gemass 3 des Vereinsgesetzes da es sich gegen die verfassungsmassige Ordnung der Bundesrepublik Deutschland richte und durch fortgesetzte Leugnung des Holocaust gegen geltendes Recht verstosse Im Anschluss an die Verbotsverfugung wurden Hausdurchsuchungen in mehreren Bundeslandern vor allem in Nordrhein Westfalen Hessen und Niedersachsen durchgefuhrt und umfangreiches Schrift und Propagandamaterial sowie erhebliche Vermogenswerte beschlagnahmt Die Vermogensbeschlagnahme umfasst insbesondere das Seminargebaude des Collegium Humanums in Vlotho das sich zuletzt im Eigentum der Bauernhilfe e V befand Auch das umfangreiche Finanzvermogen des Collegium Humanums und der Bauernhilfe e V konnte sichergestellt werden 6 9 Mit dem Verbot war der Einzug des Vereinsvermogens z B der Vlothoer Immobilien verbunden Im Marz 2007 hatte die Linksfraktion im Bundestag das Collegium als Zentrum fur offen neonazistische und antisemitische Aktivitaten bezeichnet und wollte wissen ob die Bundesregierung Erkenntnisse uber verfassungsfeindliche oder verfassungswidrige Betatigung des Vereins hat und ob sie Moglichkeiten dafur sieht auf das Land Nordrhein Westfalen einzuwirken ihm die Gemeinnutzigkeit zu entziehen Nach kritischen Ausserungen der Prasidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland Charlotte Knobloch wurde diese am 30 Januar 2008 in einem Brief von der Vereinsvorsitzenden bedroht und stellte daraufhin Strafanzeige 10 Die Bundestagsfraktion von Bundnis 90 Die Grunen forderte am 20 Februar 2008 die Bundesregierung auf ein Verbot des Vereins Collegium Humanum nach dem Vereinsgesetz zu prufen 11 Am 25 August 2008 lehnte das Bundesverwaltungsgericht einen Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung der Klage gegen den Bescheid des Bundesministeriums des Innern ab ebenso einen Antrag auf Prozesskostenhilfe 12 Am 5 August 2009 bestatigte der 6 Senat des Bundesverwaltungsgerichts die Verbotsverfugung des Bundesinnenministers endgultig Zur Begrundung hiess es der Verein habe in mehreren Artikeln den Holocaust geleugnet und damit den Straftatbestand der Volksverhetzung erfullt Der Verein habe eine Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus und glorifiziere die NS Herrschaft Weiterhin untergrabe er die verfassungsgemasse Ordnung Deutschlands 13 Literatur BearbeitenGerd Alt Holocaust Leugner im Kriegszustand In Der Rechte Rand Marz April 2006 ISSN 1619 1404 S 14 f Einzelnachweise Bearbeiten Collegium Humanum Von der NS Reichsleitung zum Zentrum der Holocaustleugner insbes S 9 ff Eintrag Bad Oeynhausen VR 403 im Gemeinsamen Registerportal der Lander a b c Wolfgang Benz Handbuch des Antisemitismus Band 5 Organisationen Institutionen Bewegungen Walter de Gruyter 2012 S 114 115 a b Ingrid Tomkowiak Das Heidelberger Manifest und die Volkskunde In Zeitschrift fur Volkskunde 1996 92 S 197 Gideon Botsch Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2012 S 86 a b Bundesministerium des Innern Hrsg Verfassungsschutzbericht 2008 S 32 54 118 ff Liedg l ut zwischen Neonazismus und bundischer Tradition Memento vom 21 Oktober 2013 im Internet Archive Archivgruppe Antifa West 2003 Deutscher Bundestag Drucksache 16 4919 16 Wahlperiode Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke Jan Korte Kersten Naumann und der Fraktion Die Linke Drucksache 16 4687 vom 30 Marz 2007 S 4 Schauble verbietet rechtsextreme Organisationen In Welt Online 7 Mai 2008 abgerufen am 3 Mai 2014 Rechtsextreme Bedrohung Auf focus de vom 3 Marz 2008 Antrag der Bundestagsfraktion von Bundnis 90 Die Grunen vom 20 Februar 2008 PDF Beschluss BVerwG 6 VR 1 08 Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichtes zu den Verfahren BVerwG 6 A 2 08 BVerwG 6 A 3 08 vom 5 August 200952 149949 8 880107 Koordinaten 52 8 59 8 N 8 52 48 4 O In Deutschland verbotene rechtsextreme Organisationen Sozialistische Reichspartei SRP Bund Deutscher Nationalsozialisten BDNS Wehrsportgruppe Hoffmann WSG Volkssozialistische Bewegung Deutschlands Partei der Arbeit VSBD PdA Aktionsfront Nationaler Sozialisten Nationale Aktivisten ANS NA Nationale Sammlung NS Nationalistische Front NF Deutsche Alternative DA Nationale Offensive NO Wiking Jugend WJ Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei FAP Blood and Honour B amp H Collegium Humanum CH Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten VRBHV Heimattreue Deutsche Jugend HDJ Hilfsorganisation fur nationale politische Gefangene und deren Angehorige HNG Altermedia Deutschland Weisse Wolfe Terrorcrew Artgemeinschaft Germanische Glaubens Gemeinschaft wesensgemasser Lebensgestaltung Hammerskins Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Collegium Humanum amp oldid 237643471