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Mit dem Heidelberger Manifest vom 17 Juni 1981 wollten deutsche Professoren vor der Unterwanderung des deutschen Volkes und der Uberfremdung der deutschen Sprache der Kultur und des Volkstums warnen Erstmals nach 1945 erhielten Rassismus und Fremdenfeindlichkeit offentlich eine wenn auch umstrittene Legitimation durch Wissenschaftler 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung der Originalfassung 1 2 Entstehung der zweiten Fassung 1 3 Kritik an der zweiten Fassung 1 4 Weitere Entwicklung 2 Einzelnachweise 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenEntstehung der Originalfassung Bearbeiten Die Hauptinitiatoren des Heidelberger Manifestes waren Theodor Schmidt Kaler von der Universitat Bochum und Helmut Schrocke von der Universitat Munchen Beide Professoren ausserten sich bereits im Vorfeld mit ihren Kernthesen die spater im Manifest ubernommen wurden So schrieben Schrocke und Schmidt Kaler 1980 Der Begriff Volk lasst sich heute naturwissenschaftlich definieren Volker sind kybernetisch und biologisch lebende Systeme hoherer Ordnung mit voneinander verschiedenen Systemeigenschaften die genetisch weitergegeben werden Dabei sind auch die nicht korperlichen Eigenschaften eingeschlossen die genauso vererbt werden wie die korperlichen die Milieu Theorie ist wissenschaftlich falsch 2 Unser Problem sind nicht die Gastarbeiter schlechthin sondern ihr asiatischer Anteil Wenn man das Spezialproblem Suditalien ausklammert so kann man feststellen dass die aus dem europaischen Raum zu uns kommenden Gastarbeiterfamilien nach ihrer Fertilitat ihrem kulturellen soziologischen und religiosen Kontext Aussicht auf Akkulturation bieten Auf die Asiaten trifft all das nicht zu 3 Die Originalfassung des Heidelberger Manifestes wurde am 17 Juni 1981 von Schrocke verfasst 4 und von insgesamt 15 Professoren unterzeichnet Neben Schmidt Kaler und Schrocke waren die unterzeichnenden Professoren Manfred Bambeck Frankfurt Rolf Fricke Karlsruhe Karl Gotz Stuttgart 5 Werner Georg Haverbeck Vlotho Joachim Illies Schlitz Peter Manns Mainz Harold Rasch Frankfurt Franz Hieronymus Riedl aus Osterreich Heinrich Schade Dusseldorf Kurt Schurmann Mainz Ferdinand Siebert Mainz Georg Stadtmuller Munchen Theodor Oberlander Vertriebenenminister der Bundesrepublik Deutschland a D In der Originalfassung des Manifestes die zunachst keiner breiten Offentlichkeit vorgestellt werden sollte stand beispielsweise folgende Textpassage Mit grosser Sorge beobachten wir die Unterwanderung des deutschen Volkes durch Zuzug von vielen Millionen von Auslandern und ihren Familien die Uberfremdung unserer Sprache unserer Kultur und unseres Volkstums Volker sind biologisch und kybernetisch lebende Systeme hoherer Ordnung mit voneinander verschiedenen Systemeigenschaften die genetisch und durch Traditionen weitergegeben werden Die Integration grosser Massen nichtdeutscher Auslander ist daher bei gleichzeitiger Erhaltung unseres Volkes nicht moglich und fuhrt zu den bekannten ethnischen Katastrophen multikultureller Gesellschaften Jedes Volk auch das deutsche Volk hat ein Naturrecht auf Erhaltung seiner Identitat und Eigenart in seinem Wohngebiet Die Achtung vor anderen Volkern gebietet ihre Erhaltung nicht aber ihre Einschmelzung Germanisierung Ende 1981 wurde die Originalfassung des Heidelberger Manifestes in gleich drei rechtsextremen Zeitschriften publiziert in der Deutschen Wochenzeitung Nation amp Europa sowie Deutschland in Geschichte und Gegenwart 6 Weiterhin wurde die Originalfassung Ende 1981 in verschiedenen Universitatsstadten als Flugblatt verteilt Hierdurch wurden Studenten in Bonn und Munchen aufmerksam welche die offentlichen Medien informierten Im Januar 1982 gab es aufgrund der breiten Berichterstattung erste offentliche Reaktionen Fur die bayerische FDP beispielsweise war das Manifest ein ubles Pamphlet und nichts weiter als ein Aufguss der rassistischen Nazi Ideologie 7 Ebenfalls im Januar 1982 lud im Namen von Schmidt Kaler ein Schutzbund fur das deutsche Volk SDV zu einem Grundungs und Diskussionsseminar unter dem Titel Wissenschaftliche und ethische Grundlagen des Heidelberger Manifestes vom 17 Juni 1981 ein das am 23 Januar 1982 in Heidelberg stattfand 8 Bereits im Text der Originalfassung des Manifestes waren alle Verbande Vereinigungen und Burgerinitiativen die sich der Erhaltung unseres Volkes seiner Sprache Kultur und Lebensweise widmen aufgefordert worden einen Dachverband zu grunden Schmidt Kaler gab wahrend des Treffens bekannt dass er fur die Pressearbeit des SDV zustandig sei 9 Entstehung der zweiten Fassung Bearbeiten Nach zahlreichen kritischen Reaktionen in der Offentlichkeit kam es am 31 Januar 1982 in Mainz zu einer Presseerklarung und der Vorstellung einer Neufassung des Heidelberger Manifestes durch Schmidt Kaler Eine von der radikalen Linken gesteuerte Diffamierungskampagne und die versuchte Einschleusung rechtsradikaler Krafte hatten es notwendig gemacht selbst an die Offentlichkeit zu treten Durch Indiskretionen fur die die Unterzeichner nicht verantwortlich zu machen sind geriet das Heidelberger Manifest an die Offentlichkeit in einer vorlaufigen Form die nur zur Gewinnung weiterer Unterzeichner bestimmt war Schmidt Kaler 10 Schmidt Kaler distanzierte sich von seinem Kollegen Schrocke der Mitglied im SDV wurde Der in Grundung befindliche Verein Schutzbund fur das deutsche Volk ist weder politisch noch nach seiner Kompetenz in der Lage die Aufgaben des in der vorlaufigen Fassung des Heidelberger Manifestes erwahnten Bundes wahrzunehmen Wir sind nicht Mitglieder dieses Vereins Der Verein ist nicht berechtigt fur uns oder in unserem Auftrag irgendwelche Mitteilungen zu machen oder Ausserungen zu verbreiten In der uberarbeiteten und abgeschwachten Version des Heidelberger Manifests vom 31 Januar 1982 fehlten als Unterzeichner die Professoren Gotz Oberlander Riedl Schade und Schrocke Neu hinzu kam Werner Rutz Bochum Es findet sich beispielsweise folgende Textpassage Die Achtung vor anderen Volkern gebietet ihre Erhaltung nicht aber ihre Einschmelzung Wer aus diesem Begriff Volk folgert dass es auch nicht erhaltenswerte Volker gabe interpretiert gegen die Regeln wissenschaftlicher Hermeneutik und missdeutet groblich unser Anliegen Kritik an der zweiten Fassung Bearbeiten Kritiker warfen den Verfassern vor trotz der einschrankenden Bemerkungen und der Distanzierung von Rassismus und Rechtsextremismus in diesem Aufruf genauso volkisch und mithilfe des neurechten Konzepts des Ethnopluralismus zu argumentieren Dieses Konzept gibt vor keine Werthierarchie unter den verschiedenen Volkern zu postulieren halt sie fur unveranderliche Einheiten die durch Vermischung bedroht seien Auch dieses Dokument loste einen Skandal aus da es rassistische und nationalistische Passagen enthielt Im Zuge einer breiten offentlichen Berichterstattung wurden 1982 beide Versionen des Heidelberger Manifestes von verschiedenen Zeitungen als Zeitdokument im Wortlaut abgedruckt 11 Als Reaktion und als Manifest zur Volkerverstandigung unterzeichneten 24 Professoren der Ruhr Universitat Bochum am 16 Februar 1982 eine Gegendarstellung zum Heidelberger Manifest Weitere Entwicklung Bearbeiten Der Mainzer Kreis um Schmidt Kaler wurde in den folgenden Jahren nicht mehr aktiv Schrocke engagierte sich weiterhin im SDV Der Schutzbund wird bis heute von verschiedenen Landesbehorden des Verfassungsschutzes als rechtsextrem eingestuft 12 Im Februar 1984 verschickte der SDV im Namen von Schrocke ein Flugblatt mit dem Titel Grundgesetzlicher Grundwert Deutsches Volk in dem der SDV als Sachverwalter des Heidelberger Manifestes vom 17 Juni 1981 auftritt und seine Thesen zur Auslanderpolitik vorstellt 13 Zusammen mit Heinrich Schade und Robert Hepp Vechta veroffentlichte Schrocke Ende 1984 eine Broschure im rechtsextremen Grabert Verlag in der der SDV erneut seine Forderungen zur Auslanderpolitik stellte 14 2018 vergab der SDV den Hohe Meissner Preis an den Videoblogger und Rechtsextremisten Nikolai Nerling der sich u a fur die Freiheit der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck einsetzt und 2019 an Edda Schmidt fur ihr Engagement in der NPD und der Wiking Jugend 15 2020 wurde der Preis an den stellvertretenden Landesvorsitzenden der NPD Sachsen Maik Muller verliehen 16 Einzelnachweise Bearbeiten Karen Schonwalder Migration Refugees and Ethnic plurality as issues of public and political debates in West Germany In David Cesarani Mary Fulbrook Hrsg Citizenship Nationality and Migration in Europe Routledge London 1996 S 166 Helmut Schrocke Leserbrief in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22 Januar 1980 Theodor Schmidt Kaler Mit wieviel Fremden die Bundesrepublik leben kann In Frankfurter Allgemeine Zeitung 30 September 1980 S 11 Wolf D Bukow Ein modernisierter Rassismus als Wegbereiter eines urbanen Antiziganismus In Melanie Behrens Wolf Dietrich Bukow Karin Cudak Christoph Strunck Hrsg Inclusive City Uberlegungen zum gegenwartigen Verhaltnis von Mobilitat und Diversitat in der Stadtgesellschaft Springer Wiesbaden 2016 S 334 Walter von Goldenbach Hans Rudiger Minow Deutschtum erwache Aus dem Innenleben des staatlichen Pangermanismus Dietz Berlin 1994 S 362 Heidelberger Manifest in Deutsche Wochenzeitung 6 November 1981 in Nation amp Europa Heft 12 Dezember 1981 sowie in Deutschland in Geschichte und Gegenwart DGG Heft 4 Dezember 1981 S 34 Roman Arens Schmierfinken im Dienste der Wahrheit In Frankfurter Rundschau 22 Januar 1982 S 4 Flugblatt des Schutzbundes fur das deutsche Volk SDV Einladung zum ersten SDV Treffen in Heidelberg Parkhotel Haarlass 23 Januar 1982 Schutzbund fur das deutsche Volk Deutsche Rassisten sammeln sich ausfuhrlicher Artikel uber die Veranstaltung in Heidelberg in Die tageszeitung 25 Januar 1982 S 3 Presse Erklarung zum Heidelberger Manifest in Dokumentation zum Heidelberger Manifest vom ASTA der Universitat Bonn Februar 1982 S 27f So etwa in der Frankfurter Rundschau vom 4 Marz 1982 So beispielsweise im Verfassungsschutzbericht Niedersachsen 2005 2006 S 17 oder im Verfassungsschutzbericht Bayern 2005 April 2006 S 123 Flugblatt des Schutzbundes fur das deutsche Volk SDV Grundgesetzlicher Grundwert Deutsches Volk Auslanderpolitik mit Datumsstempel vom 23 Februar 1984 Helmut Schrocke Volk Volker Deutsches Volk Heinrich Schade Genosuizid Volksselbstmord Robert Hepp Das deutsche Volk in der Todesspirale und SDV Schutzbund fur das deutsche Volk Forderungen zur Auslanderpolitik In Deutschland ohne Deutsche Grabert Verlag Tubingen 1984 Verfassungsschutzbericht Bayern 2019 Memento des Originals vom 3 Mai 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www verfassungsschutz bayern de S 183 Verfassungsschutzbericht Bayern 2020 S 177Literatur BearbeitenHerbert Leuninger Kirche und Heidelberger Manifest In Zeitschrift fur Auslanderrecht und Auslanderpolitik Heft 3 1983 S 117 124 Claus Burgkart Das Heidelberger Manifest Grundlage staatlicher Auslanderpolitik In Rolf Meinhardt Hrsg Turken raus Oder Verteidigt den sozialen Frieden Rowohlt Verlag Hamburg 1984 S 141 161 Ingrid Tomkowiak Das Heidelberger Manifest und die Volkskunde In Zeitschrift fur Volkskunde 92 1996 S 185 207 Weblinks BearbeitenInfoseite und Faksimile der ersten Fassung hrsg vom antifaschistischen pressearchiv und bildungszentrum e V Gegendarstellung zum Heidelberger Manifest von Professoren der Ruhr Universitat Bochum vom 16 Februar 1982 Herbert Leuninger Das Heidelberger Manifest aus kirchlicher Sicht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heidelberger Manifest amp oldid 233521928