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Menoceras ist eine ausgestorbene Gattung der Nashorner und lebte im Unteren Miozan vor 23 bis 18 Millionen Jahren in Europa und Nordamerika Die Gattung war im Vergleich zu den heutigen Nashornvertretern sehr kleinwuchsig und erreichte die Grosse heutiger Schweine gehorte aber schon zu den fruhesten Vertretern der moderneren Nashorner der Unterfamilie Rhinocerotinae Charakterisiert war sie durch zwei paarig angelegte Horner auf der Nasenspitze Das gehaufte Vorkommen vor allem in den Grossen Ebenen in Nordamerika lasst auf eine gesellige Lebensweise in Herden schliessen wie es heute teilweise die Pferde praktizieren MenocerasSkelettrekonstruktion von MenocerasZeitliches AuftretenUnteres Miozan Burdigalium 23 bis 18 Mio JahreFundorteEuropa NordamerikaSystematikHohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla RhinocerotoideaNashorner Rhinocerotidae MenocerasWissenschaftlicher NameMenocerasTroxell 1921 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fundorte 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenMenoceras stellt einen kleinen bis mittelgrossen Vertreter der Nashorner dar Er erreichte eine Kopf Rumpf Lange von rund 180 cm zuzuglich eines 50 cm langen Schwanzes und eine Schulterhohe von 100 cm Der Nashornvertreter war somit in Grosse und Gewicht vergleichbar mit heutigen Schweinen wobei das Gewicht fur die grossten Tiere mit rund 250 kg angegeben wird 1 2 3 Charakteristisch waren die langen und schlanken Gliedmassen und der generell recht grazile Korperbau 4 5 nbsp RekonstruktionDer Schadel war zwischen 35 und 47 cm lang und zeigte eine deutliche Sattelung auf der Stirn so dass das Stirnbein konkav verlief Die Jochbein waren haufig sehr ausladend Das Hinterhauptsbein war leicht ausgezogen und besass einen markanten Wulst als Muskelansatzstelle Das Nasenbein befand sich oberhalb des Mittelkieferknochen beide waren nicht verbunden Als Charakteristisch erwiesen sich zwei erhobene Hocker auf der Nasenspitze die deutlich nach vorn wolbten und eine geraute Oberflache besassen Diese zeigen die Lage der Horner an die im Gegensatz zu den Tandemhornern der heutigen zweihornigen Nashorner paarig nebeneinander angeordnet waren Weiterhin wies der vordere Gesichtsbereich deutliche Kurzungen auf 6 7 Der Unterkiefer wurde bis zu 38 cm lang und war keilartig geformt Die Kieferknochen erreichte mehr als 7 cm Hohe die Symphyse war allerdings recht kurz und reichte nur bis zum zweiten Pramolaren Das Gebiss hatte nur wenige Zahne reduziert die Zahnformel lautet 1 0 3 3 2 0 3 3 displaystyle frac 1 0 3 3 2 0 3 3 nbsp Das Milchgebiss wies allerdings zusatzlich noch den ersten Pramolaren auf 7 Wahrend der obere Schneidezahn eher meisselartig gestaltet war hatte der untere aussere eine konische Form und wurde bis zu 5 cm lang Der innere Schneidezahn war sehr klein manchmal auch nicht ausgebildet Zu hinteren Bezahnung bestand ein grosses Diastema Die Pramolaren und Molaren waren deutlich niederkronig brachyodont Die Zahngrosse nahm kontinuierlich von vorne nach hinten zu Beide Zahntypen ahnelten sich womit die Pramolaren charakteristisch molarisiert waren 6 7 Das postcraniale Skelett ist aufgrund zahlreicher Funde weitgehend vollstandig bekannt Die Wirbelsaule bestand aus 7 Hals 19 Brust 5 Lenden 4 bis 5 Kreuzbein und 26 Schwanzwirbel Ausgewachsene Tiere besassen einen Atlas der doppelt so weit wie lang war Sehr variabel waren die Langen der Dornfortsatze der Ruckenwirbel vor allem des ersten der bei sehr alten Tieren haufig extrem lange und breite Ausmasse erreichte Der Oberarmknochen war mit durchschnittlich 24 cm kurz und kraftig wobei das untere Gelenkende eine asymmetrisch aufgebaute Form hatte indem die innere Gelenkrolle starker ausgepragt war als die aussere Allerdings war dies weniger stark ausgepragt als bei stammesgeschichtlich alteren Formen wie Diceratherium oder Teleoceras Der Radius wurde 25 cm lang und war ebenso wie die Ulna relativ flach Der Oberschenkelknochen erreichte 32 cm Lange und das Schienbein 29 cm Die Hinterbeine waren somit deutlich langer als die Vorderbeine Alle Gliedmassen endeten in drei Zehen wobei der Mittelstrahl Metapodium III unpaarhufertypisch am starksten ausgebildet war Der Mittelhandknochen wurde dabei 13 der Mittelfussknochen 12 cm lang Die seitlich ansetzenden Zehen waren kurzer und besassen eine leicht gebogene Form 7 8 Fundorte BearbeitenMenoceras war vor allem in Nordamerika verbreitet ist aber auch in Europa nachgewiesen In Nordamerika gehort es zu den haufigsten Nashornvertretern seiner Zeit und wird dort vor allem in Nebraska Wyoming Texas und Florida in grosser Zahl gefunden Die fundreichsten Gebiete liegen dabei in den Grossen Ebenen Einer der bedeutendsten Fundorte ist das Agate Fossil Beds National Monument in Nebraska wo Menoceras mit hunderten Knochenresten die haufigste Saugetierform darstellt Die Tiere die dort mit Miohippus einem fruhen Vertreter aus der Familie der Pferde und Daeodon einem Mitglied der riesenhaften schweineartigen Entelodonten vergesellschaftet sind lebten in einer savannenartigen Landschaft und starben moglicherweise infolge einer Durre Ein 1920 freigelegter Sedimentblock von 1 7 mal 2 4 m enthielt allein 22 Nashornschadel und zahlreiche weitere Skelettreste 9 Weitere Funde entstammen der Marsland Formation ebenfalls im westlichen Nebraska gelegen Die sudlichsten Funde auf dem amerikanischen Kontinent sind aus Mexiko und Panama beschrieben worden 4 10 Fossilien aus Europa sind dagegen eher selten ein bedeutender Fund ist ein nahezu vollstandiger Schadel aus Wischberg bei Langental in der Schweiz Hervorzuhebende Funde aus Deutschland stammen unter anderem aus Pappenheim 5 Palaobiologie Bearbeiten nbsp Schadel eines weiblichen oben und eines mannlichen unten Vertreters von MenocerasDie niederkronigen Backenzahne lassen auf eine spezialisierte Ernahrung schliessen die weiche Pflanzennahrung wie Blatter Rinde oder Fruchte umfasste browsing Dies wurde mit Hilfe von Isotopenanalysen an den Zahnen bestatigt Nahrungsgrundlage stellten dabei Busche und niedrige Baume dar Zudem lassen die langen und schlanken Beine an eine eher schnellerlaufige Fortbewegung denken 5 2 Die zahlreichen Funde vor allem aus dem Agate Fossil Beds National Monument ermoglichen einige Aussagen zum Sexualdimorphismus bei Menoceras Wahrend im Korperskelett kaum Grossenunterschiede feststellbar sind weisen mannliche Tiere haufig massivere Schadel auf als weibliche die haufig durch weiter ausladende Jochbogen mit rauen Oberflachen fur eine kraftigere Kaumuskulatur charakterisiert sind Markanterweise sind bei ihnen auch die Nasalknochen wesentlich breiter und die Hornansatzstellen massiver ausgebildet und starker gerundet Dies lasst annehmen dass Kuhe kleinere Horner besassen oder weitgehend hornlos waren Auch die unteren stosszahnahnlichen Schneidezahne weisen markante Unterschiede in ihren Langenmassen auf die sich statistisch nicht uberschneiden Jene der Bullen sind massiver und mit 3 bis 5 cm Lange deutlich grosser als jene der Kuhe die graziler und nur bis maximal knapp uber 2 cm lang wurden 8 7 Die hohe Anzahl an Funden liess schon forschungsgeschichtlich fruh auf eine Lebensweise in Herden mit ungleicher Anzahl an weiblichen und mannlichen Tieren schliessen 7 Heute wird diese Ansicht mehrheitlich geteilt weitere Argumente fur eine derartige fur Nashorner eher ungewohnliche Lebensweise sind die geringe Korpergrosse der Tiere und der starkere Sexualdimorphismus in Form kleinerer oder weitgehende fehlender Horner bei weiblichen Tieren Diese konnten ihre Jungtiere somit kaum gegen grosse Beutegreifer verteidigen Gleichzeitig lebende Raubtiere waren Osbornodon und Daphoenodon aber auch das riesige sich omnivor ernahrende Daeodon auch Dinohyus genannt Daher wird von den meisten Experten eine gesellige Lebensweise die von heutigen Nashornern mit ihrer grossen Korpergrosse und ausgebildeten Hornern in beiden Geschlechtern nicht bekannt ist als Voraussetzung fur ein Uberleben des Nashornvertreters angesehen Moglicherweise waren die Herden auch hierarchisch gegliedert mit dominanten Bullen an der Spitze womit der Nachwuchs effektiver verteidigt werden konnte Es wird auch teilweise vermutet dass das Horn als Verteidigungswaffe gegen Feinde erst spater Bedeutung erlangte als es bei beiden Geschlechtern ausgebildet war Bei fruheren Nashorngruppen hatte es moglicherweise eine grossere Funktion bei der Fortpflanzung und wurde eher bei der Partnerwahl eingesetzt 3 8 Systematik BearbeitenInnere Systematik der nordamerikanischen Nashorner nach Prothero 2005 4 Rhinocerotidae Uintaceras Teletaceras Penetrigonias Trigonias Amphicaenopus Subhyracodon Diceratherium Skinneroceras Menoceras Floridaceras Aphelops Galushaceras Peraceras TeleocerasVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4Vorlage Klade Wartung 3Vorlage Klade Wartung StyleMenoceras gehort innerhalb der Familie der Nashorner zur Unterfamilie der Rhinocerotinae und bildet mit der Tribus Menoceratini das basale Glied dieser modernen Gruppe Ursprunglich wurde es aufgrund der paarigen Nasenhorner eher in die Nahe der urtumlicheren Diceratheriinae gestellt die ein ahnliches Merkmal besitzen jedoch weist Menoceras wesentlich modernere Entwicklungen im Skelettbau auf Die Menoceratini stellen nach mehrheitlicher Meinung der Fachleute die Schwestergruppe der Elasmotheriini dar 4 11 Mehrere Arten wurden von Menoceras beschrieben 4 M arikarense Barbour 1906 M barbouri Wood 1964 M zitteli Schlosser 1902 Andere beschriebene Arten sind synonym zu den heute gultigen M cooki ist identisch mit M arikarense wahrend M marslandensis und M falkenbachi heute zu M barbouri gestellt werden M barbouri ist der grossere der beiden amerikanischen Vertreter M arikarense der kleinere und die haufigste Form im Agate Fossil Beds National Monument M zitteli ist weitgehend nur aus Europa bekannt 4 Die Erstbeschreibung von Menoceras erfolgte 1921 durch Edward L Troxell der die Gattung aus Diceratherium ausgliederte aber in ihrer taxonomischen Nahe verortete Die Namensgebung erfolgte anhand der zahlreichen Funde aus dem Agate Fossil Beds National Monument Der Gattungsname setzt sich aus den beiden griechischen Wortern menos menos Starke und keras keras Horn zusammen und bezieht sich auf die beiden paarigen Horner auf der Nasenspitze 12 Menoceras trat erstmals im Unteren Miozan vor 23 Millionen Jahren auf und ist in Europa und Nordamerika verbreitet Es wird angenommen dass die nordamerikanischen Vertreter die erstmals im spatesten Arikareean nachgewiesen sind aus Europa einwanderten In Europa selbst verschwand die Nashorngattung vor 20 Millionen Jahren in Nordamerika hielt sie sich moglicherweise noch bis vor 18 Millionen Jahren Mittleres Hemingfordian 4 5 Einzelnachweise Bearbeiten O A Peterson A mounted skeleton of Diceratherium cooki Peterson Memoirs of the Carnegie Museum 7 14 1911 S 274 279 a b Bruce J MacFadden und Pennilyn Higgins Ancient ecology of 15 million year old browsing mammals within C3 plant communities from Panama Oecologia 140 2004 S 169 182 a b Donald R Prothero Evolution of Tertiary mammals of North America Volume 1 Terrestrial carnivores ungulates and ungulatelike mammals Cambridge University Press 1998 a b c d e f g Donald R Prothero The evolution of North American rhinoceroses Cambridge University Press 2005 S 1 219 a b c d Kurt Heissig Family Rhinocerotidae In Gertrud E Rossner und Kurt Heissig The Miocene land mammals of Europe Munchen 1999 S 175 188 a b Lloyd G Tanner A New Species of Menoceras from the Marsland Formation of Nebraska Bulletin of The University Of Nebraska State Museum 9 8 1972 S 204 213 a b c d e f O A Peterson The American Diceratheres Memoirs of the Carnegie Museum 7 6 1920 S 399 477 a b c Matthew C Mihlbachler Sexual Dimorphism and Mortality Bias in a Small Miocene North American Rhino Menoceras arikarense Insights into the Coevolution of Sexual Dimorphism and Sociality in Rhinos Journal of Mammal Evolution 14 2007 S 14 217 238 John Graham Agate Fossil Beds National Monument Geologic Resources Inventory Report U S Department of the Interior 1 Bruce MacFadden North American Miocene land mammals from Panama Journal of Vertebrate Paleontology 26 3 2006 S 720 734 Pierre Olivier Antoine Middle Miocene elasmotheriine Rhinocerotidae from China and Mongolia taxonomic revision and phylogenetic relationships The Norwegian Academy of Science and Letters Zoologica Scripta 32 2003 S 95 118 Edward L Troxell A study of Diceratherium and the diceratheres American Journal of Science 5 11 10 1921 S 197 208Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Menoceras Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Menoceras amp oldid 222902725