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Margarethe von Parma 5 Juli 1522 in Oudenaarde 1 18 Januar 1586 in Ortona war eine uneheliche Tochter Kaiser Karls V Sie wurde mit zwei italienischen Hochadligen vermahlt zuerst 1536 mit dem Herzog von Florenz Alessandro de Medici Nach dessen baldiger Ermordung heiratete sie 1538 in zweiter Ehe Ottavio Farnese Ihr Halbbruder der spanische Konig Philipp II setzte sie 1559 als Statthalterin der habsburgischen Niederlande ein Sie ubte dieses Amt bis 1567 aus In dieser Amtszeit begannen die ersten Aufstande gegen die habsburgische Herrschaft Kurzzeitig ubernahm Margarethe 1580 nochmals gemeinsam mit ihrem Sohn Alessandro Farnese die Regentschaft der Niederlande zog sich jedoch 1583 endgultig nach Italien zuruck und starb 1586 im Alter von 63 Jahren Ausschnitt aus einem Portrat Margarethes von Parma von Antonio MoroGlasfenster in der Sint Janskerk in Gouda Inhaltsverzeichnis 1 Abstammung und Jugend 2 Heirat mit Alessandro de Medici 3 Ehe mit Ottavio Farnese 4 Statthalterin der Niederlande 4 1 Schwierige Regierungsjahre 4 2 Beginn des Aufstandes 4 3 Rucktritt nach der Entsendung Herzog Albas 5 Spateres Leben und Tod 6 Name 7 Quellen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAbstammung und Jugend BearbeitenAls Kaiser Karl V im Herbst 1521 im Schloss von Charles I de Lalaing Baron von Montigny in Oudenaarde zu Besuch war traf er dort eine junge flamische Zofe der Baronin Johanna van der Gheynst und begann mit ihr ein kurzes Liebesverhaltnis Aus dieser Affare ging Margarethe von Parma hervor die ihren Namen nach der Tante des Kaisers Margarethe von Osterreich erhielt Diese ubte damals die Statthalterschaft der Niederlande aus Margarethe von Parma wurde zunachst bei der Brusseler Familie de Douvrin erzogen Bald lebte sie am Hof ihrer Grosstante Margarethe von Osterreich in Mechelen seit 1531 am Brusseler Hof ihrer Tante Maria der ungarischen Koniginwitwe und Nachfolgerin der alteren Margarethe als niederlandische Statthalterin Nach dem Vorbild ihrer Tante Maria wurde Margarethe von Parma eine ausgezeichnete Reiterin und Jagerin Sie erhielt zudem eine hervorragende einer Prinzessin wurdige Erziehung Im Unterschied zu etlichen anderen illegitimen Kindern erkannte Karl V im Juli 1529 Margarethe offiziell als naturliche Tochter an 2 Heirat mit Alessandro de Medici Bearbeiten nbsp Jacopo Pontormo Alessandro de Medici 1534 1535 Philadelphia Museum of ArtKarl V plante bereits eine Vermahlung Margarethes mit einem italienischen Adligen als sie noch ein kleines Kind war Moglicherweise versprach er schon 1526 seine uneheliche Tochter Ercole II d Este zur Gattin zu geben Nach der Aussohnung zwischen dem Kaiser und Papst Clemens VII im Frieden von Barcelona 1529 wurde aber u a die Verheiratung Margarethes mit Alessandro de Medici einem illegitimen Neffen aber wahrscheinlich unehelichen Sohn des Papstes beschlossen Auf Wunsch Clemens VII eroberten Truppen Karls V 1530 Florenz wo seitdem wieder die Herrschaft des Hauses Medici etabliert war Zunachst wurde Alessandro de Medici Herzog der Stadt Fur die Florentiner war der sexuell ausschweifend lebende Neffe des Papstes ein ausserst ungeliebter Furst 1533 wurde Margarethe von ihrem Vater nach Italien geschickt Sie lebte zunachst im neapolitanischen Stadtviertel Pizzofalcone wo sie die Sitten einer italienischen Gattin erlernen sollte In Neapel fand auch am 29 Februar 1536 ihre Vermahlung statt an der Karl V personlich teilnahm Allerdings wurde Alessandro de Medici bereits ein knappes Jahr spater am 6 Januar 1537 von seinem entfernten Verwandten und Weggefahrten Lorenzino ermordet woraufhin Margarethe sich in die Fortezza da Basso in Florenz zuruckzog 3 Lorenzinos Vetter Cosimo I de Medici wurde neuer Herzog von Florenz sorgte fur stabile politische Verhaltnisse und besiegte am 1 August 1537 in der Schlacht von Montemurlo eine Armee verbannter republikanisch gesinnter Oppositioneller Er wollte die junge Witwe des ermordeten Alessandro heiraten doch der Kaiser verweigerte ihm die Hand seiner naturlichen Tochter mit der er andere politische Plane hatte 4 Ehe mit Ottavio Farnese Bearbeiten nbsp Tizian Ottavio Farnese Palazzo PittiSeit November 1537 lebte Margarethe unter der Aufsicht des vom Kaiser als Hofmarschall gesandten Lope Hurtado de Mendoza sowie dessen Gattin Margarita de Rojas Aufgrund einer Annaherung zwischen Karl V und Papst Paul III im Sommer 1538 wurde vereinbart familiare Bande durch die Verheiratung der 15 jahrigen Margarethe mit dem erst 14 jahrigen Ottavio Farnese zu knupfen Letzterer war der Sohn von Pier Luigi einem unehelichen Sohn Pauls III Nach Unterzeichnung des Ehevertrags 12 Oktober 1538 wurde die Hochzeit des jungen Paares am 4 November 1538 in Rom gefeiert Die Ehe verlief aber ebenfalls unglucklich Margarethe fand Ottavio wenig sympathisch sie wollte wie sie klagte keinen Knaben als Gemahl obwohl sie doch kaum alter war Anfangs weigerte sie sich das Bett mit ihm zu teilen Erst auf Druck des Kaisers bei dem der Papst sich beschwert hatte nahm Margarethe ein normales Eheleben auf Nicht nur ihr gespanntes Verhaltnis zu Ottavio auch die politischen Streitigkeiten zwischen Kaiser und Papst belasteten die Ehe schwer Nach 1540 schien sich Margarethes Verhaltnis zu ihrem Gatten zu bessern 1545 wurde sie Mutter von Zwillingssohnen von denen einer fruh starb Der zweite Sohn Alessandro konnte sich spater als Feldherr des spanischen Konigs Philipp II bewahren Bald nach der Geburt der Zwillinge entzweiten neue Zwistigkeiten Margarethe von ihrem Gatten und dessen Familie Ohne sich um das Einverstandnis Karls V zu kummern belehnte der Papst 1545 seinen Sohn Pier Luigi Farnese mit den als Herzogtumer konstituierten Stadten Parma und Piacenza Nach Pier Luigis Ermordung 1547 wollte sie dessen Sohn Ottavio in Besitz nehmen und geriet daruber mit seinem Schwiegervater Karl V in Streit Zur Verteidigung seines Erbes schloss Ottavio 1551 sogar ein gegen den Kaiser gerichtetes Bundnis mit dem franzosischen Konig Heinrich II Zu einer endgultigen Beilegung der Spannungen kam es erst 1556 57 mit Ottavios Anerkennung als Herrn von Parma Piacenza und Novara durch Konig Philipp II von Spanien Ottavios Wohlverhalten gegenuber dem Habsburger sollte durch die Ubersiedlung seines Sohnes Alessandro an den spanischen Hof sichergestellt werden Im Fruhjahr 1557 besuchte Margarethe ihren Halbbruder Philipp II in London uberbrachte ihm Alessandro und kehrte im April 1557 wieder nach Italien zuruck Als sie Anfang 1558 ihren Vater der abgedankt und sich in das Kloster San Juste in Spanien zuruckgezogen hatte noch einmal wiederzusehen wunschte lehnte Karl V ab Bald darauf verschied er 5 Statthalterin der Niederlande BearbeitenNachdem Philipp II am 3 April 1559 den Frieden von Cateau Cambresis mit Heinrich II von Frankreich geschlossen hatte wollte er die aus 17 semiautonomen Provinzen bestehenden Niederlande wo er sich seit 1555 aufgehalten hatte rasch verlassen und nach Spanien zuruckkehren Da Herzog Emanuel Philibert von Savoyen als Statthalter der habsburgischen Niederlande abgedankt hatte suchte der spanische Konig einen Nachfolger Christina die verwitwete Herzogin von Lothringen war sehr an diesem Amt interessiert und wurde von vielen flandrischen Adligen favorisiert So hoffte auch Wilhelm von Nassau Furst von Orange Oranien auf Christinas Ernennung zur neuen Statthalterin da er bald deren Schwiegersohn zu werden beabsichtigte Doch Philipp II durchkreuzte den Heiratsplan des ihm zu ehrgeizigen jungen Mannes und bestellte Margarethe von Parma zur Nachfolgerin Emanuel Philiberts Der Konig war mit der Wahl seiner Halbschwester der Empfehlung seines Ratgebers Antoine Perrenot de Granvelle Bischof von Arras sowie des Herzogs von Alba gefolgt Margarethe die sich nun von ihrem ungeliebten zweiten Gemahl trennen konnte verliess am 25 Juni 1559 Italien kam am 28 Juli in Gent an und wurde hier am 7 August von Philipp II den Generalstaaten prasentiert Bald danach verliess er auf dem Seeweg die Niederlande und gewahrte der Statthalterin ein Jahressalar von 70 000 Gulden mit dem sie u a die Kosten ihrer Hofhaltung bestreiten musste 6 Schwierige Regierungsjahre Bearbeiten nbsp Margarethe von Parma WappenDie in Brussel residierende Margarethe hatte eine schwierige Aufgabe zu erfullen da sie die von Philipp II verordneten Massnahmen auf politischem religiosem und steuerlichem Gebiet vollziehen sollte diese Forderungen aus Madrid aber oft auf die Ablehnung des niederlandischen Adels stiessen mit dessen Widerstand sich Margarethe daher konfrontiert sah Ausserdem war ihr Spielraum fur eine eigenstandige Regierungspolitik sehr eingeschrankt Nach aussen hin besass sie zwar grosse Vollmachten aber durch geheime Instruktionen von Philipp II war sie auf die Zusammenarbeit mit Granvelle angewiesen der massgeblich die Regierungsgeschafte mitgestaltete Der Bischof war auch die Hauptperson eines Dreimannerkollegiums dem ferner der Prasident des Finanzrats Graf Charles de Berlaymont sowie der Vorsitzende des Geheimen Rats der friesische Jurist Viglius van Aytta van Zwichem angehorten Von den Entscheidungen dieses Gremiums das dessen Gegner verachtlich als Consulta oder Achterraad titulierten war die Statthalterin ebenfalls abhangig Daruber hinaus behielt sich der spanische Konig die Ernennung wichtiger Amtstrager vor Neben dem Geheimen und dem Finanzrat war das dritte wichtige die Statthalterin beratende Regierungsorgan der Staatsrat der vom niederlandischen Hochadel beherrscht wurde Granvelle verfocht ein zentralistisches Herrschaftssystem und unterlief Margarethes auf Versohnung ausgerichtete Politik mit seiner strengen Haltung Nach den Vorstellungen des spanischen Konigs sollten die niederlandischen Stande insbesondere der Adel moglichst wenig Einfluss auf die Regierung haben Die Adligen wollten sich hingegen nicht dem von Granvelle beherrschten Dreimannerkollegium unterordnen und suchten ihren politischen Mitwirkungsspielraum zu verteidigen und auszudehnen So bestanden sie etwa auf ihrem Kontrollrecht uber Miliz und Rechtsprechung in den Provinzen Die Generalstaaten drohten Philipp II kurz vor dessen Abreise keine Subsidien mehr zu zahlen wenn der Habsburger auf der weiteren Stationierung von 3000 spanischen Soldaten in den Niederlanden beharrte die offenbar notfalls den koniglichen Willen gewaltsam durchsetzen sollten Die Truppen wurden trotz Philipps Einlenken erst Ende 1560 abgezogen 7 In den Niederlanden war es u a aufgrund der hohen Steuerbelastung zur Finanzierung der Kriege Karls V und Philipps II gegen Frankreich zu einer angespannten Finanzlage gekommen die auch nach dem Sieg Philipps II 1559 fortbestand Ferner herrschten seit Ende der 1550er Jahre grosse okonomische Probleme etwa wegen eines Handelskriegs mit England sowie Ernahrungsengpasse weil seit 1563 Getreidelieferungen aus dem Ostseeraum wegen dortiger kriegerischer Ereignisse zeitweise ganzlich ausblieben Diese Krisen fur die das Volk die habsburgische Regierung in Brussel verantwortlich machte trugen dazu bei dass Predigten eingereister Calvinisten grossen Zulauf fanden 8 Auf dem kirchlichen Sektor bestand aber eine wichtige Aufgabe Margarethes als Statthalterin darin die Stellung des Katholizismus als einzige anerkannte Religion zu erhalten und die Ausbreitung des eindringenden Protestantismus so weit wie moglich zu unterbinden Margarethe selbst war eine gemassigte Katholikin Sie hatte in ihrer Jugend Ignatius von Loyola zum Beichtvater gehabt Nun wusch sie alljahrlich den Armen die Fusse und bewirtete und beschenkte sie Der vom Papst 1560 sanktionierte Beschluss des spanischen Konigs die Zahl der niederlandischen Bistumer von vier auf 18 zu erhohen stiess auf entschiedenen Widerstand des einheimischen Adels und Klerus Philipp II wollte die zusatzlichen Bischofe ernennen und uber die vergrosserte Kirche mehr Einfluss gewinnen da die neuen Pralaten u a Sitze in den Landtagen und Generalstaaten hatten Kirchenpolitisch unterstanden die Niederlande nun nicht mehr den Erzbischofen von Koln Trier und Reims sondern wurden in drei neue Kirchenprovinzen mit Sitzen in Utrecht Cambrai und Mechelen gegliedert Granvelle ubernahm dabei als neuer Erzbischof von Mechelen die Rolle des Primas und wurde 1561 Kardinal Nicht nur die Bistumsreform war unpopular die Niederlander missbilligten auch die harten Gesetze zur Ketzerverfolgung und die geplante Ausweitung der Inquisition 9 1562 begehrte Philipp II die Entsendung niederlandischer Truppen zur Unterstutzung des Kampfes der franzosischen Regierung gegen die Hugenotten doch Margarethe zogerte da sie nach der Erfullung dieser Forderung mit einer Rebellion rechnen musste Bei einer Beratung die sie mit Vertretern des Hochadels fuhrte wurde anstelle militarischer eine finanzielle Hilfe fur die franzosische Monarchie beschlossen Kardinal Granvelle machte sich inzwischen immer mehr verhasst Die von Wilhelm von Oranien Philippe de Montmorency Graf von Hoorne und Lamoral Graf von Egmond angefuhrte Adelsopposition sah sich durch den massgeblichen politischen Einfluss des Kardinals zuruckgesetzt und kaltgestellt Zunehmend wurde er und nicht die Statthalterin Margarethe als eigentlicher oberster Vertreter der ungeliebten spanischen Politik betrachtet Anfang 1563 verlangten Vertreter des niederlandischen Hochadels schliesslich Granvelles Abberufung und nahmen als Philipp II dieser Forderung nicht nachkommen wollte an keinen Sitzungen des Staatsrats mehr teil Diese Boykottmassnahme wollten sie bis zur Entfernung des Kardinals fortsetzen Margarethe die ohnehin keine guten Beziehungen zu ihrem ersten Minister hatte befurchtete eine Lahmung ihrer Regierung So trat sie nun in einem Brief an Philipp II ebenfalls fur Granvelles Abgang ein Ende 1563 folgte der spanische Konig dieser Ansicht und der Kardinal reiste im Marz 1564 aus den Niederlanden ab erfreute sich aber weiterhin der koniglichen Gunst 10 Beginn des Aufstandes Bearbeiten Alessandro Farnese besuchte 1565 seine Mutter und wohnte ab dem 30 April dieses Jahres im Brusseler Palast Die Statthalterin liess sich die am 11 November 1565 gefeierte prunkvolle Hochzeit ihres Sohnes mit Maria der Enkelin Konig Manuels I von Portugal und die damit verbundenen Festlichkeiten viel kosten Trotz ihres Erfolgs bei der Abberufung Granvelles blieb die niederlandische Adelsopposition unterdessen bei ihrer gegnerischen Einstellung und verlangte weitere Konzessionen Immerhin kooperierte Margarethe mit den fuhrenden Adligen wieder recht gut Die Statthalterin drangte ihren koniglichen Halbbruder mehrmals vergeblich zu einem personlichen Erscheinen in den Niederlanden Der harte Winter 1564 65 verbunden mit einer Missernte und Zuspitzung der Wirtschaftskrise forderte den Zulauf missvergnugter Burger zu calvinistischen Predigten Dies zog eine grosse Zahl an Verurteilungen wegen Ketzerei nach sich Nach Protesten wurden auf Weisung der Regierung keine Todesstrafen mehr verhangt Im Februar 1565 reiste Graf Egmond im Auftrag des Staatsrats nach Spanien und verhandelte dort mit Ruy Gomez dem Vertreter Philipps II Er verlangte eine Milderung der Gesetze gegen Ketzer sowie eine Aufwertung des vom Adel dominierten Staatsrates der uber den Geheimen und den Finanzrat gestellt werden sollte Nach den Gesprachen glaubte Egmond dass der spanische Konig Konzessionen machen werde Nachdem Graf Egmond nach seiner Ruckkehr nach Brussel im April 1565 diese Ansicht vertreten hatte kamen aus Spanien jedoch andere Signale wie der Befehl zu weiteren Hinrichtungen und in den Niederlanden herrschte geraume Zeit Unklarheit uber die Absichten Philipps II Anfang August trafen sich eine Anzahl Adliger wie Graf Heinrich von Brederode in Spa zur Besprechung der weiteren Vorgangsweise Ende Oktober beharrte der Konig in einigen von ihm auf seinem Gut im Wald von Segovia signierten Briefen auf der Ausweitung der Inquisition sowie der Beibehaltung der Strafen gegen Ketzer und verschob die geforderte Starkung des Einflusses des Staatsrats auf spater Diese am 5 November 1565 in Brussel bekannt gewordene Antwort Philipps II loste grossen Arger aus 11 nbsp Heinrich von Brederode uberreicht Margarethe von Parma im April 1566 die Bittschrift der Adeligen Etwa 400 weniger prominente dem calvinistischen Glauben anhangende Adlige unterzeichneten im Dezember 1565 den sog Adelskompromiss statt dieses ublichen Begriffs ware Adelsbundnis eine treffendere Ubersetzung des franzosischen Ausdrucks Compromis des Nobles Darin wurde die Abschaffung der Inquisition und der Strafen gegen Ketzerei verlangt Der Hochadel von dem viele Mitglieder im Staatsrat sassen trat dem von der Brusseler Regierung als Konfoderierte titulierten Bund zwar nicht bei verfugte zu diesem aber uber gute Kontakte 300 von Heinrich von Brederode und Ludwig von Nassau dem Bruder Wilhelms von Oranien angefuhrte und bewaffnete Konfoderierte uberreichten der erregten Statthalterin am 5 April 1566 in deren Brusseler Residenz eine Petition in der sie u a um die Aussetzung der Ketzerverfolgung und die Einberufung der Generalstaaten zwecks Ausarbeitung einer besseren Gesetzgebung fur die religiosen Konflikte ersuchten Als sich Margarethe anschliessend zur Beratung mit Mitgliedern des Staatsrats traf bemerkte Charles de Berlaymont angeblich um die Statthalterin zu beruhigen dass es sich bei den Uberbringern der Petition nur um Bettler frz gueux handle wobei er sich auf die relative Armut der Antragsteller bezog Diese abqualifizierende Bezeichnung ubernahmen die rebellischen Adligen prompt und nannten sich auf Vorschlag Brederodes fortan Geuzen Die in die Enge getriebene Statthalterin versprach nach dem Vorschlag gemassigter Adliger sich dafur einzusetzen dass der spanische Konig den im Bittgesuch formulierten Wunschen nachkam Bald danach machte sie zur Entscharfung der Situation in einer sog Moderation religionspolitische Konzessionen und erliess etwa eine Anweisung an die Behorden nachsichtiger gegen Ketzer vorzugehen aber dies reichte vielen Protestanten nicht aus Die beiden Staatsratsmitglieder Johann IV von Glymes Marquis von Bergen sowie Floris de Montmorency Graf von Montigny wurden zu Philipp II geschickt um ihm die Sachlage zu erklaren und ihn zu einer nachgiebigeren Haltung gegenuber den Protestanten zu bewegen Inzwischen versprachen die Geuzen Ruhe zu halten 12 Bald aber kam es zu den Anfangen des offenen Aufstandes der niederlandischen Provinzen gegen die spanische Herrschaft Viele verbannte Protestanten kehrten zuruck und es fanden immer mehr stark frequentierte Heckenpredigten statt so genannt weil diese oft ausserhalb von Stadten gehalten wurden um den lokalen Behorden das Eingreifen zu erschweren Dabei wurden die Inquisition und die Kirche Roms angeprangert Soziale und wirtschaftliche Probleme sowie Missernten forderten zusatzlich eine aufruhrerische Stimmung Im August 1566 breitete sich schliesslich ein gewalttatig verlaufender Bildersturm radikaler Calvinisten auf katholische Kirchen und Kloster in wenigen Tagen auf die ganzen Niederlande aus Dabei brachen die Calvinisten in Gotteshauser ein zerstorten Heiligenstatuen und stahlen Zierrat Sie zersprengten auch Prozessionen zu Maria Himmelfahrt Die stadtischen Obrigkeiten waren anfangs nicht in der Lage und oft auch nicht willens diesen vandalischen Akten Einhalt zu gebieten Der Bildersturm war ausgebrochen bevor die Niederlande die Nachricht erreichte dass Philipp II sich in den religiosen Streitfragen kompromissbereit gezeigt und Margarethe ermachtigt hatte nach ihrem Ermessen die Strafen gegen Ketzer zu senken Eidlich hatte er aber zugleich bezeugt nur unter Druck so gehandelt zu haben ferner hatte er bei Papst Pius V fur seine Zugestandnisse um Verzeihung gebeten und versprochen notfalls militarisch die Haresie in den niederlandischen Provinzen bekampfen zu wollen Margarethe geriet durch die im Zuge des Bildersturms sich zuspitzende Lage unter grossen Druck Anfangs dachte sie an eine Flucht aus Brussel doch die stadtischen Behorden verweigerten den Abtransport ihres Gepacks wogegen sie heftig protestierte Sie raumte den Protestanten widerwillig weitere Zugestandnisse ein So durften bei Nichtstorung der offentlichen Ordnung an jenen Orten offentliche protestantische Predigten abgehalten werden wo sie schon fruher stattgefunden hatten Als Vorbild dienten die Verhaltnisse in Frankreich 13 Langsam beruhigte sich die Situation Die Ausschreitungen hatten die Protestanten zunehmend Sympathien gekostet und Margarethe suchte nun ihre religionspolitischen Konzessionen zuruckzunehmen und militarisch wieder die Ordnung herzustellen Sie wollte die Unruhestifter vom Sommer 1566 ausforschen und vor Gericht bringen lassen und trachtete auch danach dass der Katholizismus weiterhin die einzige anerkannte Religion blieb Auslandische protestantische Prediger wurden ausgewiesen 14 Philipp II der auf die Nachrichten von den Unruhen ausserst verargert reagiert hatte schickte seiner Halbschwester zunachst Geld zur Bezahlung noch ausstehenden Soldes an ihre Soldaten und zur Rekrutierung weiterer Truppen Die gegenuber den Befehlen der Brusseler Regierung besonders unfolgsamen Stadte Valenciennes und Tournai weigerten sich Ende November 1566 Garnisonen aufzunehmen Die protestantischen Aufstandischen konnten aber den militarischen Widerstand nicht lange aufrechterhalten und wurden bald besiegt Zahlreiche hochrangige Adlige wie Graf Egmond stellten sich auf die Seite der Statthalterin und halfen ihr bei der Unterdruckung der Rebellion Brederodes Truppen konnten das belagerte Valenciennes nicht entsetzen und erlitten Mitte Marz 1567 vor Antwerpen eine vollige Niederlage Valenciennes musste kapitulieren und Ende April auch Antwerpen Im Mai 1567 war die Revolte endgultig niedergeschlagen Viele Oppositionelle wie Wilhelm von Oranien hatten die Niederlande verlassen 15 Rucktritt nach der Entsendung Herzog Albas Bearbeiten Philipp II hatte bekanntgegeben dass er bald in die Niederlande reisen wolle um die Beruhigung der dortigen Lage personlich zu ubernehmen Als er jedoch vom Tod des Sultans Suleyman I 6 September 1566 erfuhr der die Bedrohung durch das Osmanische Reich fur die nachste Zeit deutlich verringerte verschob er seine Reise Zuvor sollte Fernando Alvarez de Toledo Herzog von Alba sich mit 15 000 Soldaten hauptsachlich spanischer Provenienz und ausgedehnten Vollmachten in die Niederlande begeben mit militarischen Mitteln jeden Widerstand brechen und ein Sondergericht fur die Rebellen einrichten Dabei ignorierte der Konig Berichte dass viele hohe Adlige der Statthalterin halfen die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen Margarethe war von Anfang an gegen Albas Entsendung fuhlte dass Philipp II ihr nicht mehr vertraute und reichte ihr Rucktrittsgesuch ein In einem Brief vom 14 Juli 1567 schrieb sie dem spanischen Konig dass er keine schlechtere Wahl als die des fur seine eiserne Harte bekannten Herzogs hatte treffen konnen und dass dadurch alle Spanier in den Niederlanden verhasst wurden Alba war indessen mit seiner Armee Mitte Juni aufgebrochen Er zog durch Savoyen Burgund und Lothringen und erschien am 22 August in Brussel wo er von Margarethe sehr kuhl empfangen wurde Der Herzog behandelte sie mit hoflicher Kalte und raumte ihr keinen Einfluss auf seine Entscheidungen ein So lehnte er etwa ihre Bitte ab seine Soldaten nicht auch in jenen Stadten einzuquartieren die wahrend des Aufstandes loyal zur Regierung gestanden hatten Daher fuhrte Margarethe das Statthalteramt nur noch als blossen Titel und bat Philipp II erneut um ihre Entlassung Um diese nachdrucklich zu fordern reiste ihr Sekretar Macchiavelli Anfang September nach Spanien Der Konig entsprach ihrem Wunsch mit hoflichen Worten spendete Lob fur ihre Regierung und erhohte die ihr aus dem Konigreich Neapel zugewiesene Rente auf 14 000 Dukaten Die Statthalterin dankte dem Konig mahnte ihn zur Milde gegenuber den Niederlandern und reiste am 30 Dezember 1567 aus Brussel in Richtung Italien ab Ihr Abgang wurde in den Niederlanden allgemein bedauert und ihre Regierungsperiode im Vergleich zum militarischen Regiment Albas von ihren Zeitgenossen sehr positiv eingeschatzt 16 Spateres Leben und Tod BearbeitenIm Februar 1568 kam Margarethe in Piacenza an und lebte spater in L Aquila in den Abruzzen Den bald wieder aufgeflammten Aufstand in den Niederlanden konnten Herzog Alba und seine Nachfolger nicht unterdrucken Nachdem der von Philipp II als niederlandischer Statthalter eingesetzte Don Juan de Austria sich nach der Besetzung der Zitadelle von Namur mit den Generalstaaten zerstritten hatte Ende Juli 1577 machte der spanische Konig seiner Halbschwester Margarethe auf den Rat Kardinal Granvelles hin im September 1577 den Vorschlag das Amt der Statthalterin der unruhigen Provinzen erneut zu ubernehmen Sie sollte die Regierung aber wieder gemeinsam mit Granvelle fuhren Doch sowohl der Kardinal als auch Margarethe lehnten diesen Plan ab nbsp Alessandro Farnese JugendbildnisAls Don Juan de Austria am 1 Oktober 1578 nahe Namur gestorben war wurde dessen Nachfolger zunachst Margarethes militarisch begabter Sohn Alessandro Farnese Im Oktober 1579 unterbreitete der spanische Konig Margarethe erneut das Angebot niederlandische Statthalterin zu werden Dieses Mal akzeptierte Margarethe die Einladung ihres Halbbruders Sie erhielt die gleichen Kompetenzen wie 1559 kam am 23 Juni 1580 in Luxemburg an und begab sich von dort am 26 Juli nach Namur De jure war sie zwar wieder Statthalterin und ihr Sohn hatte nur noch den militarischen Oberbefehl inne doch Alessandro Farnese weigerte sich diese Machtteilung zu akzeptieren und behielt praktisch auch die politische Macht in den Handen Unter diesen Umstanden blieb Margarethe in Namur ohne ihr Amt aufzunehmen Sie ersuchte den Konig eindringlich um die Erlaubnis zur Ruckkehr nach Italien das nasskalte Klima in den Niederlanden greife ihre ohnehin nicht gute Gesundheit an Doch Philipp II bestand weiterhin auf einer gemeinschaftlichen Regierung von Mutter und Sohn und gewahrte erst am 25 Juli 1583 Margarethes Bitte Am 14 September 1583 machte sich Margarethe auf den Ruckweg nach Italien lebte dann wieder auf ihren Gutern bei L Aquila und starb am 18 Januar 1586 in Ortona Sie wurde im Mausoleum in der Kirche S Sisto in Piacenza beigesetzt Ihr Gatte Ottavio Farnese folgte ihr bereits am 18 September 1586 in den Tod Johann Wolfgang von Goethe verewigte sie als Margarethe von Parma in seinem Drama Egmont 1788 Friedrich Schiller beurteilte sie in seiner Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande wenig gunstig 17 Name BearbeitenMargarethe wurde in Italien allgemein als Madama d Austria bezeichnet Nach ihr sind der Palazzo Madama und die Villa Madama in Rom sowie der Ort Castel Madama bei Tivoli benannt Quellen BearbeitenBaron de Reiffenberg Hrsg Correspondance de Marguerite d Autriche Duchesse de Parme avec Philippe II Brussel 1842 L P Gachard Hrsg Correspondance de Marguerite d Autriche Duchesse de Parme avec Philippe II 3 Bde Brussel 1867 1881 Poullet und Piot Hrsg Correspondance du cardinal de Granvelle 11 Bde Brussel 1877 1894 L Donofrio Il carteggio intimo di Margarita d Austria Neapel 1919 Correspondance francaise de Marguerite d Autriche Duchesse de Parme avec Philippe II 3 Bde Utrecht 1925 1942 Illustration von Frans Hogenberg von 1604 Margareta Austriaca Parmae Et Placentiae Ducissa Anno MDCIIII Digitalisat Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Margaretha Herzogin von Florenz Nr 191 In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 7 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1861 S 12 f Digitalisat Wilhelm Maurenbrecher Margarethe Herzogin von Parma In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 20 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 324 328 Felix Rachfahl Margaretha von Parma Statthalterin der Niederlande 1559 1567 Oldenbourg Munchen 1898 Digitalisat im Internet Archive Gustaaf Janssens Margarete Herzogin von Parma Statthalterin der Niederlande In Brigitte Hamann Hrsg Die Habsburger Ein biographisches Lexikon Piper 3 Auflage Wien Munchen 1988 S 275 277 Alfred Kohler Margarethe Herzogin von Parma In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 161 f Digitalisat Friedrich Weissensteiner Habsburgerinnen auf fremden Thronen Ueberreuter 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Margarethe von Parma Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Als alternativer Geburtsort gilt das heute zu Oudenaarde gehorige Pamele Alfred Kohler Karl V C H Beck 2 Auflage Munchen 2000 S 85 Ursula Tamussino Maria von Ungarn 1998 S 184 Alfred Kohler Karl V S 85 James Cleugh Die Medici dt 1997 S 341 345 Alfred Kohler NDB Band 16 1990 S 161 Wilhelm Maurenbrecher ADB Band 20 1884 S 325 Peter Pierson Philipp II engl London 1975 dt 1985 S 173f Peter Pierson Philipp II dt 1985 S 174f Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes 1993 S 96f Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes 1993 S 98 Peter Pierson Philipp II dt 1985 S 175f Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes 1993 S 98f Peter Pierson Philipp II dt 1985 S 177 Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes 1993 S 99f Peter Pierson Philipp II dt 1985 S 177f Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes 1993 S 100f Peter Pierson Philipp II dt 1985 S 178f Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes 1993 S 101 Peter Pierson Philipp II dt 1985 S 179f Margarete von Parma in Brigitte Hamann Hrsg Die Habsburger 1988 S 276 Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes 1993 S 102 Wilhelm Maurenbrecher ADB Band 20 1884 S 327 Peter Pierson Philipp II dt 1985 S 180f Margarete von Parma in Brigitte Hamann Hrsg Die Habsburger 1988 S 277 VorgangerAmtNachfolgerEmanuel Philibert Herzog von SavoyenStatthalter der habsburgischen Niederlande 1559 1567Fernando Alvarez Herzog von AlbaStatthalter der burgundischen Niederlande 1506 1581 Guillaume II de Croy Margarete von Osterreich Maria von Kastilien Emanuel Philibert von Savoyen Margarethe von Parma Fernando Alvarez de Toledo Luis de Zuniga y Requesens Juan de Austria Alessandro Farnese Nachfolger Alessandro Farnese Statthalter der spanischen Niederlande Normdaten Person GND 118544225 lobid OGND AKS LCCN n86095149 VIAF 286812825 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Margarethe von ParmaKURZBESCHREIBUNG naturliche Tochter des Kaisers Karl V GEBURTSDATUM 5 Juli 1522GEBURTSORT OudenaardeSTERBEDATUM 18 Januar 1586STERBEORT Ortona Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarethe von Parma amp oldid 235741076