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Guillaume II de Croy Seigneur de Chievres 1458 in Chievres Hennegau 28 Mai 1521 1 in Worms niederlandisch Willem II van Croy Heer van Chievres spanisch Guillermo II de Croy Senor de Chievres Xevres Xebres war ein burgundisch niederlandischer Politiker der seine Karriere als Berater des burgundischen Herzogs Philipp des Schonen begann Er wirkte nach Philipps Tod als Erzieher von dessen Sohn des spateren Kaisers Karl V und zahlte von 1515 bis 1521 zu den einflussreichsten Politikern in Westeuropa Guillaume de Croy 1458 1521 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Leben 2 1 1482 bis 1506 2 2 1506 bis 1515 2 3 1515 bis 1521 Politik in den Niederlanden und Spanien 2 4 1519 bis 1521 Kaiserwahl Reichstag in Worms und Tod 3 Politisches Vermachtnis 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenHerkunft und Familie BearbeitenGuillaume II de Croy entstammte dem alten franzosisch burgundischen Adelsgeschlecht Croy Er war der zweite Sohn von Philippe I de Croy 1435 1511 Graf von Porcean und dessen Ehefrau Jacoba von Luxemburg Philippe I de Croy war seit 1457 Kammerherr des burgundischen Herzogs Philipp des Guten und amtierte von 1456 bis 1465 als Grand Bailli von Hennegau Sein Sohn Guillaume dem er 1485 die Herrschaften Chievres und Beaumont ubertrug heiratete noch im gleichen Jahr Maria Magdalena von Hamal 27 Oktober 1540 Tochter des Wilhelms von Hamal 1497 sowie Witwe von Adolf van der Marck vor 1485 eines Bruders von Robert I de La Marck 1489 und Wilhelm I von der Mark 1446 1483 Die Ehe blieb kinderlos Guillaumes Bruder waren Henri und Antoine de Croy Henri 1514 war mit Charlotte de Chateaubriand 1509 verheiratet beide sind die Eltern von Philippe II de Croy 1 Herzog von Aarschot 1496 1549 und Guillaume III de Croy 1498 1521 seit 1517 Erzbischof von Toledo Antoine de Croy war von 1485 bis 1496 Erzbischof von Therouanne und verstarb am 21 September 1496 in Zypern Leben Bearbeiten1482 bis 1506 Bearbeiten Philippe I de Croy wurde nach dem Tod der Maria von Burgund 1457 1482 mit der Erziehung ihres Sohnes Philipp 1478 1506 betraut und konnte dadurch seinen politischen Einfluss erheblich starken Seinem Sohn Guillaume gelang es die Freundschaft des minderjahrigen Herzogs zu erlangen und diese zum raschen politischen Aufstieg zu nutzen Beide Croys wechselten bald darauf zur profranzosischen Fraktion des burgundischen Adels um Philipp von Kleve Ravenstein 1456 1528 den Statthalter von Flandern und lenkten in dessen Sinn den jungen Herzog Philipps Vater der deutsche Konig Maximilian war ursprunglich bereit sich aus der burgundischen Politik zuruckzuhalten Jedoch fuhrte die profranzosische Ausrichtung der im Namen Philipps betriebenen Politik bald zu schweren Konflikten mit Maximilian der einerseits ein Abdriften der Niederlande aus dem Reichsverband befurchtete andererseits ein Zuwiderlaufen der habsburgischen Interessen erkannte Er ernannte deswegen 1486 einen vierzehnkopfigen Kronrat unter der Leitung des Grafen Engelbert II von Nassau 1451 1504 um mit dessen Hilfe seine Interessen gegen den profranzosischen Adel durchzusetzen Dies fuhrte von 1486 bis 1489 zum Aufstand des profranzosischen Adels unter Philipp von Kleve Ravenstein dem sich Guillaume de Croy Seigneur de Chievres anschloss Schliesslich forderte 1488 der in Brussel belagerte Maximilian zur Niederwerfung der Rebellion Reichstruppen unter dem Kommando des zum Statthalter in den Niederlanden ernannten Albrecht von Sachsen an Chievres der sich wahrend des Aufstandes als Wortfuhrer der profranzosischen Adelsfraktion behauptet hatte versohnte sich nach der Beendigung des Aufstandes mit Maximilian behielt jedoch seine Feindseligkeiten gegenuber dem Statthalter Albrecht von Sachsen bei 1491 wurde er Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies 1494 folgte seine Ernennung zum offiziellen Ratgeber des Herzogs Philipp von Burgund Neben Frans van Busleiyden 1455 1502 seit 1490 Bischof von Brugge und seit 1498 Erzbischof von Besancon pragte Guillaume de Croy Seigneur de Chievres nun die Politik in den Niederlanden Beide versuchten Handel und Gewerbe zu fordern und verfolgten konsequent eine Friedenspolitik Chievres erneuerte die Handelsbeziehungen zu England Er bemuhte sich ausserdem die zunehmenden Konflikte zwischen den Hausern Habsburg und Valois diplomatisch auszugleichen und verweilte deswegen haufig im Auftrag Maximilians als Gesandter in Frankreich Des Weiteren amtierte Guillaume de Croy von 1497 bis 1503 als Grand Bailli von Hennegau und seit 1503 als Statthalter von Namur Er war ausserdem Mitglied des Regentschaftsrates wahrend des Aufenthaltes Herzogs Philipp in Kastilien 1501 1503 1506 bis 1515 Bearbeiten Maximilian I ernannte nach dem Tod seines Sohnes Philipp 1506 Chievres zum Gouverneur seiner Enkelkinder Eleonore und Karl und beauftragte ihn 1509 mit Karls Erziehung und hofischer Ausbildung Der burgundische Adlige der seine Aufgabe mit folgenden Worten umschrieb Ich bin der Kurator seiner Jugend ich will dass wenn ich sterbe er in Freiheit bleibe denn wenn er dann seine Geschafte nicht versteht wird er einen anderen Kurator brauchen 2 weckte in seinem Schuler das Interesse fur Politik und erzog ihn zu regelmassiger Arbeit und Pflichterfullung Er betreute Karl rund um die Uhr 3 so dass dieser schnell Zutrauen zu dem klugen und auf Ausgleich mit Frankreich bedachten Politiker fasste Aufgrund seines Einflusses auf den jungen Habsburger gelang es Guillaume de Croy ein politisches Gegengewicht zu der anglophilen Partei um Karls Tante Margarete von Osterreich zu schaffen und diese nach dem Vertrag von Cambrai 1517 mit Hilfe des Kaisers Maximilian politisch auszuschalten 1515 bis 1521 Politik in den Niederlanden und Spanien Bearbeiten Karl ernannte am 5 Januar 1515 dem Tag an dem er vorzeitig als Herzog von Burgund fur mundig erklart wurde seinen Erzieher zum leitenden Minister Am folgenden Tag notigte er die bisherige Regentin Margarete von Osterreich zur offiziellen Abdankung Chievres fuhrte seitdem gemeinsam mit Adrian von Utrecht dem spateren Papst Hadrian VI und Jean de Sauvages 1518 die politischen Geschafte in den niederen Landen von Burgund Er beeinflusste 1516 17 Karl so dass dieser lange zogerte nach Spanien zu ziehen um die Krone Aragons als Erbe seines Grossvaters Ferdinand anzunehmen Chievres betrieb eine Schaukelpolitik zwischen dem franzosischen Konig Franz I und dem englischen Konig Heinrich VIII Erst nachdem er beide durch vage Eheprojekte England durch ein Handelsabkommen und Frankreich durch den Frieden von Noyon neutralisiert hatte bestarkte er Karl nach Spanien zu ziehen um in den Landern der Krone Aragons und im Konigreich Kastilien die Regierungsgewalt zu ubernehmen Chievres Politik des Zauderns war allerdings sehr riskant da die Stande in Aragon und Kastilien beabsichtigten statt Karl seinen in Alcala de Henares geborenen und in Spanien erzogenen Bruder Ferdinand zu kronen Im September 1517 begleitete Chievres seinen Herrn nach Spanien wo es ihm gelang ein Treffen zwischen Karl und dem Regenten Kardinal Cisneros 1517 zu verhindern Ausserdem erreichte er dass Karls Mutter die kastilische Konigin Johanna die Wahnsinnige die Regierungsgewalt an ihren Sohn abtrat und das von Chievres vorbereitete Dokument zur Regierungsubernahme Karls unterschrieb Guillaume II de Croy Seigneur de Chievres galt in Spanien als das Haupt der flamischen Gunstlinge Karls der gemeinsam mit Pedro Ruiz Mota 1522 den jungen Konig lenkte Er war unter den spanischen Adligen besonders verhasst da er in seiner Funktion als Finanzminister zielstrebig die Ausplunderung des Landes zum eigenen Nutzen betrieb Die am 31 Dezember 1517 erfolgte Ernennung von Chievres neunzehnjahrigen Neffen Guillaume III zum Administrator des Erzbistums Toledo fuhrte schliesslich zum endgultigen Bruch Das Unverstandnis der flamischen Berater Karls gegenuber den spanischen Gegebenheiten und Traditionen vergiftete das Verhaltnis zwischen Spaniern und Niederlandern langfristig und nachhaltig Karls Weigerung die Rechte einiger kastilischer Stadte wie Avila Burgos Segovia oder Valladolid anzuerkennen folgte 1520 21 der Comuneros Aufstand Karl zeigte sich seinem ehemaligen Erzieher und vaterlichen Freund trotz dessen verfehlter Politik in Spanien dankbar Er erhob ihn 1516 zum Admiral des Konigreiches Neapel 1518 zum Herzog von Sora und Archi sowie zum Baron von Roccaguglielma 1519 folgte die Ernennung Chievres zum 1 Grafen von Beaumont zum 1 Marquis von Aarschot und zum Herrn von Temse 1519 bis 1521 Kaiserwahl Reichstag in Worms und Tod Bearbeiten Chievres bestarkte 1519 seinen ehemaligen Zogling Spanien zu verlassen um in den Landern des Reiches dessen Wahl zum Kaiser personlich zu betreiben Allerdings wurde die Kaiserkandidatur Karls von der profranzosischen Partei der niederlandisch burgundischen Hocharistokratie als deren Exponent Chievres bisher galt mit Skepsis betrachtet Ebenso regte sich gegen dieses Vorhaben in Spanien Widerstand da man dort befurchtete dass Kastilien und Aragon zu unbedeutenden Nebenlandern eines Imperiums herabsanken Chievres diplomatische Bemuhungen fuhrten jedoch dazu dass Karl mit finanzieller Unterstutzung Jakob Fuggers 5 Mio Taler zum Kaiser des Heiligen Romischen Reiches gewahlt wurde Er konnte sich allerdings seines politischen Erfolgs nicht lange erfreuen Selbst kinderlos musste er 1521 wahrend seiner Teilnahme am Reichstag zu Worms den Unfalltod seines Neffen Guillaume III de Croy miterleben Er nahm im April 1521 an der Anhorung Martin Luthers durch den Kaiser teil und riet diesem zur unnachgiebigen Harte gegenuber dem Wittenberger Monch und dessen Ansichten Wenige Tage nach Luthers Abzug aus Worms brach in der Stadt eine Pestepidemie aus an deren Folgen Chievres vermutlich am 28 Mai 1521 verstarb Da er zu den wichtigsten Initiatoren des am 25 Mai 1521 verkundeten Wormser Ediktes zahlte keimte bald der nicht bewiesene Verdacht auf dass Chievres von Luthers Anhangern vergiftet worden sei Politisches Vermachtnis BearbeitenDer plotzliche Tod des profranzosischen Seigneur de Chievres leitete das eigenstandige Agieren Karls V auf der politischen Buhne ein Der Kaiser verbrachte seitdem einen grossen Teil seiner Zeit mit Staatsangelegenheiten und beaufsichtigte selbst die Verwaltungsapparate seiner Lander Des Weiteren fuhrte Chievres Ableben zum politischen Aufstieg von Mercurino Gattinara 1530 der als einflussreichster Ratgeber und Grosskanzler Karls V eine politische und ideologische Wende einzuleiten begann Gattinara entwickelte die Staatstheorie des Neoghibellinismus wonach dem Kaiser als Oberhaupt eines christlichen Imperiums die Weltherrschaft zukommen sollte und wonach dieser gleichzeitig verpflichtet sei Protestanten Muslime und Heiden zum wahren christlichen Glauben der katholischen Kirche zu bekehren Dies bedeutete eine Abkehr von Chievres Politik dessen politisches Ziel im Wesentlichen die Sicherung der Niederlande durch Verstandigung mit Frankreich und England gewesen war und der zur Durchsetzung seiner Politik bestrebt gewesen war Kriege zu vermeiden Gattinara gelang es auch Karl aus seinem begrenzten burgundischen und spanischen Politikverstandnis zu losen und bei ihm eine imperiale Haltung zu entwickeln die allerdings einen Dauerkonflikt mit Frankreich einschloss Die 1526 erfolgte Vermahlung von Karls Schwester Eleonore mit dem franzosischen Konig Franz I brachte deshalb nur eine kurzzeitige Ruckkehr zur Politik Chievres Literatur BearbeitenRaphael de Smedt Hrsg Les chevaliers de l ordre de la Toison d or au XVe siecle Notices bio bibliographiques Kieler Werkstucke D 3 2 verbesserte Auflage Frankfurt 2000 ISBN 3 631 36017 7 S 247 249 Nr 105 Michael Erbe Belgien Niederlande Luxemburg Geschichte des niederlandischen Raumes W Kohlhammer Stuttgart u a 1993 ISBN 3 17 010976 6 Manuel Fernandez Alvarez Karl V Herrscher eines Weltreiches 3 Auflage Wilhelm Heyne Munchen 1987 ISBN 3 453 55069 2 Alfred Kohler Karl I V In Walther L Bernecker Carlos Collado Seidel Paul Hoser Hrsg Die spanischen Konige 18 historische Portrats vom Mittelalter bis zur Gegenwart Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 42782 0 Alfred Kohler Karl V In Anton Schindling Walter Ziegler Hrsg Die Kaiser der Neuzeit 1519 1918 Beck Munchen 1990 ISBN 3 406 34395 3 Heinrich Lutz Karl V Biografische Probleme In Europaische Herrscher Bohlau Weimar 1988 ISBN 3 7400 0078 3 Theodor Wenzelburger Croy Wilhelm von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 620 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Guillaume II de Croy Sammlung von BildernAnmerkungen Bearbeiten Karl Eduard Vehse Geschichte der deutschen Hofe seit der Reformation 8r Band Zweite Abtheilung Ostreich Hoffmann und Campe 1851 S 72 andere Quellen nennen den 18 oder 27 Mai 1521 Zitat aus Leo Sillner Karl V Der Kaiser des letzten katholischen Imperiums In P M History 2 2009 Vgl Manuel Fernandez Alvarez Karl V Herrscher eines Weltreiches Wilhelm Heyne Munchen 3 Auflage 1987 ISBN 3 453 55069 2 S 17 Zu Karls Umgebung gehorte auch Wilhelm von Croy Herr von Chievres dessen Macht und Ruhmsucht ihn die Stellung eines kunftigen Gunstlings erhoffen liess Er bewachte personlich den Schlaf des Prinzen und liess sein Bett in Karls Schlafzimmer rucken damit er sollte er erwachen jemand hat mit dem er sich unterhalten kann Statthalter der burgundischen Niederlande 1506 1581 Guillaume II de Croy Margarete von Osterreich Maria von Kastilien Emanuel Philibert von Savoyen Margarethe von Parma Fernando Alvarez de Toledo Luis de Zuniga y Requesens Juan de Austria Alessandro Farnese Nachfolger Alessandro Farnese Statthalter der spanischen Niederlande Normdaten Person GND 132272970 lobid OGND AKS LCCN n85010415 VIAF 47918460 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Croy Guillaume II deALTERNATIVNAMEN Willem II van Croy Heer van Chievres Guillermo II de Croy Senor de ChievresKURZBESCHREIBUNG burgundisch niederlandischer PolitikerGEBURTSDATUM 1458GEBURTSORT Chievres HennegauSTERBEDATUM 28 Mai 1521STERBEORT Worms Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guillaume II de Croy amp oldid 222036215