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Margarete Wittkowski auch Grete Wittkowski M Witt 18 August 1910 in Posen 20 Oktober 1974 in Singen war eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin und Politikerin KPD SED Margarete WittkowskiSie war von 1961 bis 1967 stellvertretende Vorsitzende des Ministerrats und von 1967 bis 1974 Prasidentin der Staatsbank der Deutschen Demokratischen Republik Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Beruf 1 2 Partei 1 3 Offentliche Amter 1 4 Grabstatte 2 Zitat 3 Darstellung in der bildenden Kunst der DDR 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und Beruf Bearbeiten Die Tochter eines judischen Kaufmanns besuchte in ihrer Geburtsstadt das Gymnasium und studierte von 1929 bis 1932 Volkswirtschaftslehre in Berlin Bis 1931 engagierte sie sich in der zionistischen Bewegung Sie emigrierte beim Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 in die Schweiz An der Universitat Basel promovierte sie 1934 bei dem Philosophen Herman Schmalenbach mit einer staatswissenschaftlichen Arbeit uber die Verflechtung deutscher Grossbanken mit der Industrie in der Weimarer Republik zum Dr rer pol Im November 1938 wurde sie in Zurich verhaftet und des Landes verwiesen Wittkowski hielt sich aber noch bis im Fruhjahr 1939 illegal in Basel auf bevor ihr die Flucht nach England gelang 1 In der Folgezeit untersuchte Margarete Wittkowski die Wirtschaftspolitik der faschistischen Staaten und veroffentlichte 1942 wahrend des Zweiten Weltkrieges zusammen mit Jurgen Kuczynski ein Buch in englischer Sprache unter dem Titel Die Wirtschaftspolitik der Barbarei Hitlers neue europaische Wirtschaftsordnung Darin wurde mit dem politischen Mythos aufgeraumt die Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschen Reich sei besonders effizient Vielmehr wird die Ansicht vertreten dass in den meisten Industriezweigen die Arbeitsproduktivitat niedriger und die Rate an Arbeitsunfallen hoher als vor 1933 sei und dass Gewinnsteigerungen erzielt werden durch Monopolisierung billige Rohstoffe eroberter Lander und Vernachlassigung der Konsumguterproduktion sowie Beschneidung der Rechte der Arbeiter und Verlangerung ihrer Arbeitszeiten Bald nach dem zunachst anscheinend erfolgreichen deutschen Uberfall auf die Sowjetunion und unmittelbar nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg warnten die Autoren vor den Schwierigkeiten die der US amerikanischen Wirtschaft erwachsen wurden wenn nach einem deutschen Sieg in Europa ein faschistisch ausgerichteter europaischer Wirtschaftsblock massiv billige Waren produziert und exportiert Nach Kriegsende kehrte Margarete Wittkowski nach Berlin zuruck und arbeitete zunachst als Wirtschaftsjournalistin Mit Kuczynski grundete sie die Wochenzeitung Die Wirtschaft und leitete zeitweise das Wirtschaftsressort der SED Tageszeitung Neues Deutschland Von 1950 bis 1954 ubernahm sie leitende Aufgaben im Verband deutscher Konsumgenossenschaften ab 1951 als Prasidentin Partei Bearbeiten 1932 trat sie in die KPD ein Zwischen 1934 und 1938 pendelte Wittkowski zwischen Deutschland und der Schweiz und verlegte ihren Wohnsitz immer dann wenn die Situation fur sie zu gefahrlich wurde In Berlin war sie an der Herausgabe der Gewerkschaftszeitung der Revolutionaren Gewerkschafts Opposition RGO beteiligt In der Schweiz engagierte sie sich in der Auslandsgruppe der KPD Sie arbeitete bei den KPD Zeitungen Suddeutsche Volksstimme und Suddeutsche Informationen als Redakteurin und unternahm fur deren Vertrieb Kurierfahrten in den sudbadischen Raum Bis 1939 unterstutzte sie von der Schweiz und von Frankreich aus zeitweise unter dem Decknamen Hilde in der Illegalitat innerhalb Deutschlands journalistisch und als Kurier die Widerstandsarbeit ihrer Partei gegen den Nationalsozialismus Im April 1939 siedelte sie nach Grossbritannien uber dort wurde sie Organisationsleiterin der englischen Exilorganisation ihrer Partei 1946 wurde sie Mitglied der SED und nach einem Lehrgang 1949 50 an der Parteihochschule und anschliessendem Studienaufenthalt in Moskau wurde sie 1954 Mitglied des Zentralkomitees der SED Im Konflikt um eine Abschwachung des sozialistischen Prinzips vom Primat der Politik uber die Okonomie eine starkere Berucksichtigung betriebswirtschaftlicher Profitabilitat und von Bedurfnissen der Bevolkerung in der Planung sowie eine Dezentralisierung wirtschaftlicher Entscheidungsprozesse nahm Margarete Wittkowski auf dem 29 Plenum des Zentralkomitees im November 1956 und danach die Position der Reformbefurworter um Karl Schirdewan und Ernst Wollweber sowie der Wirtschaftsfunktionare Gerhart Ziller Fred Oelssner und Fritz Selbmann ein Deren politische Linie Schirdewan Wollweber Fraktion unterlag aber im Februar 1958 auf dem 35 Plenum des Zentralkomitees zunachst dem orthodoxen Kurs des Generalsekretars Walter Ulbricht Wahrend daraufhin die meisten ihrer Mitstreiter ihre Amter verloren wurde Margarete Wittkowski lediglich vorubergehend zur Kandidatin des Zentralkomitees zuruckgestuft Als dann wie auch im gesamten Ostblock nach 1961 wirtschaftliche Reformen beschlossen wurden die in der DDR unter dem Namen Neues Okonomisches System der Planung und Leitung umgesetzt werden sollten war sie eine wichtige Vertreterin der neuen Wirtschaftspolitik in der Regierung Ihr Partner an fur Wirtschaftsfragen zustandiger Stelle im Politburo der Partei war der Kuczynski Schuler Werner Jarowinsky Nach dem 11 Plenum des ZK der SED und dem Tod Erich Apels endeten in der DDR 1966 diese von ihr unterstutzten wirtschaftspolitischen Reformbemuhungen Offentliche Amter Bearbeiten In der Deutschen Wirtschaftskommission der von der Sowjetischen Militaradministration errichteten zentralen Steuerungsbehorde der Wirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone ubernahm Margarete Wittkowski 1948 Aufgaben einer stellvertretenden Vorsitzenden der Hauptverwaltung Planung Von 1952 bis 1958 und von 1963 bis 1967 war sie Abgeordnete der Volkskammer der DDR Von 1954 bis 1961 ubernahm sie leitende Aufgaben in der Staatlichen Plankommission als stellvertretende Vorsitzende Vorsitzender war Bruno Max Leuschner Zudem amtierte sie 1953 54 kurzzeitig als kommissarische Ministerin fur Handel und Versorgung Vom 9 Februar 1961 bis 14 Juli 1967 war Margarete Wittkowski als stellvertretende Vorsitzende des Ministerrats zustandig fur den Bereich Handel Versorgung und Konsumguterproduktion und Stellvertreterin der Vorsitzenden Otto Grotewohl bis 24 September 1964 und Willi Stoph Ab 1967 bis zu ihrem Tod war sie Prasidentin der Deutschen Notenbank ab 1 Januar 1968 Staatsbank der DDR Sie gehorte ab 1972 erneut dem Ministerrat an In diesen Amtern war sie dafur verantwortlich den Versorgungsbedarf der Bevolkerung zu ermitteln sowie Produktion Einkauf und Verteilung von Verbrauchsgutern des taglichen Bedarfs und von Konsumgutern zu koordinieren bzw Auslandsverschuldung und Ausgleich der Zahlungsbilanz zu uberwachen Grabstatte Bearbeiten nbsp GrabstatteMargarete Wittkowskis Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg des Berliner Zentralfriedhofs Friedrichsfelde beigesetzt Zitat Bearbeiten Dr Margarete Wittkowski Idealkommunistin aus deutsch judischer Burgerfamilie wie Professor Liberman Studium bei Schmalenbach in Basel spater in englischer Emigration ist zweimal aus obersten Gremien herausgedrangt worden einmal um 1950 wegen ihrer Westemigration das andere Mal 1958 wegen ihrer revisionistischen Haltung in der Schirdewan Selbmann Oelssner Krise Man hat sie immer wieder geholt man braucht solche Personlichkeiten genau wie die Sowjets im Jahr 1962 begriffen dass sie den Rufer in der Wuste der Dogmatik Liberman den sie 1956 kritisiert hatten brauchten aber in die hochste Spitze lasst man sie ungern vordringen Lit Richert S 65 Darstellung in der bildenden Kunst der DDR BearbeitenDoris Kahane Dr Grete Wittkowski 1967 Gouache 80 60 cm 2 Schriften Auswahl BearbeitenGrossbanken und Industrie in Deutschland 1924 bis 1931 Dissertation Basel 1934 Hameen Kirjapaino Tampere 1937 The Economics of Barbarism Hitler s New Economic Order in Europe Sternfeld amp Tiedemann London 1942 International Publishers New York 1942 unter Pseudonym M Witt zusammen mit Jurgen Kuczynski Die deutsch russischen Handelsbeziehungen in den letzten 150 Jahren Verlag Die Wirtschaft Berlin 1947 zusammen mit Jurgen Kuczynski Die Entfaltung der Masseninitiative in den Konsumgenossenschaften im Kampf um Frieden und Einheit und zur Erfullung des Funfjahrplans VDK Verband deutscher Konsumgenossenschaften der DDR 1952 Geburtstagsbrief an S K In Die Weltbuhne Wochenschrift fur Politik Kunst Wirtschaft Heft 38 69 Jahrg Verlag der Weltbuhne Berlin 1974 S K Siegbert Kahn Literatur BearbeitenGeorge Seldes Profits in Fascism Germany In Facts and Fascism In Fact New York 1943 Inhaltsangabe von The Economics of Barbarism engl Ernst Richert Die DDR Elite oder Unsere Partner von morgen Rowohlt Hamburg 1968 Bernd Rainer Barth Helmut Muller Enbergs Wittkowski Margarete Grete In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Wittkowski Margarete in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 828Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Margarete Wittkowski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Margarete Wittkowski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Margarete Wittkowski Biografie auf der Website der Universitat BaselEinzelnachweise Bearbeiten 550 Jahre Universitat Basel Abgerufen am 11 Dezember 2022 Doris Unbekannter Fotograf Kahane Bildnis Dr Grete Wittkowski Mitglied des ZK der SED 1967 abgerufen am 19 Dezember 2021 Prasidenten des Verbandes der Konsumgenossenschaften der Deutschen Demokratischen Republik Georg Ulrich Handke 1949 1952 Margarete Wittkowski 1952 1954 Gerhard Lucht 1954 1963 Hilmar Weiss 1963 1967 Heinz Fahrenkrog 1967 1991 Prasidenten der Deutschen Notenbank bzw Staatsbank der DDR Willy Huhn 1948 1950 Greta Kuckhoff 1950 1958 Martin Schmidt 1958 1961 Rolf Wetzel 1961 1964 Helmut Dietrich 1964 1967 Margarete Wittkowski 1967 1974 Horst Kaminsky 1974 1990 Normdaten Person GND 1013537653 lobid OGND AKS LCCN no95014028 VIAF 188563512 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wittkowski MargareteALTERNATIVNAMEN Wittkowski Grete Witt M Pseudonym Wittkowski MargaretheKURZBESCHREIBUNG deutsche Politikerin Wirtschaftswissenschaftlerin und Politikerin KPD SED MdVGEBURTSDATUM 18 August 1910GEBURTSORT Posen Provinz Posen PreussenSTERBEDATUM 20 Oktober 1974STERBEORT Singen Hohentwiel Baden Wurttemberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarete Wittkowski amp oldid 238140923