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Lysimachos ist der Name eines von Flavius Josephus in seinem Werk Uber die Ursprunglichkeit des Judentums zitierten Geschichtsschreibers Flavius Josephus nennt keine Einzelheiten die es erlauben wurden eine sichere Datierung seines Wirkens vorzunehmen Folker Siegert hat 2008 in diesem Zusammenhang eine Neubearbeitung aller verfugbaren Quellen vorgenommen da insbesondere die Annahmen Benedikt Nieses teilweise nicht zutrafen 1 Flavius Josephus beschaftigt sich in seinem Werk Uber die Ursprunglichkeit des Judentums mit den Aussagen des Lysimachos in Buch 1 304 311 sowie Buch 2 16 20 145 und 236 2 Inhaltsverzeichnis 1 Mogliche Zuordnungen 2 Lysimachos bei Flavius Josephus 2 1 Inhalt der Passagen aus Buch 1 2 2 Bewertungen 3 Literatur 4 AnmerkungenMogliche Zuordnungen BearbeitenDer im Hellenismus haufige Name den beispielsweise der Diadoche Lysimachos 361 281 v Chr trug erschwert eine zweifelsfreie Zuordnung Moglicherweise handelt es sich um den Grammatiker Lysimachos den einige Scholien zu griechischen Dichtern 3 als Alexandriner erwahnen und der laut Athenaios 4 nach Mnaseas wirkte Dies wurde eine Ansetzung fur das zweite Jahrhundert v Chr oder danach bedeuten 1 Als weiterer Kandidat kommt ein Lysimachos in Frage der eventuell als Zeitgenosse der Ptolemaerherrscherin Kleopatra III Ende des zweiten Jahrhunderts v Chr lebte Bezalel Bar Kochva nimmt an dass die Schrift Pseudo Hekataios I als literarische Antwort auf die antijudischen Aussagen des Lysimachos folgte der seine polemischen Berichte wohl aufgrund der projudischen Politik von Kleopatra III 101 v Chr verfasste 5 Bei den Ausfuhrungen in Pseudo Hekataios I handelt es sich um eine Fiktion die fur eine bestimmte Leserzielgruppe geschrieben wurde 6 Ein zusatzlicher Hinweis auf einen Lysimachos stammt aus der Topographia Christiana 12 geschrieben von Kosmas Indikopleustes einem nestorianischen Christen und spatantiken Zeitgenossen Justinians sowie Schriftsteller und Reisenden aus Alexandrien Er listet Manetho Chaeremon Apollonius Molon Lysimachos und Apion der Grammatiker als die Autoren auf die eine altagyptische Aegyptiaca in Verbindung mit dem Thema des biblischen Mose verfassten 1 Der Althistoriker Felix Jacoby spricht sich diesbezuglich gegen die Gleichsetzung des Lysimachos der Aegyptiaca mit dem alexandrinischen Grammatiker aus und ordnet daher den erhaltenen Fragmenten der Aegyptiaca eine andere Nummer in seiner Fragmentensammlung griechischer Historiker zu 7 als den anderen Werken des alexandrinischen Lysimachos 8 Folker Siegert halt ausserdem die von Kosma uberlieferten Informationen zumindest teilweise fur falsch da beispielsweise Manetho sicherlich nicht den biblischen Mose in seiner Aegyptiaca erwahnte Vielmehr handelt es sich offenkundig um Nachtrage anderer Autoren die eine chronologische Harmonisierung zwischen der Bibel und der altagyptischen Geschichte herstellen wollten 9 Sollte es sich jedoch um einen ganzlich anderen Lysimachos handeln der als Ethnologe eine altagyptische Ethnografie fertigte so kann nur zweifelsfrei gesagt werden dass der von Flavius Josephus genannte Lysimachos nach Mnaseas und vor Apion etwa um 40 n Chr wirkte Aufgrund dieser Tatsache und des Umstandes dass Ethnografie auch noch in romischer Zeit ein beliebtes literarisches Thema war ergibt sich fur den Lysimachos des Flavius Josephus ein moglicher Zeitrahmen vom zweiten Jahrhundert v Chr bis zum ersten Jahrhundert n Chr 1 Folker Siegert betitelt zwar jene Textpassagen von Lysimachos aufgrund der von Flavius Josephus referierten Verse als Aegyptiaca ohne aber diesen Begriff in der Charakterisierung des Lysimachos zu verwenden und ohne eine Zuordnung an einen bestimmten Lysimachos vorzunehmen 10 Lysimachos bei Flavius Josephus BearbeitenInhalt der Passagen aus Buch 1 Bearbeiten Die Textpassagen aus Buch 1 304 311 sind nur in den griechischsprachigen Codices Eliensis Schleusingensis Laurentianus und der lateinischen Ubersetzung uberliefert Die lateinische Ubersetzung ist teilweise mit erheblichen Problemen behaftet In den fruheren Ausgaben blieben zahlreiche Glattungen unerwahnt insbesondere die des Sigismund Gelenius Hinzu kommen inhaltliche Korrekturen der Humanisten und erganzte Vermutungen 11 Im ersten Buch verurteilt Flavius Josephus in seiner einleitenden Erklarung die Veroffentlichungen des Lysimachos 304 Wen ich noch bringen will das ist Lysimachos der dasselbe Lugenthema sich vornimmt wie die vorgenannten das der Aussatzigen und Verunstalteten der jedoch ihre Unglaubwurdigkeit mit seinen Fiktionen noch ubertrifft woran klar wird dass er aus blankem Hass schreibt 305 Er sagt namlich unter Bokchoris Konig Pharao der Agypter habe das Volk der Juden die Aussatz und Ausschlag hatten und mit sonstigen Krankheiten behaftet waren in den Heiligtumern Zuflucht gesucht und um Nahrung gebettelt Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Buch 1 Vers 304 305 10 Nach Lysimachos sei aufgrund der bedurftigen Juden ein Ernteproblem eingetreten Bokchoris rief wegen des Notstandes im Amun Tempel das Orakel an um uber das weitere Vorgehen Auskunft zu erhalten Amun gab diesbezuglich den Auftrag alle Heiligtumer von den Menschen zu reinigen die unrein und nicht religios seien und diese in unbewohnte Gebiete umzusiedeln Diejenigen aber die an Aussatz und Ausschlag leiden sollten ertrankt werden Bokchoris habe deshalb an die agyptischen Soldaten den von Amun erhaltenen Auftrag befohlen und die Weisung erteilt die mit Aussatz und Ausschlag behafteten Personen in Blei gewickelt im Meer zu ertranken Nach dieser Tat schlossen sich die in der Wuste befindlichen Gruppen der Unreinen zusammen und riefen in der Nacht die Gotter um Beistand an damit sie von ihrem Schicksal befreit wurden Am nachsten Morgen gab ein gewisser Mose den Rat von diesem Ort in eine bewohnte Gegend zu ziehen Auf die Ratschlage der dortigen Bewohner sollten sie aber nicht horen und die dort erbauten Tempel niederreissen Lysimachos Erzahlung endet mit den Vorkommnissen die aufgrund der Ratschlage des Mose folgten 310 Nach ziemlichen Muhen seien sie in das besiedelte Gebiet gelangt hatten die Menschen schikaniert die Heiligtumer beraubt und in Brand gesteckt und seien schliesslich in das jetzt so genannte Judaa gelangt hatten eine Stadt gegrundet und sich dort angesiedelt 311 Diese Stadt aber sei Hierosyla entsprechend der Verhaltensweise jener Leute genannt worden spater aber als sie zur Macht gekommen waren hatten sie mit der Zeit die Benennung so geandert dass sie davon nicht beschimpft wurden und die Stadt Hierosolyma sich selbst aber Hierosolymiten genannt Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Buch 1 Vers 310 311 12 Bewertungen Bearbeiten Die Verse von Buch 1 304 311 weisen sehr grosse Ahnlichkeit mit einer Passage im Geschichtswerk des romischen Historikers Tacitus 13 auf ohne dass es deswegen als gesichert gelten kann dass hier Lysimachos die Quelle des Tacitus war 14 Zudem berichtet Lysimachos uber zwei widerspruchliche Geruchte die den Auszug aus Agypten betreffen Zunachst folgt die Schilderung uber die an Lepra erkrankten Personen die im Meer ertrankt werden Danach geht es um Religionskritiker die Agypten verlassen und Hierosyla grunden 1 Flavius Josephus vermischte zwei voneinander unabhangige Geruchte zu einer einheitlichen Aussage des Lysimachos Ob dieses Vorgehen aus Bequemlichkeit geschah oder von einem Vorsatz des Flavius Josephus ausgegangen werden kann muss offenbleiben Eventuell vorhandene Quellen woher er seine Informationen hatte werden verschwiegen Die Neukonzeption beider Geruchte erleichterte dem judischen Historiker jedoch seine ablehnende Verurteilung der Ausfuhrungen von Lysimachos 1 Literatur BearbeitenBezalel Bar Kochva Pseudo Hecataeus On the Jews Legitimizing the Jewish Diaspora Hellenistic Culture and Society Band 21 California University Press Berkeley 1996 ISBN 0 520 20059 4 S 46 93 Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Contra Apionem Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 ISBN 978 3 525 54206 4 Band 1 Erstmalige Kollation der gesamten Uberlieferung griechisch lateinisch armenisch literarkritische Analyse und deutsche Ubersetzung Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum Band 6 Nr 1 Band 2 Beigaben Anmerkungen griechischer Text Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum Band 6 Nr 2 Anmerkungen Bearbeiten a b c d e f Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Band 1 S 33 Die Werkzitierung erfolgt nach der Ausgabe von Folker Siegert Daneben gibt es noch eine andere Kapiteleinteilung der Bucher Scholien zu Apollonios von Rhodos Argonautica 1 558 Scholien zu Sophokles Odipus auf Kolonos 91 Athenaios Deipnosophistae 4 158d Prazisierung der Datierung Bezalel Bar Kochva Apollonius Molon versus Posidonius of Apamea In Jurgen Kalm Hrsg Internationales Josephus Kolloquium Aarhus 1999 Munsteraner Judaistische Studien Band 6 Munster 2001 S 24 Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Band 1 S 43 44 Felix Jacoby Die Fragmente der griechischen Historiker Nr 382 und Nr 621 Oskar Dreyer Lysimachos 4 In Der Kleine Pauly KlP Band 3 Stuttgart 1969 Sp 841 f Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Band 2 S 4 a b Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Band 1 S 57 Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Band 1 S 73 75 Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Band 1 S 158 Tacitus Historien 5 3 Alfred Gudeman Lysimachos 20 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIV 1 Stuttgart 1928 Sp 35 Normdaten Person GND 102397775 lobid OGND AKS VIAF 29920814 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME LysimachosKURZBESCHREIBUNG Ethnologe genannt von Flavius JosephusGEBURTSDATUM zwischen 2 Jahrhundert v Chr und 1 JahrhundertSTERBEDATUM zwischen 2 Jahrhundert v Chr und 1 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lysimachos Flavius Josephus amp oldid 228741752