www.wikidata.de-de.nina.az
Lothar Pretzell 13 Februar 1909 in Dubzow Pommern 4 Juli 1993 in Berlin war ein deutscher Kunsthistoriker und Volkskundler von 1942 bis 1945 Museumsdirektor des Museum Carolino Augusteum in Salzburg 1 und von 1959 bis 1974 Leiter des Museums fur Deutsche Volkskunde in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Berufstatigkeit 1 3 Privates 2 Ehrungen 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Lothar Richard Pretzell wurde als Sohn des Rittergutsbesitzers und landwirtschaftlichen Beamten Richard Franz Pretzell 1869 1918 und seiner Ehefrau Martha geb Bechmann 1880 1927 in Pommern Kreis Regenwalde geboren Er besuchte ab 1920 das Arndt Gymnasium Dahlem in Berlin 1929 bis 1933 studierte er Kunstgeschichte Klassische Archaologie sowie deutsche und romanische Philologie an den Universitaten Munchen Koln Wien und Paris Seine Doktorarbeit verfasste er 1933 bei Wilhelm Pinder in Munchen uber Salzburger Barockplastik er schloss sein Studium 1935 ab Durch sein Dissertationsthema und seine Studien im Salzburger Land kam er in engere Beziehung zu Salzburg Bereits 1933 trat er der SA und 1937 der NSDAP bei zudem gehort er der NSV dem RLB und dem RKB an Berufstatigkeit Bearbeiten Seine erste Anstellung fand er 1934 im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen in Berlin wobei er als Volontar bei der Neuordnung der Deutschen Barockzeichnung mitarbeitete In den darauffolgenden Jahren wirkte er bei der Vorbereitung der Eroffnungsausstellung im Staatlichen Museum fur Volkskunde mit Weitere Jahre verbrachte er an der Aufnahme der Kunstdenkmaler im Kreis Soltau Sein Name taucht auch im Zusammenhang mit der Beschlagnahmung judischen Vermogens auf wobei er als Sachverstandiger fur die Verwertung judischer Schmuck und Kunstgegenstande galt 2 Mitte 1941 wurde er zum Stellvertreter des erkrankten Museumsdirektors Max Silber am Museum Carolino Augusteum in Salzburg ernannt Die von ihm gemeinsam mit Max Silber organisierte Ausstellung Heimatliches Kulturerbe 1942 wurde mit Erwerbungen aus der sogenannten Fuhrerspende und Leihgaben aus dem kirchlichen Bereich bestritten Nach dem Tod Max Silbers wurde er am 1 September 1942 zum Direktor des Salzburger Museums ernannt In seiner Zeit wurden die systematische Inventarisierung mit fotografischer Dokumentation und die Erstellung von Katalogen fur das Museum vorangetrieben ebenso trieb er die Modernisierung der museumsinternen Ablaufe voran In seiner Zeit wurden Ausstellungskataloge zu Heimatliches Kulturerbe Meisterwerke Salzburger Kunst und Fischer von Erlach in Salzburg erstellt 1942 wird er von Gauleiter Gustav Adolf Scheel zum Beauftragten fur die Volksmuseen im Reichsgau Salzburg ernannt ebenso wird er in den Beirat der Salzburger Landeskunde aufgenommen Ab 1942 begann er die Bergung von Kulturgutern wegen der Gefahrdung durch Luftangriffe der Alliierten nach Schloss Bluhnbach in das Schloss Hellbrunn und das Monatsschlossl in das Schloss Lichtenberg in die Kirche und das Schloss Sankt Jakob am Thurn nach Schloss Sighartstein und nach Schloss Urstein zu planen und einzuleiten Weitere Bergungsorte waren der Pfarrhof in Faistenau der Mayr Melnhofsche Meierhof in Glanegg die Villa der Witwe des Kammersangers Richard Mayr in Henndorf am Wallersee die Villa der Frau Regierungsrat Hinterstoissner in Mattsee der Dekanatshof von St Georgen an der Salzach die Villa Welz in Sankt Gilgen den St Peter Luftschutzstollen das Schloss Mirabell und die Landeshypothekenanstalt in Salzburg 3 Die wertvolle Munzsammlung des Museums wurde mit Hilfe von Kriegsgefangenen in einem Handwagen in den Wolf Dietrich Stollen von Hallein verbracht Nach dem Krieg waren ein Grossteil dieser Munzen und zwar 2664 von 4086 verschwunden Erst 2017 konnte eine Charge wertvollster Munzen aus den USA nach Salzburg zurucktransferiert werden 4 Nach dem Krieg wurde er als Reichsdeutscher und ehemaliges NSDAP Mitglied in Salzburg angefeindet Im Juli 1945 ubergab Pretzell die Museumsgeschafte an seinen Nachfolger Rigobert Funke Elbstadt Erst in den 1970er Jahren wurde durch Museumsdirektor Albin Rohrmoser wieder ein Kontakt mit ihm und Salzburg hergestellt der in der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Salzburg seinen Hohepunkt fand Zuruckgekehrt nach Deutschland wurde er ab 1947 im Kunstguterlager Celle beschaftigt Er war dort von 1947 bis zu dessen Auflosung 1958 tatig ab dem 14 November 1947 wurde er kommissarischer Direktor seit dem 13 Februar 1948 stellvertretender Direktor und ab dem 27 Oktober 1953 Direktor Zwischen 1959 und 1974 war Pretzell Direktor der volkskundlichen Sammlung in West Berlin Er baute die Sammlung auf Basis der 40 Kisten mit 3580 Objekten wieder auf die von ihren Auslagerungsstatten in Thuringen nach Wiesbaden verbracht worden waren und 1959 nach Berlin zuruckgefuhrt wurden Als er in den Ruhestand versetzt wurde verfugte das Museum wieder uber einen Bestand von mehr als 20 000 Objekten Zunachst war die Sammlung an das Museum fur Volkerkunde angegliedert 1963 wurde dann das Museum fur Deutsche Volkskunde im Rahmen der Stiftung Preussischer Kulturbesitz gegrundet Dem Museum wurden Magazinraume auf dem ehemaligen Kasernenengelande am Gardeschutzenweg in Berlin Lichterfelde zugewiesen 5 Da er in Lichterfelde nicht uber geeigneten Ausstellungsraume verfugte konnte Pretzell sein Haus nur mit den beiden Ausstellungen Volkskunst und Volkshandwerk im Jahr 1964 und Kostbares Volksgut im Jahr 1967 prasentieren In ihnen prasentierte er seine meist der Volkskunst zuzuordnende Erganzungen der Sammlung 6 Privates Bearbeiten Lothar Pretzell hatte am 22 September 1934 Apollonia Wilhelminia Helena Maria genannt Loni geborene Ernst 6 April 1906 geheiratet Diese war Tochter des Malers Philipp Ernst und Schwester des Malers Max Ernst Sie war ebenfalls promovierte Kunsthistorikerin und hatte an den Universitaten Bonn Munchen und Koln studiert Ihr Studium hat sie 1931 mit einer Dissertation uber Manieristische Florentiner Baukunst abgeschlossen Danach setzte sie ihre Studien mit einer Reise nach Paris fort in dieser Zeit wohnte sie bei ihrem Bruder Max Nach ihrer Ruckkehr war sie von Mai 1932 bis August 1933 Assistentin am Kunsthistorischen Institut in Berlin und von September 1933 bis Juli 1934 Volontarin am dortigen Kupferstichkabinett Nach ihrer Eheschliessung arbeitete sie an gemeinsamen Publikationen mit ihrem Mann 7 1949 bis 1953 war sie dessen Mitarbeiterin am Kunstgutlager Schloss Celle Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor Barmin Richard Philipp Barbara Martha Luise Rainer Lothar Henrike Loni Loni Pretzell starb am 29 November 1991 Lothar Pretzell starb 1993 im Alter von 84 Jahren Die Grabstatte der Eheleute befindet sich auf dem Kolner Melaten Friedhof 8 Ehrungen BearbeitenBundesverdienstkreuz 1 Klasse 1974 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg durch Landeshauptmann Hans Katschthaler 23 Marz 1990Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenSalzburger Barockplastik Entwicklungsgeschichte der Salzburger Plastik vom Anfang des 17 bis zum Ende des 18 Jahrhunderts Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte Band 8 Deutscher Verein fur Kunstwissenschaft Berlin 1935 mit Hermann Deckert Oskar Kiecker Hans Lutgens Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover Band 27 des Denkmalwerks III Reg Bezirk Luneburg 6 Kreis Soltau Die Kunstdenkmale des Kreises Soltau Selbstverlag der Provinzialverwaltung Theodor Schulze Buchhandlung Hannover 1939 Meisterwerke Salzburger Kunst Salzburger Kulturtage der Hitler Jugend 1943 veranstaltet vom Museum Carolino Augusteum Kreuzgang von St Peter Salzburg 1943 Fischer von Erlach in Salzburg Meisterwerke Salzburger Kunst Berlin 1944 mit Heinrich Brauer Deutsche Romantiker 85 Gemalde der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Ausstellung im Zonal Fine Arts Repository Schloss Celle Mai bis Juni 1949 Celle 1949 mit Loni Pretzell Max Ernst Gemalde und Graphik 1920 1950 Bruhl 1951 Daumier und seine Zeitgenossen Franzosische Graphik von 1815 bis 1875 Ausstellung Schloss Celle September bis Dezember 1953 Celle 1953 Das Kunstgutlager Schloss Celle 1945 bis 1958 Celle 1959 Volkskunst und Volkshandwerk 75 Jahre Museum fur Deutsche Volkskunde Mit 30 schwarz weissen Tafeln im Anhang Stiftung preussischer Kulturbesitz Berlin 1964 Kostbares Volksgut Aus dem Museum fur Deutsche Volkskunde Berlin Berliner Festwoche 1967 Ausstellung im Museumsgebaude Berlin Charlottenburg 1 September bis 8 Oktober 1967 Hessling Berlin 1967 mit Kurt Droge Bemalte Spanschachteln Geschichte Herstellung Bedeutung Callwey Verlag Munchen 1986 ISBN 3766708120 mit Thomas Grochowiak Hrsg Naive Malerei 65 Bilder von 27 Kunstlern aus der Bundesrepublik Deutschland Katalog des Instituts fur Auslandsbeziehungen Stuttgart Institut fur Auslandsbeziehungen Stuttgart 1974 mit Loni Pretzell Homage to Max Ernst Ebeling Publishing London 1971 Literatur BearbeitenIngolf Bauer Edgar Harvolk Theodor Kohlmann Justus Kutschmann Heidi Muller Rotraut Sutter Gertrud Weinhold Lebendiges Gestern Erwerbungen von 1959 bis 1974 Festschrift fur Lothar Pretzell Schriften des Museums fur Volkskunde Band 1 Berlin 1975 Theodor Kohlmann Das Museum fur Deutsche Volkskunde von 1959 bis 1974 Vita Lothar Pretzell in Museum fur Deutsche Volkskunde Berlin Hrsg Lebendiges Gestalten Erwerbungen von 1959 bis 1974 Schriften des Museums fur Deutsche Volkskunde Band 1 Berlin 1975 S 7 14 Heidi Muller Lothar Pretzell 1909 1993 In Zeitschrift fur Volkskunde 1994 90 S 93 95 Gerhard Plasser Lothar Richard Pretzell 1909 1993 Modernisierer zwischen volkischer Wissenschaft und Bergungsdirektor In Anschluss Krieg amp Trummer Salzburg und sein Museum im Nationalsozialismus Salzburg Museum Salzburg 2018 Jahresschrift des Salzburg Museum Bd 60 S 145 161 Weblinks BearbeitenGenealogie der Familie Pretzell Lothar Pretzell auf SalzburgwikiEinzelnachweise Bearbeiten Liste der Museumsdirektoren seit 1834 Beleg fehlt Rigobert Funke Elbstadt Zehn Jahre Wiederaufbau Salzburger Museum Carolino Augusteum Jahresschrift 1955 Bd 1 S 11 22 Alexandra Hylla Verlorene Schatze kehren heim Das Kunstwerk des Monats November 2018 31 Jahrgang Blatt 367 Erika Karasek Vom Museum fur Deutsche Volkskunde zum Museum Europaischer Kulturen Die wechselvolle Geschichte eines Museums zwischen 1945 und 1999 in Dagmar Neuland Kitzerow Leonore Scholze Irrlitz Hrsg Akteure Praxen Theorien Der Ethnografin Ute Mohrmann zum siebzigsten Geburtstag LIT Verlag Munster 2010 S 38 46 hier S 44f Erika Karasek Vom Museum fur Deutsche Volkskunde zum Museum Europaischer Kulturen Die wechselvolle Geschichte eines Museums zwischen 1945 und 1999 in Dagmar Neuland Kitzerow Leonore Scholze Irrlitz Hrsg Akteure Praxen Theorien Der Ethnografin Ute Mohrmann zum siebzigsten Geburtstag LIT Verlag Munster 2010 S 38 46 hier S 45 Max Ernst Leben und Zeit vom 21 Januar 2007 Grabstatte Pretzell in der Datenbank Find a Grave abgerufen am 16 Oktober 2019 englisch Direktoren des Salzburg Museums Vinzenz Maria Suss 1834 1868 Johann Riedl 1868 1870 Jost Schiffmann 1870 1881 Alexander Petter 1881 1902 Eberhard Fugger 1902 1919 Oskar Seefeldner 1919 1920 interim Julius Leisching 1921 1933 Max Silber 1933 1942 Lothar Pretzell 1942 1945 Rigobert Funke Elbstadt 1945 1954 Kurt Willvonseder 1954 1968 Friederike Prodinger 1969 1979 Albin Rohrmoser 1979 1994 Fritz Moosleitner 1994 1996 interim Wolfram Morath 1997 2000 Erich Marx 2000 2012 Martin Hochleitner seit 2012 Normdaten Person GND 172313503 lobid OGND AKS LCCN n86074239 VIAF 44767438 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pretzell LotharALTERNATIVNAMEN Pretzell Lothar RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker und VolkskundlerGEBURTSDATUM 13 Februar 1909GEBURTSORT DubzowSTERBEDATUM 4 Juli 1993STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lothar Pretzell amp oldid 224369484