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Liebigit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate ehemals Carbonate Nitrate und Borate mit der chemischen Zusammensetzung Ca2 UO2 CO3 3 8 3 H2O 3 und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium Uranylcarbonat LiebigitLiebigit aus der Schwartzwalder Mine Colorado USAAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Lbi 1 Andere Namen Flutherit Hebergit Kalkurancarbonat UranothallitChemische Formel Ca2 UO2 CO3 3 11H2O 2 Ca2 UO2 CO3 3 8 3 H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Carbonate und Nitrate 8 Auflage Carbonate und Borate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana Vb D 04 V F 02 070 5 ED 20 15 03 02 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2 4 Raumgruppe Bbe2 5 Nr 41 Stellung 2 Vorlage Raumgruppe 41 2 3 Gitterparameter a 16 70 A b 17 56 A c 13 70 A 3 Formeleinheiten Z 8 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 3 6 Dichte g cm3 2 41 6 Spaltbarkeit deutlich 100 6 Bruch Tenazitat unebenFarbe gelb gelbgrun grunStrichfarbe hellgrunTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz GlasglanzRadioaktivitat stark radioaktivKristalloptikBrechungsindizes na 1 497 7 nb 1 502 7 ng 1 539 7 Doppelbrechung d 0 042 7 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 37 bis 42 7 Pleochroismus sichtbar X fast farblos Y und Z hell gelblichgrun 7 Weitere EigenschaftenBesondere Merkmale starke grune bis blaugrune Fluoreszenz 6 Liebigit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt meist blattrige oder kornige Mineral Aggregate und krustige Uberzuge selten aber auch tafelige bis kurzprismatische Kristalle von bis zu 5 mm Grosse 6 und gelbgruner Farbe Die Kristalle sind durchsichtig bis durchscheinend und zeigen auf den Kristallflachen einen glasartigen Glanz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Vorsichtsmassnahmen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals gefunden wurde Liebigit bei Edirne fruher Adrianopel in der Turkei und 1848 beschrieben durch John Lawrence Smith 1818 1883 8 der das Mineral zu Ehren des deutschen Chemikers Justus von Liebig nach diesem benannte 9 10 Das Typmaterial des Minerals wird im American Museum of Natural History in New York City USA unter der Katalog Nr 16847 aufbewahrt 6 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Liebigit zur gemeinsamen Mineralklasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort zur Abteilung Wasserhaltige Carbonate mit fremden Anionen wo er zusammen mit Andersonit Bayleyit Metazellerit Rabbittit Rutherfordin Schrockingerit Sharpit Studtit Swartzit Voglit Wyartit und Zellerit die Gruppe der Uranyl Carbonate Vb D 04 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr V F 02 70 Auch in der Lapis Systematik entspricht dies der gemeinsamen Mineralklasse der Carbonate Nitrate und Borate dort allerdings der Abteilung Uranylcarbonate UO2 2 CO3 2 wo der Liebigit zusammen mit Agricolait Andersonit Bayleyit Cejkait Fontanit Grimselit Leoszilardit Metazellerit Swartzit und Zellerit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 11 Seit der vollstandigen Uberarbeitung der Strunz schen Mineralsystematik in der 9 Auflage 2001 ist die Mineralklasse der Carbonate und Verwandte neu aufgeteilt und die Borate bilden eine eigene Klasse Der Liebigit ist entsprechend in der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate und dort in der nach wie vor existenten Abteilung der Uranylcarbonate zu finden Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhaltnis des Uranyl Kations UO22 zum Carbonat Anion CO32 das beim Liebigit 1 4 betragt Liebigit bildet in dieser Unterabteilung als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 5 ED 20 Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Liebigit wie die veraltete Strunz sche Systematik in die gemeinsame Klasse der Carbonate Nitrate und Borate Dort steht der Liebigit allerdings in der Abteilung der Wasserhaltigen Carbonate und der Unterabteilung der Wasserhaltigen Carbonate mit der allgemeinen Zusammensetzung A mB2 n XO3 p x H2O dem Verhaltnis m n p 1 1 und mit U Th Zr Y wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 15 03 02 bildet Kristallstruktur BearbeitenLiebigit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Bbe2 5 Raumgruppen Nr 41 Stellung 2 Vorlage Raumgruppe 41 2 mit den Gitterparametern a 16 70 A b 17 56 A c 13 70 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur von Liebigit besteht aus UO2 CO3 3 4 Baugruppen die uber CaO4 H2O 4 Polyeder miteinander verbunden sind Diese Verbindungen bilden einerseits Zickzack Ketten parallel der c Achse 001 und gradlinige Ketten parallel der a Achse 100 Das Resultat sind runzelige Schichten parallel der Flache 010 beziehungsweise senkrecht zur b Achse 3 Eigenschaften BearbeitenDas Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 32 7 radioaktiv Unter Berucksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfalle der naturlichen Zerfallsreihen wird fur das Mineral eine spezifische Aktivitat von etwa 58 5 kBq g 4 angegeben zum Vergleich naturliches Kalium 0 0312 kBq g Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen auch sind selektive An oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte moglich und andern die Aktivitat Unter kurz und langwelligem UV Licht zeigt Liebigit eine blaugrune Fluoreszenz die an synthetischem Material genauer untersucht wurde 12 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Liebigit aus dem Bjertnes Pegmatit am Binnensee Kroderen in Norwegen Sichtfeld 6 4 cm Liebigit bildet sich als Sekundarmineral gewohnlich durch Verwitterung von Uraninit in Anwesenheit von alkalischen Carbonatlosungen Begleitminerale sind neben dem Uraninit weitere Uranminerale wie unter anderem Autunit Bayleyit Carnotit Schrockingerit Tyuyamunit Uranophan Uranophan beta aber auch Gips und Calcit Als seltene Mineralbildung konnte Liebigit nur an wenigen Orten weltweit nachgewiesen werden wobei bisher rund 90 Fundorte dokumentiert sind Stand 2019 13 Seine Typlokalitat Edirne Adrianopel ist dabei der bisher einzige Fundort in der Turkei In Deutschland trat Liebigit unter anderem im Kirchheimer Stollen des Uranbergbaus Mullenbach bei Baden Baden in Baden Wurttemberg am Steinbruch Fuchs an der Hartkoppe bei Sailauf Hosbach im Quarz Steinbruch bei Altrandsberg in der Gemeinde Miltach und in den Schachten Hohenstein und Waldel der Uranlagerstatte Mahring in Bayern bei Eisleben in Sachsen Anhalt an mehreren Orten bei Schneeberg und Johanngeorgenstadt in Sachsen sowie bei Beerwalde Lobichau und Schmirchau nahe der Uranlagerstatte Ronneburg in Thuringen auf In Osterreich konnte das Mineral unter anderem im Aushubmaterial des Speichers Kolnbrein der Maltakraftwerke in Karnten sowie des Tauerntunnels im Anlauftal des Kurcasinos bei Bad Gastein und des Stollens Bockhart bei Siglitz im Gasteinertal in Salzburg gefunden werden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien China Frankreich Italien Japan Kanada Demokratische Republik Kongo Norwegen Schweden Tschechien Turkei Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und in den Vereinigten Staaten von Amerika USA 14 Vorsichtsmassnahmen BearbeitenAufgrund der Toxizitat und der starken Radioaktivitat des Minerals sollten Mineralproben vom Liebigit nur in staub und strahlungsdichten Behaltern vor allem aber niemals in Wohn Schlaf und Arbeitsraumen aufbewahrt werden Ebenso sollte eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHoward T Evens Jn Clifford Frondel Studies of Uranium Minerals II Liebigite and Uranothallite In American Mineralogist Archivband 35 Marz April 1950 minsocam org PDF 245 kB abgerufen am 26 April 2019 Heinz Meixner Kurt Walenta Liebigit ein fur Osterreich neues Urankarbonatmineral von der Kolnbreinsperre Maltaltal Karnten In Der Karinthin Folge 81 Knappenberg 1979 S 151 153 K Mereiter The crystal structure of Liebigite Ca2UO2 CO3 3 11 H2O In Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen Band 30 1982 Kap 4 S 277 288 doi 10 1007 BF01087173 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 584 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Liebigite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Liebigit Wiki Liebigite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 26 April 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Liebigite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 26 April 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2019 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2019 abgerufen am 27 April 2019 englisch a b c d e f Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 321 englisch a b David Barthelmy Liebigite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 26 April 2019 englisch a b Die ehemalige Bezeichnung dieser Raumgruppe lautete Bba2 a b c d e f Liebigite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 68 kB abgerufen am 26 April 2019 a b c d e f Liebigite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 26 April 2019 englisch William H Brock Justus Von Liebig The Chemical Gatekeeper Cambridge University Press Cambridge 1997 ISBN 0 521 56224 4 S 349 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 26 April 2019 J Laurence Smith Zwei neue Mineralien Medjidit schwefelsaures Uranoxyd Kalk Liebigit kohlensaures Uranoxyd Kalk In Justus Liebig s Annalen der Chemie Band 66 Heft 2 1848 S 253 256 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 26 April 2019 J Lawrence Smith Two new minerals medjidite sulphate of uranium and lime liebigite carbonate of uranium and lime In The American Journal of Science and Arts Band 5 Mai 1848 S 336 338 englisch rruff info PDF 221 kB abgerufen am 26 April 2019 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Renaud Vochten Laurent van Haverbeke Karel van Springel Synthesis of liebigite and andersonite and study of their thermal behavior and luminescence In The Canadian Mineralogist Band 31 1993 S 167 171 englisch rruff info PDF 648 kB abgerufen am 26 April 2019 Localities for Liebigite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 26 April 2019 englisch Fundortliste fur Liebigit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liebigit amp oldid 238998462