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Die Landessternwarte Heidelberg Konigstuhl ist eine von der Universitat Heidelberg betriebene vor allem historisch bedeutsame Forschungssternwarte Sie befindet sich auf dem Westgipfel des Konigstuhls bei Heidelberg Ihre geografische Lage ist 8 43 15 ostliche Lange und 49 23 55 nordliche Breite 560 m u NN Landessternwarte Heidelberg KonigstuhlBlick uber das Hauptgebaude mit offener Kuppel des Bruce Teleskops in Richtung Ost InstitutKategorie HochschulinstitutTrager Universitat HeidelbergRechtsform des Tragers Korperschaft des offentlichen RechtsStandort der Einrichtung HeidelbergArt der Forschung angewandte GrundlagenforschungFacher NaturwissenschaftFachgebiete Astronomie AstrophysikGrundfinanzierung Land Baden WurttembergLeitung Andreas Quirrenbach 1 Homepage www lsw uni heidelberg de Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Instrumente 3 1 Instrumente in Nutzung 3 2 Ungenutzte Instrumente 3 3 Ehemalige Instrumente 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas ursprungliche Instrumentarium der Sternwarte stammt aus der 1774 gegrundeten Mannheimer Sternwarte die aufgrund der zunehmenden Verschlechterung der Beobachtungsbedingungen 1880 provisorisch nach Karlsruhe verlegt worden war In der Folgezeit standen drei Standorte fur die Errichtung einer neuen Sternwarte zur Diskussion wobei man sich schliesslich auf den Konigstuhl einigte Am 20 Juni 1898 wurde die Grossherzogliche Bergsternwarte durch Grossherzog Friedrich I von Baden feierlich eingeweiht Das astronomische Institut bestand zunachst aus zwei konkurrierenden Abteilungen der astrophysikalischen unter Max Wolf und der astrometrischen unter Wilhelm Valentiner Valentiner war bis 1880 Direktor der Mannheimer Sternwarte und hatte die Verlegung nach Karlsruhe initiiert 1909 nach Valentiners Emeritierung wurden die Abteilungen unter der Leitung von Max Wolf vereint Wolf hatte bereits als Schuler eine private Sternwarte im Garten seines Elternhauses in der Heidelberger Marzgasse errichtet die er im Laufe der Zeit immer weiter ausbaute Er optimierte die Astrofotografie und entdeckte auf fotografischem Wege einen Kometen sowie den Nordamerikanebel Nach seiner Berufung zur Bergsternwarte gelang es Wolf private Stifter fur die Anschaffung leistungsfahiger Teleskope zu gewinnen darunter die US Amerikanerin Catherine Wolfe Bruce die zu Ende des 19 Jahrhunderts 10 000 US Dollar spendete Hauptarbeitsgebiet der Sternwarte war zunachst die Untersuchung kosmischer Gasnebel und die Suche nach Kleinplaneten Wolf seine Mitarbeiter und Nachfolger entdeckten bis in die 1950er Jahre uber 800 Kleinplaneten darunter den 1906 zuerst gefundenen Trojaner Achilles Gemeinsam mit Johann Palisa in Wien entstand der erste photographische Sternatlas fur die Suche und Identifikation neu entdeckter Himmelskorper der Palisa Wolf Sternatlas Im Laufe der Zeit wurden neue Teleskope angeschafft und Laboratorien errichtet 1957 entstand das Happel Laboratorium fur Strahlungsmessungen Seit 2005 ist die Sternwarte nicht mehr Landesinstitut sondern wurde zusammen mit dem Astronomischen Rechen Institut ARI und dem Institut fur Theoretische Astrophysik ITA der Universitat Heidelberg in das neu gegrundete Zentrum fur Astronomie Heidelberg ZAH integriert und bildet somit einen Teil der Universitat Heidelberg Die Landessternwarte arbeitet heute auf den Gebieten der extragalaktischen und theoretischen Astrophysik dem Gebiet der heissen Sterne sowie der Instrumentierung und ist an internationalen Projekten der Europaischen Raumfahrtbehorde ESA der deutsch franzosisch spanischen Organisation IRAM der europaischen Sudsternwarte ESO und der NASA beteiligt derzeit insbesondere am Lucifer Projekt fur das Large Binocular Telescope Daruber hinaus werden offentliche Himmelsbeobachtungen und Astronomieprogramme fur Kinder angeboten Im Jahre 2006 ubernahm Andreas Quirrenbach die Leitung der Sternwarte von seinem Vorganger Immo Appenzeller Einer der fruheren Leiter war Hans Elsasser bis 1975 und an der Sternwarte waren ausser den erwahnten Astronomen u a Helmut Scheffler Der bekannte Astrophysiker und Naturphilosoph Harald Lesch war von 1988 bis 1991 Forschungsassistent an der Landessternwarte Gebaude BearbeitenAuf dem Gelande der Sternwarte befinden sich folgende Gebaude Das Hauptgebaude ehemals Astrophysikalisches Institut umfasst unter anderem die Verwaltung eine feinmechanische Werkstatt eine Elektronikwerkstatt ein Fotolabor eine Schreinerei Arbeitszimmer einen Computerraum sowie eine umfangreiche Bibliothek mit etwa 23 500 Banden Die altesten Bestande aus dem 18 Jahrhundert stammen noch aus der Mannheimer Sternwarte Ausserdem beherbergt es die 6 m durchmessende Teleskopkuppel des Bruce Teleskops Das Ost Institut ehemals Astrometrisches Institut bestand zum Zeitpunkt der Eroffnung aus einem Meridiansaal mit zwei Meridiankreisen und einem Quadratischen Beobachtungsturm fur den achtzolligen Kann Refraktor Das Institut war auch Sitz des Badischen Zeitdienstes und eines Seismographen 2 Heute wird der ehemalige Meridiansaal als Horsaal Montageraum und als Archiv fur fotografische Platten genutzt In einem Wohnhaus sind Mitarbeiter der Sternwarte und deren Familien untergebracht Ursprunglich befanden sich in dem Gebaude auch die Wohnungen der Direktoren und Unterkunfte fur Studenten 2 Im Nord Institut ehemaliges Direktorenwohnhaus befinden sich Arbeits und Gastezimmer Der Bau des Happel Laboratoriums geht auf eine Stiftung des Kunstmalers Karl Happel zuruck Das Labor enthalt unter anderem eine Strahlungsquelle fur Plancksche Strahlung ein Schwarzer Korper zur Kalibrierung von Photometern fur die Spektroskopie optische Messeinrichtungen zur Entwicklung optischer Systeme sowie eine zentrale Rechenanlage Funf Beobachtungskuppeln unterschiedlicher Grosse Die Gebaude stehen unter Denkmalschutz Auf dem Gelande befindet sich ausserdem ein Planetenweg zur Veranschaulichung des Planetensystems Instrumente BearbeitenInstrumente in Nutzung Bearbeiten Der Kann Refraktor benannt nach seinem Stifter L Kann mit 8 Zoll 20 cm Offnung und drei Meter Brennweite mit Holztubus auf einer parallaktischen Montierung stellt das alteste Teleskop der Sternwarte dar Es wurde bereits im Jahresbericht fur 1894 der ehemaligen Karlsruher Sternwarte erwahnt Ursprunglich fur die visuelle Beobachtung von Doppelsternen eingesetzt wird es heute ausschliesslich fur offentliche Fuhrungen z B zur Sonnenbeobachtung genutzt Der Bruce Doppelastrograf der LandessternwarteDas Bruce Teleskop benannt nach der Stifterin C W Bruce ist ein Astrograf Es handelt sich um einen Doppelrefraktor bestehend aus zwei 40 Zentimeter Teleskopen mit zwei Meter Brennweite fur die Fotografie und montiert auf dem langen Leitfernrohr mit 25 Zentimeter Offnung und vier Meter Brennweite Mit dem 1900 in Betrieb genommenen Gerat wurden tausende von fotografischen Platten aufgenommen und zahlreiche Kleinplaneten entdeckt teilweise in Kooperation mit Johann Palisa in Wien Ein Katalog der Fotoplatten ist im Internet verfugbar Heute wird das Doppelteleskop bei Fuhrungen eingesetzt Das Waltz Teleskop nach seiner Stifterin B Waltz 3 benannt ist ein Newton Teleskop mit 72 cm Apertur welches im Nasmyth Fokus betrieben wird Es wurde 1906 in Betrieb genommen und war das erste Grossteleskop von Carl Zeiss Dort ist im Allgemeinen ein Spektrograph angeschlossen und wird aktuell zur Detektion von Exoplaneten verwendet 4 Damit ist es das einzige Teleskop vor Ort welches noch in der Forschung verwendet wird Ungenutzte Instrumente Bearbeiten Ein 6 zoll 15 cm Doppelastrograph welcher sich bis 1898 in Wolfs Privatsternwarte befand und mit dem unter anderem der Asteroid Brucia entdeckt wurde 5 Mit der Grundung der Sternwarte zog der Astrograph in eine Teleskopkuppel sudlich des Hauptgebaudes und wurde somit Teil des Inventars des damaligen Astrophysikalischen Instituts 2 Heute befindet er sich als Ausstellungsstuck im Ost Institut Ein Schmidt Teleskop mit 40 cm Durchmesser und 90 cm Brennweite wurde 1963 in der eigenen Werkstatt des Instituts hergestellt Das Teleskop besitzt ein grosses Gesichtsfeld von vier Grad und eignete sich besonders zur Aufnahme von Sternfeldern In Verbindung mit einem Objektivprisma konnten zahlreiche Sternspektren gleichzeitig aufgenommen werden Ein Cassegrain Teleskop mit 70 Zentimeter Hauptspiegel und 5 6 Meter Brennweite aus eigener Fertigung wurde 1988 in Betrieb genommen Eingesetzt wurde es zur Uberwachung variabler Objekte wie etwa Quasare mittels CCD Kamera Ein weiteres Cassegrain Teleskop mit 50 Zentimeter Hauptspiegel und 6 95 Meter Brennweite wurde 1978 ebenfalls in der eigenen Werkstatt hergestellt Haupteinsatzgebiet war die Sternphotometrie und polarimetrie Ehemalige Instrumente Bearbeiten Ein historischer Sechszoll Refraktor aus dem Jahre 1859 wurde bis 1924 zur Ausmessung von Sternhaufen sowie fur Lehr und Ubungszwecke genutzt und dann stillgelegt 1957 wurde das Gerat an die Stadt Karlsruhe verschenkt und bildete dort die Grundlage zum Aufbau der Volkssternwarte Karlsruhe Ein 3 zoll 7 5 cm Meridiankreis aus dem Inventar der ehemaligen Karlsruher Sternwarte Dieser wurde in der neuen Sternwarte aufgrund der mangelnden Prazision nur noch fur Ausbildungszwecke genutzt 2 Ein 6 zoll 15 cm Meridiankreis welcher bei der Grundung der Sternwarte 1898 neu erworben wurde Er wurde als Hauptinstrument des Astrometrischen Instituts und fur die Zeitmessung des Zeitdienstes verwendet Zur Kalibration des Meridiankreises befanden sich jeweils 100 m sudlich und nordlich des Meridiansaals eine Hutte mit einem kunstlichen Stern 2 Ein Ritchey Chretien Cassegrain Teleskop der Firma Carl Zeiss mit 75 Zentimeter Hauptspiegeldurchmesser und sechs Meter Brennweite wurde 1977 in Betrieb genommen Das Teleskop besitzt eine azimutale Montierung und wird in beiden Achsen computergesteuert nachgefuhrt Eingesetzt wird es vor allem fur Himmelsaufnahmen von Galaxien und Sternhaufen mittels CCD Kamera vorwiegend im roten Spektralbereich des Lichtes Es wurde 2005 im Rahmen des ATOM Projektes automatisches Teleskop fur optische Beobachtungen nach Namibia transportiert Literatur BearbeitenUwe Reichert Hundert Jahre Landessternwarte Heidelberg Konigstuhl In Sterne und Weltraum Jahrgang 37 Nr 11 Dezember 1998 S 1036 1044 Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Stadtkreis Heidelberg Thorbecke Verlag 2013 ISBN 978 3 7995 0426 3 Weblinks Bearbeiten Commons Landessternwarte Heidelberg Konigstuhl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Landessternwarte Katalog der Platten des Bruce Teleskops ATOM ProjektEinzelnachweise Bearbeiten Zentrum fur Astronomie der Universitat Heidelberg Personal abgerufen am 16 Mai 2022 a b c d e Universitat Heidelberg Hrsg Akademische Mitteilungen fur die Studierenden der Ruprecht Karls Universitat zu Heidelberg Sommer Halbjahr 1898 Heidelberg 1898 Abgerufen am 12 Juni 2023 Heidelberger neueste Nachrichten Heidelberger Anzeiger Heidelberger neueste Nachrichten Heidelberger Anzeiger 1936 Juli bis Dezember Abgerufen am 12 Juni 2023 Waltz Spectrograph Abgerufen am 12 Juni 2023 Heidelberger Akademie der Wissenschaften Mathematisch Naturwissenschaftliche Klasse VerfasserIn Hrsg Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Mathematisch Naturwissenschaftliche Klasse 1933 4 Abhandlung Max Wolf 1863 1932 ein Gedenkblatt Berlin 1933 Abgerufen am 12 Juni 2023 49 398197 8 724929 Koordinaten 49 23 53 5 N 8 43 29 7 O Normdaten Korperschaft GND 15295 X lobid OGND AKS LCCN no92004134 VIAF 160403305 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landessternwarte Heidelberg Konigstuhl amp oldid 236033657