www.wikidata.de-de.nina.az
Die Lackkunst ist eine kunsthandwerkliche Technik deren Ursprunge vor 3500 Jahren in China lagen Dabei werden Lacke zur Oberflachenveredelung und Dekoration auf Alltagsgegenstande und Kunstgegenstande aufgetragen Paravent im Coromandel Stil schwarzer Lack mit Perlmutt Schildpatt und Gold China ca 1750 1800 Museo d Arte orientale Ca Pesaro VenedigDie chinesische Lackkunst verbreitete sich in Japan und in anderen asiatischen Landern Die japanische Lackkunst Urushi wurde zu verschiedenen Lacktechniken modifiziert und erreichte im 9 Jahrhundert ihren Hohepunkt Spater wurde die Lackkunst von arabischen Kunstlern ubernommen fur die das Bilderverbot im Islam galt Insbesondere in Persien erlebte die Lackkunst eine weitere Blutezeit Erst ca 2500 Jahre nach ihrer Entstehung erreichte sie im 16 Jahrhundert Europa importierte asiatische Lackarbeiten wurden zur Mode Chinoiserie Als Problem erwies sich dass der Saft des asiatischen Lackbaumes bei der langen Schiffsreise nach Europa eintrocknete und deshalb neuartige Lackrezepturen auf der Basis von Olen Harzen und Bindemitteln erfunden werden mussten Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangsmaterial 2 Technik 3 Geschichte 3 1 China 3 2 Japan 3 3 Thailand 3 4 Myanmar 3 5 Iran 3 6 Indien 3 7 Europa 3 8 Belgien 3 9 Frankreich 3 10 Deutschland 3 11 Russland 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusgangsmaterial BearbeitenDer fur die asiatischen Lackarbeiten verwendete Chinalack Synonyme Japanlack Urushi Lack Rhuslack wurde ursprunglich in China aus dem Lackbaum gewonnen Verziert wurden Haushaltsgegenstande Geschirr Gefasse fur Zeremonien die Ausrustung der Pferde Pfeil und Bogen aber auch Mobel und Bilder Jedes Land entwickelte seine eigene Lacktechnik wobei teilweise die Techniken der Nachbarlander ubernommen wurden nbsp Lackschnitzerei Ming Dynastie unter Kaiser Wanli 1572 bis 1620 nbsp Lackschale mit GoldzierZu den drei weiteren Arten von Lackflussigkeiten gehort 1 der burmesische Lack Thitsi genannt der in Myanmar Thailand Laos und Kambodscha verwendet wird und vom Burmesischen Lackbaum Gluta usitata fruher bekannt als Melanorrhoea usitata oder usitatissima gewonnen wird der japanische Lack der von Rhus vernicifera produziert wird und in Japan China und Korea Verwendung findet und der vietnamesische Lack der von Rhus succedanea stammt und in Taiwan und Vietnam benutzt wird Dem Lack von Baumen aus Myanmar wird nachgesagt er habe eine bessere Viskositat und sei langlebiger In Myanmar wird der beste Lack Thitsi Ayaung tin bzw Schwarzer Lack genannt qualitativ schlechtere Lacke werden als Brauner Lack und der schlechteste als Roter Lack bezeichnet Technik BearbeitenDie Gewinnung des Lackes aus dem Lackbaum war sehr aufwendig Die harzhaltige flussige Substanz musste aus der Pflanze gewonnen sowie gefarbt und gefiltert werden Auf die Gegenstande wurde er in vielen Schichten 10 bis 200 Schichten aufgetragen Nach dem Trocknen bildete er eine sehr dunne Schicht auf den Gegenstanden Der Chinalack trocknet bei Zimmertemperatur nicht von alleine bzw nur ausserst langsam sondern erst bei einer Temperatur von 96 C Bei manchen Techniken wird der Lack nach jeder neu aufgetragenen Lackschicht auf Hochglanz poliert besonders jedoch die oberste Schicht Dieses Glattpolieren erfolgt in Asien mit Schalenstucken von Kopffussern z B der Ruckenschulp von Tintenfischen als sehr feines Schleifmittel in Russland dagegen mit Zahnen von Wolfen Wegen seines pflanzlichen Ursprungs kann der Chinalack allergisierend wirken Ursprunglich wurde Chinalack benutzt um Gerate und Gefasse vor Korrosion zu schutzen und wasserdicht zu machen um Mobel und Bilder vor Schaden durch Insekten und Feuchtigkeit zu schutzen da er sehr widerstandsfahig gegen chemische und physikalische Einflusse ist Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine Dekorationskunst Durch das Lackieren erhalt die Oberflache einen Glanz Der Lack greift sich angenehm da er sich beim Beruhren der Handwarme anpasst Er ist hitzebestandig saurebestandig laugenbestandig und wasserresistent auch gegen heisses Wasser Er schutzt ausserdem die Oberflachen bis zu einem gewissen Grad vor Kratzern und Abnutzungserscheinungen Die Lackschicht ist nach dem Austrocknen hart dabei jedoch biegsam sie ist gegen heisses Wasser widerstandsfahig riecht nicht und unterliegt nicht dem biologischen Zerfall Lack ist billig hygienisch er kann bemalt und geformt sowie modelliert und geschnitten werden Er kann auf jede beliebige Flache aufgetragen werden ob auf ebenen Flachen oder auf Figuren auf Holz Bambus Papier Gewebe Leder Rosshaar Metall oder Stein Oft weisen Lackarbeiten noch weitere Verzierungen auf beispielsweise Einlegearbeiten aus Gold Silber oder Perlmutt Eine Besonderheit stellt die Lackschnitzerei und die Trockenlacktechnik dar Geschichte Bearbeiten nbsp Lackschrank Qing Dynastie ca 1690 1700Lacke und die Herstellung von Lackwaren war in China mindestens seit der Shang Dynastie ca 1600 v Chr bis 1046 v Chr bekannt In Grabanlagen der mittleren und spaten Shang Dynastie wurden mit Lack verzierte Fragmente von Gefassen und Behaltern am kaiserlichen Hof gefunden Die Lackmalerei entstand somit vor ungefahr 3000 Jahren in China Chinesische Lackkunst Die Lackkunst hat sich wahrscheinlich aus dem einfachen Lackieren von Gegenstanden entwickelt die mit Lack uberzogen wurden um sie vor Witterungs und Umwelteinflussen zu schutzen und so haltbarer zu machen Der Lack Chinalack wurde aus dem in China wachsenden Lackbaum hergestellt Da im tropischen und feuchten Klima das in einigen Teilen Chinas herrscht viele Gegenstande schnell schimmeln wurden sie mit einem Lack uberzogen der Fachbegriff dafur heisst uberfangen Der getrocknete Lack bildete einen festen Film eine dauerhafte Schutzhulle die den Gegenstand vor Schmutz und Feuchtigkeit schutzte und ihn dadurch haltbarer machte Neben der schutzenden Eigenschaft des Lacks wurde wahrscheinlich auch bald seine Eignung als Bindemittel fur Farben entdeckt Damit trat dann die asthetische Wirkung des Lacks in den Vordergrund mit der kunstlerischen Gestaltung des Lackes war die Lackkunst geboren Die zweckgebundene Nutzung des Lacks wurde durch seine kunstlerische Gestaltung abgelost Eine wesentliche Eigenschaft der mit Lack bearbeiteten Flachen ist dabei seine Glatte und sein Glanz und der vollig gleichmassige Film Auch in den tiefen Kerben eines Reliefs bleibt so das Licht noch wirksam Der fur die Lackherstellung erforderliche Lackbaum wachst nur in Ostasien Aus seinem Stamm konnte in China der fast fertige Lack abgezapft werden China Bearbeiten Von China aus verbreitete sich die Lackkunst uber Korea Japan die Lander Indochinas Indien und Persien Der Lack wurde aus dem Saft des Lackbaumes hergestellt der in diesen Regionen wuchs China Zi shu Japan Urushi no ki Vietnam Kej shon Japan Bearbeiten Japan ubernahm die Lacktechnik aus China und ubertraf diese dann besonders in der Lackmalerei Die japanische Lacktechnik ist unter dem Namen Urushi bekannt Als Erfindung der Japaner gilt das zusatzliche Einstreuen von Gold und Silberpulver Diese japanische Lacktechnik wird Makis und Nasidsi genannt Japanische Lackarbeiten sind aus dem 3 Jahrhundert bekannt Der Hohepunkt dieser Kunst liegt im 17 Jahrhundert Nach Europa kamen die ersten konkreten Nachrichten durch Kaempfer 1712 2 und den Jesuitenpater Pierre Nicolas d Incarville 1760 3 Die Lackarbeiten wurden Nuri mono und Urushi saiku genannt Bonseki ist eine alte japanische Kunst bei der Miniaturlandschaften mit Sand Kieselsteinen und kleinen Felsstucken auf schwarz lackierte Tabletts gestreut werden Thailand Bearbeiten siehe Schwarzgoldlack Malerei Myanmar Bearbeiten Die Verwendung von Harz zu einer Art von Lackflussigkeit ist seit dem 5 Jahrhundert bekannt Das alteste Stuck an Lackwaren das in Myanmar gefunden wurde ist eine gelbe runde Teakdose aus der Konigstadt Bagan ca 13 Jh 4 5 In Myanmar Burma zahlten Lackobjekte zu den wichtigsten Symbolen der hierarchischen Ordnung Dreimal im Jahr verlieh der birmanische Konig Lackarbeiten an Angehorige des Hofes und andere wichtige Personen des Reiches Die Zeremonie schloss auch die Ubergabe von zeremoniellen Roben und anderen Utensilien ein Zu den Lackobjekten zahlten stets Kisten fur Betelnusse oder Schminkkoffer bi it Die Kisten trugen das Konterfei des Konigs und der Konigin 6 Bis heute gehoren in Myanmar Gegenstande aus Lack zu den taglichen Gebrauchsgegenstanden wie Tropfchen oder Schachteln aber auch Buddhafiguren und Opfervasen Iran Bearbeiten nbsp Lackkasten Kadscharenzeit Sammlung des MKG Hamburg Im Iran wurde ein besonderer Lack verwendet der Sandarak enthielt ein Naturharz aus dem nordafrikanischen Sandarakbaum Die Qualitat dieses Lacks reichte allerdings nicht an die Lacke aus China oder Japan heran Indien Bearbeiten In Indien verbreitete sich die Lackkunst ab dem 500 Jahrhundert v Chr Der Lack wurde aus Leinsamen und Pflanzengummi hergestellt Die uber den gesamten Subkontinent verbreiteten bunten Armreifen engl bangles bestanden jahrhundertelang aus Lack oder Glas heute sind sie oft aus Plastik Europa Bearbeiten Bereits ab dem 17 Jahrhundert wurde die Lackmalerei in Europa nachgeahmt sie wurde als Malerei im chinesischen Stil bezeichnet Jedoch erlangte die Kunst verschiedenen Gegenstande mit Lackfarben zu dekorieren erst im 18 Jahrhundert in Europa Bedeutung Belgien Bearbeiten nbsp Pulvergefass aus Holz Spa 18 Jht nbsp Boites en bois de Spa au Musee de la ville d eaux Spa gilt als die Wiege der europaischen Lackkunst Dort wurden Galanteriewaren Schachteln fur Nahzeug Bonbons Tee Tabak Zigaretten Puder Toilettengarnituren und Kleinmobel mit Lackbildern verziert Traditionell werden die Gegenstande aus Buchenholz hergestellt Sie fanden schnellen Absatz unter den Besuchern des bekannten Kurortes Ihre Blutezeit erlebte die Lackmalerei in Spa im 18 Jahrhundert Das in Spa typischen Kunsthandwerks wird Jolites de Spa oder Bois de Spa Holz von Spa genannt 7 Frankreich Bearbeiten Graf de Conde Bourbon aus dem Haus Conde grundete 1726 in Chantilly eine Manufaktur die bis zur Franzosischen Revolution 1789 bestand Die Lackarbeiten dieser Zeit wurden unter der Handelsbezeichnung Vernis Martin bekannt Damit werden alle franzosischen Lackarbeiten des 18 Jahrhunderts auf Holz Tafelungen Kutschen Mobel Dosen usw zusammengefasst Er geht auf die vier Bruder Martin zuruck Guillaume 1749 Etienne Simon 1770 Julian 1783 und Robert 1706 1766 Die Bruder Martin galten in der Mitte des 18 Jahrhunderts als die bedeutendsten ihres Faches Sie entwickelten einen Lack aus Copal Leinol und Terpentin der auch als Cipolin bezeichnet wurde und zur Imitation von chinesischen und japanischen Lackarbeiten diente 1730 1744 erneuert erhielten Guillaume und Etienne Simon Martin vom franzosischen Hof das Alleinrecht zur Herstellung von Vernis Martin Nachahmungen chinesischer und japanischer Lackarbeiten Dieses verbriefte Recht wurde 1744 erneuert Wahrend der Periode Ludwig XV wurden Lackwaren aus Ostasien nach Frankreich eingefuhrt Diese sehr teuren Importe sollten durch die Lackarbeiten der Bruder Martin ersetzt werden Nachdem die Bruder aus Buchern uber die chinesischen und japanischen Lackarbeiten gelesen hatten stellten sie eigene sehr ahnliche Lackarbeiten her mit Lackmalereien versehene Gegenstande Um 1745 stellten sie Tabakdosen aus Pappmache mit Goldlackreliefs und geschnitzten Perlmutteinlagen nach japanischer Art her die sehr geschatzt wurden und schnell zahlreiche Nachahmer fanden Daraufhin wandten sich die Bruder der Lackmalerei zu und erweiterten ihre Technik um guillochierte und gravierte Untergrunde Diese wurden mit transparentem Lack uberzogen und mit Blumen oder Figuren bemalt Die Bruder Martin wurden auch fur ihre grossflachigen Lackarbeiten geschatzt einfarbige Lackflachen an Lackmobeln Wandverkleidungen Kutschen und Sanften Mittels einer dunnen Lackschicht konnte man auch Silberwaren vor dem Anlaufen schutzen Der Lack der Bruder Martin konnte verschiedene Farben haben war aber typischerweise grun oder gold rot Ihre Werkstatt wurde 1748 ein Teil der Manufacture Royale des Meubles de la Couronne Konigliche Mobelmanufaktur der Krone die unter Ludwig XIV gegrundet worden war und 250 Kunsthandwerker umfasste Spater wurde sie zur Manufacture royale des tapisseries et des meubles de la Couronne Siehe auch Lacktafel Deutschland Bearbeiten Die Blutezeit der deutschen Lackkunst ist mit dem Namen Johann Heinrich Stobwasser 1740 1829 und seiner Stobwasser Manufaktur gegrundet 1763 in Braunschweig verbunden Seine Erzeugnisse waren fur die breiten burgerlichen Schichten bestimmt im Unterschied zu den Erzeugnissen der franzosischen Bruder Martin die ausschliesslich fur die Oberschicht tatig waren Russland Bearbeiten Hauptartikel Russische Lackkunst Die vier Zentren der russischen Lackkunst sind in Fedoskino Lackminiaturen aus Fedoskino Cholui Lackminiaturen aus Cholui Mstjora Lackminiaturen aus Mstjora Palech Lackminiaturen aus Palech Siehe auch BearbeitenMuseum fur Lackkunst MunsterLiteratur BearbeitenMasako Shono Sladek Leuchtend wie Kristall Lackkunst aus Ostasien und Europa Verlag Museum fur Ostasiatische Kunst Koln 2002 ISBN 978 3 87909 786 9 Koln BASF Lacke amp Farben Ex Oriente Lux Lackkunst aus Ostasien und Europa 1986 3 Auflage Selbstverlag von Koln BASF Lacke amp Farben Michael Kuhlenthal Japanische und europaische Lackarbeiten Lipp 2000 engl und deutsch ISBN 978 3 87490 703 3 Hans Huth Lacquer of the West History of a Craft and an Industry University of Chicago Press 1971 ISBN 978 0 226 36315 8Lackkunst Kollektion Gunji Koizumi Lacquer work A practical exposition of the art of lacquering together with valuable notes for the collector Pitman House Limited London 1923 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lackwaren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum fur Lackkunst in Munster ABC der Lackkunst Einzelnachweise Bearbeiten Alfred Golloch amp Myint Myint Sein Lackarbeiten aus Myanmar Vom Baumsaft zum Kunsthandwerk in Chemie in unserer Zeit 38 3 190 200 Juni 2004 doi 10 1002 ciuz 200400297 online pdf E Kaempfer Amoenitatum exoticarum politico physico medicarum fasciculi V Lemgoviae 1712 P d Incarville Memoire sure le Vernis de la Chine in Mem de l acad roy des sc III 1760 S 117 S Fraser Lu Burmese Lacquer Ware The Tamarind Press Bangkok 1985 R Isaacs and T R Blurton Visions from the Golden Land Burma and the art of lacquer Art Media Resources Ltd Chicago 2000 Noel Singer Nineteenth Century Court Lacquerware from Myanmar Sorceress Arts of Asia Bd 26 4 1996 S 91 101 https www museum fuer lackkunst de de abc Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lackkunst amp oldid 231366080