www.wikidata.de-de.nina.az
Kurt Prufer 21 April 1891 in Erfurt 24 Oktober 1952 in einem Gulag 1 war ein deutscher Ingenieur der bei der Firma J A Topf amp Sohne in Erfurt u a fur die Konstruktion von Krematorien verantwortlich war In der Zeit der NS Diktatur und des Holocaust entwarf er immer leistungsfahigere Modelle von Verbrennungsofen die in Konzentrationslagern zum Einsatz kamen Er war beteiligt an der Planung Installation Prufung und Wartung der Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Installation von Krematorien in Konzentrationslagern 3 Nachkriegszeit und Tod 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKurt Prufer war der Sohn eines Lokomotivfuhrers 2 Nach dem Abschluss der Realschule erlernte er den Beruf des Maurers und begann nach Lehrabschluss an der Kunstgewerbeschule in Erfurt ein Studium und 1908 ein Hochbaustudium an der dortigen Koniglichen Baugewerbeschule Ab 1911 war er in der Firma Topf amp Sohne beschaftigt zunachst als technischer Zeichner und Konstrukteur fur Malzereianlagen Nach dem Militardienst und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg beendete er sein Studium mit dem Abschluss Diplom Bauingenieur Anschliessend war er ab 1920 wieder bei Topf amp Sohne beschaftigt in der Abteilung D fur industrielle Feuerungsanlagen Er spezialisierte sich dort auf den Krematorienbau 3 einen noch jungen Bereich im Unternehmen der absehbar an Bedeutung gewann und nach Urteil Annegret Schules dem Aufstiegswillen Kurt Prufers entgegenkam 4 Ab 1928 war er Leiter der Abteilung zur Herstellung von Krematorien und ab 1935 Oberingenieur Wahrend der Weltwirtschaftskrise musste er 1930 31 erhebliche Gehaltseinbussen hinnehmen und entging so der Kundigung Die Firma die als Maschinenfabrik gegrundet wurde und im Zweiten Weltkrieg uberwiegend Rustungsauftrage der Wehrmacht ubernahm war Marktfuhrer in der Herstellung von Verbrennungsanlagen Dies war ein Nischenprodukt im Sortiment das etwa zwei Prozent des Firmenumsatzes ausmachte Feuerbestattungen wurden in Deutschland seit Mitte des 19 Jahrhunderts immer popularer und Topf amp Sohne setzte sich mit Fragen nach einer pietatvollen Urnenbestattung auseinander Ab den 1920er und 1930er Jahren belieferte Topf amp Sohne stadtische Krematorien weltweit Bestattungsrechtlich wurde 1934 das Feuerbestattungsgesetz als Reichsgesetz erlassen Die Firma Topf amp Sohne hatte ausserdem Erfahrung mit anderen Verbrennungsanlagen zum Beispiel zur Mullverbrennung oder zur Verbrennung von Tierkadavern Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten trat er im April 1933 der NSDAP bei 2 Kurt Prufer war Betriebsobmann der Deutschen Arbeitsfront Installation von Krematorien in Konzentrationslagern Bearbeiten nbsp Dreimuffelofen von Kurt Prufer im KZ Buchenwald nbsp Schreiben von Kurt Prufer an seine Firma bezuglich benotigter Krematoriumsofen und deren Kapazitat vom 8 September 1942 Die Firma Topf amp Sohne arbeitete ab 1939 mit der SS darunter Karl Bischoff zusammen und ubernahm Auftrage des Reichssicherheitshauptamts RSHA Der Erinnerungsort Topf amp Sohne macht auf die weitgehende Freiwilligkeit aufmerksam mit der sich das privatwirtschaftliche Unternehmen auf die Unterstutzung der Totungsmaschinerie in den Konzentrationslagern einliess Mittater wie Kurt Prufer reduzierten den Massenmord zu einem Geschaftsvorgang zu einer technischen Aufgabe der mit dem entsprechenden Produkt begegnet werden kann Christine Lieberknecht Eroffnungsrede der Thuringischen Ministerprasidentin zur Einweihung des Erinnerungsortes 2011 5 Fur die Konzentrationslager Buchenwald Dachau Gross Rosen Mauthausen Gusen und Auschwitz wurden mobile und stationare Krematorien entwickelt gebaut und dort installiert 2 Durch den Einsatz von KZ Haftlingen und den gunstigen Bezug von Materialien konnte Prufer mit den Produkten der Firma Topf amp Sohne Konkurrenzunternehmen beim Krematoriumsbau in Konzentrationslagern unterbieten und den wachsenden Markt der Konzentrationslager fur sich bzw seine Firma erschliessen 6 Oberingenieur Kurt Prufer war bewusst dass seine Konstruktionen von Verbrennungsofen im Stile von Kadaververnichtungsofen eine Abkehr von bisherigen Uberlegungen uber einen wurdevollen Tod waren und auch gegen geltendes Recht verstiessen Dennoch entwarf er anders als der Konkurrenzbetrieb Kori immer neue Ofenmodelle und Verbrennungsverfahren welche die Verbrennung der Holocaustopfer effizienter machten Er berucksichtigte dabei Energieeinsparungen und die steigende Anzahl von Leichen Die Muffelofen waren zunachst transportabel wurden spater eingemauert und waren zuletzt stationar Da immer mehrere Leichen verbrannt wurden war offensichtlich dass die von Topf amp Sohne teils mitgelieferten Urnenkapseln mit durchnummerierten Schamotte Erkennungsmarken die von reichsdeutschen Angehorigen gegen Bezahlung angefordert werden konnten gar nicht die Asche der Verstorbenen enthalten konnten Die zunachst einzelnen Brennkammern der Ofen steigerten sich zu Zwei und Dreimuffelofen und wurden im Vernichtungslager Auschwitz Birkenau auf acht Kammern erweitert Fur die Effektivitat des Dreimuffelofen erhielt Entwickler Kurt Prufer von der Firmenleitung eine Pramie von 450 Reichsmark Am 19 August 1942 nahm Prufer an einer Konferenz der Zentralbauleitung der Waffen SS und Polizei Auschwitz teil bei welcher der Bau von vier neuen Krematorien im KZ Auschwitz vereinbart wurde 2 Er war ausserdem bei der Prufung der Funktion der Entluftungsanlagen der Gaskammern in Auschwitz mehrfach vor Ort Der Vorgesetzte von Kurt Prufer Fritz Sander meldete im November 1942 das Patent eines Kontinuierlich arbeitenden Leichenverbrennungsofen s fur Massenbetrieb an der anders als die Muffelofen eine pausenlose Verbrennung von Leichen ermoglichen sollte 1942 lehnte die Firmenleitung ein Kundigungsersuchen von Prufer ab 1943 wurde er fur seine 25 jahrige Betriebszugehorigkeit mit einem Gratulationsschreiben geehrt Das Krematorium II wurde unter Einsatz aller verfugbaren Krafte trotz unsagbarer Schwierigkeiten und Frostwetter bei Tag und Nachtbetrieb bis auf bauliche Kleinigkeiten fertiggestellt Die Ofen wurden im Beisein des Herrn Oberingenieur Prufer der ausfuhrenden Firma Firma Topf amp Sohne Erfurt angefeuert und funktionieren tadellos Zentralbauleitung der Waffen SS und Polizei Auschwitz schriftlich am 28 Januar 1943 an SS Brigadefuhrer Hans Kammler 7 Nachkriegszeit und Tod BearbeitenNach Kriegsende wurde Prufer am 30 Mai 1945 von amerikanischen Militarpolizisten festgenommen 8 Ihnen war bekannt dass die Firma Topf amp Sohne in Konzentrationslagern Krematorien errichtet hatte jedoch nicht deren Typ 9 Am 13 Juni 1945 wurde er wieder entlassen und erhielt den Auftrag ein Krematorium zu liefern Zunachst vernichtete er jedoch alle mit der SS geschlossenen Vertrage 8 Nach der Ubergabe Thuringens an die Sowjets im Juli 1945 baute er in deren Auftrag eine Mullverbrennungsanlage in Arnstadt Am 11 Oktober 1945 erkundigte sich ein Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes bei der Firma Topf amp Sohne nach dem Auschwitzingenieur wurde jedoch von einem Mitarbeiter der Firma hingehalten Prufer und drei andere Firmenmitarbeiter wurden am 4 Marz 1946 von sowjetischen Offizieren verhaftet und ausfuhrlich verhort Alle Festgenommenen gaben wahrend der Vernehmungen zu durch ihr Tun an der organisierten Massenvernichtung in Auschwitz mitgewirkt zu haben 10 Man kann heute nicht klaren unter welchem Druck die Aussagen zustande kamen oder welche Ubersetzungsfehler sich einschlichen Falschungsvorwurfe von Revisionisten die sich auf Fehlangaben bei Daten beziehen werden von Historikern zuruckgewiesen 11 Durch beschlagnahmte Unterlagen ist die Beteiligung der Firma Topf amp Sohne am Bau von Krematorien und die Beteiligung der Beschuldigten daran belegbar Eine Telefonnotiz vom 17 Februar 1943 beweist dass innerbetrieblich von Gaskellern in Auschwitz Birkenau gesprochen wurde Prufer selbst zeichnete ein Schreiben ab in dem es um die Lieferung von gewunschten Anzeigegerate n fur Blausaure Reste ging 12 Laut Aussage von Ober Ingenieur Karl Schultze berichtete dieser ihm von Probe Vergasungen Am nachsten Tag war ich um zehn Uhr morgens im Krematorium Ich sah dort 60 Leichen Manner Frauen und Kinder Ich erzahlte ihm i e Prufer was geschehen war wie diese Menschen gefuhrt in die Gaskammer getrieben und getotet wurden und nun ihre Leichen im Krematorium verbrannt wurden Ich blieb dort funf Tage Ich musste den Krematoriumsofen kontrollieren Das war erst moglich als der Transport mit den etwa 300 Leuten eintraf die in der Gaskammer getotet wurden 13 Prufer selbst gestand 1948 ein seit Fruhjahr 1942 von Gasmorden im Stammlager gewusst zu haben Er habe im dortigen Krematorium durch eine halbgeoffnete Tur Leichen auf dem Boden gesehen der ihn begleitende SS Mann habe zunachst ausweichend geantwortet dann aber einiges uber Vergasungen berichtet 14 Prufer wurde am 17 April 1948 in Moskau durch ein Sowjetisches Militartribunal zu 25 Jahren Lagerhaft und Zwangsarbeit in der Sowjetunion verurteilt Im Urteil heisst es Obwohl Prufer uber den wahren Zweck der Krematorien und Gaskammern in den Lagern Bescheid wusste stellte und loste er auf eigene Initiative Fragen die die technische Ausrustung und die Vervollkommnung dieser Krematoriumsanlagen betrafen und zur Erhohung ihrer Kapazitat beitragen sollten 15 Er starb am 24 Oktober 1952 in Gefangenschaft an den Folgen eines Schlaganfalls 2 Die ebenfalls 1948 verurteilten Mitarbeiter Karl Schultze und Gustav Braun wurden im Herbst 1955 vorzeitig entlassen Prufers Vorgesetzter Fritz Sander war bereits am 26 Marz 1946 an Herzversagen in der Haft in Berlin Karlshorst verstorben Literatur BearbeitenErnst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Jean Claude Pressac Die Krematorien von Auschwitz Die Technik des Massenmordes Piper Munchen 1995 ISBN 3 492 12193 4 Annegret Schule Industrie und Holocaust Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Wallstein Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0622 6 Annegret Schule Internationale Wanderausstellung Industrie und Holocaust Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Begleitband zur Wanderausstellung Hentrich amp Hentrich Berlin 2018 ISBN 978 3 95565 223 4 Harald Welzer Partikulare Rationalist Uber Soldaten Ingenieure und andere Produzenten der Vernichtung In Aleida Assmann Frank Hiddemann Eckhard Schwarzenberger Hrsg Firma Topf amp Sohne Hersteller der Ofen fur Auschwitz Ein Fabrikgelande als Erinnerungsort Verlag Campus New York Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 593 37035 2 S 139 156 Weblinks BearbeitenKurt Prufer Memento vom 4 Februar 2019 im Internet Archive In Theresienstadt Lexikon Ingenieur Kurt Prufer Memento vom 23 Februar 2014 im Internet Archive In TopfundSoehne de Optimierung der Vernichtungsanlagen In TopfundSoehne deEinzelnachweise Bearbeiten Lebensdaten nach Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 323 f a b c d e Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 323 f Harald Welzer Uber Soldaten Ingenieure und andere Produzenten der Vernichtung In Aleida Assmann Frank Hiddemann Eckhard Schwarzenberger Hrsg Firma Topf amp Sohne Hersteller der Ofen fur Auschwitz Ein Fabrikgelande als Erinnerungsort New York Frankfurt a Main 2002 S 151 Annegret Schule Industrie und Holocaust Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0622 6 S 49 Ansprache von Ministerprasidentin Christine Lieberknecht In Thuringer Landtag Stadtverwaltung Erfurt Hrsg 27 Januar 2001 Gedenktag fur die Opfer des Nationalsozialismus Eroffnung Erinnerungsort Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Erfurt 2011 S 17 f Harald Welzer Uber Soldaten Ingenieure und andere Produzenten der Vernichtung In Aleida Assmann Frank Hiddemann Eckhard Schwarzenberger Hrsg Firma Topf amp Sohne Hersteller der Ofen fur Auschwitz Ein Fabrikgelande als Erinnerungsort New York Frankfurt a Main 2002 S 152 Zitiert nach Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 323 f a b Harald Welzer Uber Soldaten Ingenieure und andere Produzenten der Vernichtung In Aleida Assmann Frank Hiddemann Eckhard Schwarzenberger Hrsg Firma Topf amp Sohne Hersteller der Ofen fur Auschwitz Ein Fabrikgelande als Erinnerungsort New York Frankfurt a Main 2002 S 153 Protokolle des Todes In Der Spiegel Nr 40 1993 S 151 158 online 4 Oktober 1993 hier S 156 Protokolle des Todes In Der Spiegel Nr 40 1993 S 151 158 online 4 Oktober 1993 hier S 158 Annegret Schule Industrie und Holocaust Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0622 6 S 271 274 gegen Jurgen Graf Holocaustleugner Dokumente abgebildet in Annegret Schule Industrie und Holocaust Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0622 6 S 456 f Annegret Schule Technik ohne Moral S 217 f Annegret Schule Industrie und Holocaust Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Gottingen 2010 ISBN 978 3 8353 0622 6 S 155 f Zitiert nach Annegret Schule Industrie und Holocaust Topf amp Sohne Die Ofenbauer von Auschwitz Gottingen 2010 S 277 Normdaten Person GND 1119268591 lobid OGND AKS VIAF 192880388 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Prufer KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher IngenieurGEBURTSDATUM 21 April 1891GEBURTSORT ErfurtSTERBEDATUM 24 Oktober 1952STERBEORT Gulag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Prufer amp oldid 238308986