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Kunigunde von Bohmen tschechisch Kunhuta Premyslovna Januar 1265 27 November 1321 war die erstgeborene Tochter des bohmischen Konigs Ottokar II Premysl und der Kunigunde von Halitsch Sie wurde als Kind in die Heiratspolitik ihres Vaters eingebunden trat aber fruh ins Kloster ein Zwischen 1291 und 1302 unterbrach sie die geistliche Laufbahn um eine politische Ehe einzugehen und Herzogin von Masowien zu werden Nach ihrer Ruckkehr leitete sie als Abtissin das Georgskloster in der Prager Burg Widmungsblatt des Kunigundenpassionals entstanden zwischen 1312 und 1321 Die Abtissin ist darauf als Konigstochter und Braut Christi abgebildet Siegel der Abtissin Kunigunde Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit am Konigshof 2 Agneskloster 3 Masowien 4 Georgskloster 4 1 Gebet der Kunigunde 5 Verwendete Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKindheit am Konigshof BearbeitenKunigundes Geburt war ein bedeutendes Ereignis im Konigreich Bohmen Ihr Vater hatte 1252 die rund 30 Jahre altere Margarete von Babenberg geheiratet um seinen Anspruch auf die Babenbergischen Erblander Osterreich und Steiermark abzusichern Die Ehe blieb kinderlos und seine unehelichen Nachkommen hatten kein Recht auf den bohmischen Thron 1261 loste Premysl Otakar II die Verbindung schliesslich auf Als seine zweite Frau Kunigunde 1265 endlich das erste legitime Kind zur Welt brachte liess der Konig das Madchen von drei Bischofen taufen dem von Prag dem von Olomouc und dem von Bamberg und lud alle bohmischen mahrischen und osterreichischen Herren zur Taufe ein Von dem romisch deutschen Konig Richard von Cornwall erbat er fur sie ein Privileg die Kronlander erben zu konnen Diese Urkunde dem osterreichischen Privilegium minus vergleichbar wird in dem zeitgenossischen Geschichtswerk Chronicon Aulae Regiae erwahnt Erhalten hat sie sich nicht Als kunftigen Ehemann und Konig suchte der Vater den Stauferprinzen Friedrich aus dem Geschlecht der Markgrafen von Meissen aus Die Verlobung dauerte ebenso wie Kunigundes Status als Erbin des Konigreiches bis zur Geburt ihres Bruders Wenzel 1271 an Agneskloster BearbeitenAls Kunigunde im Alter von elf Jahren das zweite Mal verlobt wurde war das Reich ihres Vaters zusammengebrochen Premysl Otakar II hatte 1273 die Wahl Rudolfs I von Habsburg zum neuen romisch deutschen Konig abgelehnt und war seit 1275 in Reichsacht Der Verlust der wichtigsten Verbundeten und ein Adelsaufstand in Bohmen zwangen ihn schliesslich zu Friedensverhandlungen 1276 verlor er alle Lander bis auf Bohmen und Mahren und er musste Rudolf zwei Kinder versprechen Kunigunde sollte Rudolfs Sohn Hartmann heiraten Thronfolger Wenzel sich mit einer von Rudolfs Tochtern verbinden Der Pakt war nicht von Dauer bereits ein Jahr spater trat Kunigunde den Klarissen im Prager Agneskloster bei Ob die Verlobung zuvor aufgelost worden war ist unklar ebenso ob sie aus eigenem Willen oder auf Befehl des Vaters ins Kloster ging Bei den Klarissen verbrachte sie die entbehrungsreichen Jahre nach Premysl Otakars Tod in denen Bohmen unter die Herrschaft des Brandenburger Markgrafen Otto und seiner Truppen geriet Sie unterstutzte ihre Grosstante Agnes bei der Leitung des Klosters und bei der Pflege der Kranken und Bedurftigen wahrend einer grossen Hungersnot 1280 1281 Nach Agnes Tod 1282 ubernahm sie das Amt der Abtissin Masowien BearbeitenDie geistliche Laufbahn Kunigundes unterbrach ihr Bruder Wenzel II Dessen aussenpolitische Ambitionen richteten sich vor allem nach Polen Am Ende der 1280er Jahre hatte er begonnen seinen Einfluss in dem zersplitterten Land auszuweiten 1291 hatte er bereits ein Bundnis mit den Herzogen von Oppeln geschlossen und die Herrschaft in Krakau ubernommen Um weitere Verbundete zu gewinnen bot er dem Piasten Fursten Boleslaw II Herrscher in Plock und Thronfolger des Herzogtums Masowien die Hand seiner einzigen verfugbaren Verwandten an Gegen den Willen des Bischofs Tobias von Bechin verliess Kunigunde das Klarissen Kloster und heiratete Boleslaw Die hochgestellte bohmische Braut gebar ihm zwei Kinder Eufrozina von Masowien 1292 1328 9 und Waclaw von Plock 1293 1336 Als Boleslaw 1294 die Herrschaft in Masowien ubernahm erhielt sie den Titel einer Herzogin Offensichtlich mass sie dem jedoch keine grosse Bedeutung bei Auf Urkunden bezeichnete sie sich als Tochter des bohmischen Konigs erst dann folgte der masowische Herzogstitel Kunigunde war in dem polnischen Teilherzogtum nicht willkommen die Ehe zerbrach und auch das Bundnis zwischen dem bohmischen Konig und dem masowischen Herzog hielt nur wenige Jahre In den Machtkampfen nach dem Tod des Konigs Przemyslaw II 1296 ergriff Boleslaw Partei fur Wenzels Gegner Die Kronung Wenzels zum polnischen Konig im Jahre 1300 erkannte er nicht an Die dynastische Verbindung war somit wertlos Georgskloster BearbeitenIm Jahre 1302 erhielt Kunigunde die papstliche Erlaubnis zur Scheidung verliess den Hof und ihre Familie in Masowien und kehrte am 22 Juli nach Prag zuruck Sie soll nur eine Tochter namens Perchta mitgenommen haben deren Existenz aber nicht zweifelsfrei gesichert ist Zu den Klarissen kehrte sie nicht zuruck Am 19 September wurde sie zur Abtissin der Benediktinerinnen von St Georg in der Prager Burg geweiht Um der Premyslidentochter eine standesgemasse Versorgung zu sichern musste die bisherige Abtissin Sophie ihr Amt aufgeben eine Vorgehensweise die sich durchaus im traditionellen Rahmen bewegte St Georg war das alteste Kloster in Bohmen uberhaupt gegrundet um 976 von der Furstentochter Mlada und stets unter direktem Einfluss des Furstenhauses verblieben Dies schrankte einerseits den Handlungsspielraum des Ordenshauses ein andererseits verfugten die Benediktinerinnen damit uber eine solide wirtschaftliche Basis Kunigunde liess dem Haus eine Reihe von Privilegien erteilen und baute dessen herausragende Stellung als Kultur und Bildungseinrichtung weiter aus Das Amt der Abtissin versah sie bis zu ihrem Tod 1321 Ihre Nichte Elisabeth Tochter des letzten mannlichen Premysliden suchte oft Zuflucht in dem Georgskloster und war als ihre Nachfolgerin in der engeren Wahl entschied sich aber dann zur Ehe mit Johann von Bohmen Kunigunde war die letzte Angehorige des Herrscherhauses die das Georgskloster leitete In die Zeit ihres Wirkens fallt die produktivste Phase des klosterlichen Skriptoriums Die Werkstatt entstand bereits unter ihrer Vorgangerin Sophie Kunigunde liess aber die vorhandenen Bucher uberarbeiten und gab im grossen Stil neue Handschriften in Auftrag Einige von ihnen mit Kunigundes eigenhandigen Eigentumsvermerken versehen haben sich bis heute erhalten und werden in der Tschechischen Nationalbibliothek aufbewahrt Die Auswahl der Themen bezeugt die Nahe der Abtissin zur zeitgenossischen Mystik und der Beginen Bewegung Das herausragendste Werk das sie anfertigen liess ist ein kostbar ausgestattetes und illuminiertes Andachtsbuch bestimmt fur ihren personlichen Gebrauch Das Kunigundenpassional entstand zwischen 1312 und 1321 unter Mitwirkung des Dominikaners und spateren Inquisitors Kolda von Colditz In dem Werk ist auch der Einfluss Meister Eckharts spurbar der in den Jahren 1307 bis 1311 in Prag als Generalvikar tatig und Koldas direkter Vorgesetzter war Das Passional enthalt sechs Texte zur Passion Christi Gleichnisse Predigten und Versdichtungen und 26 Illustrationen mit Theaterszenen Das Widmungsblatt zeigt die Auftraggeberin als Prinzessin und Braut Christi die von zwei Engeln gekront wird Das komplette Buch hat Kunigunde wohl nie gesehen es wurde wahrscheinlich erst nach ihrem Tod fertiggestellt Die Produktion illuminierter Handschriften fuhrten ihre Nachfolgerinnen bis zu den Hussitenkriegen fort Das Passional selbst gehort seit 2005 zu den Nationalen Kulturdenkmalern Tschechiens Gebet der Kunigunde Bearbeiten In einer der Handschriften Nationalbibliothek Prag VII G 17 d die der Abtissin gehorten befindet sich eines der altesten Zeugnisse tschechischer Literatur das sogenannte Gebet der Kunigunde Kunhutina modlitba Erste Strophe 1 UbersetzungVitaj Kraľu vsemohuci ve vsech miestiech vseviduci vsech kajucich milujuci vecny zivot davajuci Sei gegrusst Konig allmachtiger an allen Orten allsehender alle Suhnenden liebender ewiges Leben Spendender Das Gebet besteht aus 38 Strophen zu je vier achtsilbigen Versen Der Monoreim zeugt von sprachgewandter Dichtung die auch Neologismen enthalt Die Digraphenschreibweise weist bereits auf die Existenz des tschechischen Lauts R hin 2 Verwendete Literatur BearbeitenKaterina Charvatova Vaclav II Kral cesky a polsky Nakladatelstvi Vysehrad Praha 2007 ISBN 978 80 7021 841 9 Bozena Kopickova Eliska Premyslovna Vysehrad 2008 Auszug pdf Gia Toussaint Das Passional der Kunigunde von Bohmen Bildrhetorik und Spiritualitat Paderborn Schoningh 2003 ISBN 3 506 79162 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kunigunde von Bohmen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www e stredovek czEinzelnachweise Bearbeiten Modlitba Kunhutina Institut fur tschechische Sprache an der AVCR Dusan Slosar Fruhe volkssprachliche Entwicklung Tschechisch in Die slavischen Sprachen Berlin 2014 S 1394Normdaten Person GND 124892752 lobid OGND AKS LCCN nr94014541 VIAF 9726100 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kunigunde von BohmenKURZBESCHREIBUNG Herzogin von Masowien Abtissin in PragGEBURTSDATUM Januar 1265STERBEDATUM 27 November 1321 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kunigunde von Bohmen Abtissin amp oldid 238029647