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Der Kragenhai Chlamydoselachus anguineus auch Krausenhai oder Schlangenhai ist eine von zwei Arten aus der Familie der Kragenhaie Chlamydoselachidae Er ist hinsichtlich seiner Anatomie und Morphologie der altertumlichste rezente Hai weshalb er als ein lebendes Fossil bezeichnet wird 1 Der Gattungsname ist von den griechischen Wortern chlamys f ydos mannl Obergewand Kragen und selachos n ous Hai Rochen abgeleitet Das lateinische Epitheton anguineus fur die Art bedeutet schlangenartig 2 KragenhaiKragenhai Zeichnung aus dem Bericht der Challenger Expedition Gunther 1887 Systematikohne Rang Haie Selachii Uberordnung SqualomorphiiOrdnung HexanchiformesFamilie Kragenhaie Chlamydoselachidae Gattung Kragenhaie Chlamydoselachus Art KragenhaiWissenschaftlicher NameChlamydoselachus anguineusGarman 1884 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 4 Evolution und Systematik 4 1 Stammesgeschichte 4 2 Fossile Kragenhaie 4 3 Systematik 5 Menschen und Kragenhaie 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Die Bezahnung des UnterkiefersDer aalartig langgezogene Korper des Kragenhais erreicht eine Lange von bis zu zwei Metern wobei die Mannchen mit etwa 1 50 Metern Lange kleiner als die Weibchen sind Die Grundfarbung ist ein Dunkelbraun bis Dunkelgrau Zeichnungen oder auffallige Markierungen fehlen Die Augenoffnungen sind gross eine Nickhaut ist nicht ausgebildet Anders als bei den ubrigen rezenten Haien mit unterstandigem Maul ist das stumpfe Maul des Kragenhais beinahe endstandig bildet also kein Rostrum Das Maul ist sehr gross und reicht uber mehr als die Halfte des Schadels wodurch der Kopf ein reptilartiges Aussehen bekommt daher der franzosische Trivialname requin lezard Eidechsenhai Es kann weit geoffnet werden Die etwa 300 Zahne sind in Reihen angeordnet 19 28 im Oberkiefer und 21 29 im Unterkiefer Die gleichartige Morphologie der Zahne Homodontie ist kennzeichnend fur die Art Die Zahnkrone wird von drei etwa gleich langen schlanken zuruckgebogenen Spitzen gebildet an der Zahnbasis konnen kleinere Spitzen entwickelt sein Die Einzelzahne haben einen grossen Seitenabstand zueinander nbsp Die anatomischen Merkmale des Kopfes und der HalsregionDie Scheidewande der sechs Paar Kiemenspalten bei fast allen ubrigen Plattenkiemern inklusive der palaozoischen Formen sind es funf schauen halskrausenartig hervor und umlaufen fast den gesamten Korperquerschnitt daher ruhrt der deutsche Name Krausenhai Das erste Kiemenpaar ist auf der Bauchseite ventral miteinander verbunden und hat eine kragenartige Deckhaut Kragenhai Eine richtige Gelenkung zwischen Oberkiefer und Hirnschadel Neurocranium fehlt Das Palatoquadratum des Oberkiefers hangt anders als bei den meisten anderen Haien breit am Hirnschadel 3 nbsp Die Kiemenspalten umlaufen den Hals beinahe vollstandigDie breiten Bauchflossen sind klein und setzen in einem sehr stumpfen Winkel am Rumpf an Das Begattungsorgan der Plattenkiemer das Pterygopodium ist beim Kragenhai deutlich einfacher gebaut als bei seinen Verwandten und besteht lediglich aus zwei stabformigen Elementen Die Basis der einzigen Ruckenflosse liegt oberhalb der Afterflosse und damit ungewohnlich weit zuruck Die Schwanzflosse ist da die Chorda dorsalis anders als bei den ubrigen rezenten Haien in Richtung Korperende kaudal nahezu gerade verlauft nur andeutungsweise heterocerk ungleichlappig gestaltet Ihre Asymmetrie die fur die Schwanzflosse der meisten Haie kennzeichnend ist entsteht durch die Vergrosserung des unteren Flossensaums Die Chorda dorsalis ist kaum gegliedert Die bei vielen Knorpelfischen ausgebildeten Placoidschuppen Hautzahne sind beim Kragenhai entlang des offenen Seitenlinienorgans verlangert Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiete bzw Fangorte des Kragenhais Nach Compagno u a 2005Der erste Fang eines Kragenhais erfolgte 1870 in der Bucht von Tokio spater wurde die Art vereinzelt an verschiedenen Stellen der Nord und Sudhalbkugel der Erde gefangen so dass eine weltweite Verbreitung in der Tiefsee anzunehmen ist Dabei wurde er im ostlichen Atlantik vor Norwegen Schottland Portugal Spanien Marokko Mauretanien Madeira und im Golf von Biscaya gefangen Im westlichen Indischen Ozean ist er von der Ostkuste Afrikas bekannt im westlichen Pazifik von der Kuste Japans und Australiens und im ostlichen Pazifik von der Sudkuste Kaliforniens und dem nordlichen Chile Lebensweise Bearbeiten nbsp Die vermutlich erste Aufnahme die einen Kragenhai in seinem naturlichen Lebensraum zeigt hier in etwa 875 Metern Tiefe Die Lebensweise des Kragenhais ist nahezu unbekannt da er nur relativ selten gefangen und noch nie langer beobachtet werden konnte Der Kragenhai lebt wahrscheinlich am Boden oder im tiefen Freiwasser Mesopelagial der Tiefsee Bathyal an den Kontinental und Inselhangen gewohnlich in einer Tiefe zwischen 120 und 1280 Metern Seine Nahrung besteht soweit bekannt hauptsachlich aus Tintenfischen und anderen Kopffussern daneben auch aus Tiefsee Knochenfischen 4 Die Form der Zahne wie auch die zuruckversetzte Position der meisten Flossen lassen ein schlangenahnliches Zustossen auf die Beute vermuten Wie bei allen Haien erfolgt auch beim Kragenhai eine innere Befruchtung Die Art ist wie die meisten Knorpelfische ovovivipar die Embryonen schliessen also ihre Entwicklung bereits im Mutterleib ab und werden lebend geboren Die Entwicklungszeit der 2 bis 12 Jungen dauert etwa zwei Jahre nach einer japanischen Studie sogar mindestens 3 5 Jahre 5 Falls weitere Untersuchungen dies bestatigen ware dies die langste bekannte Tragzeit bei einem Wirbeltier beinahe doppelt so lange wie beim Afrikanischen Elefanten Die Geburtsgrosse liegt bei etwa 40 Zentimetern und die Geschlechtsreife wird bei Mannchen mit etwa 95 cm und bei Weibchen mit etwa 135 cm erreicht nbsp Praparat im Aquarium tropical du Palais de la Porte DoreeIn der Regel bekommt der Mensch Kragenhaie nur zufallig als Beifang der Tiefsee Leinenfischerei zu Gesicht und die Tiere sind dann zumeist bereits tot Am 23 Januar 2007 konnte jedoch ein lebendes Weibchen von 1 60 Meter Lange vor der Kuste der japanischen Hauptinsel Honshu gefangen werden Im Becken eines Aquazoos gelangen Wissenschaftlern einzigartige Filmaufnahmen von dem Tier das jedoch bereits nach wenigen Stunden starb 6 7 8 Evolution und Systematik BearbeitenStammesgeschichte Bearbeiten Es besteht keine Klarheit ob man den Kragenhai als Angehorigen der palao oder mesozoischen Protoselachii oder der primitiven modernen Haie und Rochen Euselachii betrachten soll Zwar bemerkte bereits Samuel Walton Garman 1843 1927 der Erstbeschreiber der Art die Ahnlichkeit zwischen den Zahnen des Kragenhais und denen palaozoischer Protoselachier wie Cladodus daher wird der Kragenhai auch zu den cladodonten Haien gerechnet 9 doch sind diese Formen nur von wenigen Einzelzahnen bekannt so dass eine sichere Zuordnung zu einer der fossilen Gruppen nicht moglich ist Daher kann die Frage ob es sich beim Kragenhai um ein lebendes Fossil handelt nicht eindeutig beantwortet werden Fossile Kragenhaie Bearbeiten nbsp Zahn von Chlamydoselachus lawleyiFunde fossiler Kragenhaie der Gattung Chlamydoselachus 10 sind recht selten Die altesten Funde datieren aus dem fruhen Palaogen und stammen von C fiedleri aus dem Eozan von Osterreich Junger sind C tobleri aus dem Miozan von Trinidad und C lawleyi aus dem Pliozan von Italien Thrinax aus dem Palaogen Osterreichs ist eine verwandte Gattung in der Familie der Kragenhaie Chlamydoselachidae Systematik Bearbeiten Bisher war der Kragenhai Chlamydoselachus anguineus die einzige bekannte rezente Art Typusart der Kragenhaie Chlamydoselachidae Chlamydoselachus 2009 wurde jedoch von D A Ebert und L J V Compagno 11 eine weitere Art aus den Meeresgebieten des sudlichen Afrika beschrieben Chlamydoselachus africana die bereits seit 2005 in der wissenschaftlichen Literatur als Chlamydoselachus sp nov A Compagno Dando amp Fowler 2005 bekannt war 12 Kragenhaie stehen im System der Haie dem uber 400 rezente Arten angehoren aufgrund ihrer vielen Sondermerkmale etwas isoliert Wahrend jedoch die aalahnliche Gestalt oder die Anzahl der Kiemenspalten nicht eindeutig als ursprungliche Merkmale gelten konnen sind andere artspezifische Besonderheiten wie z B das fehlende Rostrum das einfach gebaute Pterygopodium die nicht heterozerke Schwanzflosse die kaum gegliederte Chorda dorsalis und die cladodonten Zahne unzweifelhaft primitiv Gegenwartig werden die Kragenhaie als Schwestergruppe der Kammzahnerhaie Hexanchidae innerhalb der Hexanchiformes betrachtet Diese stellt nach aktuellen Erkenntnissen die Schwestergruppe aller weiteren Squalomorphii dar die zusammen mit ihrer Schwestergruppe den Galeomorphi alle rezenten Haie umfasst 13 Squalomorphii Hexanchiformes Kammzahnerhaie Hexanchidae Kragenhaie Chlamydoselachidae Sonstige SqualomorphiiMenschen und Kragenhaie Bearbeiten nbsp Abbildung aus Garmans wissenschaftlicher Erstbeschreibung von 1884Der Kragenhai wird nur selten gefischt kann jedoch in einigen Regionen mit intensiverer Tiefseefischerei ein regelmassiger Beifang sein Als solcher wird er dann zu Fischmehl fur andere Restfischverwertungen genutzt oder zuruck ins Meer gekippt eine direkte kommerzielle Verwertung fur diese Art gibt es nicht Es wird angenommen dass die Beifange mit einer Ausdehnung der Tiefseefischerei in Asien zunehmen werden 14 In der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN wird er als Art der Vorwarnliste Near Threatened potentiell gefahrdet eingestuft wobei jedoch vermerkt wird dass er auch bereits gefahrdet Vulnerable sein konnte Populationsabschatzungen gibt es zu dieser Art nicht gemeinhin wird er als selten angesehen 14 Einzelnachweise Bearbeiten z B nach Thenius 2000 und Hennemann 2001 David A Ebert Sharks rays and chimaeras of California University of California Press 2003 S 52 Alfred Goldschmid Chondrchthyes Knorpelfische In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Munchen 2004 S 202 ISBN 3 8274 0307 3 T Kubota Y Shiobara T Kubodera Food habits of the frilled shark Chlamydoselachus anguineus collected from Suruga Bay central Japan Bulletin of the Japanese Society of Scientific Fisheries 57 1 15 20 1991 ISSN 0021 5392 S Tanaka Y Shiobara S Hioki H Abe G Nishi K Yano K Suzuki The reproductive biology of the frilled shark Chlamydoselachus anguineus from Suruga Bay Japan In Japanese Journal of Ichthyology 37 3 273 291 1990 ISSN 0021 5090 Japaner fangen exotischen Tiefsee Hai Bericht auf Spiegel Online 24 Januar 2007 mit Bildern Japanese Marine Park Captures Rare Living Fossil Frilled Shark Pictures of a Live Specimen Extremely Rare Underwatertimes com News Service 24 Januar 2007 abgerufen am 21 April 2012 englisch mit Farbfotografien des gefangenen Hais Prehistoric shark captured on film ITV News 24 Januar 2007 abgerufen am 21 April 2012 englisch YouTube Video Br J Garman S Chlamydoselachus anguineus Garm Eine lebende Species von cladodonten Haifischen In Naturwissenschaftliche Rundschau Band 2 Heft 12 S 96 Friedrich H Pfeil Zahnmorphologische Untersuchungen an rezenten und fossilen Haien der Ordnungen Chlamydoselachiformes und Echinorhiniformes 1983 315 Seiten 146 Abbildungen ISBN 978 3 923871 00 1 D A Ebert und L J V Compagno Chlamydoselachus africana a new species of frilled shark from southern Africa Chondrichthyes Hexanchiformes Chlamydoselachidae Zootaxa 2173 1 18 Artikel PDF 16 kB Leonard Compagno Marc Dando Sarah Fowler Sharks of the World Princeton University Press 2005 ISBN 978 0 691 12072 0 Joseph S Nelson Terry C Grande Mark V H Wilson Fishes of the World Wiley Hoboken New Jersey 2016 ISBN 978 1118342336 S 73 a b Chlamydoselachus anguineus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Paul amp Fowler 2003 Abgerufen am 11 Mai 2006 Literatur BearbeitenRalf M Hennemann Haie und Rochen weltweit Jahr Verlag Hamburg 2001 Seite 16 ISBN 3 86132 584 5 Erich Thenius Lebende Fossilien Oldtimer der Tier und Pflanzenwelt Zeugen der Vorzeit Munchen Pfeil 2000 ISBN 3 931516 70 9 Jorg Keller Hrsg Dr John D Stevens wissenschaftliche Koordination Haie Karl Muller Verlag Koln 2004 Seite 19 ISBN 3 8336 0121 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kragenhai Chlamydoselachus anguineus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Samuel Garman An extraordinary shark In Bulletin of the Essex Institute Bd 16 1884 S 47 55 Erstbeschreibung Kragenhai auf Fishbase org englisch Krausenhai Chlamydoselachus anguineus Portrat der Hai Stiftung Zurich Order Chlamydoselachiformes Frilled Sharks 2 species Portrat am ReefQuest Centre for Shark Research engl Frill Shark Chlamydoselachus anguineus Garman 1884 Portrat im Australian Museum Bilder verschiedener Exemplare bei FishPix National Museum of Nature and Science Tokyo Literaturhinweise zu Chlamydoselachus anguineus auf shark references com nbsp Dieser Artikel wurde am 31 August 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen 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