www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kollegiatstift Zell teilweise auch als Philipps Stift bezeichnet mit dem Patrozinium St Salvator und Philipp in Zell bestand vom Ende des 10 bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts 1 Kollegiatstift ZellPhilippskirche im Jahr 1516DatenOrt ZellertalBauherr KanonikerBaujahr Ende des 10 JahrhundertsAbriss schrittweise ab der fruhen NeuzeitKoordinaten 49 38 58 8 N 8 8 15 5 O 49 64967 8 13764 Koordinaten 49 38 58 8 N 8 8 15 5 OKollegiatstift Zell Rheinland Pfalz Besonderheiten Lediglich die Stiftskeller uberdauerten Teile des Bestands der Stiftsbibliothek sind inzwischen Teil der Bayerischen Staatsbibliothek Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprung und Anfange 1 2 Blutezeit 1 3 Niedergang 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprung und Anfange Bearbeiten In Zell wurden die cella und das Grab Philipps von Zell verehrt eines angelsachsischen Priesters Wanderpredigers und Einsiedlers gestorben nach 750 Im Jahr 850 wurden seine Gebeine erhoben und in der neu erbauten Kirche St Salvator in einem Reliquienschrein zur Verehrung ausgesetzt Viele Heilungswunder wurden ihm zugeschrieben die Kirche zog Scharen von Pilgern an Das Kloster Hornbach mit seinen Eigenkirchen im Zeller Gebiet unterstand Ende des 9 Jahrhunderts dem Grafen Werner Salier Vater von Konrad dem Roten Nachfolger von Graf Werner wurde 975 976 Herzog Otto I auch Otto von Worms genannt Sohn von Konrad dem Roten 2 Er grundete bei der Salvatorkirche das Kollegiatstift Wallfahrtskirche und Stift fuhrten nun das Doppelpatrozinium St Salvator und Philipp Die Stiftsherren versahen die Seelsorge in den umliegenden Hornbacher Eigenkirchen Im Unterschied zu einem Kloster leben Stiftsherren nicht in Klausur und haben Privatvermogen Nach Ende der Vita communis anfanglich lebten die Stiftsherren unter einem Dach wurde das Stiftsvermogen in Pfrunden aufgeteilt so dass jeder Stiftsherr ein eigenes Haus mit Hof und Nutzgebauden bewohnen konnte Die Stiftsherren kamen zum gemeinsamen Gebet in der Stiftskirche zusammen Sie grundeten die erste Schule im weiten Umkreis und betrieben Landwirtschaft und Weinbau weshalb Zell als die alteste Weinbau treibende Gemeinde der Pfalz gilt Ein verwittertes Kreuz mit schwarz gewordenem Corpus beim Predigtfelsen des heiligen Priesters und Einsiedlers Philipp von Zell gab der Weinbergslage Zeller schwarzer Herrgott einer der beruhmtesten Weinlagen der Pfalz ihren Namen Konig Adolf von Nassau schlug angesichts der bevorstehenden Schlacht mit seinem Widersacher Albrecht von Osterreich am 1 Juli 1289 sein Hauptquartier im Stift Zell auf besuchte am Morgen des 2 Juli dort die Messe und zog dann nach Gollheim wo er in der dortigen Schlacht den Tod fand Blutezeit Bearbeiten Die Stiftskirche mit dem Grab des Heiligen besass zu ihrer Blutezeit im 14 und 15 Jahrhundert drei Schiffe mit neun Altaren und einer Vielzahl von Votivgaben wovon die wertvollsten ca 100 massiv silberne vergoldete Kindlein waren 3 Nachdem 1447 unter Stiftsdekan Peter von Grunstadt eine personliche Wallfahrt des Pfalzer Kurfursten Ludwig IV und seiner Gemahlin Margarethe von Savoyen zur Geburt des ersehnten Thronfolgers fuhrte dies war Philipp der Aufrichtige benannt nach dem hl Philipp avancierte der Pfalzer Heilige mehr und mehr zum Patron und Nothelfer bei Kinderlosigkeit 4 Unter den zahlreichen Pilgern die deswegen hierher kamen seien drei beruhmte besonders erwahnt Am 8 August 1480 kamen Schweickhardt von Sickingen und seine Frau Margarethe hierher und beteten um die Geburt eines Sohnes der ihnen 1481 als Franz von Sickingen geboren wurde Die Eltern schenkten der Wallfahrtskirche unter anderem ein wertvolles Messgewand Maria Bianca die zweite Gattin Maximilians I besuchte Zell 1495 96 nicht weniger als viermal weil ihre Ehe kinderlos war Auch Kurfurstin Sybilla von der Pfalz Gemahlin von Kurfurst Ludwig V kam 1517 zum Grab des hl Philipp da sie ohne Nachkommen war Viele Gebetsanliegen wurden auch aus der Ferne ohne personliche Wallfahrt vorgetragen und namhafte Personen liessen sich meist zusatzlich als Mitglieder in die Zeller Philippsbruderschaft einschreiben Es waren unter anderen als Mitglieder eingetragen Kurfurst Ludwig IV von der Pfalz und seine Frau Margarethe Ruprecht deutscher Konig und Kurfurst von der Pfalz Kurfurst Ludwig III von der Pfalz Kurfurst Friedrich I von der Pfalz der Siegreiche und sein Bruder Ruprecht spater Erzbischof von Koln Pfalzgrafin Sybilla Markgraf Philipp von Baden Kurfurst Friedrich II von Brandenburg und seine Gattin Katharina von Sachsen Herzog Friedrich der Friedfertige von Braunschweig Graf Friedrich VIII von Leiningen 1397 1437 Die Grafen von Leiningen waren bis ca 1480 die Schutzvogte des Stiftes und machten sich sehr darum verdient Die Philippsreliquien wurden alle sieben Jahre feierlich ausgestellt und zogen Tausende von Pilgern an Der Ausstellungsturnus stimmte uberein mit der Aachener Heiligtumsfahrt der grossten mittelalterlichen Wallfahrt in Deutschland die ebenfalls alle sieben Jahre stattfand Viele Pilger die nach Aachen zogen machten unterwegs einen Abstecher nach Zell Niedergang Bearbeiten Der papstliche Nuntius Kardinal Pighini besuchte Zell 1550 und stellte fest dass die meisten Stiftsherren bereits der neuen Lehre Luthers anhingen die Kirche geschlossen und verfallen war keine Gottesdienste mehr stattfanden und das ganze Stift sich in einem ruinosen Zustand befand Auch hatten sich Pilger daruber beschwert dass sie die Stiftsherren nicht mehr in die Kirche zum Philippsgrab vorliessen da sie angeblich die Kirchenschlussel nicht finden konnten Der Pfalzer Kurfurst Friedrich II erbat vom Papst das Philippsstift mit seinen reichen Gutern der Universitat Heidelberg zu ubereignen angeblich um den Kult zu retten und gleichzeitig die schlechte Finanzlage seiner Universitat aufzubessern Papst Julius III stimmte 1551 diesem Prozedere zu um der Wallfahrt moglichst doch noch eine Uberlebenschance zu geben Aber schon funf Jahre spater fuhrte der neue Kurfurst Ottheinrich selbst die Reformation in der Kurpfalz ein verbot gleichzeitig uberall den katholischen Kult und loste das religiose Stift auf Den reichen Grundbesitz verwaltete seine Universitat in Heidelberg die in Zell einen weltlichen Amtmann den Kollektor einsetzte und ihm in der Barockzeit ein schlossartiges Haus bauen liess die sogenannte Kollektur Die wertvolle Zeller Stiftsbibliothek mit Handschriften aus dem 10 und 11 Jahrhundert sowie dem beruhmten Bruderschaftsbuch wurde der kurfurstlichen Bibliotheca Palatina in Heidelberg einverleibt Diese erbeutete Kurfurst Maximilian von Bayern im Dreissigjahrigen Krieg und schenkte sie dem Papst Spater erhielt der Konig von Bayern einen Grossteil jener Bucher aus dem Vatikan zum Geschenk wodurch sie wieder an das Haus Wittelsbach zuruckfielen Mit dabei befand sich auch das immens kostbare illustrierte Zeller Bruderschaftsbuch das sich derzeit in der Bayerischen Staatsbibliothek befindet Die Stiftskirche bereits in baufalligem Zustand wurde als protestantische Gemeindekirche genutzt Die Baulast lag bei der Universitat Heidelberg der seit der Reformation alle Einnahmen aus den ehemaligen Stiftsgutern zuflossen Die Kirche wurde 1616 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt der nach Zerstorungen im Dreissigjahrigen Krieg Anfang des 18 Jahrhunderts wiederaufgebaut wurde Die inzwischen wieder entstandene katholische Ortsgemeinde erhob Anspruch auf Mitnutzung der Kirche Es kam zu einer Auseinandersetzung die 1745 dadurch beendet wurde dass der katholische Kurfurst Karl Theodor die Universitat zum Neubau einer katholischen Kirche neben der reformierten Kirche verpflichtete Beide Kirchen in Zell tragen den Namen des hl Philipp von Zell 5 Literatur BearbeitenJohann Georg Lehmann Diplomatische Geschichte des Stifts des h Philipp zu Zell in der Pfalz Speyer 1845 Digitalisat Bernd Golzer Urkunden der Benediktinerabtei Hornbach 754 1400 Urkunden der Kollegiatstifte St Fabian und St Philipp Einfuhrung und Edition In Quellen zur saarlandischen Familienkunde Band 8 Saarbrucken 2023 Inhaltsverzeichnis Einzelnachweise Bearbeiten Klosterdatenbank Wolfgang Metz Miszellen zur Geschichte der Widonen und Salier In Historisches Jahrbuch 85 Jahrgang Munchen Freiburg 1965 S 7 Klaus Herbers Peter Ruckert Pilgerheilige und ihre Memoria 2011 ISBN 3 8233 6684 X S 156 Scan aus der Quelle zu den Zeller Kindlein Institut fur Osterreichische Kunstforschung Wien Wiener Jahrbuch fur Kunstgeschichte Band 44 1991 S 95 Ausschnitt aus der Quelle Gerhard Merkel Zur Vergangenheit der protestantischen Kirche von Zell in der Pfalz In Der Wormsgau 10 1972 73 S 11 23 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kollegiatstift Zell amp oldid 236259994