www.wikidata.de-de.nina.az
Die Knoblauchsrauke Alliaria petiolata auch Knoblauchskraut Lauchkraut Knoblauchhederich genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Alliaria innerhalb der Familie der Kreuzblutengewachse Brassicaceae Sie ist in Europa weit verbreitet Die Trivialnamen beziehen sich auf den Knoblauchduft der beim Zerreiben der Blatter entsteht KnoblauchsraukeKnoblauchsrauke Alliaria petiolata SystematikEurosiden IIOrdnung Kreuzblutlerartige Brassicales Familie Kreuzblutler Brassicaceae Tribus ThlaspideaeGattung AlliariaArt KnoblauchsraukeWissenschaftlicher NameAlliaria petiolata M Bieb Cavara amp Grande Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Erscheinungsbild und Blatt 1 2 Blutenstand und Blute 1 3 Frucht und Samen 1 4 Chromosomenzahl 2 Okologie 2 1 Synokologie 3 Vorkommen 4 Taxonomie 5 Nutzung 5 1 Die Knoblauchsrauke als Heilpflanze 5 2 Verwendung als Gewurz 6 Quellen 6 1 Literatur 6 2 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration nbsp Bestand im Randbereich von Geholzen nbsp Habitus im typischen Habitat nbsp Bluten und Laubblatter nbsp Habitus vor der Blute im Monat April nbsp Schwarze Samen und grune Schoten Anfang JuliErscheinungsbild und Blatt Bearbeiten Die Knoblauchsrauke ist eine zwei bis mehrjahrige krautige Pflanze die Wuchshohen von 20 bis 100 Zentimetern erreicht Sie besitzt eine lange Pfahlwurzel Der Stangel ist schwach vierkantig im basalen Bereich entwickelt er eine schwache Behaarung 1 Die lang gestielten nierenformigen Grundblatter sind am Rand buchtig gekerbt Die Stangelblatter sind wechselstandig angeordnet Sie weisen eine herzformige Blattspreite mit gebuchtetem Rand auf 1 Blutenstand und Blute Bearbeiten Die Knoblauchsrauke bluht von April bis Juli In einem endstandigen traubigen Blutenstand sitzen viele Bluten Die Blutenstiele sind dunn und meist nur etwa so lang wie der Kelch 2 Die zwittrigen Bluten sind wie fur Kreuzblutler typisch vierzahlig sowie 5 bis 8 Millimeter gross Die vier weissen Kronblatter und vier Kelchblatter sind frei Die Kelchblatter sind schmal eiformig und 2 bis 3 Millimeter lang 2 Die Kronblatter sind langlich verkehrt eiformig und in einen kurzen Nagel verschmalert 2 Die Bluten besitzen sechs Staubblatter von denen die zwei seitlichen deutlich kurzer sind Am Blutenboden am Grund der Staubblatter sind ringformig die Nektardrusen angeordnet Der Fruchtknoten ist grun und schlank und durch eine Scheidewand in zwei Facher geteilt Der Griffel ist 2 bis 2 Millimeter lang und unter der gestutzten Naarbe keulenformig angeschwollen 2 Frucht und Samen Bearbeiten Der befruchtete Fruchtknoten entwickelt sich zu einer Schote von drei bis sieben Zentimetern Lange Die Schote ist dunn im unreifen Zustand grun und mit nur zwei Millimetern Durchmesser nicht wesentlich dicker als der vormalige Blutenstiel Die Fruchtklappen der Schote haben einen kantig vorspringenden Mittelnerv 2 Die Schote enthalt in jedem der zwei Facher sechs bis acht Samen die jeweils nur etwa drei Millimeter lang und ausgereift von schwarzbrauner 2 Farbe sind Mit zunehmender Reife verandert sich aufgrund des dann stattfindenden Austrocknungsprozesses die Farbe der Schote von grun zu hellbraun Ist die Schote voll ausgereift reissen die beiden Fruchtklappen von unten nach oben allmahlich auf und fallen schliesslich ab Die Samen werden dabei noch nicht verstreut Sie sind mit kurzen Stielen an der Scheidewand der Schote befestigt Chromosomenzahl Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 36 oder 42 3 Okologie Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Knoblauchsrauke ist ein zweijahriger bis ausdauernder Hemikryptophyt und eine Schaftpflanze Sie ist bis 1 Meter hoch 2 an mageren Standorten wurden aber fruchtende Pflanzen mit Wuchshohen von nur 5 Zentimetern gefunden was ein gutes Beispiel fur die Modifikationsbreite dieser Art gibt Zur optimalen Lichtausnutzung sind die unteren Laubblatter relativ gross und lang gestielt und werden nach oben hin deutlich kleiner und kurzstieliger Pflanzeninhaltsstoffe wirken allelopathisch auf das Wachstum von Mykorrhizapilzen ein und hemmt bzw unterbindet dieses Da wiederum viele Keimlinge von Baumen von diesen Pilzen abhangen unterbindet die Knoblauchsrauke so indirekt das Aufkommen von Geholz in ihrer unmittelbaren Umgebung Synokologie Bearbeiten Vegetative Vermehrung wird uber unterirdische Auslaufer und Wurzelsprosse sichergestellt Die Knoblauchsrauke bietet den Nektar der sich an der Basis der Blute sammelt frei zuganglich an So finden sich neben Bienen Fliegen und Schwebfliegen auch Kafer als bestaubende Insekten ein Zusatzlich zur Fremdbestaubung ist der Knoblauchsrauke Selbstbestaubung moglich Die Knoblauchsrauke breitet ihre Samen uberwiegend durch Semachorie aus Werden die Stangel an denen die Schoten schrag ausgerichtet hangen vom Wind oder von vorbeistreifenden Tieren oder Menschen in Bewegung versetzt losen sich die ausgereiften Samen von der Schote ab und werden ausgestreut Wie viele andere Pflanzen auch verfugt die Knoblauchsrauke uber mehrere Ausbreitungsstrategien Bei Regen verschleimen die Samen und bleiben im Fell vorbeistreifender Tiere haften Sie werden durch diese Strategie die sogenannte Epichorie uber eine grossere Distanz verschleppt als durch die Semachorie Der Tagfalter Waldbrettspiel Pararge aegeria saugt gern am Nektar der Knoblauchsrauke Sie dient auch dem Aurorafalter Anthocharis cardamines als Nektarpflanze und zugleich neben dem Wiesenschaumkraut dessen Raupen als Futterpflanze Als Futterpflanze nutzt sie ausserdem der stark gefahrdete Mehlfarbene Raukenspanner Lithostege farinata Polyphag ernahren sich die Raupen der Achateule Phlogophora meticulosa und des Grunader Weisslings Pieris napi von der Knoblauchsrauke Oligophag sind die Raupen des Kreuzblutler Blattspanners Xanthorhoe designata und Gemeinen Blattspanners Xanthorhoe fluctuata auf die Art angewiesen 4 Vorkommen BearbeitenDie Knoblauchsrauke wachst wild in den meisten Teilen Europas Vorderasiens und Zentralasiens bis China und Indien und kommt stellenweise auch in Nordafrika vor 5 Die Knoblauchsrauke ist in Nordamerika und Sudamerika ein Neophyt der als invasive Pflanze gilt Sie ist vermutlich durch europaische Siedler bewusst als Kuchenkraut und Heilpflanze nach Nordamerika verschleppt worden so genannte Ethelochorie Sie ist eigentlich eine Pflanzenart der Laubwalder gedeiht aber besonders gut in Gebuschen und Hecken sowie an Mauern und Wegrainen in Garten und auf Schuttplatzen Ruderalstellen Sie befindet sich dort haufig in der Gesellschaft von Brennnesseln Wie diese schatzt sie frische stickstoffreiche Lehmboden Sie ist haufig auch in schattigen Parkanlagen und in Geholzen im stadtischen Raum zu finden Die Knoblauchsrauke ist ein Stickstoffzeiger und eine Halbschattenpflanze Auch in Astgabeln von Baumen kann sie epiphytisch wachsen Sie ist eine Charakterart der Ordnung Glechometalia hederaceae 3 In den Allgauer Alpen steigt sie in Bayern nahe der Scheuen Alpe sudostlich Balderschwang bis zu 1080 Meter uber Meereshohe auf 6 Im Kanton Wallis erreicht sie sogar 1800 Meter 2 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3 feucht Lichtzahl L 2 schattig Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 4 kollin Nahrstoffzahl N 5 sehr nahrstoffreich bis uberdungt Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental 7 Taxonomie BearbeitenDie Erstbeschreibung erfolgte 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum Tomus 2 S 660 661 als Erysimum alliaria Unter der Gattung Alliaria konnte dieses Artepitheton aber keine Verwendung finden Daher wurde das nachstalteste Epitheton als Basionym gesucht Es fand sich bei Friedrich August Marschall von Bieberstein in Flora taurico caucasica Band 2 S 126 1808 als Arabis petiolata Die Neukombination zu Alliaria petiolata M Bieb Cavara amp Grande wurde 1913 durch Fridiano Cavara und Loreto Grande in Bull Orto Bot Regia Univ Napoli 3 S 418 veroffentlicht Weitere Synonyme fur Alliaria petiolata M Bieb Cavara amp Grande sind Erysimum alliaria L Sisymbrium alliaria L Scop Alliaria officinalis Andrz Alliaria officinalis Andrz ex M Bieb Der Name Alliaria von Allium als Lauchpflanze abgeleitet taucht bei Hieronymus Bock und Leonhart Fuchs im 16 Jahrhundert auf 2 Nutzung BearbeitenDie Knoblauchsrauke hat im Mittelalter und der fruhen Neuzeit eine gewisse Rolle als Gewurzpflanze gespielt und geriet als Gewurze preisgunstiger und damit fur alle Bevolkerungsschichten erschwinglich wurden als solche zunehmend in Vergessenheit Ahnlich wie beim Barlauch entdeckt die moderne Krauterkuche allmahlich die Knoblauchsrauke in zunehmendem Masse wieder Allerdings lasst sich die Knoblauchsrauke nicht so vielfaltig verwenden wie der Barlauch da ihre Geschmacksstoffe fluchtiger sind Die Knoblauchsrauke als Heilpflanze Bearbeiten Die Knoblauchsrauke wurde fruher zu Heilzwecken verwendet Sie wirkt antiseptisch leicht harntreibend und schleimlosend Man sagt ihr daruber hinaus auch antiasthmatische Eigenschaften nach In der Volksmedizin wurden aus den Blattern Breiumschlage zur Behandlung von Insektenstichen und Wurmerkrankungen hergestellt Verwendung als Gewurz Bearbeiten nbsp Allylisothiocyanat unten blau markiert bildet sich bei der Hydrolyse von Sinigrin 8 einem Inhaltsstoff der Knoblauchsrauke Knoblauchsrauke Alliaria petiolata wurde schon vor 4000 v Chr im Mesolithikum als Gewurz benutzt wie Phytolithen an Scherben von Tontopfen aus Neustadt in Holstein an der Ostsee und Steno in Danemark zeigen 9 10 Damit ist die Knoblauchsrauke das alteste bekannte einheimische Gewurz Im Mittelalter wurde die Knoblauchsrauke mit ihrem pfeffrig knoblauchartigen Geschmack vor allem von der armeren Bevolkerung genutzt die sich die teuren Gewurze nicht leisten konnte Sie wurde im Mittelalter aus diesem Grund sogar in Garten angebaut Zum Essen werden die Blatter von April bis Juni gesammelt Der Englander John Evelyn der 1699 ein Kochbuch Acetaria a Discourse on Sallets schrieb nannte die Pflanze unter anderem Jack by the hedge was als Hinweis auf ihre Haufigkeit zu verstehen ist sowie Alliaria und sauce alone Des Weiteren wies er darauf hin dass die Pflanze viele wertvolle medizinische Eigenschaften habe und besonders von Leuten auf dem Lande als Salat gegessen werde wo sie wild unter Banken und Hecken wachse Auch heute werden die jungen Blatter der Knoblauchsrauke in England noch haufig fur Sandwichfullungen verwendet Der scharfe Geschmack der Knoblauchsrauke ist auf atherische Ole und das Glukosid Sinigrin 8 zuruckzufuhren das den Glukosiden ahnelt die in anderen Mitgliedern der Kohlfamilie zu finden sind Beim Kochen verfluchtigt sich allerdings der pfeffrig knoblauchartige Geschmack Knoblauchsrauke muss daher Speisen in rohem Zustand beigegeben werden Die moderne Krauterkuche hat die Knoblauchsrauke wiederentdeckt und mischt die feingehackten Blatter in Salatsossen und Quark oder Frischkasemischungen Daruber hinaus werden die geschmacksintensiven Bluten verwendet um salzige Sorbets und Salate zu dekorieren Die schwarzen Samen der Knoblauchsrauke lassen sich ahnlich wie Pfefferkorner verwenden und haben einen sehr scharfen Geschmack Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Hansjorg Kuster Kleine Kulturgeschichte der Gewurze Verlag C H Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 42025 7 Elisabeth Lestrieux Jelena de Belder Der Geschmack von Blumen und Bluten Dumont Verlag Koln 2000 ISBN 3 7701 8621 4 Angelika Luttig amp Juliane Kasten Hagebutte amp Co Bluten Fruchte und Ausbreitung europaischer Pflanzen Fauna Verlag Nottuln 2003 ISBN 3 935980 90 6 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Dietrich Heinrich Fruhbluher aus Jena EchinoMedia Verlag 1 Auflage 2008 ISBN 978 3 937107 15 8 S 95ff a b c d e f g h i Friedrich Markgraf Familie Cruciferae S 118 120 In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 2 Auflage Band IV Teil 1 Verlag Carl Hanser Munchen 1958 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Stuttgart Verlag Eugen Ulmer 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 473 Die Knoblauchsrauke als Schmetterlingspflanze bei Flora Web Alliaria im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 24 August 2022 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Eching 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 573 Alliaria petiolata M Bieb Cavara amp Grande In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 23 August 2022 a b Jonathan Clayden Nick Greeves Stuart Warren Peter Wothers Organic Chemistry Oxford University Press 2001 S 1367 1368 ISBN 978 0 19 850346 0 Suzi Gage Prehistoric Europeans spiced their cooking BBC News 21 August 2013 abgerufen am 22 August 2013 englisch Saul Hayley Madella Marco Fischer Anders Glykou Aikaterini Hartz Sonke Oliver E Craig Phytoliths in Pottery Reveal the Use of Spice in European Prehistoric Cuisine PLoS ONE 8 8 e70583 doi 10 1371 journal pone 0070583 21 August 2013 abgerufen am 22 August 2013 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Knoblauchsrauke Alliaria petiolata Album mit Bildern Videos und Audiodateien Knoblauchsrauke FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Literatur zu Alliaria petiolata in den Kew Bibliographic Databases Walter Obermayer Fotos von Alliaria petiolata auf der Website Institut fur Pflanzenwissenschaften Verwendung in der Volksheilkunde Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Knoblauchsrauke amp oldid 232163249