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Das Kloster Sazava deutsch Sasau ist eine ehemalige Benediktinerabtei in Cerne Budy dt Klosterdorf einem Ortsteil der Stadt Sazava im okres Benesov Tschechien Der Eremit und spatere Heilige Prokop grundete es 1032 Turm der unvollendeten Hl Maria und Johannes dem Taufer geweihten gotischen AbteikircheLuftbild der Klosteranlage Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Geschichte 2 1 Grundung 2 2 Slawische Liturgie und Literatur 2 3 Slawische Monche nach Prokops Tod 2 4 Lateinische Zeit 3 Baugeschichte und Bauwerke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenDas Kloster war im 11 Jahrhundert ein Zentrum altkirchenslawischer Schriftlichkeit Nach Vertreibung der slawischen Monche 1096 bestand es als Abtei mit romischem Ritus bis 1785 fort Wegen seiner romanischen gotischen und barocken Bauwerke besitzt das Kloster Sazava seit 1962 den Status eines Nationalen Kulturdenkmals 1 Geschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Sazava ist das viertalteste Kloster in Bohmen Die drei ersten Monchsgemeinschaften waren unmittelbar mit dem Machtzentrum in Prag verbunden Um 973 grundete Mlada Schwester des Fursten Boleslav I das Frauenkloster St Georg in der Prager Burg 993 grundete Bischof Adalbert das Stift Brevnov das mit Monchen aus dem bayerischen Kloster Niederaltaich besiedelt wurde und 999 stiftete Boleslav III das Kloster Ostrov Sazava hatte die Billigung der hochsten Wurdentrager dagegen erst nachtraglich erfahren Um 1009 liess sich der ehemalige Priester Prokop als Eremit in den Waldern am Fluss Sazava nieder Bei der Klause entstand eine informelle Siedlung seiner Anhanger und Schuler die sich nach einiger Zeit eine Regel gab Schon die alteste Tradition legte die eigentliche Klostergrundung in das Jahr 1032 Gleichzeitig hiess es Furst Bretislav I habe die Grundung bestatigt und Prokop als ersten Abt eingesetzt ein Widerspruch da Bretislav erst 1035 die Herrschaft ubernommen hatte Die um 1170 im Kloster entstandene Chronik gab deshalb an dass bereits Furst Oldrich den Eremiten bei der Jagd in den Waldern getroffen und ihm die Abtswurde angetragen habe Den Titel habe Prokop abgelehnt bei der Gelegenheit aber eine Schale Wasser in Wein verwandelt um den Fursten angemessen zu bewirten eine verbreitete Legende und moglicherweise ein Versuch dem Klosterbesitz eine nachtragliche Legitimationsgrundlage zu verschaffen 2 Slawische Liturgie und Literatur Bearbeiten Die Monche nahmen die Ordensregel der Benediktiner an und feierten die Liturgie nach romischem Ritus jedoch in slawischer Sprache Den slawischen Gottesdienst praktizierten im fruhmittelalterlichen Bohmen Weltpriester der Heilige Prokop soll ein solcher gewesen sein bevor er Monch wurde Mutmasslich fuhrten bereits am Ende des 9 Jahrhunderts Schuler der Slawenapostel Kyrill und Method die liturgische Sprache in Bohmen ein und aus dem 10 Jahrhundert sind einige literarische Denkmaler erhalten In welchem Umfang die Geistlichen das Altkirchenslawische verwendeten ist umstritten das Prager Bistum liess aber Papst Johannes XIII immerhin nur unter der ausdrucklichen Bedingung zu dass es ein lateinisches sein soll Sazava war unter den bohmischen Monchsgemeinschaften des 10 und 11 Jahrhunderts allerdings die einzige die sich der slawischen Sprache im Gottesdienst bediente Das Kloster besass und produzierte auch slawische Bucher Es haben sich zwei Handschriften erhalten die hier entstanden sein sollen Der altere Teil des Reimser Evangeliars ist ein 16 seitiges Manuskript in kyrillischer Schrift das Kaiser Karl IV dem Prager Emmauskloster als angebliches Autograph des Heiligen Prokop schenkte Als Teil eines aufwendig geschmuckten Evangelienbuches gelangte es im 16 Jahrhundert nach Reims die letzten franzosischen Konige verwendeten das Buch bei ihren Kronungszeremonien Die zweite Handschrift die sogenannten Prager glagolitischen Fragmente enthalten Passionsgesange und Hymnen Von weiteren kirchenslawischen Texten bohmischen Ursprungs gibt es Abschriften aus der Kiewer Rus Zu ihnen zahlen Legenden vom Hl Wenzel Ludmilla und Veit Evangelien Gebete und Beichtbucher Ob diese Werke tatsachlich in Sazava geschrieben wurden ist aber im Einzelnen ungesichert Die alteste Prokop Legende die sogenannte Vita Minor stammt mit Sicherheit von hier das slawische Original ist jedoch verloren und die Legende liegt heute nur in der lateinischen Ubertragung vor Slawische Monche nach Prokops Tod Bearbeiten nbsp Fundamente der Hl Kreuz Kirche im Nordgarten geweiht um 1070 in der Amtszeit des Abtes VeitAbt Prokop starb 1053 Nachfolger wurde sein Neffe Veit Furst Spytihnev II 1055 1061 tolerierte im Gegensatz zu seinem Vorganger die slawischen Monche nicht Der Einfluss der romischen Kurie und die Trennung der ostlichen und westlichen Kirchen 1054 konnte eine Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben die Monche aus Sazava zu vertreiben 1056 mussten sie das Kloster verlassen und gingen ins Exil nach Ungarn wohin sich auch Spytihnevs Bruder Vratislav II zuruckgezogen hatte Als dieser 1061 die Macht in Bohmen ubernahm rief er Abt Veit und seine Bruder umgehend zuruck Das slawische Kloster in Sazava konnte weitere 35 Jahre fortbestehen In Ungarn hatte die Gemeinschaft Kontakte nach Kiew geknupft Sie brachte Reliquien der ersten russischen Heiligen Boris und Gleb nach Bohmen mit Auch hatten die Monche den romischen Ritus aufgegeben und sich dem byzantinischen Ritus zugewandt an dem sie auch nach der Ruckkehr nach Bohmen festhielten Die kirchenslawische Tradition war in Bohmen in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts auch ausserhalb des Klosters Sazava noch lebendig konnte sich aber gegen den Einfluss Roms nicht behaupten Einen Antrag Furst Vratislavs II auf Bewilligung slawischer Gottesdienste im Prager Bistum lehnte Papst Gregor VII 1080 ab 1096 musste die Monchsgemeinschaft in Sazava auf Geheiss Furst Bretislavs II das Kloster endgultig aufgeben Ab dem 3 Januar 1097 ubernahmen lateinische Monche aus Brevnov die Abtei Laut dem Chronisten Cosmas von Prag fand Abt Diedhard ausser slawischen Buchern keine anderen vor sie seien samtlich vernichtet oder verstreut worden Die Gemeinschaft der slawischen Monche loste sich auf Einige der Vertriebenen sollen nach langem Umherirren im Land nach Sazava zuruckgekehrt sein und sich dem lateinischen Abt unterstellt haben Da sie sich aber fur das neue Kloster nicht eigneten begingen sie schliesslich Selbstmord 3 Lateinische Zeit Bearbeiten nbsp Gotische Deckengemalde im KapitelsaalDas lateinische Kloster fuhrte die literarische Tradition fort In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts verfasste hier ein unbekannter Monch eine Fortsetzung der Cosmas Chronik 4 Die neuen Abte konsolidierten vor allem die wirtschaftliche Basis Vom 12 bis zum Anfang des 15 Jahrhunderts wuchs der Besitz allmahlich an und umfasste schliesslich Landereien von der Moldau bis sudlich von Ledec nad Sazavou Damit verfugte Sazava zwar uber eine vergleichsweise kleine Grundherrschaft Doch nach der Heiligsprechung Prokops 1204 stieg der Ort zum Wallfahrtsziel auf was mit umfangreichen Um und Ausbauten des Klosterareals einherging Der Untergang begann mit der Eroberung durch die Hussiten 1421 von dem sich das Kloster nie wieder vollstandig erholte Es verlor fast allen Grundbesitz und blieb daher vom Mutterhaus Brevnov abhangig deren Obere in Sazava Administratoren und zum Teil auch Abte einsetzten 1588 liess Erzbischof Martin Medek von Muglitz die Reliquien Prokops aus der verfallenen Klosterkirche erheben und nach Prag uberfuhren womit auch der Grund fur die Wallfahrten entfiel Eine zweite Blutezeit erlebte das Haus am Ende des 17 Jahrhunderts 1663 1667 kauften die Abte von Brevnov den ehemaligen Grundbesitz der Abtei Sazava auf und 1669 gab der Prager Erzbischof einen Teil der Reliquien zuruck Die Klostergebaude wurden im barocken Stil restauriert die Pilgerfahrten erneuert Der Aufschwung dauerte rund hundert Jahre Im Zuge der josephinischen Reformen wurde die Abtei 1785 schliesslich aufgelost Die neuen Eigentumer bauten das Kloster zu einem Schloss um Es blieb bis 1951 in Privatbesitz 1962 erhielt das Klosterareal den Status eines nationalen Kulturdenkmals Baugeschichte und Bauwerke Bearbeiten nbsp Kirche des Hl Prokop barocker AltarDie alteste Kirche und die Unterkunfte der ersten Monche waren aus Holz Sie sind archaologisch auf dem Klostergelande nachgewiesen worden Noch in der slawischen Zeit entstand um 1070 der erste Steinbau Die Hl Kreuz Kirche war fur eine angeschlossene Laiensiedlung bestimmt Die Fundamente des tetrakonchalen Zentralbaus in Form eines griechischen Kreuzes wurden im Klostergarten freigelegt und konserviert In der Amtszeit des letzten slawischen Abtes Bozetech begann den Bau einer romanischen Basilika der aber erst in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts beendet wurde In dieser Zeit liessen die lateinischen Abte auch die holzernen Wohn und Wirtschaftsgebaude durch Steinbauten ersetzen Die klostereigene Bauhutte war auch in umliegenden Dorfern tatig Mehrere romanische Kirchen in der Umgebung tragen ihre Handschrift so St Prokop in Zabori nad Labem St Jakob in Stribrna Skalice St Peter und Paul in Porici nad Sazavou St Wenzel in Hrusice und Maria Verkundigung in Planany Die gotischen Bauten in Sazava stammen aus dem Zeitraum von etwa 1250 bis zur Plunderung des Klosters durch die Hussiten 1421 Die alteren gotischen Werke werden der Augustiner Bauhutte aus Roudnice nad Labem zugeschrieben Um 1340 entstand der Kapitelsaal dessen Wande um 1370 unbekannte Kunstler aus dem Umkreis Kaiser Karls IV mit Wandmalereien schmuckten Darunter finden sich seltene Mariendarstellungen wie eine Madonna gravida Maria in der Hoffnung und eine Madonna die das Jesuskind tadelt Ab etwa 1360 ubernahm Matthias von Arras der Baumeister des Veitsdoms in Prag die Bauleitung Die Klosterkirche sollte nach seinen Planen zu einer Kathedrale umgestaltet werden Der monumentale der Hl Maria und Johannes dem Taufer geweihte Bau aus rotem Sandstein blieb unvollendet An den 56 Meter hohen Turm schliessen sich Arkaden der dreischiffig geplanten Halle an die seit dem 14 Jahrhundert der Witterung ausgesetzt sind Seit 1997 wird der Torso restauriert Nach dem Hussitensturm kam die Bautatigkeit vollig zum Erliegen das Kloster verfiel und in der Mitte des 16 Jahrhunderts sturzte sogar der Chor der Kirche und die Decke der Krypta ein Zur Restaurierung kam es erst nach dem Dreissigjahrigen Krieg Die Kirche des Hl Prokop wurde 1663 1687 im fruhbarocken Stil umgestaltet Ihr Interieur stammt aus dem 18 Jahrhundert wie das Altarbild von Johann Peter Molitor 1702 1756 und Werke des Bildhauers Richard Prachner 1705 1782 Nach einem grossen Brand 1746 berief Abt Anastasius Slancovsky den Baumeister Kilian Ignaz Dientzenhofer Der spatbarocke Umbau umfasste unter anderem die Fassade der Kirche und das Refektorium die so ihre bis heute erhaltene Gestalt erhielten Die letzte wesentliche Veranderung seines Aussehens erfuhr das ehemalige Kloster um 1870 als Freiherr Jan F von Neuburg die Klausur zum reprasentativen Wohnhaus umbauen liess Das Gebaude erhielt eine neue Fassade und einen Turm Seit 2007 wird im Innern des Konvents der weisse Anstrich untersucht Der darunterliegende barocke Wandschmuck ist bereits in Ausschnitten wieder freigelegt worden zu den Funden zahlen aber auch gotische Wandgemalde aus der Zeit Kaiser Karls IV Literatur BearbeitenVerwendete Literatur Tausend Jahre Benediktiner in den Klostern Brevnov Braunau und Rohr EOS Verlag Erzabtei St Ottilien 1993 ISSN 0303 4224 Darin Jaroslav Kadlec Das Kloster des hl Prokop an der Sasau S 297 307 Jaroslav Kadlec Der heilige Prokop S 309 324 Weiterfuhrende Literatur Jan Petr Sava Sabouk Z tradic slovanske kultury v Cechach Sazava a Emauzy v dejinach ceske kultury Universita Karlova Praha 1975 270 Seiten Kveta Reichertova Sazava Pamatnik staroslovenske kultury v Cechach In Edice Pamatky 38 Odeon Praha 1988 450 Seiten Petr Sommer Sazavsky klaster Nakl Unicornis Praha 1996 ISBN 80 9012585 9 62 Seiten Archivgut Ein konsolidierter Archiv Bestand der drei gemeinsam verwalteten drei Benediktiner Kloster Sassau Braunau Brevnov findet sich im Nationalarchiv in Prag unter dem Namen Benediktinerkloster Brevnov Der Bestand scheint unvollstandig zu sein umfasst aber den langen Zeitraum 1174 2002 Im Archiv Zamrsk gibt es dagegen keine Dokumente Moglicherweise sind Dokumente beim Benediktinerorden verblieben Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Sazava Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage cz Einzelnachweise Bearbeiten Sazavsky klaster USKP 11746 2 1163 In pamatkovykatalog cz Narodni pamatkovy ustav abgerufen am 1 Januar 1900 tschechisch Petr Sommer Svaty Prokop Dissertation Prag 2008 Verteidigung der Dissertation und Literaturverzeichnis 1 2 Vorlage Toter Link www cas cz Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Monachi Sazaviensis continuatio cosmae Abschnitt De exordio Zazavensis monasterii Monachi Sazaviensis continuatio cosmae E Text nach Josef Emler In Fontes rerum Bohemicarum Tom II 1 Pragae 1874 pp 238 269 49 8775 14 897777777778 Koordinaten 49 52 39 N 14 53 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Sazava amp oldid 220374681