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Die Stiftskirche St Juliana ist eine Simultankirche in Mosbach im Neckar Odenwald Kreis Der evangelische Teil wird als Stiftskirche der katholische Teil als Kirche St Juliana bezeichnet Stiftskirche St Juliana Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte als Benediktinerkloster 1 2 Kollegiatstift und Stiftskirche 1 3 Simultankirche 2 Ausstattung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte als Benediktinerkloster Bearbeiten Einer nicht unwahrscheinlichen jedoch historisch auch nicht gesicherten These zufolge wurde das Monasterium Mosabach 736 vom Heiligen Pirminius als Teil des Bistums Konstanz gegrundet Das Benediktinerkloster wird jedenfalls im Jahr 825 erstmals urkundlich erwahnt 1 Von der frankischen Zentralgewalt den Karolingern war vier Benediktinerklostern die Aufgabe zugewiesen worden das unbesiedelte Waldgebiet Odenwald zu erschliessen dem Kloster Lorsch von Westen her dem Kloster Fulda von Norden dem Kloster Amorbach von Osten und eben dem Kloster Mosbach von Suden 976 wurde das bisher reichsunmittelbare Kloster Mosbach durch Kaiser Otto II an das Hochstift Worms ubergeben Zwischen 1000 und 1025 wurde es von Bischof Burchard von Worms in ein Kollegiatstift umgewandelt 1 Die Kanoniker nutzten zunachst noch die alte Klosterkirche fur den Gottesdienst Kollegiatstift und Stiftskirche Bearbeiten Die alteste Urkunde in der die Kirche erwahnt wurde stammt von 1277 Bereits 1295 werden Ausbauplane genannt 1297 wurden Reliquienpartikel aus der Pfarrkirche in Neckarelz in die Mosbacher Klosterkirche gebracht Ab 1370 wurde die Stiftskirche in mehreren Bauabschnitten durch das Kollegiatstift auf den Fundamenten der Klosterkirche errichtet Der Chor stammt wohl noch aus dem spaten 14 Jahrhundert Von den ursprunglich zwei geplanten Turmen wurde nur der sudliche errichtet Die Kirche ist im gotischen Stil gebaut und war der heiligen Juliana geweiht Das Langhaus entstand zur Zeit des Pfalzgrafen Ottos I im fruhen 15 Jahrhundert und wurde unter Otto II 1468 zum heutigen Marktplatz hin verlangert wobei die Kirche einen basilikalen Charakter erhielt Im Innern trennte ein Lettner den allein den Stiftsherren vorbehaltenen Chor vom Langhaus Die Reformation wurde offiziell 1556 zunachst nach lutherischem Bekenntnis eingefuhrt 1559 wechselte man zum reformierten Bekenntnis Ab 1576 war die Stadt nochmals vorubergehend bis 1583 lutherisch Im Zuge der Reformation wurde 1564 das Stift aufgehoben 1 In Mosbach setzte sich das evangelisch reformierte Bekenntnis durch Das Vermogen des Stifts erhielt die reformierte Kirche und es wurde unter die Verwaltung einer noch heute bestehenden Stiftsschaffnerei gestellt Nordlich der Kirche lag das Stiftsgebaude das durch einen 1967 aufgefundenen unterirdischen Gang mit der Kirche verbunden war Sudwestlich an die Kirche schloss sich im Mittelalter noch der alte innerstadtische Friedhof an Nachdem 1520 ein neuer Friedhof ausserhalb der Stadtmauern bei der Gutleutanlage angelegt worden war wurde der alte Friedhof zum Marktplatz die einst auch auf dem Friedhof befindliche Cacilienkirche wurde im Zuge der Reformation geschlossen und 1557 58 zum Mosbacher Rathaus umgebaut Zwischen Stiftskirche und Marktplatz wurde die heute nicht mehr bestehende Stiftskelter erbaut die in etwa den Raum der vom Marktplatz zur Stiftskirche fuhrenden Treppenanlagen einnahm Simultankirche Bearbeiten 1685 erlaubte der katholische Kurfurst Johann Wilhelm die Religionsausubung aller drei im Reich anerkannten Konfessionen Im Frieden von Rijswijk wurde nach dem Pfalzischen Erbfolgekrieg 1697 die gleichberechtigte Religionsausubung festgeschrieben In der Kurpfalz wurde in allen Orten die nur eine Kirche besassen deren gemeinsame Nutzung verordnet Simultaneum Da es aber wegen der einseitigen Bevorzugung der Katholiken weiterhin zu Konflikten kam erliess der Kurfurst nach diplomatischem Druck Preussens das als Fursprecher der Reformierten auftrat 1705 eine Religionsdeklaration Sie sah vor dass die bisherigen Simultankirchen in den Stadten durch eine Mauer geteilt werden sollten In Mosbach war 1686 vor allem auf Bestreben des spateren Amtsschultheissen Johann Michael Speicher ein Franziskanerkloster gegrundet worden Die Patres hatten bis 1688 die katholische Pfarrseelsorge ausgeubt dann kamen vom Bistum Wurzburg entsandte Weltgeistliche zum Zuge Bis zur Einfuhrung des Simultaneums nutzte die katholische Gemeinde die Hauskapelle des Klosters dann die Julianakirche gemeinsam mit der reformierten Gemeinde 1698 wurde zwar auch eine Klosterkirche fertiggestellt diese blieb jedoch den Franziskanern vorbehalten so dass die Julianakirche weiterhin simultan genutzt und infolge der Deklaration 1708 aufgeteilt wurde Der Chor der Stiftskirche wurde an die Katholiken vergeben und von dem den Reformierten vorbehaltenen Langhaus durch eine Mauer abgetrennt Die Reformierten erhielten ausserdem den auf katholischer Seite liegenden Turm mit Glocken von 1580 Die Glocken wurden und werden allerdings auch zu katholischen Gottesdiensten gelautet Zu Streitigkeiten bei der Trennung kam es wegen der Orgel Das Instrument befand sich auf evangelischer Seite der Blasebalg auf der katholischen Nach Beilegung des Streits baute man auf evangelischer Seite im 19 Jahrhundert den Lettner zur Orgelempore aus Auch der sudostlich an die Kirche anschliessende Stiftshof wurde unter den Konfessionen aufgeteilt Wahrend in den meisten anderen Simultankirchen die Mauer in der Zwischenzeit entfernt wurde besteht sie in der Stiftskirche bis heute Zum 300 Jahrestag der Trennung wurde 2007 zwischen der evangelischen und der katholischen Gemeinde eine Offnung der Trennmauer vereinbart Die Mauer wurde durchbrochen und Turen sowie einige Stufen eingebaut die jetzt den evangelischen Teil mit dem etwas hoher gelegenen katholischen Teil verbinden Am 27 Juli 2008 wurden die Turen zwischen den beiden Kirchenteilen erstmals geoffnet Die Stiftskirche ist heute Hauptkirche der evangelischen Kirchengemeinde Mosbach Die Kirche St Juliana ist Filialkirche der katholischen Pfarrgemeinde St Cacilia Mosbach Ausstattung BearbeitenDer katholische Kirchenteil St Juliana besteht aus dem aus Westen um Seitenkapellen erweiterten alten gotischen Chorteil der Kirche Dieser ist in vier Joche untergliedert an die sich nach Osten ein Kreuzgewolbe anschliesst Im Chor befindet sich ein Barockaltar von 1732 ausserdem die Grabplatte von Pfalzgrafin Johanna Zu den weiteren Kunstschatzen des katholischen Teils zahlen auch eine reich geschmuckte Kanzel sowie Barockaltare und historischer Bildschmuck in den Seitenkapellen Der evangelische Teil wird von dem dreischiffigen Langhaus von 1468 sowie dem Kirchturm gebildet Das Mittelschiff wird von vier querrechteckigen Jochen uberspannt Architektonisch wertvoll sind im evangelischen Teil insbesondere der Lettner sowie die steinerne gotische Kanzel aus dem Jahr 1468 deren vorderes Bildfeld das Schweisstuch der Veronika zeigt Die Inschriften weisen auf das Weihedatum hin Himmelfahrtstag 26 Mai 1468 daneben das pfalzgrafliche Wappen Verschiedene bei Renovierungen aufgefundene historische Grabplatten sind im Kirchenraum aufgestellt Der evangelische Turm schliesst seitlich nach Sudosten an den katholischen Chorteil an Aufgrund der Fundamentsituation auf der Nordseite des Chors geht man davon aus dass ein zweiter Turm zumindest auch einst in Planung war 1958 wurden Fresken im Langhaus freigelegt und restauriert Ein Fresko an der Nordwand zeigt die Aussendung der Junger wobei Christus und neun der zwolf ihn umgebenden Junger erhalten blieben Der Taufbefehl sowie Teile des Glaubensbekenntnisses sind in deutscher Sprache geschrieben in der damaligen Zeit eine grosse Seltenheit Unter dieser Szene hat sich noch eine Madonna im Strahlenkranz erhalten Ein weiteres Fresko an der Nordwand wohl eine einst umfangreiche Bildfolge zur Lebensgeschichte Jesu ist nur noch fragmentarisch erhalten Darunter befindet sich die Darstellung eines Stifterpaares mit funf Kindern An der Sudwand befinden sich ein grosses Fresko mit der Kreuztragung Jesu und eine kleinere Kreuzigungsszene nbsp evangelische Stiftskirche nbsp Kanzel nbsp Spatbarocke Kanzel in der Stiftskirche St Juliana nbsp Spatbarocker Marienaltar in der Stiftskirche St Juliana zu Mosbach nbsp Hochaltar in der Stiftskirche St Juliana zu Mosbach nbsp Epitaph der Pfalzgrafin Johanna von Bayern 1413 1444 in der Kirche St Juliana zu Mosbach nbsp Epitaph Speicher 1644 1687 in der Stiftskirche St Juliana zu MosbachlLiteratur BearbeitenRainer Koepke Evangelische Stiftskirche Katholische Kirche St Juliana Mosbach Schnell Kunstfuhrer Nr 409 3 vollstandig uberarbeitete Auflage Schnell amp Steiner Regensburg 2010 ISBN 978 3 7954 4268 2 Vivien Bienert Die Wandmalereien der ehem Stiftskirche St Juliana in Mosbach Zu Formen und Funktionen der Bildlichkeit im Mittelalter In Mosbacher Jahresheft Jg 20 2010 S 15 22 Albrecht Ernst Vom Stein des Anstosses zum Zeichen der Okumene Die Trennmauer von 1708 in der Mosbacher Stiftskirche In Jahrbuch fur badische Kirchen und Religionsgeschichte Jg 3 2009 S 263 277 Vivien Bienert Bilder als Raumstruktur Die mittelalterlichen Wandmalereien der ehem Stiftskirche St Juliana in Mosbach In Offene Turen fur die Okumene Eine Jubilaumsschrift zum ersten Jahrestag der Maueroffnung in der Stiftskirche St Juliana in Mosbach Mosbach 2009 S 33 49 Ernst und Dorothee Bruche Das Mosbach Buch Verlag Laub Elztal Dallau 1987 Oskar Friedlein Beitrage zur Geschichte des Julianastiftes in Mosbach In Freiburger Diozesan Archiv Jg 91 1971 S 106 175 Freidok Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftskirche St Juliana Mosbach Album mit Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Kirche Stiftskirche St Juliana Mosbach in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten a b c Basisdaten Kloster in Baden Wurttemberg Landesarchiv49 3525 9 1465277777778 Koordinaten 49 21 9 N 9 8 47 5 O Normdaten Geografikum GND 7754211 3 lobid OGND AKS VIAF 242362860 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftskirche St Juliana Mosbach amp oldid 223223118