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Die Kathedrale Notre Dame von Rodez in der historischen Hauptstadt der sudfranzosischen Provinz Rouergue ist ein spatgotischer Kirchenbau aus dem 13 bis 16 Jahrhundert im Departement Aveyron in der Region Okzitanien Die Kathedrale ist Sitz des Bistums Rodez das zur Kirchenprovinz Toulouse gehort Das Kirchenbauwerk ist bereits seit dem Jahr 1862 als Monument historique 1 anerkannt Kathedrale von Rodez Westbau Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichtlicher Hintergrund 3 Baugeschichte im Uberblick 4 Architektur 4 1 Chor 4 2 Querhaus 4 3 Nordturm 4 4 Westfassade 4 5 Langhaus 5 Ausstattung 5 1 Orgel 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenKathedrale und Altstadt von Rodez erheben sich auf einer mehr als 100 Meter hohen Anhohe oberhalb des Flusses Aveyron der den Hugel auf drei Seiten umfliesst Die Kathedrale steht am westlichen Rand der ehemals von einer Stadtmauer umschlossenen Altstadt Geschichtlicher Hintergrund BearbeitenRodez und seine Umgebung wurden im 4 5 Jahrhundert durch die hll Martial und Amantius christianisiert Von einer Bischofskirche ist erst im 6 Jahrhundert die Rede diese wurde jedoch im Lauf der folgenden Jahrhunderte mehrfach vergrossert und umgebaut Nach dem Einsturz des Glockenturms des Vorgangerbaus im Februar 1276 fasste man noch im selben Jahr den Entschluss zu einem kompletten Neubau der wie die alte Kathedrale ausserhalb der bestehenden Stadtmauern lag Die Bauarbeiten zogen sich aufgrund des Hundertjahrigen Krieges 1337 1453 und mehrerer Pestepidemien bis zum Jahr 1531 hin Der Bau war somit kurz vor dem Ausbruch der Hugenottenkriege 1562 1598 vollendet Baugeschichte im Uberblick BearbeitenEin in den teilweise erhaltenen Baubuchern der fruhen Jahre erwahnter Meister Stephan Maitre Etienne gilt als der erste Architekt des Bauwerks Man begann mit den Kapellen des Chorumgangs von denen zwei Ende des 13 Jahrhunderts vollendet waren die ubrigen Chorkapellen folgten bis etwa 1320 30 Die Pestepidemie des Jahres 1348 scheint den Baufortschritt stark beeintrachtigt zu haben aus der Mitte des 14 Jahrhunderts sind jedenfalls mehrere Bittbriefe der jeweiligen Bischofe erhalten die das schleppende Bautempo beklagen Oft wird Jean Deschamps in der Mitte des 14 Jahrhunderts als verantwortlicher Architekt genannt obwohl sein Name in keinem Dokument auftaucht Ende des 14 Jahrhunderts waren jedenfalls der Chor und der Nordturm vollendet Der Beginn der Bauarbeiten fur das Querhaus fallt ebenfalls in die Mitte des 14 Jahrhunderts obwohl dessen Portale erst um die Mitte des 15 Jahrhunderts fertiggestellt wurden und die beiden Rosenfenster im Flamboyant Stil erst gegen Ende des 15 Jahrhunderts vollendet waren ein Grossteil des Figurenschmucks der beiden Portale ist wahrend der Franzosischen Revolution zerstort worden Als letzter Bauteil wurde die portallose Westseite fertiggestellt die im oberen Teil eine weitere Flamboyant Rose zeigt Den Abschluss bildet ein Aufsatz auf dem Mittelteil der die Form einer Renaissance Kirchenfassade imitiert und erst Mitte des 16 Jahrhunderts angebracht wurde Architektur BearbeitenChor Bearbeiten nbsp Chor mit Kapellenkranz und Strebewerk nbsp Der etwa 10 m breite und 30 m hohe Chor von innenWie bei Kirchenbauten des Mittelalters ublich war die erste Baumassnahme die Grundung und Errichtung eines langgestreckten Chores der in Form eines Umgangs mit Kapellenkranz gestaltet wurde wie er sich bei von Pilgern besuchten Grosskirchen durchgesetzt hatte Im Chorumgang befand man sich nahe bei den verehrten und oft in kostbaren Behaltnissen ausgestellten Reliquien in deren Gegenwart sich regelmassig die Geldbeutel der Besucher offneten An den Altaren der zahlreichen Kranzkapellen wurden nacheinander oder gleichzeitig zu Gunsten von verstorbenen und im Fegefeuer auf ihre Auferstehung und Erlosung wartenden Angehorigen Messen gelesen was naturlich auch mit grosszugigen Spenden bedacht wurde Die Masswerkfenster der Chorumgangskapellen der gotischen Kathedralen waren meist mit teuren Glasmalereien ausgestattet die in der Hoch und Spatgotik keine biblischen Geschichten mehr erzahlen sondern mit einer Fulle von Heiligenfiguren aufwarten Aufgrund ihrer fruhen Bauzeit findet sich hier noch kein Flamboyant Masswerk sondern einfachere geometrische Formen Der dreiteilige gotische Wandaufriss mit hoher Arkadenzone kleinerem und unbelichtetem Triforium und hohem Obergaden war nur deshalb stabil weil im Ausseren eine Vielzahl von Strebepfeilern und Strebebogen den Gewolbeschub abfingen Uber eine manchmal mit Blei spater auch mit Zinn ausgekleideten Rinne in den Strebebogen wurde das Regenwasser des Hochdaches nach aussen abgeleitet wo es von Wasserspeiern ausgespien wurde Wahrend die zweibahnigen Obergadenfenster der Apsis nahezu die gesamte Breite des jeweiligen Segments einnehmen sind die beiden ausseren Bahnen der vierteiligen Fensterformate im Chorbereich vermauert Licht hatte man im Suden Frankreichs zur Genuge und ausserdem waren Steine zur damaligen Zeit deutlich billiger als Glas Das eigentliche Bogenfeld nimmt hingegen die ganze Breite des Fensters ein wodurch die Assoziation mit einer Blume erreicht wird nbsp Aufriss des Chors Arkaden Triforium und Obergaden Die spater angebrachten eisernen Chorschranken schutzen den Chor vor unbefugtem Betreten nbsp teilweise vermauerte Kapelle im UmgangschorQuerhaus Bearbeiten nbsp Fassade NordquerhausDer nordliche Querhausarm zeigt ein gotisches Archivoltenportal mit einer Vielzahl von Baldachinen die zur Aufnahme von Figuren Apostel Heilige Engel Alteste etc bestimmt waren Ob diese Figuren jemals fertiggestellt wurden und den Bildersturmern der Revolutionsjahre zum Opfer gefallen sind ist unklar Die Figuren des Tympanonfeldes wurden jedenfalls abgeschlagen Das daruber befindliche Mauerfeld ist vollkommen schmucklos Daruber zeigt sich eine der insgesamt drei weitgehend gleichgestalteten Fensterrosen der Kathedrale deren sechs Speichen ihre Herkunft von den romanischen Radfenstern nicht verleugnen konnen Innerhalb der sechs Felder entfalten sich reiche Flamboyant Formen Die Fassade des sudlichen Querhauses zeigt insgesamt einen ahnlichen Aufbau doch zeigen sich auch markante Unterschiede Das Tympanonfeld und die Rose des daruber befindlichen Giebelfeldes sind verglast neben den Baldachinen der Archivolten finden sich auch Baldachine links und rechts des Giebelfeldes in den Ecken zwischen den seitlichen Strebepfeilern und der Fassade beginnen langgestreckte Fialen aufzuwachsen die in gleicher Hohe mit der Fiale uber dem Mittelgiebel enden die in die daruber befindliche Fensterrose hineinragt deren sechs Felder aufwachsenden und kreisende Motive zeigen nbsp Portal nbsp Fassade Sudquerhaus nbsp Sudquerhaus von innen nbsp Westrose von innenNordturm Bearbeiten nbsp Nordturm und ApsisDie oberen Partien des in der Ecke zwischen Chor und Querhaus befindlichen Nordturms wurden am 28 Februar 1510 durch einen Brand zerstort erhalten blieb nur der vollig schmucklose untere Teil Mit dem Wiederaufbau wurde der Baumeister Antoine Salvanh beauftragt der hier in den Jahren 1513 1526 ein kleines Meisterwerk schuf Wahrend die unteren Fenster noch im glatten Mauerwerk des alten Turmes ansetzen sind die Fensterbogen bereits von diversen Schmuckformen umspielt Bereits in dieser Ebene deutet sich der Ubergang von einem quadratischen Turmgrundriss zu einem von kleinen Eckturmchen begleiteten oktogonalen Grundriss an welcher vor allem in der oberen Ebene deutlich sichtbar wird Wahrend die mittlere Ebene durch das Uberziehen samtlicher Bauteile mit Blendmasswerk Wappenschilden und eingestellten Figuren bereits deutlich an Plastizitat gewinnt scheinen sich im Obergeschoss des Turmes Architekturteile ganzlich von dem dahinter liegenden Baukorper abzulosen wodurch eine nochmalige Zunahme der plastischen Auflosung erreicht wird Die Spitze des Turmes bildet ein Laternenaufsatz mit einer Marienfigur Die meisten Bogen sind als Kielbogen ausgebildet was in der Zeit der Spatgotik haufig anzutreffen ist nbsp Fassade Turm nbsp Obergeschoss des Turms nbsp Spitze des Turms innen mit Wendeltreppe zur Laterne nbsp Laterne und MarienfigurWestfassade Bearbeiten nbsp WestfassadeDie im unteren Teil vollig schmuck und portallose Westfassade macht mit ihren teilweise geboschten Mauern fur sich genommen eher den Eindruck einer Burg als den einer Kirche Zu diesem Eindruck tragen auch die flachigen Mauerpartien die oktogonalen Treppenturme und die schiessschartenahnlichen Fenster des Mittelteils bei Zwei etwas grossere Fenster sind zuruckgestuft und erhoht zwischen die beiden Turme und den Mittelbau geklemmt Die Turme sind anders als der Nordturm in keiner Weise reprasentativ gemeint sondern sind eher als Wach und Wehrturme zu charakterisieren Wahrscheinlich schlossen sich ehemals nordlich und sudlich an die Fassade die Mauern der Stadt an so dass der untere Teil der Kathedralfassade als Festungsbauwerk anzusehen ist Dies andert sich erst im oberen Bereich des Mittelteils der von einer durch sechs Radspeichen geteilten spatgotischen Fensterrose mit Flamboyant Masswerk dominiert wird Davor verlauft eine durchbrochene Balkonbrustung die ihre Abstammung aus einem Wehrgang nicht ganz verleugnen kann Oberhalb der Rose befindet sich ein Kielbogen dessen Spitze in eine enggestellte Arkadenzone hineinragt oberhalb derer sich ein weiterer Balkon befindet Der abschliessende Renaissance Aufsatz imitiert eine Kirchenfassade Die Strebepfeiler zu beiden Seiten des Mittelteils sind mit Blendmasswerk uberzogen und enden in oktogonalen Fialen nbsp Mittelgiebel mit Fensterrose nbsp Westfassade nbsp Renaissance Aufsatz nbsp Gewolbe im MittelschiffLanghaus Bearbeiten Das etwa 30 Meter hohe Mittelschiff zeigt den fur eine gotische Kathedrale typischen Wandaufriss mit Arkadenzone unbelichtetem Triforium und Obergaden Dessen Fensterflachen nehmen anders als im Chor nahezu die gesamte Wandbreite ein Die Stutzen des Langhauses bestehen aus kapitelllosen Rundpfeilern um die herum sich vier kleinere Dienste gruppieren oberhalb der verkropften Kampferplatten wachsen die profilierten Gewolberippen scheinbar aus dem Mauerwerk heraus ein typisches Merkmal spatgotischer Architektur Ansonsten sind alle Gewolbe mit Ausnahme der Apsiden als eher traditionell gearbeitete Kreuzrippengewolbe ausgefuhrt Die Vierung ist nicht besonders akzentuiert die Gewolbe laufen durch Ausstattung BearbeitenVerschiedene Ausstattungsgegenstande verdienen Beachtung darunter die Figurengruppe einer Grablegung Christi eine barocke Kanzel sowie mehrere Sarkophage und Grabmaler nbsp Grablegungsgruppe nbsp Kanzel nbsp Atlant unter der Kanzel nbsp Spatantiker Sarkophag nbsp Grabmal des Kardinals Joseph BourretOrgel Bearbeiten Die Orgel geht zuruck auf ein Instrument das im Jahre 1628 von dem Orgelbauer Antoine Vernholles erbaut worden war Das Instrument hat 46 Register auf vier Manualwerken und Pedalwerk Die Trakturen sind mechanisch 2 nbsp Orgelprospekt mit RuckpositivI Grand Orgue C f3Montre 16 Bourdon 16 Montre 8 Bourdon 8 Prestant 4 Flute 4 Grand tierce 3 1 5 Nazard 2 2 3 Doublette 2 Quarte 2 Tierce 1 3 5 Flageolet 1 Cornet VFourniture V1 trompette 8 2 trompette 8 Clairon 4 Tremblant doux II Positif C f3Montre 8 Bourdon 8 Prestant 4 Flute 4 Nazard 2 2 3 Doublette 2 Tierce 1 3 5 Larigot 1 1 3 Fourniture IVCymbale IIITrompette 8 Cromorne 8 Voix humaine 8 III Recit C f3Cornet VTrompette 8 Hautbois 8 IV Echo C f3Bourdon 8 Prestant 4 Nazard 2 2 3 Doublette 2 Tierce 1 3 5 Cymbale IIIVoix humaine 8 Pedale C d1Flute 16 Flute 8 Flute 4 Bombarde 16 Trompette 8 Clairon 4 Koppeln II I I PSiehe auch BearbeitenListe der Bischofe von Rodez Liste der franzosischen Diozesen Grafschaft RodezAndere ehemalige Kathedralbauten im Sudwesten Frankreichs sind Kathedrale von Albi Kathedrale von Beziers Kathedrale von Carcassonne Kathedrale von Cahors Kathedrale Saint Alain in Lavaur Kathedrale von Mende Kathedrale von Montauban Kathedrale von Montpellier Kathedrale von Narbonne Kathedrale von Nimes Kathedrale von ToulouseLiteratur BearbeitenChristian Freigang Imitare ecclesias nobiles Die Kathedralen von Narbonne Toulouse und Rodez und die nordfranzosische Rayonnantgotik im Languedoc Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1992 ISBN 978 3 88462 085 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kathedrale von Rodez Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kathedrale von Rodez Fotos Kurzinfos franzosisch Kathedrale von Rodez FotosEinzelnachweise Bearbeiten Cathedrale Notre Dame Rodez in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Informationen zur Orgel franzosisch 44 350833333333 2 5738888888889 Koordinaten 44 21 3 N 2 34 26 O Normdaten Geografikum GND 4224533 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kathedrale von Rodez amp oldid 238001010