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Die Kaplandische Zimmerlinde Sparrmannia africana ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zimmerlinden Sparrmannia in der Familie der Malvengewachse Malvaceae sie ist ausschliesslich in Sudafrika beheimatet Bekannt geworden ist die wegen ihrer lindenahnlichen Blattform als Zimmerlinde bezeichnete Pflanze als beliebte seit uber 150 Jahren in Kultur befindliche Zimmerpflanze Kaplandische ZimmerlindeSparrmannia africanaSystematikEurosiden IIOrdnung Malvenartige Malvales Familie Malvengewachse Malvaceae Unterfamilie GrewioideaeGattung Zimmerlinden Sparrmannia Art Kaplandische ZimmerlindeWissenschaftlicher NameSparrmannia africanaL f Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 1 1 Botanischer Name 1 2 Deutscher Name 2 Botanische Beschreibung 2 1 Stamm und Blatter 2 2 Blute und Frucht 2 3 Seismonastie als besondere Bestaubungsstrategie 3 Systematik 4 Verbreitung 5 Verwendung als Zierpflanze 5 1 Historie 5 2 Zierformen 5 3 Standortanspruche 5 4 Vermehrung und Kultivierung 5 5 Pflanzenschutz und Dungung 6 Toxizitat bei Zimmerlinden 7 Sonstiges 8 Literatur 8 1 Altere Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseNamensherkunft BearbeitenBotanischer Name Bearbeiten Beschrieben wurde Sparrmannia africana erstmals 1782 von Carl von Linne jr dem Sohn Carl von Linnes Fur den botanischen Gattungsnamen der Kaplandischen Zimmerlinde stand Anders Sparrman Pate Sparrman war ein schwedischer Arzt und Botaniker Er war Schuler von Carl von Linne und nahm von 1772 bis 1775 an der zweiten Entdeckungsfahrt von James Cook teil Zusammen mit Carl Peter Thunberg erforschte er die sudafrikanische Pflanzenwelt und durfte dabei die Kaplandische Zimmerlinde entdeckt und nach Europa eingefuhrt haben Die korrekte Schreibweise des botanischen Gattungsnamens wurde 1993 verbindlich als Sparrmannia festgelegt 1 Allerdings findet man haufig auch die Namensschreibweise Sparmannia Deutscher Name Bearbeiten Der deutsche Name bezieht sich zum einen auf die Herkunft der Kaplandischen Zimmerlinde die ausschliesslich im sudafrikanischen Kapland beheimatet ist und zum anderen auf die auffallige Ahnlichkeit vor allem der Laubblatter mit denen der Linde Weit verbreitet als deutsche Bezeichnung ist auch die Kurzform Zimmerlinde nbsp Typisches Blatt von Sparrmannia africanaBotanische Beschreibung BearbeitenStamm und Blatter Bearbeiten Die Kaplandische Zimmerlinde ist ein immergruner mehrstammiger baumartiger Strauch der in seiner Heimat bis zu 7 m hoch werden kann Der Stamm verholzt sehr schnell wobei die Blatter mit zunehmendem Grad der Verholzung abgeworfen werden Die wechselstandigen und gestielten Blatter der Kaplandischen Zimmerlinde sind einfach aufgebaut und im Umriss eckig herzformig Der Blattrand ist dabei buchtig gezahnt Die weichen Blatter sind hell bis mittelgrun und weisen eine ausgepragte Blattnervatur auf Markante Merkmale der Blatter sind die sehr dichte und leicht reizend wirkende Behaarung die Bewimperung des Blattrands und die Grosse Blatter der Kaplandischen Zimmerlinde konnen bis zu 20 cm lang und auch annahernd so breit werden Es sind kleine Nebenblatter vorhanden Blute und Frucht Bearbeiten nbsp Blutenstand von Sparrmannia africanaDie zwittrigen Bluten der Kaplandischen Zimmerlinde weisen vier weisse nicht verwachsene schmale Kelchblatter sowie vier ebenfalls weisse nicht verwachsene und deutlich grossere Kronblatter auf Auffalliger ist das Androeceum Die Staubblatter kommen in grosser Anzahl rund um das unscheinbare oberstandige Gynoeceum vor und sind auffallig gelb rot gefarbt Die Staubfaden sind dabei auffallig knotig ausgebildet In ihrer Gesamtanordnung ragen sie in einem halbrunden Buschel aus der geoffneten Blute In den inneren Kreisen sind die Staubblatter Stamina fertil Zu den ausseren Kreisen hin werden die Staubblatter teilweise unfruchtbar und sind damit funktional als Staminodien zu bezeichnen Stamina und Staminodien sind beide reizempfindlich siehe Kapitel Seismonastie Das Gynoeceum besteht aus funf verwachsenen Fruchtblattern die zu einem gemeinsamen Stempel verwachsen sind 2 Die zahlreichen gestielten Bluten sind in einem Blutenstand einer Scheindolde oder Doldenthyrse organisiert Hauptblutezeit am naturlichen Standort sind die Monate Januar bis Marz Die Bestaubung erfolgt dabei durch Insekten Entomogamie Als Frucht weist die Kaplandische Zimmerlinde eine stachelborstige und vielsamige Kapsel mit funf Samenfachern auf Die Gestaltung der Frucht tragt gleichzeitig zum Verbreiten der Samen bei Die stachelige Aussenhulle der Frucht bleibt durch Kletthaftung am Fell von vorbeikommenden Tieren hangen die damit zur Ausbreitung der Frucht und der darin enthaltenen Samen beitragen Epizoochorie nbsp Einzelne Blute von Sparrmannia africana mit StaubblatternSeismonastie als besondere Bestaubungsstrategie Bearbeiten Die Staubblatter der Kaplandischen Zimmerlinde sind aufgrund externer Reize zu aktiven Bewegungen Nastie fahig Der Bewegungsreiz erfolgt bei den Staubblattern der Zimmerlinde kontaktlos durch starkere Erschutterungen Seismonastie Zentraler Reizort ist dabei die Aussenseite der Staubblattbasis mit aktiver Erregungsweiterleitung zu den Nachbarstaubblattern Dabei kommt es dann oftmals zu durch potentielle Bestauber ausgelosten aktiven und nach aussen gerichteten Staubblattbewegungen Dies dient der Abstreifung des Pollens auf den Bestauber und damit dessen Ausbreitung Vergleichbare Reaktionen finden sich zum Beispiel bei Berberitze Berberis Feigenkakteen Opuntia oder der Flockenblume Centaurea Systematik BearbeitenDie Kaplandische Zimmerlinde Sparrmannia africana gehort zur Familie der Malvengewachse Malvaceae und wird dort in die Unterfamilie der Grewioideae eingeteilt Zu dieser Unterfamilie gehort auch die bekannte Nutzpflanze Jute aus der Gattung Corchorus Zur Gattung der Zimmerlinden Sparrmannia gehoren neben Sparrmannia africana weitere 2 oder 3 Arten und zusatzliche Unterarten uber deren botanische Nomenklatur in der Literatur keine einheitliche Meinung herrscht Eine fruhere Einordnung der Kaplandischen Zimmerlinde in die Familie der Lindengewachse Tiliaceae konnte durch neuere molekularbiologische Arbeiten nicht aufrechterhalten werden Diese fuhrten auch dazu dass die Familie der Lindengewachse als neue Unterfamilie Tilioideae ebenfalls bei den Malvengewachsen ein beziehungsweise untergeordnet wurde nbsp Ubersichtskarte SudafrikaVerbreitung BearbeitenDie Kaplandische Zimmerlinde gehort wie sich aus dem deutschen Namen bereits erkennen lasst zum vielfaltigen Florenreich der Capensis Einziges Verbreitungsgebiet ist die Spitze Sudafrikas mit einem Bereich zwischen Kapstadt und Gqeberha Aus geobotanischer Sicht gehort die Kaplandische Zimmerlinde zu den so genannten Hochstauden Fluren der tropisch afrikanischen Gebirge im sudostlichen Afrika Als Zierstrauch ausgewildert aber nicht naturlich vorkommend ist sie auch im Westen der USA Kalifornien und in Sudamerika Bolivien hier in der Nahe von La Paz in uber 3000 m NN zu finden Verwendung als Zierpflanze BearbeitenHistorie Bearbeiten Schon kurz nach ihrer Entdeckung und erstmaligen Beschreibung wurde die Kaplandische Zimmerlinde 1790 nach England und kurz darauf auch im ubrigen Europa eingefuhrt Sie erfreute sich schnell grosserer Beliebtheit und die ersten Sorten entstanden Noch 1914 konnte man in Hesdorffers Handbuch der praktischen Zimmergartnerei nachlesen Unter den besten Zimmergewachsen nimmt die Zimmerlinde unstreitig eine hervorragende Stelle ein Doch die sich im Laufe des 20 Jahrhunderts andernden Lebensbedingungen liessen die Kaplandische Zimmerlinde wieder etwas in Vergessenheit geraten In den 1980er Jahren wurde sie als dekorative Blatt und Blutenpflanze wiederentdeckt und erfreut sich heute im Zeitalter moderner Innenraumbegrunung dank vielfaltiger Vorteile grosser Beliebtheit Zierformen Bearbeiten Die haufigsten kultivierten Sorten der Kaplandischen Zimmerlinde sind Flore Pleno auch Flora Pleno mit gefullten Bluten Nana als kleinwuchsige Form Variegata mit weiss grun panaschierten Blattern Vereinzelt werden von Samengartnereien auch Samen der verwandten Art Sparrmannia ricinocarpa angeboten nbsp 3 Jahre alte Sparrmannia africana als TopfpflanzeStandortanspruche Bearbeiten Die Kaplandische Zimmerlinde bevorzugt generell einen hellen und kuhlen Standort mit hoherer Luftfeuchte und moglichst ohne direkte Sonneneinstrahlung Zur Uberwinterung sollten 8 12 C nicht uber bzw unterschritten werden Vermehrung und Kultivierung Bearbeiten Die Kaplandische Zimmerlinde kann uber Aussaat vermehrt werden Ublicher ist jedoch die Vermehrung uber Kopfstecklinge oder Seitenstecklinge von moglichst bluhenden Trieben Als Substrat eignet sich normales Torfkultursubstrat mit leicht erhohtem Lehmanteil Das mehrfache Entspitzen junger Triebe fordert die Verzweigung der Pflanze nach dem Abbluhen sollte ein deutlicher Ruckschnitt erfolgen Das zeitweise Auspflanzen in Drahtkorben in Garten uber die Sommerzeit von Mai bis September ist ebenfalls moglich hier konnen die Pflanzen eine Hohe bis 3 Meter erreichen Die Ruhezeit der Kaplandischen Zimmerlinde reicht von Oktober bis Dezember danach erscheinen von Januar bis April die schwach duftenden Blutendolden Aufgrund der grossen Blattmasse und damit einer hohen Verdunstungsrate muss vor allem im Sommer auf eine ausreichende und regelmassige Wasserversorgung geachtet werden Die Kaplandische Zimmerlinde ist deshalb auch fur Hydrokultur gut geeignet Pflanzenschutz und Dungung Bearbeiten Hier unterscheidet sich die Kaplandische Zimmerlinde nur wenig von anderen Blatt und Grunpflanzen Problematisch ist ein Befall mit dem Kalifornischen Blutenthrips Frankliniella occidentalis oder der Weissen Fliege Trialeurodes vaporariorum Bei zu nasser Kultur besteht bei den weichlaubigen Pflanzen generell die Gefahr von Grauschimmelfaule Botrytis cinerea Aufgrund der bei guten Rahmenbedingungen hohen Zuwachsraten in der Hauptwachstumsphase benotigt die Kaplandische Zimmerlinde regelmassige wochentliche Dungung mit einem Mehrnahrstoffdunger Toxizitat bei Zimmerlinden BearbeitenIn der Literatur und in medizinischen Datenbanken wird von leichten Haut und Schleimhautreizungen durch die dicht behaarten Blatter der Kaplandischen Zimmerlinde berichtet Dies fuhrt teilweise zu einer Klassifizierung der Pflanze als schwach giftig Unklar ist allerdings ob diese Reizungen durch chemische Inhaltsstoffe der Zimmerlinden und damit uber eventuell vorhandene Drusenhaare hervorgerufen werden oder ob es sich um einen rein mechanischen Reiz handelt Diesbezugliche Untersuchungen von 1940 und 1958 brachten keine einheitlichen Ergebnisse wobei ein mechanischer Reiz als wahrscheinlicher angenommen werden kann Sonstiges BearbeitenDie Kaplandische Zimmerlinde weist den gleichen Gattungsnamen wie eine artreiche Gattung der Familie der Blatthornkafer Scarabaeidae zu denen auch Mai und Junikafer gehoren auf Die zoologische Gattung Sparrmannia umfasst 23 verschiedene Arten die teilweise auch in Sudafrika beheimatet sind Auch hier gibt es die beiden Schreibweisen Sparrmannia und Sparmannia Der Kaplandischen Zimmerlinde wird auch ein positiver Effekt im Rahmen der Lehre des Feng Shui zugerechnet Als Pflanze mit grossen harmonisch geformten Blattern soll sie hier bei der Innenraumgestaltung einen besseren Energiefluss Qi bewirken Ebenfalls wird sie im Rahmen der Innenraumbegrunung als geeignete Zimmerpflanze fur eine naturliche Raumklimaverbesserung empfohlen Aufgrund ihrer grossen Blattmasse und der daraus resultierenden hohen Verdunstungsrate ist sie geeignet die naturliche Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Raumen positiv zu beeinflussen Literatur BearbeitenRudiger Knapp Die Vegetation von Afrika Unter Berucksichtigung von Umwelt Entwicklung Wirtschaft Agrar und Forstgeographie Vegetationsmonographien der einzelnen Grossraume Band 3 Gustav Fischer Stuttgart 1973 ISBN 3 437 30131 4 Fritz Encke Kalt und Warmhauspflanzen Arten Herkunft Pflege und Vermehrung Ein Handbuch fur Liebhaber und Fachleute 2 vollig neubearbeitete erweiterte und neugestaltete Auflage Eugen Ulmer Stuttgart 1987 ISBN 3 8001 6191 5 Fritz Encke Kubelpflanzen Geschichte Herkunft Pflege Eugen Ulmer Stuttgart 1987 ISBN 3 8001 6332 2 James Cullen Sabina G Knees H Suzanne Cubey The European Garden Flora Volume IV Second Edition Cambridge Univ Press 2011 ISBN 978 0 521 76160 4 S 63 f Marilena Idzojtic Dendrology Academic Press 2019 ISBN 978 0 12 819644 1 S 658 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Walter Erhardt Erich Gotz Nils Bodeker Siegmund Seybold Handworterbuch der Pflanzennamen Begrundet von Robert Zander 16 Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2000 ISBN 3 8001 5080 8 Peter Sitte Elmar Weiler Joachim W Kadereit Andreas Bresinsky Christian Korner Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen Begrundet von Eduard Strasburger 35 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1010 X Altere Literatur Bearbeiten William Henry Harvey Otto Wilhelm Sonder Flora Capensis Volume I 1859 1860 S 223 f online auf biodiversitylibrary org Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaplandische Zimmerlinde Sparmannia africana Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kaplandische Zimmerlinde Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Sparrmannia africana bei Tropicos org Missouri Botanical Garden St Louis Sparrmannia africana bei Tree SA Sparrmannia africana auf BoDD Botanical Dermatology Database Zur Toxizitat von Sparrmannia Sparrmannia africana CliniTox Informationssystem fur die Pharmakotherapie und klinische ToxikologieEinzelnachweise Bearbeiten L E Codd A Nicholas Proposal to Conserve the Spelling 4957 Sparrmannia L f against Sparmannia L f Tiliaceae In Taxon Vol 38 No 4 November 1989 Published by International Association for Plant Taxonomy IAPT S 669 670 ISSN 0040 0262 Marilena Idzojtic Dendrology Cones Flowers Fruits and Seeds S 658 nbsp Dieser Artikel wurde am 29 April 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaplandische Zimmerlinde amp oldid 233309114