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Die Johanneskirche in Crailsheim ist eine von 1398 bis 1440 errichtete und Johannes dem Taufer geweihte dreischiffige Kirche die heute von einer evangelischen Gemeinde genutzt wird Die Johanneskirche aus nordostlicher Richtung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baugeschichte 1 2 Kriegsschaden 1945 2 Hochaltar 3 Orgel 3 1 Allgeyer Orgel 1709 3 2 Umbauten durch Walcker 1864 und 1936 3 3 Walcker Orgel 1967 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten Der Bau der Kirche wurde am 22 Februar 1398 begonnen und bis 1440 beendet Der romanische Vorgangerbau wurde nicht etwa zuvor abgerissen vielmehr umbaute man ihn bis die Mauern des neuen Kirchenschiff etwa 2 m hoch standen Der so lange weiterbenutzte Altbau wurde erst danach abgerissen einen Teil der Steine verwendete man fur den Bau des gotischen Nachfolgers Im ersten Bauabschnitt wurden Turm Chor und Sakristei errichtet Im zweiten wurden das Fundament gelegt das Kirchenschiffs bis in etwa 2 m Hohe aufgemauert und anschliessend der Vorgangerbau abgetragen Im dritten schliesslich schloss man die fur den Abbruch des Altbaus freigehaltene Lucke an der Nordseite und vollendete das gotische Kirchenschiff nbsp Taufstein und AltarWeil der Dachstuhl noch ganz fehlte konnte die Weihe im Jahre 1440 nur unter Notdachern uber Schiff und Chor stattfinden Dendrochronologische Altersbestimmungen ergaben dass die heutigen Dachstuhle in den Jahren 1454 Chor und 1457 Kirchenschiff erbaut wurden Nach dem Kirchturmbrand 1643 erhielt der Turm seine welsche Haube mit Laterne 1967 wurden bei Restaurierungsarbeiten uber dem Nordportal Wandfresten der Legende der drei Lebenden und drei Toten einer Totentanzvariante aus dem 15 Jahrhundert entdeckt Ein Teil der sieben Figuren umfassenden Fresken ist durch eine spater eingezogene Empore verdeckt 1 Kriegsschaden 1945 Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Johanneskirche im Gegensatz zu den meisten anderen Gebauden Crailsheims nur leichtere Beschadigungen Am schmerzhaftesten war der Verlust der gemalten Chorfenster die wie alle anderen Kirchenfenster der Schlacht um Crailsheim zum Opfer fielen Ausserdem wurden viele Turen beschadigt die meisten liessen sich nach dem Krieg nicht mehr schliessen Das Dach wurde zur Halfte abgedeckt und Regen konnte in die Kirche eindringen Das Wasser zerstorte die Gipsdecken von Chor und Seitenschiffen Da sich einige Gemeindemitglieder auf das Dach wagten und es notdurftig reparierten gab es glucklicherweise keine nennenswerten weiteren Beschadigungen Hochaltar BearbeitenDer Flugelaltar entstand in der Spatgotik um 1490 Das Altarretabel stellt das Leben Johannes des Taufers sowie die Passion Christi dar und wird der Werkstatt des Nurnberger Malers Michael Wolgemut zugeschrieben 2 Mehrere Experten halten es fur sehr wahrscheinlich dass Teile eines der Tafelbilder auf der Aussenseite vor allem die Figur des Scharfrichters von Albrecht Durer gemalt wurden der bei Wolgemut von 1486 bis 1489 eine Art Lehre absolviert hat 3 4 5 Orgel Bearbeiten nbsp Orgel von Johann Georg Allgeyer d A nbsp Totalaufnahme der Orgel nbsp Detailansicht der OrgelDer 1702 verstorbene Crailsheimer Dekan Michael Theodosius Seld hinterliess ein grossherziges Legat zum Bau einer Orgel Erste Verhandlungen wurden 1705 mit dem Augsburger Orgelbauer Johann Christoph Leo gefuhrt Dieser Akkord wurde jedoch aus nicht weiter uberlieferten mutmasslich finanziellen Grunden wieder aufgehoben Allgeyer Orgel 1709 Bearbeiten Unter der gutachtlichen Leitung des Ansbacher Organisten Abdias Schneider wurde am 9 September 1706 ein Vertrag mit dem beruhmten Orgelmacher Johann Georg Allgeyer d A aus Hofen bei Aalen geschlossen Dieser sah die Errichtung einer schonen ansehnlichen Orgel auf der Westempore vor Geplant wurde ein Instrument mit 22 Registern auf zwei Manualen Hauptwerk mit zwolf Registern und Ruckpositiv mit sieben Registern sowie ein Pedal mit drei Registern Das Hauptwerk sollte 24 Schuh 7 20 Meter hoch und 16 Schuh 4 80 m breit das Ruckpositiv 11 Schuh 3 30 m hoch und 9 Schuh 2 70 m breit werden 6 Hauptwerk CDEFGA c3Subbass gedackt 16 Holz Quintadena 16 Zinn Prinzipal 8 Zinn Salizional oder Viola da Gamba 8 Zinn Koppel 8 Zinn Oktave 4 Zinn Spitzflote 4 Zinn Rohrflote 4 Zinn Quinte 3 Zinn Superoktave 2 Zinn Sedezima 1 Zinn Mixtur IV 2 Zinn Ruckpositiv CDEFGA c3Koppel 8 Holz Quintadena 8 Zinn Prinzipal 4 Zinn Flote 4 Holz Superoktave 2 Zinn Quinte 1 1 2 Zinn Mixtur III Zinn Pedal CDEFGA b0Subbass 16 Holz Prinzipal oder Oktavbass 8 Holz Posaune 8 Zinn Hinzu kamen noch Manual und Pedalkoppeln Tremulant und ein Zimbelstern Die Manuale sollten vier ganze Oktaven umfassen das Pedal 19 Tritte Als Material fur die Tasten waren Elfenbein und Ebenholz vorgesehen Das Windwerk sollte aus sechs Blasebalgen zu je 8 Schuh 2 40 m bestehen nbsp Johanneskirche CrailsheimDer funfachsige Prospekt wird von zwei machtigen Aussenturmen bestimmt die uber doppelgeschossige Zwischenfelder mit dem Mittelturm in Verbindung stehen Uber dieser niedrigen Mittelzone ist die Attrappe eines Oberwerks eingesetzt um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten Die Turmbedachungen werden von korinthischen Rundsaulen getragen Als Aufsatze dienen gebrochene Segmentgiebel mit trompetenblasenden Engeln In der Mitte kampft Erzengel Michael mit einem Drachen Das Akanthuswerk ist auffallend scharf gezahnt und mit zahlreichen Engeln verziert Das Ruckpositiv bildet im heutigen Zustand ein dem Untergehause vorgelagertes Unterpositiv Sein dreiteiliger Prospekt ist ebenfalls durch kraftige Saulen gegliedert und mit Schnitzereien von Disteln verziert An den starker betonten ausseren Turmen finden sich Wappenschilder von Brandenburg und Wurttemberg Eine Inschrifttafel erinnert an den Stifter Allgeyer war nach dem Wortlaut des Vertrags uber 900 Gulden fur samtliche Arbeiten die im Zusammenhang mit dem Orgelbau standen selbst verantwortlich Dies schloss die Herstellung der Blasebalge der Windladen des Prospektes einschliesslich alles Saulen Gesimse Figuren Bilder und Ornamente wie auch die Anschaffung samtlicher Materialien ein Ausgenommen waren lediglich das Bemalen und Vergolden des Orgelprospekts Dieses wurde durch den Wurzburger Maler Johann Mey gestaltet Beim Bau der Orgel half der junge Crailsheimer Organist Johann Christoph Faber Zwischen ihm und Allgeyer bildete sich eine langwahrende Bekanntschaft Den Orgelbau sollte er innerhalb eines Jahres dermassen accurate und nett verfertigen wie es vonnoten ausserdem mit bestem Fleiss dass er bei dessen hinkunftiger Besichtigung mit Ruhm bestehen moge Allgeyer konnte diese viel zu kurz bemessene Frist nicht halten Die Orgel wurde schliesslich am 15 August 1709 eingeweiht Die alte Orgel verblieb noch bis 1745 in der Johanneskirche und wurde anschliessend fur 200 Gulden nach Mariakappel verkauft Die Crailsheimer Orgel gilt bis heute als vermutlich grosstes Orgelwerk Allgeyers Umbauten durch Walcker 1864 und 1936 Bearbeiten Im Jahr 1864 wurde die bis dahin unveranderte Orgel durch das Ludwigsburger Orgelbauunternehmen E F Walcker amp Cie Eberhard Friedrich Walcker eingreifend umgebaut Das Ruckpositiv wurde leergeraumt und die gesamte Orgel dem Zeitgeschmack entsprechend modernisiert und im romantischen Sinne umdisponiert so dass es sich quasi um einen Neubau handelte 1936 baute Walcker das Instrument auf elektropneumatische Trakturen um dabei wurde die Disposition erneut geandert diesmal im Sinne der Orgelbewegung Walcker Orgel 1967 Bearbeiten nbsp Spieltisch der Orgel seit 2016Unter Wiederverwendung des originalen Orgelgehauses der Allgeyer Orgel wurde 1967 eine neue grossere Orgel von Walcker eingebaut Das Ruckpositivgehause fand als schwellbares Unterpositiv Verwendung 1992 und 2016 fanden Uberholungen Umbauten und Erweiterungen des Instruments statt Die Orgel verfugt heute uber 46 Register auf drei Manualen und Pedal die aktuelle Disposition lautet wie folgt 7 I Hauptwerk C g3Gedecktpommer 16 Prinzipal 8 Gemshorn 8 Schwebung 8 Oktave 4 Blockflote 4 Waldflote 2 Cornett V 8 Mixtur V VI 1 1 3 Trompete 8 II Unterpositiv C g3Gedeckt 8 Quintade 8 Salicional 8 Praestant 4 Rohrflote 4 Schwiegel 2 Terz 1 3 5 Quinte 1 1 3 Scharf IV 2 Dulzian 16 Hautbois 8 Tremulant III Oberwerk C g3Geigenprinzipal 8 Rohrflote 8 Prinzipal 4 Hohlflote 4 Nasat 2 2 3 Oktave 2 Feldflote 2 Terz 1 3 5 Sifflote 1 Zimbel IVCromorne 8 Rohrschalmei 4 Tremulant Pedal C f1Prinzipal 16 Subbass 16 Quintbass 10 2 3 Oktavbass 8 Gedecktbass 8 Gedacktflote 4 Choralbass 4 2 Hintersatz IVPosaune 16 Dunkeltrompete 8 Clairon 4 Sgd Cornett 2 Koppeln II I III I III II I P II P III P Sub I I Sub I II Sub III II 2016 Zimbelstern Spielhilfen Setzeranlage Crescendo WalzeLiteratur Bearbeiten600 Jahre Johanneskirche Crailsheim Geschichte und Geschichten Eigenverlag Evangelische Johanneskirchengemeinde Crailsheim 1998 Gunter Fehring Gunter Stachel Archaologische Untersuchungen in der Stadtkirche St Johannes der Taufer zu Crailsheim In Hans Joachim Konig Hrsg Die Johanneskirche zu Crailsheim Evangelischer Kirchengemeinderat Crailsheim Crailsheim 1967 28 ff Hans Joachim Konig uberarbeitet von Dietrich Schubert Die Crailsheimer Johanneskirche Grosse Baudenkmaler Heft 228 3 vollig neu bearb Auflage Munchen Berlin 1998Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johanneskirche Crailsheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Johanneskirche bei der Evangelischen Johannesgemeinde CrailsheimEinzelnachweise Bearbeiten Verzeichnis der Wandmalereien der Legende der drei Lebenden und der drei Toten Crailsheim In totentanz online de Abgerufen am 5 September 2023 Helga Steiger Zusammenstellung Der Altar der Crailsheimer Johanneskirche Ein Kunstwerk aus der Werkstatt Michael Wolgemuts Arbeitshefte Landesamt fur Denkmalpflege Band 40 Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2020 ISBN 978 3 7995 1283 1 Manuel Teget Welz Albrecht Durer Die Lehrjahre bei Michael Wolgemut In Benno Baumbauer Dagmar Hirschfelder Manuel Teget Welz Hg Michael Wolgemut Mehr als Durers Lehrer Schnell Steiner Regensburg 2019 ISBN 978 3 7954 3470 0 S 143 151 hier S 146 147 https www swr de swraktuell baden wuerttemberg heilbronn moeglicherweise duerer bild auf altar in crailsheim 100 html https www faz net aktuell feuilleton kunst und architektur wurde im beschaulichen crailsheim ein fruehwerk des nuernberger meisters albrecht duerer entdeckt 17394643 html Karlheinz Bauer Die Orgelbauerfamilie Allgeyer in Hofen und Wasseralfingen In Geschichts und Altertumsverein Aalen e V Hrsg Aalener Jahrbuch 1986 Konrad Theiss Verlag Stuttgart Aalen 1986 S 62 90 hier S 74 76 Crailsheim Johanneskirche Organ index die freie Orgeldatenbank Abgerufen am 4 Februar 2023 49 134852777778 10 070427777778 Koordinaten 49 8 5 5 N 10 4 13 5 O Normdaten Geografikum GND 4536109 5 lobid OGND AKS VIAF 238119033 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johanneskirche Crailsheim amp oldid 237050758