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Die Jakobuskirche ist eine 1679 1723 erbaute barocke Saalkirche in Brunsbuttel Sie gehort der evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Brunsbuttel innerhalb der Evangelisch lutherischen Kirche in Norddeutschland Die Jabokuskirche von SudenInnenansicht mit Blick nach Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baugeschichte 1 2 Pastoren und Gemeinde 2 Bau 3 Ausstattung 3 1 Altar 3 2 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten In einer Urkunde des Hamburger Erzbischofs von 1140 sind fur Dithmarschen sieben Kirchspiele genannt Neben Meldorf Weddingstedt Tellingstedt Suderhastedt Lunden und Busum auch Uthaven 1 Dieser Ort musste im 13 Jahrhundert infolge von Sturmfluten aufgegeben werden Die genaue Lage dieses mittelalterlichen Kirchdorfs lasst sich nicht mehr rekonstruieren Er lag vermutlich etwas sudwestlich der heutigen Kirche 2 Am 14 Juli 1286 wurde Brunesbutle zum ersten Mal erwahnt Auch dieser dicht an der Elbe gelegene Ort litt unter den wiederholten Sturmfluten Nachdem bereits mehrfach der Deich zuruckversetzt und ganze Dorfer aufgegeben werden mussten brach das Wasser kurz nach dem Uberfall kaiserlicher Truppen im Dreissigjahrigen Krieg bei einer Sturmflut 1629 direkt neben der Kirche durch Deich und Festungsmauer 3 1656 wurde schliesslich ein Teil und 1676 der gesamte Flecken ausgedeicht und die Einwohner wurden umgesiedelt Ein neuer Friedhof wurde schon 1654 angelegt Das Grundstuck auf einer Warft auf dem auch zwei Jahrzehnte spater die Kirche gebaut werden sollte schenkte der Kirchspielvogt Matthias Boie der auf trockenem Land beigesetzt werden wollte 4 Nach dem Abriss der alten Kirche 1677 5 begann der Neubau der von D Sommer aus Stade nach dem Vorbild der 1653 fertiggestellten St Georg Kirche von Oberndorf an der Oste gestaltet wurde 6 Die Kirche wurde am 16 November 1679 eingeweiht Wie der Vorgangerbau war sie dem Apostel Jakobus geweiht An den Bau die Einweihung und Namen der verantwortlichen Vertreter des Kirchspiels und der Landschaft erinnert eine an der ostlichen Aussenwand angebrachte Sandsteintafel von 1684 mit einer Darstellung des Patronatsheiligen Jakobus als Pilger Richard Haupt vermutete dass die gotisierende Kirche dreischiffig war und ein steinernes Gewolbe besass 7 nbsp Orgel und KonigslogeDiese Kirche in die auch das mittelalterliche Inventar der alten Kirche darunter mehrere gotische Schnitzaltare uberfuhrt wurde war ebenfalls nicht sicher vor den Fluten Mehrfach stand in den folgenden Jahrzehnten das Wasser in der Kirche Am 12 November 1719 brannte sie nach einem Blitzeinschlag wahrend des Gottesdienstes bis auf die Aussenmauern nieder 8 Da die Gemeinde durch die Landverluste bei den Sturmfluten der vergangenen Jahrzehnte vollkommen verarmt war dauerte es bis 1723 bis der Wiederaufbau unter Leitung des Itzehoer Zimmermanns Hans Peter Topfer 6 in Angriff genommen wurde Zu den Baukosten von 14 900 Courantmark trug Konig Friedrich IV als Landesherr von Suderdithmarschen mehr als 3000 Mark bei 9 Als Dank liess die Gemeinde eine besonders prachtvolle Konigsloge neben der Orgelempore errichten die Friedrich IV jedoch nie benutzte 10 Aus der Kirche des kurz zuvor abgerissenen Gluckstadter Schlosses gelangten der Altar und die Orgel nach Brunsbuttel 11 Pastoren und Gemeinde Bearbeiten Seit der Reformation hatte die Kirche meist zwei Prediger einen Pastor und einen schlechter besoldeten Diakon der nach dem Tod des Pastors haufig auf dessen Stelle aufruckte Die ersten evangelischen Prediger waren 1524 Heinrich Dimmerbrock der nach 1559 erster Superintendent im koniglichen Teil von Dithmarschen wurde und Magister Boethius Boje der Bruder des Meldorfer Reformators Nicolaus Boje Bojes Epitaph ist noch in der Kirche erhalten 12 Durch Kriege und Fluten litt die Gemeinde sehr 1629 kam es nicht nur zu verheerenden Uberschwemmungen sondern auch drei Prediger Petrus Tezin Petrus Zinghen und ihr Nachfolger Johannes Emichius starben an der Pest Nach ihnen kam der gelehrte Lambert Alard in die Gemeinde der bis zu seinem Tod 1672 blieb 13 Johannes Wackerow der ab 1640 Diakon und ab 1672 als Alards Nachfolger Pastor war begleitete den Neubau der Kirche Sein Name und der des 1679 angestellten Diakons Johannes Manecke stehen auf der 1684 zur Erinnerung an den Neubau angebrachten Tafel nbsp Grundungsinschrift von 1684 mit Abbildung des Apostels JakobusNach der Weihnachtsflut 1717 und der Neujahrsflut 1721 als wieder einmal viel Land verlorengegangen war und dem verheerenden Brand von 1719 war die Gemeinde so verarmt dass der Konig Pastor Gabriel Baumann nach Esgrus versetzen liess und den Diakon Jacob Pieper zum alleinigen Prediger ernannte 14 Fur etwa dreissig Jahre war der Rektor der Stadtschule gleichzeitig zweiter Prediger 15 Nach dem Bau des Nord Ostsee Kanals wurde die Kirchengemeinde Brunsbuttel 1910 geteilt In Brunsbuttelkoog das durch Zuzug stark anwuchs wurde zunachst ein Pastorat mit Konfirmandensaal und 1915 die Pauluskirche errichtet Die beiden ursprunglich unabhangigen Kirchengemeinden fusionierten in den 1970er Jahren 16 nachdem die Stadt Brunsbuttelkoog mit dem Ort Brunsbuttel zur neuen Stadt Brunsbuttel verschmolzen war Bau BearbeitenDie einschiffige Backsteinkirche ist eine Saalkirche mit funfseitigem Ostabschluss und einem Satteldach Zusatzlich zum Sud und Nordportal gibt es eine sogenannte Brauttur im ostlichen Teil der Sudseite Der Westgiebel tragt als Maueranker die Jahreszahlen 1678 fur das Jahr des Kirchbaus 1723 fur den Wiederaufbau nach dem Brand und 1766 fur eine Renovierung Uber dem Westgiebel erhebt sich der Turm mit achtseitiger Laterne Innen ist der Kirchraum mit einem holzernen Tonnengewolbe gedeckt dessen Bemalung mit vier Engeln bei der Renovierung 1998 99 wiederentdeckt wurde 17 An der Aussenwand befinden sich ausser der bereits erwahnten Bauinschrift von 1684 Ehrenmale fur die Gefallenen der beiden Weltkriege Ausstattung BearbeitenVon der Kirchenausstattung der mittelalterlichen Kirche die 1679 in die neue Kirche uberfuhrt wurde blieben nach dem Brand von 1719 nur ein lateinisches Inschriftenepitaph von etwa 1600 fur den ersten evangelischen Pastor Boethius Boje der 1565 starb und dessen 1590 verstorbenen Sohn Nicolaus den ersten bekannten Kirchspielvogt von Brunsbuttel erhalten das 1725 von Nachkommen der Familie Boje renoviert und mit einem neuen barocken Rahmen versehen wurde 18 Das muschelformige Taufbecken aus Sandstein ist ein Werk des Akanthusbarock von etwa 1690 und wird von drei Putten getragen Der dazugehorige holzerne Deckel zeigt Halbfiguren der Evangelisten zwischen Delphinen und wird von einer freiplastischen Figur des knienden Johannes des Taufers der das Lamm Gottes halt gekront Es wurde fur die 1677 erbaute Kirche hergestellt und konnte beim Brand 1719 geborgen werden Auch die Kanzel wurde gerettet 8 war aber wohl in keinem guten Zustand mehr denn schon 1724 stellten der Bildhauer Hans Eckermann und der Tischler Hans Reyer aus Hamburg eine neue Kanzel nach dem Vorbild alterer Renaissancekanzeln her In den Brustungsfeldern von Kanzelkorb und Aufgang stehen geschnitzte Apostelfiguren den Schalldeckel zieren Putten mit Marterwerkzeugen und in der Mitte eine Figur des auferstandenen Christus Die Emporen einschliesslich der Konigsloge stammen ebenfalls aus der Zeit der Neubaus von 1725 Von dem Gestuhl aus dieser Zeit sind einige Turen und Stuhlwangen erhalten nbsp AltarretabelAltar Bearbeiten Das Altarretabel gilt als ein Hauptwerk des Knorpelbarocks Das einzigartige Werk wurde um 1650 fur die Schlosskapelle des 1708 abgerissenen Gluckstadter Schlosses angefertigt Nach dem Abbruch des Schlosses wurde das Kunstwerk zunachst eingelagert und dann versteigert Die Brunsbuttler erhielten den Zuschlag fur 22 Reichstaler und 31 Schillinge 19 In den reich ornamentierten Rahmen sind zwolf farbig gefasste Reliefmedaillons eingelassen die das Apostolische Glaubensbekenntnis illustrieren Uber den Reliefs steht jeweils der entsprechende Abschnitt aus dem Glaubensbekenntnis in lateinischer Sprache Das Glaubensbekenntnis beginnt mit dem zweiten Medaillon von oben in dem Gottvater als Schopfer mit Adam und Eva dargestellt ist Darunter folgen zwei Szenen mit der Verkundigung an Maria und Weihnachten Das grosste Medaillon in der Mitte stellt eine Kreuzigungsgruppe das Leiden Christi dar das Medaillon links darunter sein Begrabnis Das unterste Relief zeigt die Hollenfahrt Jesu Auferstehung und Himmelfahrt folgen auf dem rechten Anschwung wahrend die Darstellung von Pfingsten als Sendung des Heiligen Geistes und Geburt der Kirche rechts unter dem Mittelfeld platziert ist Das Relief das den letzten Abschnitt des Glaubensbekenntnisses das Weltgericht und das ewige Leben zum Inhalt hat befindet sich ganz oben Zwei weitere Reliefs im linken Anschwung gehoren nicht mehr zum Glaubensbekenntnis sondern stellen mit der Taufe Jesu und dem letzten Abendmahl die Sakramente dar Bei der Aufstellung des Retabels in der Brunsbuttler Kirche wurde es von H Eckermann um die vollplastischen Figuren der vier Evangelisten und des den Aufbau kronenden Salvator mundi erganzt 20 Orgel Bearbeiten Die Kirche im alten Brunsbuttel hatte eine 1601 gebaute Orgel der Itzehoer Orgelbauer Hans und Christian Bockelmann 21 die wohl auch 1677 in die neue Kirche umgesetzt wurde und beim Brand 1719 verloren ging Nach dem Wiederaufbau bekam die Kirche die Orgel der Gluckstadter Schlosskirche Die heutige Marcussen amp Son Orgel stammt von 1862 22 und wurde laut der Stiftungsaufschrift 1869 durch ein Vermachtnis des Landesgevollmachtigen Jacob Friedrich Piehl geschenkt Die im Ersten Weltkrieg fur die Metallspende des deutschen Volkes beschlagnahmten Prospektpfeifen wurden 1926 ersetzt 2015 wurde die Orgel renoviert Literatur BearbeitenDehio Handbuch Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 211 212 Heinz Heinrich und Birgit Mahn Die Geschichte der Brunsbutteler Jakobuskirche und des Kirchspiels Brunsbuttel 2002 Richard Haupt Die Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Schleswig Holstein Band 1 Kiel 1888 S 112 f google de abgerufen am 7 Juli 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Jakobus Brunsbuttel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Brunsbuttel Abgerufen am 7 Juli 2022 Jochen Bufe Jakobus Kirche Brunsbuttel In kirchenschatze de Abgerufen am 7 Juli 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Nis R Nissen Am Anfang war das Dorf Raumordnung im Mittelalter In Geschichte Dithmarschen Boyens amp Co Heide 2000 S 93 120 S 100 f Dirk Meier Landschaftsgeschichte Siedlungs und Wirtschaftsweise der Marsch In Geschichte Dithmarschen Boyens amp Co Heide 2000 S 71 92 S 90 f J Hanssen H Wolf Chronik des Landes Dithmarschen 1833 S 41 Heinz Lewerenz Brunsbuttel in alten Ansichten 1994 S 5 europese bibliotheek nl abgerufen am 7 Juli 2022 Dirk Meier Kulturspuren im Dithmarscher Kustengebiet In Dirk Meier Hams Joachim Kuhn Guus J Borger Hrsg Der Kustenatlas Das schleswig holsteinische Wattenmeer in Vergangenheit und Gegenwart Boyens Heide 2013 S 57 64 S 57 62 a b Dehio Handbuch Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 211 Richard Haupt Die Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Schleswig Holstein Band 1 Kiel 1888 S 113 a b J Hanssen H Wolf Chronik des Landes Dithmarschen 1833 S 44 Carl Wilhelm Wolf Aus Brunsbuttels vergangenen Tagen ein Beitrag zur Geschichte Dithmarschens 1873 S 48 Jochen Bufe Jakobus Kirche Brunsbuttel In kirchenschatze de Abgerufen am 7 Juli 2022 Denny Krietzsch Die Magdeburger Bildhauerschule in Gluckstadt Leben und Wirken Georg Kriebels Hofbildhauer Christians IV 1583 1645 In Vortrage der Detlefsen Gesellschaft Band 16 2004 S 45 67 S 52 Carl Wilhelm Wolf Aus Brunsbuttels vergangenen Tagen ein Beitrag zur Geschichte Dithmarschens 1873 S 54 Johannes Hellmann Kurtz verfasste Suder Dithmarsische Kirchen Historie darinnen I von dem Heydenthum II von dem Christenthum III von der Reformation IV von der Priesterschafft dieser Landschafft gehandelt wird 1735 S 118 C W Wolf Aus Brunsbuttels vergangenen Tagen ein Beitrag zur Geschichte Dithmarschens 1873 S 51 J Hanssen H Wolf Chronik des Landes Dithmarschen 1833 S 45 Eine Stadt zwei evangelische Kirchen In kirche brunsbuettel org Abgerufen am 7 Juli 2022 Dehio Handbuch Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 211 212 Saalformige Kirche von 1724 In echt dithmarschen de Abgerufen am 7 Juli 2022 Heinz Lewerenz Brunsbuttel in alten Ansichten 1994 S 10 Dehio Handbuch Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 212 Gisela Jaacks Renate Paczkowski Orgeln in Schleswig Holstein Husum 1981 S 9 Werkliste Marcussen amp Son ab 1848 S 2 abgerufen am 12 Juli 2022 53 895377 9 103971 Koordinaten 53 53 43 4 N 9 6 14 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakobuskirche Brunsbuttel amp oldid 236557972