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Die Jagdstation Buhlen in Edertal Buhlen ist ein mittelpalaolithischer Wohnplatz des Neandertalers im Tal der Netze im nordhessischen Landkreis Waldeck Frankenberg in Deutschland Jagdstation BuhlenBesiedelt wurde der Buhlener Felsen hauptsachlich wahrend der Kaltabschnitte der jungeren Eiszeit In der Tundra fanden Grosswildherden ein reichhaltiges Nahrungsangebot und die Neandertaler eine strategisch geeignete Jagdstation Bekannt wurde Buhlen unter den 130 Neandertaler Fundorten als die Fundstatte mit den zahlreichsten Tierknochenfunden Keilmessern und kunstvollen Artefakten Die Funde werden im Hessischen Landesmuseum in Kassel ausgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Geologie 3 Fundplatz Buhlen 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten1906 wurden beim Ausbau der Strasse von Wildungen nach Waldeck heutige Bundesstrasse 485 nordlich von Buhlen Rentiergeweihe gefunden Uber die Bedeutung dieser Funde war man sich lange nicht im Klaren Es wurden Mammut Rentier Riesenhirsch und Wollnashorn Funde zur Datierung herangezogen Daruber hinaus wurden die Sedimentschichten zur Datierung benutzt Aufgrund von Untersuchungen der Geologen Manfred Horn und Jens Kulick wurden die Rengeweihe erstmals mit der Siedlungsgeschichte von Menschen in Zusammenhang gebracht 1965 fuhrte Kulick erste Sondierungen und Grabungen zur Klarung der stratigraphischen Situation durch Von 1965 bis 1969 untersuchte Gerhard Bosinski den Fundplatz Durch das hessische Landesamt fur Denkmalpflege erfolgten weitere Ausgrabungen Untersuchungen am unteren Wohnplatz am Fusse des Kalkfelsens sollten Aufschlusse uber Lage und Verteilung von Stein und Tiergeraten liefern 2004 wurde der Fundplatz nochmals durch das Landesamt fur Denkmalpflege ausgegraben und man entdeckte weitere Tierknochen aus dem Palaolithikum Von einem Neandertal Madchen wurde ein Zehenknochen gefunden Geologie BearbeitenDie Talaue der Netze mundet aus der Hochflache kommend nach wenigen Kilometern in die breite Ederniederung Die Talaue wird durch eiszeitliche und nacheiszeitliche Sedimente gefullt die teils durch den Bach selbst abgelagert wurden teils von den Hangen gespult wurden 1908 wurde fur den Strassenausbau im Bereich der heutigen Bundesstrasse 485 der vordere Teil des Kalkfelsens Hundskoppel weggesprengt Dieser Dolomitfelsen hat unterschiedliche harte Partien was an einigen Stellen zu einer abgetreppten Verwitterung gefuhrt hat so dass auch uberhangartige Formen entstanden Am Sudhang des Hundskoppel liegt ein machtiges Losspaket ein eiszeitlicher Gesteinsstaub der sich im Windschatten des Dolomitfelsens ablagerte Der Loss verlehmte durch Ausspulung und streckenweise Verlagerung der Netze Der Hangloss uberlagerte die Schotter der Netze Dies belegt die kaltzeitlichen Frostschutztransporte den meist zu Gerollen verrundeten Sandstein der so stark war dass vor der Einmundung der Netze in die Eder eine Barriere entstand die zur terrassenartigen Auffullung der Talsohle fuhrte In der spateren Phase der Eiszeit entstand ein Durchbruch und die Netze spulte das Tal wieder auf ein tieferes Niveau aus Der obere Schotter liegt auf einem Hochflutlehm der wiederum auf Hangloss liegt Zudem ist die Begrenzung der alten Ausschotterung im Buhlener Profil angeschnitten denn hangabwarts verzahnen sich die Kiesschichten mit den anstehenden Sedimenten An dieser Stelle prallte die Netze gegen den Losshang und Schotter und abfliessender Lehm uberlappten sich im Uferbereich Eine tiefere Unterspulung des Hanges wurde durch die lehmige Bodenbildung verhindert Die darunter liegende Kulturhorizonte werden von Frostschuttblocken begleitet und trennen sich im tieferen Teil durch eine unscheinbare nur stellenweisenvorhandene und hochstens 5 cm dicke Lage von 50 000 Jahre altem vulkanischem Flugsand der aus der Eifel stammen durfte Die mit kleinen Knochenkohlen gekennzeichneten Kulturschichten werden nach unten von einem roten Kiesschotter abgeschlossen Darunter folgt anstehender Dolomitfels der in diesen Lagen allerdings verwittert ist und in ehemaligen Hohlraumen einen alteren Loss von gelblicher Farbe einschliesst In diesen Schichten fand man die altesten Funde Fundplatz Buhlen BearbeitenDer Fundplatz besteht aus einem Oberen und einem Unteren Wohnplatz Bei dem mittelpalaolithischen Neandertaler Fundplatz handelt es sich um einen Wohnplatz und eine Jagdstation von Jagern und Sammlern einer Grossfamilie Die Neandertaler lebten sowohl auf dem Dolomitfelsen und an dessen Hang Sie errichteten zeltartige Hutten und Feuerstellen Als Kleidung dienten ihnen Felle Felle und Holzgerate wurden mit Steinwerkzeugen bearbeitet Das Rohmaterial Kieselschiefer Karneol und Quarzit forderten sie aus dem Geroll der Eder und Netze Zudem errichteten sie auf dem flachen Vorfeld ihren Rastplatz Die Kulturschichten des unteren sind in vergleichbarer Abfolge auch auf dem oberen Fundplatz anzutreffen Die zeitliche und typologische Staffelung beider Fundplatze entspricht sich und konnte eine Spanne von 100 000 Jahren erreichen Die oberen jungeren Fundhorizonte gehoren in die Mitte der letzten Kaltzeit und sind schatzungsweise 50 000 Jahre alt Es handelt sich um einen mittelpalaolithischen Wohnplatz Ob die Nutzer des nachsttieferen Fundhorizonts auch Neandertaler waren ist gegenwartig nicht zu belegen Die Werkzeuge dieser Zeit sind weniger aus Abschlagen als aus flachig behauenen Kernstucken hergestellt und unterscheiden sich von den hoherliegenden Funden deutlich Die Funde der unteren Schicht sind chronologisch in die letzte Kaltzeit einzuordnen und durften somit ein Alter von 70 000 Jahren haben Ein noch tiefer liegender Fundhorizont in dem man Kleintierreste fand ist wahrscheinlich in die Eem Warmzeit zu datieren Somit haben die Funde ein Alter von rund 100 000 Jahren Die altesten Gerate sind Funde aus dem Loss unter der Kiesschicht die 200 000 Jahre alt sind In allen Kulturschichten gibt es zahlreiche Zeugnisse eiszeitlicher Tiere die dem Menschen als Nahrung dienten Man fand Mammut Wollnashorn Wisent Wildpferd Ren Hirsch und Bar Auf dem unteren Fundplatz liessen sich Feuerstellen nachweisen die mit teilweise verziegelten Dolomitbrocken umstellt waren und durch deutliche Lagen von Knochenkohlen durchsetzt sind In der holzarmen Kaltzeit gaben die Neandertaler dem Feuer zerschlagene Knochen als Brennmaterial bei Die Steinwerkzeuge und die Abfalle von deren Herstellung bestehen zum grossten Teil aus Kieselschiefer der im Schotter der Eder vorkommt Daneben findet man Gerate aus Karneol Quarzit und etwas seltener Feuerstein Die oberste Fundschicht ist durch Schaber gezahnte Stucke Spitzen Klingen und Sicheln gekennzeichnet Diese Formen gehoren typologisch in ein Spatmousterien In allen Schichten fanden sich durch Abschlagen hergestellte Knochengerate Es gibt hierunter spitze zum Stechen oder Graben geeignete Stucke und weitere mit mehr oder weniger scharfen Kanten zum Hacken und Schaben Retuscheure die zur Kantenbearbeitung der Steinzeuge dienten wurden haufig aus Knochen hergestellt und wurden ebenso haufig gefunden Die tieferen Fundhorizonte gehoren dem kulturellen Zusammenhang des Micoquien an Die Jager wendeten unterschiedliche Techniken zur Bearbeitung von Steinen an Es wurden 150 Keilmesser aus Stein gefunden Die wichtigsten Steingerate wurden durch beidflachiges Behauen aus vollem Stuck hergestellt Abschlaggerate spielen eine untergeordnete Rolle aber es gibt einfache Schaber Breitschaber und basal retuschierte kleine Spitzen Die aufgefundenen Keilmesser und Faustkeilblattchen wurden durch einen klingenformigen Abspliss entlang der retuschierten Kante abgehauen um somit eine gradlinige Schneide herzustellen Werkzeuge die mit dieser Technik hergestellt worden sind dienten zum Zerlegen von Fleisch und zum Schneiden von Leder Die Schaber wurden zur Holzbearbeitung von Jagdwaffen verwendet Die tiefsten Fundhorizonte erbrachten keine Werkzeugtypen die eine kulturelle Zuweisung erlauben Aufgefunden wurden Kernsteine und Abschlage und eine geringe Anzahl von Schabern Zu unterscheiden sind diese Funde von den Funden der Micoquienkreises die an dieser Fundstelle in der Levalloistechnik hergestellt wurden Dieses Verfahren wurde zur Erzeugung gleichmassiger Abschlage und Klingen von praparierten Kernen im vorletzten Kaltzeitenkomplex entwickelt 51 19063 9 0866 Koordinaten 51 11 26 N 9 5 12 OLiteratur BearbeitenDoris Walther Eine Siedlungsstelle des Neandertalers bei Buhlen Kr Waldeck Frankenberg In Geschichtsblatter fur Waldeck Bd 93 2005 S 6 25 Doris Walther Die mittlere Altsteinzeit und die Neandertaler am Beispiel des Fundplatzes Edertal Buhlen Vortrag bei der Kurhessischen Gesellschaft fur Kunst und Wissenschaft Kassel Hessisches Landesmuseum 9 Februar 2007 Lutz Fiedler Buhlen Gde Edertal Kreis Waldeck Frankenberg Altsteinzeitliche Jagdstation Fuhrungsblatt zu dem mittelpalaolithischen Fundplatz und den neuen Ausgrabungen 1980 Archaologische Denkmaler in Hessen Heft 18 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Wiesbaden 1981 ISBN 3 89822 018 4 Eduard Brauns Wander und Reisefuhrer durch Nordhessen und Waldeck Bernecker Melsungen 1971 S 144 Weblinks Bearbeitenhttp www mobileslandschaftsmuseum de spuren buhlen1 htm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jagdstation Buhlen amp oldid 233424372