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Jacques der Fatalist und sein Herr der Originaltitel lautete im Franzosischen Jacques le fataliste et son maitre ist ein Roman des franzosischen Autors Denis Diderot Entstanden und niedergeschrieben zwischen 1765 und 1784 dem Todesjahr des Autors wurde er erst nach dem Tod Diderots veroffentlicht Frontispiz 1797 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Komposition des Romans 3 Herr und Diener 4 Der freie Wille und Jacques Fatalismus 4 1 Exkurs uber Jacques Moral 5 Das Spiel mit dem Leser 6 Ein Antiroman ein Metaroman 7 Editionen 8 Rezeption 8 1 Literatur und Philosophie 8 2 Bildende Kunst 8 3 Darstellende Kunst 9 Textausgaben 10 Bearbeitungen 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten Wie hatten sie einander gefunden Durch einen Zufall wie alle Welt Wie war ihr Name Was liegt Ihnen dran Woher kamen sie Aus dem nachsten Ort Wohin ging ihre Reise Weiss man je wohin man geht Was sagten sie Der Herr sagte nichts und Jacques sagte sein Hauptmann habe immer gesagt alles was uns hinieden an Gutem und Bosem zustosse stehe da oben geschrieben 1 Der Diener Jacques und sein adeliger Herr der im Roman nicht mit Namen genannt wird reisen neun Tage lang durch Frankreich Zur Unterhaltung tauschen sie Anekdoten aus diskutieren uber philosophische Fragen uber die Willensfreiheit und uber Vorherbestimmung und Jacques erzahlt seine Liebesgeschichte Dabei wird er immer wieder durch ungluckliche Ereignisse unterbrochen die Anlass zu neuen Geschichten bieten die von Zufallsbekannten erzahlt werden die ihrerseits von unvorhergesehenen Ereignissen unterbrochen werden Zusatzlich rasoniert der Erzahler uber die Moglichkeiten die er habe um die Handlung des Romans zu verandern reiht Stichpunkte auf wie er Ereignisse in eine andere Richtung lenken konnte und er verwickelt schliesslich den fiktiven Leser in Diskussionen uber den Roman dessen Protagonisten etc Gegen Ende des Romans erfahrt der Leser beilaufig dass die Bezahlung einer Amme die ein dem Herrn untergeschobenes Kind versorgt hatte Anlass dieser Reise war dass Jacques seine verlorene Liebe wiederfindet und dass sich getreu dem bisherigen Verlauf des Romans neue Verwirrungen abzeichnen Komposition des Romans BearbeitenSchon ganz am Anfang des Romans wird der Ton mit dem Satz Weiss man je wohin man geht angeschlagen Das betrifft die Reise der beiden Protagonisten kann sich auch auf das menschliche Leben im Allgemeinen beziehen kann man frei entscheiden oder steht alles dort oben geschrieben und auf den Gang der Erzahlung selbst Diderots Roman wird nicht linear erzahlt sondern ist ein verwirrendes Gespinst von Erzahlfaden die zur Seite gelegt abgebrochen werden deren lose Enden sich unverhofft zusammengeknupft finden und die erstaunlicherweise immer wieder von allen scheinbaren Abweichungen zum roten Faden der Geschichte von Jacques Liebschaft zuruckkehren Der Anstoss zu dieser Rahmenhandlung kommt aus dem 22 Kapitel in Buch 8 des Romans Leben und Ansichten von Tristram Shandy Gentleman von Laurence Sterne aus dem Diderot ganze Passagen wortlich ubernimmt Vier Hauptstrange verschlingen und entflechten sich dabei Die pikareske Reise Jacques Liebesgeschichte mit Denise die Abschweifungen durch Geschichten die zufallig auftretende Personen einander oder Jacques und dem Herrn erzahlen und schliesslich allerlei Reflexionen des Erzahlers uber seine Romanfiguren uber Freiheit und Fatalismus uber die Wahrheit in der Poesie uber das Talent des Dichters uber den Geist der Ritterlichkeit und uber die Moglichkeit uberhaupt eine Geschichte zu erzahlen Der Faden der Geschichte wird dabei rund 180 mal unterbrochen wieder aufgenommen und durch mehr oder weniger abgeschlossene Stucke uber 20 an der Zahl erweitert Jacques Liebesgeschichte wird nicht zu Ende gebracht der Text des Romans bricht nach einer Inhaftierung Jacques unvermittelt ab und Diderot begrundet das abrupte Ende damit dass es eben so in der Rolle da oben geschrieben stehe Herr und Diener Bearbeiten Ein Jacques Herr ist ein Mensch wie jeder andere 2 Zur Zeit Diderots ist das Herr und Diener Paar ein festes Motiv der Komodie zu erinnern sei hier nur an Molieres Don Juan und Sganarell oder an Beaumarchais Almaviva und Figaro Diderot selbst bezieht sich im Roman explizit auf Don Quixote und Sancho Pansa In der Gesellschaft wird der Diener als niederes Wesen betrachtet der den Launen des Herrn ausgeliefert ist Mit seinen Kollegen aus der Komodie teilt Jacques die soziale Herkunft die existentielle Abhangigkeit vom Herrn aber auch Witz und Lebenstuchtigkeit Anders aber als seine Kollegen reklamiert Jacques fur sich einen Status von Gleichberechtigung im Bewusstsein einer gegenseitigen Abhangigkeit von Herr und Diener Jacques ist fur Euch geschaffen und er fur Euch 3 Begrundet wird die unterschiedliche Rollenverteilung durch die Determiniertheit des Menschen durch Geburt in eine bestimmte gesellschaftliche Schicht und Situation eben weil es da oben geschrieben steht Der wahre Lenker des Gespanns ist allerdings der Diener und der Herr hat sich damit abzufinden Es wurde bestimmt dass Ihr den Titel fuhren und ich die Sache haben sollte Ihr sollt Euch meinen Herrn nennen wahrend ich der Eure bin In Diderots Herr und Diener Paar scheinen sich schon die sozialen Veranderungen im Frankreich am Vorabend der Revolution abzuzeichnen Diderot schlagt hier ein neues Verhaltnis zwischen Herr und Diener vor das auf gegenseitigem Respekt beruht das herzlicher und humaner ist als es nach dem alten Rollenverstandnis sein konnte Der Erzahler nimmt eine Debatte der beiden zum Anlass um grundsatzlich uber das Prinzip von Herrschaft und Abhangigkeiten der Menschen zu reflektieren Jeder Herr hat seinen Hund verkundet Jacques und da jeder Mensch den Wunsch hat zu herrschen und zu befehlen sind die Schwachen die Hunde der Starken Der freie Wille und Jacques Fatalismus BearbeitenDer Roman spiegelt eines der meistdiskutierten philosophischen Themen der europaischen Aufklarung wider Die Frage nach dem freien Willen des Menschen und nach einem ausschliesslich durch Naturgesetze bestimmten menschlichen Handeln Diderot beleuchtet in seinem Roman dieses Paradox menschlicher Existenz in ironisch spielerischer Weise 4 Jacques Herr vertritt die Position eines Verfechters der Willensfreiheit in der Praxis ist er jedoch ein Getriebener Unbeholfen schwerfallig ohne eigene Antriebskraft sind die eigentlichen Quellen seines Lebens wie der Erzahler sagt zu schnupfen nach der Zeit zu sehen und Jacques auszufragen Er ist ein Automat und lasst sich leben das ist sein gewohnliches Geschaft 5 Jacques hingegen ist wie schon sein attributiver Beiname sagt Fatalist Heute wurde man Jacques Einstellung mit Determinismus bezeichnen ein philosophischer Begriff der erst nach Diderots Tod in das Fachvokabular der philosophischen Zunft Eingang gefunden hat 6 Jacques ist der Uberzeugung dass alle Ereignisse eine konkrete Ursache haben und nach festen Gesetzen ablaufen Es gibt keine gottliche Vorsehung keinerlei blindes Verhangnis sondern lediglich wertneutrale Ursachen keinerlei Ursachen auf ein Ziel hin Der Hauptmann von dem Jacques seine Thesen bezieht ist Anhanger Spinozas der sich in seiner Lehre u a von der aristotelischen Zweckursache verabschiedet hat Zufalle und Wunder gibt es nicht Bestatigt wird Jacques These vom Verlauf des Romans in dem standig neue zufallig erscheinende Richtungen eingeschlagen werden die sich dann als notwendige Folgen unbekannter Ursachen erweisen Zum Beweis seiner Thesen fuhrt Jacques seinen Herrn regelrecht vor indem er in einem gefahrlichen Streich demonstriert dass keine der folgenden Reaktionen aus einer freien Entscheidung des Herrn erfolgten vielmehr durch Jacques provoziert und gesteuert waren Seid ihr nicht meine Marionette gewesen und waret ihr nicht mein Hanswurst geblieben wenn ich es mir vorgenommen hatte 7 Dass dem Herrn nicht geschadet wurde stand so Jacques da oben und in meiner Vorsorge geschrieben Jacques Fatalismus ist also keineswegs frei von Widerspruchen Anders als man bei einem schicksalsergebenen Fatalisten erwarten durfte ist Jacques ein tatkraftiger und bedachtsamer Mensch wenn er auch seinen Spruch dass alles dort oben geschrieben stehe permanent auf den Lippen fuhrt rund 60 Mal Exkurs uber Jacques Moral Bearbeiten Jede Tugend und jedes Laster kommt und geht mit der Mode 8 Jacques fatalistische Einstellung hat ihre Auswirkungen auf seine ethisch moralische Einstellung Er handelt souveran ohne Regeln der Gesellschaft und der Kirche 9 uber Recht Sitte und Moral in Erwagung zu ziehen Immer wieder hat sich in seinem Leben herausgestellt dass Handlungen aus bester Absicht nichts als Schaden angerichtet wahrend Schurkereien aus niedrigen Motiven begangene Taten sich als segensreich herausgestellt haben Das Gute zieht das Schlechte nach sich das Schlechte zieht das Gute nach sich 10 Eine Unterscheidung zwischen einer physischen Welt und einer moralischen Welt scheint ihm ohne Sinn Nach seiner Meinung gibt es weder Tugend noch Laster da das Leben nichts ist als eine Verkettung von uns unbekannten Ursachen und Wirkungen die das Leben eines Menschen von Geburt an bestimmen Folglich kann er auch nicht fur seine Taten verantwortlich gemacht werden Jacques selbst handelt jedoch bedachtsam unter Berucksichtigung der Umstande und der jeweils gebotenen Vorsicht Wie er sagt liebt er die Luge nicht es sei denn sie ist nutzlich und durch die Umstande geboten 11 Er verrichte seine Gebete fur alle Falle 12 Schwure halt er fur so verbindlich und fest wie ein Felsen der in Staub zerfiel Er ist klug obwohl er die Klugheit verachtet er gerat in Zorn uber Ungerechtigkeit ist dankbar fur Wohltaten freut sich und trauert wie jeder andere Mensch auch nimmt also keinesfalls sein Schicksal stoisch ergeben hin Und ansonsten ist er wie der Erzahler sagt ein wackerer Geselle freimutig ehrbar mutig anhanglich treu 13 Diderot gibt keine Antworten auf die dialektische Spannung zwischen Freiheit und Determinismus die Frage bleibt offen Die Antinomie bleibt bestehen wird vielmehr in eine ironische Sicht des menschlichen Lebens in einen Roman integriert der seinen Leser nicht belehren will ihn nicht zum Materialismus bekehren mochte sondern ihn unterhalten und amusieren soll Das Spiel mit dem Leser Bearbeiten Aber um Himmels willen sagen Sie mir doch endlich Herr Verfasser wo sie hinwollten 14 Diderots Erzahler spielt sich in geradezu aufdringlicher Weise in den Vordergrund Er rasoniert mit dem Leser wirft ihm unertragliche Neugierde vor lockt seine Phantasie auf Wege die sich rasch als Irrwege herausstellen schlagt ihm unterschiedliche Varianten einer Geschichte vor uberlasst seinem Leser die Wahl um dann vorzufuhren dass seine Wahl nichts als Langeweile provoziere und diskutiert ob sich die Protagonisten wohl ihrem Stand entsprechend oder eher in der Diktion des Autors ausdrucken beharrt gleichzeitig darauf dass er hier keinen Roman erzahle sondern dass alles auf der Wahrheit verlasslicher Quellen auf vertrauenswurdigen Augenzeugenberichten etc beruhe Der Leser hingegen halt dem Erzahler seine standigen Abschweifungen vor unterstellt ihm die Flucht in Allegorien die letzte Rettung unfruchtbarer Kopfe wenn ihm nichts mehr einfalle Der fiktive Leser und der Erzahler bilden zusammen ein ebenso unzertrennliches Paar wie Jacques und sein Herr Ein Antiroman ein Metaroman Bearbeiten Erzahlen Sie die Geschichte doch selbst zu Ende In der Literaturwissenschaft wird Diderots Jacques gerne mit dem Etikett Antiroman oder nach neuerer Begrifflichkeit Metaroman versehen 15 Diderots Erzahlung steckt in der Tat voller Polemiken und ironischer Spitzen gegen den Roman als solchen Der Erzahler behauptet unverdrossen dass er keineswegs einen Roman schreibe um einen Roman zu schreiben musse man lugen und er liebe die Luge nicht Seine Absicht sei es wahr zu sein die ublichen Mittel der Romanschreiber lehne er ab Der fiktive Erzahler rasoniert mit seinem Leser um den Schein aufrechtzuerhalten dieser habe Teil an der Genese des Romans Dass es sich hier um einen Roman handelt wird gleichzeitig abgestritten Ganz offensichtlich mache ich keinen Roman da ich Mittel ausseracht lasse denen sich ein Romanschreiber unweigerlich bedienen wurde 16 Uberkommene Erzahlkonventionen des Romans fehlen allerdings Es gibt keine Einteilung in Kapitel es wird nicht geradlinig von Anfang bis Ende erzahlt die Position des allwissenden Erzahlers gibt es nicht demnach auch nicht die ublichen von hoherer Warte aus entworfenen Charakterbilder der Protagonisten fur die der Erzahler nur Spott ubrig hat Es wechseln standig die Erzahler die Erzahlperspektiven und damit auch die Erzahlweisen die vom Trivialen Satirischen Anekdotischen bis ins Gehoben Elaborierte wechseln konnen Eine von der aristotelischen Poetik abgeleitete Deckungsgleichheit von Erzahlzeit und erzahlter Zeit zu berucksichtigen ist nicht Absicht unseres Erzahlers Das sich dabei ergebende Erzahltempo konnte man mit dem musikalischen Begriff eines presto con brio charakterisieren Der Leser wird im Roman zum Narren gehalten indem die ublichen Erwartungen an einen Roman enttauscht werden Movens der Geschichten ist ausschliesslich der Zufall nur der Zufall kann aus der unendlichen Zahl der Moglichkeiten solche beliebig auswahlen und sie zum vollig unerwarteten Ereignis zu verknupfen 17 Der Zufall ist die Ursache aller Bizzarerien des Romans und des Lebens Ein Theoretiker des Nouveau Roman Michel Butor hat in dem Roman einen fruhen Vorlaufer gesehen Ein Antiroman ist Diderots Jacques in dem Sinne als er die uberkommenen Regeln epischen Erzahlens fur sich ausser Kraft setzt und wie es Hinterhauser formuliert dass der Roman historisch gesehen ein Werk ist das Erstarrtes zerschlagend den Schlussstrich unter abgelebte Ordnungen zieht das zwar noch keine neuen Werte schafft es sei denn die des kritischen Verstandes 18 Das uberraschend Moderne aber ist dass Diderot die Problematik des Erzahlens zum Gegenstand seines Romans gemacht hat was den Roman den heutigen an Joyce oder Proust geschulten Leser eben als ausserordentlich modern empfinden lasst Editionen Bearbeiten nbsp Deutschsprachige AusgabenGrosse Teile des Romans wurden zwischen November 1778 und Juni 1780 in Grimms exklusiver Zeitschrift Correspondance litteraire publiziert eine Zeitschrift deren Abonnenten vorzugsweise an den europaischen Hofen sassen die nicht gedruckt sondern handgeschrieben war mit Diplomatenpost verschickt wurde und so der Zensur entging 19 Die erste franzosische Ausgabe erschien erst 1796 bei Buisson in Paris unter dem Titel Jacques le fataliste et son maitre Bis 1800 erschienen etwa neun weitere Ausgaben darunter auch eine preiswerte Taschenausgabe Die erste deutsche sehr freie Teilubersetzung der Pommeraye Episode des Romans von Friedrich Schiller wurde schon 1785 unter dem Titel Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache 20 in der ersten und einzigen Nummer seiner Zeitschrift Rheinische Thalia veroffentlicht Eine anonyme Ruckubersetzung ins Franzosische dieses Schiller Textes wurde 1793 in Paris gedruckt 1792 kam unter dem Titel Jakob und sein Herr Aus Diderots ungedrucktem Nachlass eine zweibandige Ubersetzung von Wilhelm Christhelf Sigmund Mylius im Verlag von Johann Friedrich Unger in Berlin heraus und erschien nur ein Jahr spater in niederlandischer Ubersetzung Beide Ausgaben gingen der franzosischen Erstausgabe voraus Mylius Ubersetzung ist bis heute Grundlage fur alle spateren deutschen Ubertragungen Allerdings ist die Ausgabe nicht vollstandig da einzelne Passagen der Zensur zum Opfer gefallen sind 1797 erschien die erste englische Ubersetzung Die erste vollstandige deutsche Ausgabe ist die 1921 bei Georg Muller in Munchen unter dem Titel Jakob und sein Herr erschienene zweibandige Ubersetzung von Hanns Floerke Rezeption BearbeitenDer Roman hat bis heute immer wieder Philosophen Kunstler und Literaten zur gedanklichen und kunstlerischen Auseinandersetzung angeregt Literatur und Philosophie Bearbeiten Goethe las Jacques der Fatalist und sein Herr auf Schillers Empfehlung hin mit grossem Vergnugen Karl Marx legte es seinem Freund Engels ans Herz und wies ihn auf die Dialektik zwischen Herrn und Knecht hin Der Romantiker E T A Hoffmann schatzte das Buch ebenso wie die beiden Iren James Joyce und Samuel Beckett Hegel entwickelt in seiner Phanomenologie des Geistes die Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft nach dem Vorbild von Diderots Roman In der DDR griff Volker Brauns Hinze Kunze Roman von 1985 Diderots Werk auf Die Konstellation in der Herr und Diener auf ziellosen Reisen unterwegs sind versetzte er in die DDR Gegenwart wobei der Chauffeur des Parteisekretars wahrend der Dienstfahrten durchaus nicht wie Jacques zu freiherzigem Geplauder angeregt wird 21 Die einflussreiche DDR Germanistin Anneliese Loffler rezensierte den Roman ablehnend als absurd und anarchistisch 22 der stellvertretende Minister fur Kultur Klaus Hopcke musste sich in einem Disziplinarverfahren dafur rechtfertigen die Druckerlaubnis fur den Hinze Kunze Roman erteilt zu haben 23 Eine weitere Hommage an Diderot und seinen Roman stammt von dem elsassischen Autor Eric Emmanuel Schmitt Er hat sein Stuck La tectonique des sentiments 2008 das die Pommeraye Geschichte des Romans variiert Diderot gewidmet 2022 und 2023 erschienen die dialogisch philosophischen Werke Der Mann mit den Mullsacken 24 25 und Das Madchen auf dem Ei von Gunter Pohl als erste von drei Banden unter dem Obertitel Von der Ordnung der Welt Dabei handelt es sich dem Stil nach um eine in das 21 Jahrhundert eingepasste Hommage an den Dialog zwischen Jacques und seinem Herrn Bildende Kunst Bearbeiten Illustriert wurde die franzosische Ausgabe von 1922 von Joseph Hemard Bei der Maximilian Gesellschaft in Hamburg erschien eine bibliophile Ausgabe von Die Rache einer Frau die Pommeraye Episode mit Linolschnitten von Svato Zapletal Frank Stella malte in seiner Diderot Serie das Bild mit dem Titel Jacques le Fataliste 1974 26 Darstellende Kunst Bearbeiten Besonders fruchtbar war Diderot als Anreger fur Werke darstellender Kunst zumal er selbst den Dialog als Stilmittel bevorzugte 1870 schrieb der franzosische Theaterdichter Victorien Sardou das Stuck Fernand das die Pommeraye Episode behandelt Carl Sternheim bearbeitete ebenfalls die Pommeraye Episode zu einem Stuck mit dem Titel Die Marquise von Arcis das sich eng an Diderots Text halt und das 1918 von Kurt Wolff in Leipzig gedruckt wurde Milan Kundera schrieb 1971 eine Theaterfassung in tschechischer Sprache als hommage an Diderot Der Text der auch ins Englische und von Kundera selbst ins Franzosische ubersetzt worden ist erschien 2004 in Deutsch unter dem Titel Jacques und sein Herr 1975 schrieb der franzosische Komponist Georges Aperghis eine Kammeroper in drei Akten unter dem Titel Jacques le Fataliste Bereits 1921 wurde ein Film nach der Pommeraye Episode von Fritz Wendhausen gedreht unter dem Titel Die Intrigen der Madame la Pommeraye Auch der Film Die Damen vom Bois de Boulogne 1945 von Robert Bresson mit Dialogen von Jean Cocteau beruht auf dieser Episode Eine weitere Filmadaption des Buches ist Jacques le fataliste von 1993 des franzosischen Regisseurs Antoine Douchet in dem der Plot in das Frankreich der Gegenwart ubertragen wird 2005 wurde auf der Biennale in Venedig der portugiesisch franzosische Film O fatalista des Regisseurs Joao Botelho gezeigt der sich eng an die Romanvorlagen halt aber die Geschichte von Herr und Knecht von Chauffeur Tiago und seinem Patron in das Portugal von heute versetzt Zwei Fernsehfassungen wurden im franzosischen Fernsehen gezeigt Der Film von 1984 Jacques le fataliste et son maitre Regie Claude Santelli und 1991 Les amours de Jacques le fataliste nach der Theaterfassung im Theatre du 8e in Lyon und der Regie von Jacques Ordines Der franzosische Spielfilm Der Preis der Versuchung 2018 von Emmanuel Mouret mit Cecile de France in der Hauptrolle wurde ebenfalls von der Pommeraye Episode in Diderots Roman inspiriert 27 Hans Magnus Enzensberger der auch eine bibliophile Ausgabe der Mylius Ubersetzung in seiner Reihe Die Andere Bibliothek herausgebracht hat bearbeitete den Text unter dem Titel Diderots Schatten Unterhaltungen Szenen Essays zu einem so genannten Radio Roman der 1994 bei Suhrkamp in Frankfurt verlegt worden ist Textausgaben BearbeitenJacques le fataliste et son maitre In Contes et romans hrsg von Michel Delon Paris Gallimard Bibliotheque de la Pleiade 2004 ISBN 2 07 011595 X Jakob und sein Herr Ubersetzt von W Chr S Mylius Durchgesehen erganzt und mit einem Nachwort versehen von Horst Gunther Eichborn Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 8218 4178 8 Jacques der Fatalist und sein Herr Aus dem Franzosischen und mit einem Nachwort von Hinrich Schmidt Henkel Mit funf Unterhaltungen von Hans Magnus Enzensberger Berlin Matthes amp Seitz 2014 ISBN 978 3 88221 058 3 Bearbeitungen BearbeitenJakob und sein Herr Horspiel Nach dem Roman von Denis Diderot Adaption Hans Magnus Enzensberger Regie Manfred Marchfelder Sprecher Otto Sander Lothar Blumhagen Christian Bruckner Eine Produktion des Saarlandischen Rundfunks Aufnahme von 1979 Rottenburg Diderot Verlag 2006 2 CDs ISBN 978 3 936088 34 2 Literatur BearbeitenMonographien Aufsatze Line Carpentier Jacques le Fataliste Reihe Balises Œuvres Fernand Nathan Paris 2007 ISBN 2 09 182616 2 Erstfass 1989 ISBN 2 09 188603 3 Daniel Dorn Kontrafaktizitat und Fatalitat in Diderots Jacques le Fataliste et son Maitre in Denis Diderot zum 300 Geburtstag Hrsg von Wulf Kellerwessel u Werner Raupp Schwerpunktheft Aufklarung und Kritik Zeitschrift fur freies Denken und humanistische Philosophie 20 2013 Heft Nr 4 ISSN 0945 6627 S 152 160 Jean Firges Jacques le Fataliste et son maitre in dsb Denis Diderot Das philosophische und schriftstellerische Genie der franzosischen Aufklarung Biographie und Werkinterpretationen Sonnenberg Annweiler 2013 ISBN 978 3 933264 75 6 S 142 206 Entstehung und Interpretation Hans Hinterhauser Diderot als Erzahler Nachwort zu Diderot Das erzahlerische Gesamtwerk Hrsg Michel Butor Bd 4 Ullstein Frankfurt 1987 zuletzt 1991 ISBN 3 548 37145 0 S 203 246 Erich Kohler Est ce que l on sait ou l on va Zur strukturellen Einheit von Jacques le fataliste et son maitre In Jochen Schlobach Hrsg Denis Diderot WBG Darmstadt 1992 ISBN 3 534 09097 7 S 245 273 Originalbeitrag erschienen in Romanistisches Jahrbuch 16 1965 S 128 148 VolltextRainer Warning Illusion und Wirklichkeit in Tristram Shandy und Jacques le fataliste Fink Munchen 1965 Lexikonartikel S Albertan Coppola Jacques le fataliste et son maitre In Dictionnaire des œuvres litteraires de la langue francaise Ed de Jean Pierre de Beaumarchais Daniel Couty Bd 2 Paris 1994 S 992 994 ISBN 2 04 018552 6 S Albertan Coppola Diderot In Dictionnaire des lettres francaises Ed rev Paris 1995 S 403 412 Weblinks BearbeitenTextausgaben nbsp Wikisource Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache Erste im Druck erschienene Passage des Romans Ubers von Friedrich Schiller Quellen und Volltexte Jakob und sein Herr bei Zeno org Denis Diderot Jakob und sein Herr im Projekt Gutenberg DE Jacques le fataliste et son maitre Volltext in Wikisource franzosisches Original nach der Ausgabe Garnier 1875 77 S 9 287 Cinq heures Cafe de la Regence Le Neveu de Rameau Diderot Cie La Mazurka du Sang Noir 2004 Un film d Andre Villeroy et Brice Roustang Institut Europeen de Cinema et d Audiovisuel Universite Nancy 2Analysen und Kommentare Inhaltsangabe Interpretation Literaturangaben franzosisch Zusammenfassung und Text in franzosischer Sprache auf clicnet swarthmore edu Jacques der Fatalist Ringvorlesung der Universitat Kiel PDF 28 kB kopiergeschutzt Einzelnachweise Bearbeiten Alle Textzitate aus der Ullstein Werkausgabe in 4 Banden 3 Band Berlin 1987 S 152 S 152 Christof Rudek Diderots Moglichkeitssinn Anmerkungen zu Jacques le Fataliste et son Maitre in Literaturkritik de abgerufen am 1 Juli 2018 S 25 Erstmals unter dem Titel Uber Determinismus und moralische Freiheit Offenbach a M 1789 des Philosophen und Kant Anhangers Christian Wilhelm Snell S 254 255 S 63 Diderot stand mit seinem Gesamtwerk auf dem katholischen Index S 76 S 57 S 151 S 163 S 41 Erich Kohler Est ce que l on sait ou l on va Zur strukturellen Einheit von Jacques le fataliste et son maitre In Jochen Schlobach Hrsg Denis Diderot WBG Darmstadt 1992 ISBN 3 534 09097 7 S 249 S 15 Kohler 1992 S 265 Hinterhauser Diderot als Erzahler In Diderot Das erzahlerische Gesamtwerk Bd 4 1987 S 237f Wolf Lepenies Der weisse Tyrann In Suddeutsche Zeitung 17 Februar 2003 Vgl Volltext auf Wikisource Isabella von Treskow Franzosische Aufklarung und sozialistische Wirklichkeit Dennis Diderots Jacques le fataliste als Modell fur Volker Brauns Hinze Kunze Roman Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1996 Anneliese Loffler Wenn Inhalt und Form zur Farce gerinnen In Neues Deutschland 9 Oktober 1985 S 4 Vgl York Gothart Mix Ein Oberkunze darf nicht vorkommen Materialien zur 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