www.wikidata.de-de.nina.az
Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache ist der Titel einer Ubersetzung von Friedrich Schiller Er veroffentlichte sie 1785 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Rheinische Thalia und zwei Jahre spater mit dem hinzugefugten Untertitel Aus einem Manuskript des verstorbenen Diderot gezogen in der Thalia Friedrich Schiller 1794 Schiller wahlte eine Episode aus dem noch nicht publizierten Roman Jacques der Fatalist und sein Herr von Denis Diderot und formte daraus eine eigenstandige Erzahlung 1 In ihr geht es um eine Marquise die sich durch eine geschickt eingefadelte Intrige an ihrem ehemaligen Liebhaber rachen will Von der Schonheit und vorgespielten Sittsamkeit einer jungen Dame hingerissen heiratet er sie nach langer Werbung und erfahrt am nachsten Tag von ihrer Vergangenheit als Prostituierte Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehung und Hintergrund 3 Vorlage 4 Verfilmung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenFrau von P die Marquise eine reiche Witwe von Stande voll Klugheit Artigkeit und Welt aber stolz und von hohem Geist lasst sich nach langer fruchtloser Gegenwehr auf eine Beziehung mit dem Marquis von A ein der so so von der weiblichen Tugend denkt 2 Nach einigen Jahren fuhlt sie sich vernachlassigt und befurchtet seine Gefuhle konnten sich verfluchtigt haben Um dies zu prufen spielt sie ihm vor ihre Liebe ware erloschen was ihn zu dem Gestandnis veranlasst Ich war der erste bei dem sie aufhorte 3 Im Verlauf des gezwungenen Gesprachs gibt sie vor ihre ursprungliche Liebe in die zartlichste Freundschaft verwandeln zu wollen worauf er sich einlasst und bereits die Ruckkehr seiner Gefuhle ankundigt Tatsachlich ist sie tief verletzt und beschliesst sich an ihm zu rachen zum Schrecken der Manner die sich gelusten lassen eine Frau von Ehre zu betrugen 4 Sie trifft sich mit einer fruheren Bekannten aus der Provinz Mme Duquenoi die nach einem verlorenen Prozess in wirtschaftliche Not geraten ist und mit ihrer Tochter einer sehr schonen und gebildeten jungen Frau unter den Namen Madame und Mademoiselle Aisnon in Paris zehn Jahre lang in einem Gasthof ein Freudenhaus betreibt Um das widerwillig ausgeubte schimpflich e Handwerk aufgeben und gesellschaftlich aufsteigen zu konnen stimmt sie dem Plan der Marquise zu auf deren Kosten in ein anderes Stadtviertel zu ziehen dort ein frommes und bescheidenes Leben zu fuhren ihre Anweisungen zu befolgen und sie uber alle Vorgange zu informieren Nach einigen Monaten arrangiert Frau von P im koniglichen Garten eine scheinbar zufallige Begegnung der beiden Frauen mit dem Marquis von A mit dem sie sich nach wie vor trifft und den sie freundlich behandelt als ware nichts vorgefallen Wie erwartet ist er von der Tochter fasziniert und legt alles darauf an sie naher kennenzulernen So erkundigt er sich in den folgenden Monaten immer wieder nach den beiden lasst sie beobachten und erfahrt dass sie regelmassig in die Kirche gehen und ein gottesfurchtiges Leben zu fuhren scheinen Er gesteht der Marquise seine Leidenschaft die so weit geht den Frauen in die Messen zu folgen Die Tochter ihrer Freundin o sie hat einen tiefe Wirkung auf meine Herz gemacht 5 Viele Versuche sie mit Geschenken fur sich zu gewinnen scheitern an der bigotten Haltung der beiden und selbst der bestochene Beichtvater kann durch seine Reden und Einflusterungen ob sie es denn wagen konne sich der Leidenschaft eines Mannes zu widersetzen ja ihn sterben zu lassen 6 und einen ubermittelten Liebesbrief nichts ausrichten Als der verzweifelte Marquis sehr viel Geld verspricht und ein Kastchen mit kostbaren Juwelen schickt sind die Frauen bereit auf den Handel einzugehen Frau von P aber droht das Lugengebaude einsturzen zu lassen wenn ihre Anweisungen nicht befolgt werden und zwingt die beiden den wertvollen Schmuck zuruckzusenden Selbst die Halfte seines Vermogens und eine Leibrente mussen sie nach einer heftigen Unterredung ausschlagen Endlich ist der Marquis bereit die Angebetete zu heiraten Seine Freundin heuchelt Besorgnis ubermittelt indes den Heiratsantrag und zwei Wochen spater wird die Ehe geschlossen Am nachsten Tag bestellt Frau von P den Marquis zu sich schockiert ihn mit der Vergangenheit seiner Ehefrau und lasst ihn in ihre Seele blicken Eine edle Frau hat sich Ihnen ganz hingegeben Sie haben sie nicht zu erhalten gewusst ich bin diese Frau aber sie hat vergolten Verrater und dich auf ewig mit einer verbunden die deiner wurdig ist 7 Wider Erwarten der Marquise sturzt die Mesalliance ihren ehemaligen Geliebten jedoch nicht ins Ungluck Zwar ist er zunachst entsetzt stosst seine Frau von sich und verflucht sie vergibt ihr aber nach einer vierzehntagigen Reise als er ihre tiefe Reue uber die Intrige sieht Sie erzahlt ihm ihr trauriges Schicksal und versichert ihm glaubhaft dass ihr Herz von dem ihr aufgezwungenen Gewerbe nicht vergiftet worden sei Seine Schwiegermutter verbannt er dagegen in ein Kloster wo sie bald darauf stirbt Er lernt seine Frau zu schatzen und verbringt drei Jahre auf seinen Gutern ausserhalb von Paris mit ihr das glucklichste Ehepaar ihrer Zeiten 8 Der Erzahler verteidigt abschliessend die Marquise gegenuber der vermuteten Emporung des Lesers Das Rankespiel sei eine verstandliche Reaktion auf die Krankung der Frau von P Hassen und furchten mag er sie nicht aber verachten habe sie des launenhaften Mannes wegen doch viele Opfer gebracht seinem Geschmacke sklavisch gehuldigt und ihren Ruf als Muster der Tugend verspielt indem sie seinetwegen zu dem gemeinen Haufen heruntergesturzt sei 9 In einem Nachwort halt Schiller diese Verteidigung fur unwirksam Diderot wird dennoch schwerlich den Abscheu hinwegrasonnieren den diese unnaturliche That notwendig erwecken muss 10 Er lobt jedoch die kuhne Neuheit dieser Intrige Entstehung und Hintergrund BearbeitenNach dem Tode Diderots gelangte eine Abschrift seines Romans in den Besitz Wolfgang Heribert von Dalbergs des Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters an den Schiller sich nach der Urauffuhrung seines Dramas Die Rauber mehrfach wegen weiterer Projekte gewandt hatte Er uberreichte Schiller den Text mit der Bitte ihn zu ubersetzen 11 Wie dieser im Nachwort schrieb war er von der kuhne n Neuheit dieser Intrige der unverkennbare n Wahrheit der Schilderung der schmucklose n Eleganz der Beschreibung derart fasziniert dass er der Versuchung nicht widerstehen konnte sie zu ubersetzen 12 Die franzosische Erstausgabe des Romans erschien erst zwolf Jahre nach dem Tod des Verfassers in Paris und somit nach Schillers Teilubersetzung ins Deutsche Schillers deutsche Version wiederum wurde 1793 ins Franzosische zuruckubersetzt und eigenstandig veroffentlicht 13 15 Jahre spater befasste Schiller sich erneut mit Diderot und uberarbeitete die Erzahlungen Die Nonne und Die neue Pamela die seine Frau Charlotte aus dem Franzosischen ubersetzt hatte und die im Marz und Mai 1800 in der Zeitschrift Flora veroffentlicht wurden 14 Vorlage Bearbeiten nbsp Denis Diderot Gemalde von Louis Michel van Loo 1767In seinem Roman schickt Diderot die beiden Protagonisten Jacques und seinen adligen Herrn durch Frankreich und lasst sie dabei uber allerlei amourose Abenteuer plaudern wahrend sich der allwissende Erzahler haufig mit Bemerkungen und Reflexionen einmischt Die so entstandene scheinbar ungeordnete Handlungsstruktur lasst den Einfluss des Romans Tristam Shandy von Laurence Sterne erkennen 15 In der von Schiller aufgegriffenen Episode geht es um die Rache der Madame de La Pommeraye an ihrem ehemaligen Liebhaber dem Marquis des Arcis der sie erobert und nach einigen Jahren fallenlasst In seiner Ubertragung wich er von der Vorlage in mehrfacher Hinsicht ab So strich er die Rahmenhandlung verzichtete auf die Ich Form und die zahllosen Unterbrechungen und Bemerkungen des Erzahlers behielt das Personal aber bei aus Madame de La Pommeraye machte er Frau von P 16 und forcierte den Fortgang der Entwicklung 17 Schiller bemuhte sich um eine eingangige Diktion und griff auch auf umgangssprachliche Redewendungen zuruck Um den deutschen Lesern entgegenzukommen verzichtete er darauf die hofisch galanten Formeln der Vorlage zu ubernehmen die bei Diderot allerdings ironisch gebrochen sind 18 Wie Peter Andre Alt erlautert verzichtete Schiller auf die differenzierte Darstellung aristokratischer Wendungen weil es in Deutschland keine mit Frankreich vergleichbare einheitliche Sprachkultur gab auf die er sich hatte beziehen konnen So vermied er die Ubernahme katholischer Frommigkeitsformeln die bei den Anweisungen Madame de La Pommerayes an die beiden gefallenen Frauen fur ihre Rolle als sittsame Burgersfrauen eine Rolle spielen und von Diderot ebenfalls ironisch dargestellt worden waren 19 Verfilmung Bearbeiten1987 wurde der Stoff unter diesem Titel vom DDR Fernsehen verfilmt Regie fuhrte Bodo Furneisen die Hauptrollen spielten Michael Gwisdek Annekathrin Burger und Zuzana Tluckova 20 Literatur BearbeitenPeter Andre Alt Zum historischen Standort von Schillers Erzahlkunst In Schiller Leben Werk Zeit Eine Biographie Band I Verlag C H Beck Munchen 2000 S 480 481 Helga Meise Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache Aus einem Manuskript des verstorbenen Diderot gezogen 1785 In Matthias Luserke Jaqui Hrsg Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart 2005 S 302 305Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten So Helga Meise Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache Aus einem Manuskript des verstorbenen Diderot gezogen 1785 In Matthias Luserke Jaqui Hrsg Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart 2005 S 302 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 458 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 461 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 463 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 475 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 480 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 486 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 490 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 490 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache Wikisource Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart Anmerkungen S 1188 Friedrich Schiller Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache In Friedrich Schiller Samtliche Werke Band III Gedichte Erzahlungen Ubersetzungen Deutscher Bucherbund Stuttgart S 492 Peter Andre Alt Zum historischen Standort von Schillers Erzahlkunst In Schiller Leben Werk Zeit Eine Biographie Band I Verlag C H Beck Munchen 2000 S 480 Peter Andre Alt Zum historischen Standort von Schillers Erzahlkunst In Schiller Leben Werk Zeit Eine Biographie Band I Verlag C H Beck Munchen 2000 S 480 Jorg Drews Jacques le fataliste et son maitre In Walter Jens Hrsg Kindlers Neues Literatur Lexikon Band 4 S 671 Helga Meise Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache Aus einem Manuskript des verstorbenen Diderot gezogen 1785 In Matthias Luserke Jaqui Hrsg Schiller Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart 2005 S 302 Peter Andre Alt Zum historischen Standort von Schillers Erzahlkunst In Schiller Leben Werk Zeit Eine Biographie Band I Verlag C H Beck Munchen 2000 S 480 Peter Andre Alt Zum historischen Standort von Schillers Erzahlkunst In Schiller Leben Werk Zeit Eine Biographie Band I Verlag C H Beck Munchen 2000 S 481 Peter Andre Alt Zum historischen Standort von Schillers Erzahlkunst In Schiller Leben Werk Zeit Eine Biographie Band I Verlag C H Beck Munchen 2000 S 481 Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache in der Internet Movie Database englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Merkwurdiges Beispiel einer weiblichen Rache amp oldid 208863518