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Eine Interessenvertretung auch Interessengruppe seltener Interessensvertretung oder Interessensgruppe 1 ist eine Person Gruppe oder Institution die Interessen einer bestimmten Gesellschafts Wirtschafts oder Berufsgruppe definieren und vertreten soll Interessenvertretungen werden auch nicht selten negativ konnotiert als Lobbys bezeichnet 2 Oft treten solche Vertretungen in Konfliktsituationen als Pressure Groups auf die auf Entscheidungstrager Druck auszuuben versuchen Je hoher die Wahrscheinlichkeit ist dass ein solcher Druck zum Erfolg fuhrt desto machtiger ist die Interessenvertretung Inhaltsverzeichnis 1 Grundgedanke 2 Formenvielfalt 3 Strategien der Einflussnahme 3 1 Offentlichkeitsarbeit 3 2 Lobbyismus 3 3 Stellungnahme 4 Probleme 5 Rechtsgrundlagen 5 1 Deutschland 6 Europaische Union 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGrundgedanke BearbeitenDer Begriff des Interessenverbandes ist definiert als Ein freiwilliger oder durch verschiedene Formen des Zwanges erfolgter Zusammenschluss von naturlichen oder juristischen Personen der zu einem Mindestmass verfasst ist um Interessen der Mitglieder entweder selbst zu verwirklichen oder durch Mitwirkung oder Einwirkung auf Gemeinschaftsentscheidungen durchzusetzen ohne selbst die Ubernahme politischer Verantwortung anzustreben 3 Grundgedanke der Interessenvertretung ist immer die Mitbestimmung das heisst Menschen und Unternehmen die von gesellschaftlichen oder anderen Entscheidungen und Entwicklungen betroffen sind die Gelegenheit der Mitsprache und daruber hinaus der Beteiligung an Entscheidungen zu geben Dies dient dem sozialen Frieden und ist meist zweckbezogen Da aber nicht alle mit allen zugleich beraten und verhandeln konnen ist es in der Regel erforderlich dass die vertretenen Personen innerhalb der Interessenvertretung die Moglichkeit haben gemeinschaftlich und demokratisch eine einheitliche Position zu entwickeln die dann von den Mitgliedern getragen und von den Vertretern nach aussen artikuliert wird Formenvielfalt BearbeitenDie Interessen leiten sich meistens direkt oder indirekt aus den Grundrechten ab Nach diesen Interessenfeldern lassen sich die Interessenvertretungen gliedern zum Beispiel Arbeit Verbraucher usw In der Demokratie werden sie durch Versammlungsfreiheit Vereinigungsfreiheit usw geschutzt Manche Interessenvertretungen werden durch gesetzliche Grundlagen ausdrucklich untermauert zum Beispiel Betriebsrate durch das Betriebsverfassungsgesetz andere beruhen ausschliesslich auf privater Initiative z B ADAC Burgerinitiativen Wenn sie als Vereinigung oder Korperschaft eine relevante Grosse und Rechtsform zum Beispiel Verein erreicht haben spricht man von Interessenverbanden Zur Interessenvertretung zahlen aber auch Betriebsrate Personalrate Schulerrate Fachschaftsrate Elternversammlungen in Schulen und Kindergarten Heimrate in Seniorenanlagen und viele mehr im Bereich der Selbstverwaltung und Mitbestimmung Im politischen Kontext fasst man unter Interessenvertretungen die berufsstandischen Vertretungen Unternehmer und Wirtschaftsbunde dafur verwendet man auch den Ausdruck Sozialpartnerschaft die Regionalvertreter Kommunen Regionalverbande gegenuber den gesamtstaatlichen Organen Fachverbande und ahnliche zusammen Strategien der Einflussnahme BearbeitenDie Strategie der Einflussnahme sind vielfaltig Wahrend die outside strategy sich primar an die Offentlichkeit richtet und zu deren Mobilisierung dient bezeichnet die inside strategy eine eher traditionelle Form des Lobbyismus welcher meist von wirtschaftlichen Interessen getragen wird Beide Strategien versuchen an verschiedenen Punkten des Politikzyklus anzusetzen 4 Offentlichkeitsarbeit Bearbeiten Jede Interessenvertretung muss sich insbesondere der Kritik der anderen Seite stellen weil es gesellschaftliche Gruppen mit entgegengesetzten Interessen gibt Interessenkonflikt Die Auseinandersetzungen werden in der Regel auch uber die Medien und die Offentlichkeit ausgetragen Eine Offentlichkeitsarbeit nach aussen und auch nach innen Information der Mitglieder ist demzufolge notwendiger Bestandteil einer Interessenvertretung Bei der institutionell verankerten Interessenvertretung ist auch zu berucksichtigen dass zum Beispiel Informationen aus der Mitwirkung in einem Verwaltungsrat oftmals dem Amtsgeheimnis unterliegen vgl Verwaltungsverfahrensgesetz im Betriebsrat Schweigepflicht uber die Beratungen mit Mitarbeitern einzuhalten ist und im Personalrat bei schwebenden Verfahren Stillschweigen gilt Lobbyismus Bearbeiten Ein wesentliches Merkmal des Lobbyismus ist sein Projektcharakter 5 Im Gegensatz zur Offentlichkeitsarbeit der Interessenverbande welche als dauerhafte Austauschbeziehung mit der Politik verstanden werden kann erfolgt Lobbyismus punktuell innerhalb spezifischer Rahmenbedingungen und mit dem Ziel die Chancen zur Durchsetzung einzelner Interessen zu erhohen Stellungnahme Bearbeiten In Deutschland gibt es fur Interessenverbande durch die Gemeinsame Geschaftsordnung der Bundesministerien eine Moglichkeit der Interessenvertretung die sich zwischen Offentlichkeitsarbeit und Lobbyismus bewegt 47 GGO schafft eine Grundlage fur die Beteiligung betroffener Verbande im Rahmen von Gesetzgebungsverfahren 6 Das jeweils zustandige Fachministerium ist gehalten betroffene Verbande zu einer Stellungnahme aufzufordern Allerdings gibt es fur die Verbande keinen Rechtsanspruch auf Ubernahme ihrer Argumente in die Regelung Probleme BearbeitenEin Grundproblem kann sich entwickeln wenn eine Interessenvertretung ohne Einbezug ihrer Basis agiert d h des Personenkreises den sie vertreten sollen und der sie z T gewahlt hat Eine Meinung von der nicht sichergestellt ist dass sie von der eigenen Basis mehrheitlich gewunscht verstanden und getragen wird ist in der Regel auch nach aussen unglaubwurdig und beschadigt das Ansehen und die Macht der Interessenvertretung Ferner konnen sich auch Interessenvertretungen entwickeln die zwar die okonomischen Bedurfnisse ihrer wirtschaftlich oder politisch starken Mitglieder wahren aber den Interessen der Gesellschaft gegebenenfalls schaden konnen Ursachen konnen fehlendes Bewusstsein fur die gesellschaftliche Verantwortung und die moglicherweise schadhaften Auswirkungen des eigenen Handelns auf andere oder auch ein Beharren auf Ideologien sein In totalitaren Staaten widerfahrt den Interessenvertretungen die Gleichschaltung und Kontrolle durch den Staat In diesem Zusammenhang steht die Frage ob sich Interessenvertretungen eng an ihre eigentliche Zweckbestimmung halten mussen oder ob ihre gesellschaftliche Verantwortung es zugleich sogar verlangt dass sie zu anderen politischen Themen Stellung nehmen Zum Beispiel ist an den Hochschulen das Allgemeinpolitische Mandat umstritten Rechtsgrundlagen Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Deutschland Bearbeiten Eine gesetzliche Grundlage fur die Bildung von Interessengruppen wurde 1869 mit der Gewerbefreiheit sowie 1867 mit der Festlegung der Koalitionsfreiheit geschaffen Im preussischen Kaiserreich und der Weimarer Republik herrschte oftmals eine sehr enge Parteibindung zwischen den Verbanden und den politischen Parteien vor Die Rechtsgrundlage fur Betriebsrate ist im Betriebsverfassungsgesetz festgelegt Schon 1920 gab es das Betriebsrategesetz Personalrate folgten in den 1920er Jahren Die Arbeit der Personalrate ist in den Mitbestimmungsgesetzen der Lander geregelt zum Beispiel im Landespersonalvertretungsgesetz Berlin LPersVG Auch die Allgemeinen Studierendenausschusse AStA entstanden in den 1920er Jahren Ihre Arbeit ist den Hochschulgesetzen der Lander geregelt In Bayern gibt es jedoch keine Regelungen Dort arbeiten provisorisch die Unabhangigen Studierendenausschusse UStA an den Hochschulen Auch die Mitbestimmung in Seniorenheimen ist gesetzlich geregelt Heimmitwirkungsverordnung In Studentenwohnheimen ergaben sich Rechtsgrundlagen nur aus den Forderbestimmungen zum Beispiel Bundesjugendplan Die Schaffung von Mieterbeiraten im sozialen Wohnungsbau wurden Anfang der 1980er Jahre von der sozialliberalen Koalition diskutiert aber es wurden keine Rechtsgrundlagen dafur geschaffen Trotz des Fehlens rechtlich verbindlicher Vorgaben hat der Berliner Senat seine landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften verpflichtet bei den Unternehmen demokratisch gewahlte Mieterbeirate zur Vertretung der Mieterinteressen zu bilden und Leitlinien fur die Zusammenarbeit vereinbart Zur Starkung der Mietermitbestimmung hat er zum 1 Januar 2016 die Bildung von Mieterraten bei diesen Unternehmen beschlossen 7 Europaische Union Bearbeiten Hauptartikel Europaische Interessenvertretung In der Europaischen Union besteht eine umfassende Praxis der Einbindung von Interessenvertretern Im Artikel 11 des Vertrags uber die Europaische Union 8 sind Grundsatze fur Konsultation und Partizipation festgelegt Siehe auch BearbeitenPolitikberatung Verband Recht Literatur BearbeitenMarco Althaus Sven Rawe u a Hrsg Public Affairs Handbuch Florian Busch Janser Staat und Lobbyismus Eine Untersuchung der Legitimation und der Instrumente unternehmerischer Einflussnahme ISBN 3 938456 00 0 Alexander Classen Interessenvertretung in der Europaischen Union Zur Rechtmassigkeit politischer Einflussnahme Springer VS Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 658 05410 6 Steffen Dagger Manuel Lianos Neues Spiel neues Gluck Public Affairs in Brussel In Politik amp Kommunikation Nr 21 11 2004 pdf Steffen Dagger Energiepolitik amp Lobbying Die Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes EEG 2009 ibidem Verlag Stuttgart 2009 ISBN 3 8382 0057 8 Willi Dickhut Gewerkschaften und Klassenkampf Verlag Neuer Weg Dusseldorf 1988 ISBN 3 88021 169 8 Thomas Leif Rudolf Speth Hrsg Die funfte Gewalt Lobbyismus in Deutschland Wiesbaden 2006 Mirco Milinewitsch Professionalisierung der Interessenvermittlung durch externes Public Affairs Management ISBN 3 938456 50 7 Adi Ostertag K Buchholz K Klesse R Schmidt Mitbestimmung und Interessenvertretung Qualifizierte Mitbestimmung in Theorie und Praxis Bund Verlag Koln 1981 ISBN 3 7663 0504 2 Martin Schwarz Kocher Eva Kirner Jurgen Dispan Angela Jager Ursula Richter Bettina Seibold Ute Weissfloch Interessenvertretungen im Innovationsprozess Der Einfluss von Mitbestimmung und Beschaftigtenbeteiligung auf betriebliche Innovationen Edition Sigma Berlin 2011 ISBN 978 3 8360 8725 4 Ulrich Willems Thomas von Winter Interessenverbande als intermediare Organisationen Zum Wandel ihrer Strukturen Funktionen Strategien und Effekte in einer veranderten Umwelt In Dieselben Hrsg Interessenverbande in Deutschland Wiesbaden 2007 S 13 50 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Interessenvertretung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Interessenvertretung im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Duden Stichwort Interessenvertretung und Interessengruppe Lobby Lobbyismus In Gerd Schneider Christiane Toyka Seid Das junge Politik Lexikon von www hanisauland de Bonn Bundeszentrale fur politische Bildung 2021 Zit nach Heinz Sahner Vereine und Verbande in der modernen Gesellschaft In Heinrich Best Hrsg Vereine in Deutschland Vom Geheimbund zur freien gesellschaftlichen Organisation Bonn 1993 S 11 118 dort S 26 Willems von Winter 2007 Interessenverbande als intermediare Organisationen Zum Wandel ihrer Strukturen Funktionen Strategien und Effekte in einer veranderten Umwelt S 35 Leif Speth 2006 Die funfte Gewalt Lobbyismus in Deutschland S 14 Gemeinsame Geschaftsordnung der Bundesministerien Memento vom 16 September 2012 im Internet Archive Berliner Wohnraumversorgungsgesetz WoVG Bln GVBl Nr 25 vom 5 Dezember 2015 Seite 422 426 amtlicher TextNormdaten Sachbegriff GND 4120500 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Interessenvertretung amp oldid 236714136