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Ich war neunzehn ist eine DEFA Produktion in der die Geschichte des jungen Deutschen Gregor Hecker erzahlt wird der im April 1945 als Leutnant der Roten Armee nach Deutschland zuruckkehrt 11 Jahre zuvor waren seine Eltern mit ihm aus Koln nach Moskau emigriert Als Angehoriger einer Propaganda Einheit soll er unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkriegs die letzten noch kampfenden Wehrmachtssoldaten zur Kapitulation uberreden FilmTitel Ich war neunzehnProduktionsland DDROriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1968Lange 115 MinutenAltersfreigabe FSK 12StabRegie Konrad WolfDrehbuch Wolfgang Kohlhaase Konrad WolfProduktion DEFA KAG Babelsberg Kamera Werner BergmannSchnitt Evelyn CarowBesetzungJaecki Schwarz Gregor Hecker Wassili Liwanow Wadim Geiman Alexei Eiboschenko Sascha Ziganjuk Galina Polskich sowjetische Soldatin Jenny Grollmann deutsches Madchen Michail Glusski sowjetischer General Anatoli Solowjow Starschina Kalmursa Rachmanow Tschingis Rolf Hoppe Etappenmajor Behring Wolfgang Greese Landschaftsarchitekt Johannes Wieke Oberst Lewerenz Jurgen Hentsch Oberleutnant Schenk Adjutant Kurt Bowe SS Sturmbannfuhrer Klaus Manchen Blinder Soldat Walter Bechstein 1 befreiter Haftling Hermann Beyer 2 befreiter Haftling Werner Wenzel 3 befreiter Haftling Dieter Mann Willi Lommer Tscheslaw Moissejew Adjutant Hermann Wagemann Drucker Martin Trettau Gefangener in Oranienburg Achim Schmidtchen Marineoffizier Der Film verarbeitet die personlichen Erlebnisse des Regisseurs Konrad Wolf und seines Freundes Hauptmann Wladimir Gall Eine zentrale Frage ist wie die deutsche Kulturnation die einen Johann Sebastian Bach hervorgebracht und mit der Hecker nur noch die Sprache gemeinsam hat dem verbrecherischen Nationalsozialismus verfallen konnte Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Dramaturgie 3 Hintergrund 4 Kritiken 5 Auszeichnungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenAm 16 April 1945 ziehen der Deutsche Gregor Hecker als Soldat der Roten Armee mit seiner kleinen Truppe im Gefolge der 48 Armee von der Oder her kommend durch Brandenburg nach Westen Gregor Heckers Eltern sind deutsche Kommunisten die noch vor dem Zweiten Weltkrieg in die Sowjetunion fliehen konnten Als die Truppe nach Bernau kommt das nach der Besetzung durch sowjetischen Panzerspitzen inzwischen wieder geraumt worden ist wird Hecker kurzerhand zum Kommandanten der Stadt ernannt Mit einer Handvoll Leuten versucht er eine Kommandantur einzurichten Sie kommen mehrfach mit Zivilisten in Kontakt darunter ein heimatloses Madchen das um schutzende Unterkunft bittet Heckers Abteilung macht Quartier fur den Stab und stosst dabei auf eine uberraschte Heeresintendantur der Deutschen Der deutsche Etappenmajor Behring will sich ordnungsgemass telefonisch in sowjetische Gefangenschaft abmelden was bei seiner vorgesetzten Dienststelle auf Unglauben stosst Um einen Beweis zu liefern reicht er das Telefon den Russen die sich damit einen Scherz erlauben In Sachsenhausen treffen Hecker und Sascha Ziganjuk ihren Vorgesetzten Wadim Geiman Der versucht einen deutschen Soldaten vor der Rache sowjetischer Soldaten zu retten die gerade das KZ Sachsenhausen befreit haben Geiman kann zunachst verhindern dass der deutsche Soldat erschossen wird Als sie sich auf den Weg Richtung Lager machen ist jedoch ein Schuss zu horen der das Schicksal des Soldaten verkundet Die folgende Szene ist dem Dokumentarfilm Todeslager Sachsenhausen 1946 von Richard Brandt entnommen 1 Darin berichtet der als Henker von Sachsenhausen bekannte Paul Sakowski wie er Haftlinge in der Gaskammer mit Blausaure Gas sowie einer als Messlatte getarnten Genickschussanlage ermordete Sakowski erklart die Nationalitat der Haftlinge sei uberwiegend russisch gewesen Die im Lager ermordeten Juden erwahnt der Film nicht 2 Kurz darauf besuchen die Soldaten einen Landschaftsarchitekten der das Phanomen des Nationalsozialismus als unausweichlich und im deutschen Wesen angelegt zu entschuldigen versucht Sie diskutieren uber den Philosophen Immanuel Kant Geiman erhalt am 30 April 1945 den Sonderauftrag die Ubergabe der Zitadelle Spandau zu verhandeln und nimmt Hecker als Dolmetscher mit Gemeinsam treten sie vor das verbarrikadierte Tor der waffenstarrenden Festung Der Festungskommandant Oberst Lewerenz und sein Adjutant klettern mit einer Strickleiter zu ihnen hinunter Wahrend die anderen Offiziere in der Festung uber die Kapitulation beraten erklart der Kommandant vor dem Tor den Ehrenkodex deutscher Offiziere Auf die Meldung von der Ablehnung des Kapitulationsangebots verlangt Geiman sich direkt an die Offiziere wenden zu durfen Die beiden sowjetischen Offiziere klettern gemeinsam mit den deutschen in die Festung Wahrend Geiman versucht den Offizieren die Aussichtslosigkeit ihrer Lage klarzumachen zeichnet an anderer Stelle in der Festung ein SS Obersturmbannfuhrer einen Hitlerjungen aus der einen sowjetischen Panzer zerstort und ein Mitglied der Besatzung erschossen hatte Der SS Mann lobt die Opferbereitschaft der Jugend und hetzt gegenuber dem Adjutanten uber den Verrat der Wehrmachtsoffiziere in diesem Schicksalskampf Sein Vorhaben die Parlamentare zu erschiessen wird vom Adjutanten verhindert indem dieser als er die beiden wieder nach draussen geleiten soll die Gelegenheit zur Flucht nutzt Wenig spater ergibt sich die Festung An den Erfolg in Spandau schliesst sich ein weiterer Freudentag an der 1 Mai Der Fahrer der Gruppe Tschingis Kalmursa Rachmanow kurvt dementsprechend frohlich im Slalom um LKW Wracks auf der verlassenen Autobahn In einem der zerschossenen Lastwagen trifft Hecker auf einen blinden deutschen Soldaten aus Magdeburg stammend der ihn wiederum fur einen seiner Kameraden halt Trotz seiner schweren Verwundung blickt er hoffnungsvoll in die Zukunft nicht wissend dass die Russen die Grenze uberschritten haben Am Abend findet eine grosse Feier statt Dabei sturzt der betrunkene Hecker beim Balancieren auf der Mauer und hort die Stimme seiner Mutter die sich daruber beklagt dass er alles viel zu fruh tut Rauchen Schnaps trinken Spater wird er Zeuge des Gefuhlsausbruchs eines befreiten deutschen Kommunisten der lautstark fordert alle Nazis aufzuhangen da sich ansonsten alles in 20 Jahren wiederholen wurde Der anwesende General beschwichtigt ihn Rache sei kein guter Ratgeber schon gar nicht fur die Zukunft Auf dem Ruckweg nach Spandau am nachsten Tag wo sie die Kommandantur unterstutzen sollen setzen Hecker und seine Gefahrten zwei der Kommunisten ab Der eine wird in einem Ort der von den alten Machthabern verlassen wurde als Burgermeister eingesetzt Mit dem anderen unterhalt sich Hecker auf der Fahrt unter anderem daruber was er nach dem Krieg machen mochte bis sich an einem Kontrollpunkt ihre Wege trennen Inzwischen herrscht fast schon Normalitat doch die Ruhe trugt Deutsche Truppen brechen aus dem Kessel von Berlin aus und versuchen als sowjetische Einheiten getarnt nach Westen zu gelangen Einem Uberraschungsangriff konnen Hecker und seine Kameraden gerade noch entkommen Angesichts der neuen Lage hat ihre Maxime Blutvergiessen zu vermeiden keine Prioritat mehr An einem kleinen Flussubergang richten sie sich ein und versuchen uber Lautsprecher die deutschen Soldaten zur Aufgabe zu bewegen Zunachst haben sie keinen Erfolg Doch als Hecker sich mit einer einfacheren Botschaft an sie wendet kommen die Ersten und ergeben sich Bald haben die drei Sowjetsoldaten eine stattliche Anzahl Gefangene gemacht Die Lage scheint wieder normal einen Panzer der sie verstarken soll schickt Ziganjuk wieder fort In Willi Lommer einem deutschen Unteroffizier aus Berlin findet Gregor eine verwandte Seele Bei einem Feueruberfall marodierender SS Truppen auf die Gruppe Gefangener greift Lommer zusammen mit der sowjetischen Einheit zur Waffe Nach dem Feuergefecht ziehen sich die SS Truppen zuruck Ziganjuk aber ist gefallen Voller Wut und Schmerz schreit Hecker den Schutzen durch seinen Lautsprecher hinterher sie zu verfolgen sie zu stellen und sie von der gesamten Erde zu verjagen damit nie wieder geschossen wird Bevor sich die Gefangenenkolonne in Bewegung setzt ubergibt Lommer Hecker einen Brief fur seine Familie mit der Bitte ihn abzugeben Hecker verspricht es ihm Wahrend fur Lommer nun die Gefangenschaft beginnt steigt die kleine Einheit in den mit Einschussen ubersaten Lastwagen und fahrt davon Dramaturgie BearbeitenDie Begebenheiten des Films werden aus Sicht des Helden Gregor Hecker erzahlt und umfassen die Tage vom Beginn der sowjetischen Offensive an der Oder am 16 April bis zum 2 Mai 1945 Die Erlebnisse werden wie in einem Tagebuch chronologisch datiert und dokumentarisch nuchtern erzahlt Eindrucke von verschiedenen Personen und deutschen Kriegsverbrechen wie dem Angriffskrieg gegen die Sowjetunion dem Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen oder der Strategie der Verbrannten Erde im Ostfeldzug aber auch von der Verfolgung der deutschen Antifaschisten sowie Flucht und Vertreibung setzen sich mosaikartig zusammen abgerundete Schicksale sind aber nicht zu erkennen 3 Hintergrund BearbeitenMit der Unterstutzung der Sowjetarmee und der Nationalen Volksarmee begannen die Filmaufnahmen im Januar 1967 Ich war neunzehn wurde mit einem Budget von 2 077 000 Mark der DDR produziert 4 Der Film kam am 2 Februar 1968 in die DDR Kinos einen Tag zuvor hatte er seine Urauffuhrung im Berliner Kino International 5 In den ersten sechs Monaten sahen ihn etwa 2 500 000 Besucher 6 Insgesamt erreichte er in der DDR 3 317 966 Zuschauer 7 Fur die Szene der Ubergabeverhandlungen vor dem Tor der Zitadelle Spandau wurde das Tor in der Festung Kustrin nachgebaut Einige Aussenaufnahmen stimmen daher nicht mit den tatsachlichen Gegebenheiten in Spandau uberein Die Aussenansichten wurden zum Teil aus Archivbestanden eingefugt und fanden grosstenteils an Originalschauplatzen in der Mark Brandenburg Autobahnbrucke uber die Havel bei Toplitz Doppelbrucke uber den Oder Havel Kanal bei Borgsdorf Pinnow Bernau bei Berlin Schloss Sanssouci statt Weitere Aufnahmen entstanden in den Ateliers der DEFA dem heutigen Studio Babelsberg in Potsdam 8 sowie im ehemaligen VEB Lokomotivbau Karl Marx Orenstein amp Koppel in Potsdam Babelsberg welches seit 2006 als erweiterte Studioflache ebenfalls zum Filmgelande der Studio Babelsberg AG gehort 9 10 Sein Lebenslauf ermoglichte es DEFA Regisseur Konrad Wolf auch damalige Tabuthemen der Nachkriegszeit wie die Vergewaltigung deutscher Frauen durch Soldaten der Roten Armee zu thematisieren 11 Dieses Thema versuchte er ausserst behutsam darzustellen und verwarf seine ursprungliche Filmidee von verangstigten fluchtenden Frauen die die Stadtkommandantur aufsuchen indem er stattdessen ein junges Madchen Folgendes sagen lasst Lieber mit einem als mit jedem 11 Kritiken Bearbeiten Der nach Erinnerungen Konrad Wolfs facettenreich in Episoden gestaltete Antikriegsfilm beschreibt ohne Pathos und Larmoyanz die Schrecken des Krieges und macht die Schuld der Deutschen deutlich Dabei bemuht er sich um ein Hochstmass an Authentizitat verzichtet auf Idealisierungen und stellt Menschen mit ihren Eigenheiten und Schwachen dar Trotz der parteilichen Emotionalitat bleibt genugend Raum fur eigene Assoziationen Lexikon des internationalen Films 12 Die Schwierigkeit und das Bemuhen des Protagonisten die Szenerie des Deutschlands von 1945 zu verstehen reflektiert sich in der Art wie dieses oft bruchstuckhafte und elliptische Material prasentiert wird es ist gepragt von der lebendigen Erfahrung noch nicht umgeben und abgetotet von der Kruste historischer Einordnung und Bewaltigung Ulrich Gregor Geschichte des Films 13 Es ist in erster Linie ein Film uber menschliches Verhalten Denken in jener Zeit sehr subtil genau beobachtet sich uber viele Details vermittelnd und atmospharisch dicht sowie emotional eindringlich so entsteht ein plastisches Mosaik jener letzten Kriegstage RBB Rezension zur Fernsehausstrahlung vom 14 Mai 2006Auszeichnungen Bearbeiten1968 Nationalpreis I Klasse 1969 Heinrich Greif Preis I Klasse 1969 Bester Jugendfilm auf der Jugendfilmwoche Halle 1975 Kunstpreis der Gesellschaft fur Deutsch Sowjetische Freundschaft DSF Literatur BearbeitenHolger Sudkamp Ich war neunzehn Zur filmischen und politischen Bedeutung von Konrad Wolfs DEFA Film In Europaische Geschichtsdarstellungen Diskussionspapiere Interdisziplinare Arbeiten zu Historiographie Geschichtserzahlungen und konstruktionen von der Antike bis zur Gegenwart Heft 3 Jahrgang 2 2005 Graduiertenkolleg Europaische Geschichtsdarstellungen an der Heinrich Heine Universitat Dusseldorf ISSN 1860 3106 Online als PDF Version verfugbar Wolfgang Jacobsen amp Rolf Aurich Der Sonnensucher Konrad Wolf Aufbau Verlag Berlin 2005 ISBN 3 351 02589 0 Michael Toteberg Metzler Film Lexikon Metzler Verlag Stuttgart Weimar 2005 ISBN 3 476 02068 1 Gunter Engelhard 111 Meisterwerke des Films Das Video Privatmuseum Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt Main 1989 ISBN 3 596 24497 8Weblinks BearbeitenIch war neunzehn in der Internet Movie Database englisch Ich war neunzehn bei filmportal de u a Urauffuhrungsplakat Szenenentwurf historisches Filmprogramm Fotos Filmrezension Ich war neunzehn bei der DEFA StiftungEinzelnachweise Bearbeiten Ralf Schenk Der Filmkanon Abgerufen am 27 Februar 2021 Daniela Berghahn Millennial Essays on Film and Other German Studies Selected Papers from the Conference of University Teachers of German University of Southampton April 2000 P Lang 2002 ISBN 978 3 906768 29 8 S 31 google de abgerufen am 27 Februar 2021 Rabenalt Peter Filmdramaturgie Koln Berlin 2011 S 143 144 Bernhard Chiari Krieg und Militar im Film des 20 Jahrhunderts Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2003 ISBN 978 3 486 56716 8 S 482 Eintrag Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive bei film zeit de Holger Sudkamp Ich war neunzehn Zur filmischen und politischen Bedeutung von Konrad Wolfs DEFA Film PDF 481 kB Europaische Geschichtsdarstellungen 2 2005 ISSN 1860 3106 S 12 Die erfolgreichsten DDR 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