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Das Hochwasser im Osterzgebirge 1927 ereignete sich in den Flussgebieten von Gottleuba und Muglitz im Osterzgebirge In der Nacht vom 8 zum 9 Juli 1927 kam es nach mehrtagigen Regenfallen wahrend einer Vb Wetterlage zum Durchzug einer Gewitterfront die im Quellgebiet von Gottleuba und Muglitz dem Erzgebirgskamm im Bereich von Sattelberg Muckenturmchen und Geisingberg innerhalb von 25 Minuten einen Niederschlag von 113 Millimeter hervorriefen 1 In Dohna erreichte der Abfluss der Muglitz einen Wert von 330 m s 2 in der Stadt Gottleuba erreichte der Abfluss der Gottleuba sogar 400 m s 3 Zum Vergleich Die Elbe erreicht am Pegel Schona einen mittleren Abfluss MQ hier bezogen auf die Jahre 1980 2008 von 305 m s Die Wassermassen uberraschten die Bewohner der Talsiedlungen in den Nachtstunden Es gab so gut wie keine Vorwarnzeit so dass insgesamt etwa 160 Todesopfer zu beklagen waren davon allein 88 in Berggiesshubel Damit zahlt das Hochwasser im Osterzgebirge 1927 zu den verheerendsten Hochwasserkatastrophen der jungeren deutschen Vergangenheit Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Hochwasserentstehungsgebiet Osterzgebirge 2 1 Niederschlagscharakteristik 2 2 Gebietscharakteristik 2 2 1 Topographie 2 2 2 Waldarmut 3 Entstehung 4 Anzahl der Opfer 5 Schaden 5 1 Bohmen 5 1 1 Schonwald 5 2 Gottleubatal 5 2 1 Oelsengrund 5 2 2 Gottleuba 5 2 3 Berggiesshubel 5 2 4 Langenhennersdorf 5 2 5 Pirna 5 3 Muglitztal 5 3 1 Muglitztalbahn 5 3 2 Kratzhammer 5 3 3 Lauenstein 5 3 4 Glashutte 5 3 5 Dohna 5 3 6 Heidenau 5 4 Seidewitztal 5 4 1 Liebstadt 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Osterzgebirge und hier insbesondere die Einzugsgebiete von Gottleuba Muglitz und Weisseritz zahlt zu den klassischen Hochwasserentstehungsgebieten in Sachsen Hier sind seit 1560 wiederholt Starkniederschlage mit verheerenden Sturzfluten die grosse Schaden verursachten und zahlreiche Todesopfer forderten nachweisbar Allein im Muglitztal ereigneten sich zwischen 1609 und 2002 achtzehn schwere Hochwasserkatastrophen Insgesamt haben sich Aufzeichnungen zufolge in den Talern von Gottleuba und Muglitz in den letzten 500 Jahren knapp 60 schwere Hochwasser ereignet Dabei riefen vor allem die Fluten der jungeren Vergangenheit d h der Jahre 1897 1927 1957 und 2002 zum Teil verheerende Verwustungen hervor Unter diesen jungeren Hochwassern ragt das Ereignis vom 8 9 Juli 1927 aufgrund der wohl 160 Todesopfer auf besonders tragische Weise hervor Hochwasserentstehungsgebiet Osterzgebirge BearbeitenEntstehung Verlauf und Folgen der Katastrophe vom 8 9 Juli 1927 sowie zahlreicher weiterer schwerer Fluten im Osterzgebirge wurden vom komplexen Zusammenspiel von Niederschlagsereignis und Gebietscharakteristik bestimmt Niederschlagscharakteristik Bearbeiten Lage und Gestalt des Osterzgebirges begunstigen seit jeher die Ausbildung orografisch bedingter Luftmassengrenzen und damit die Entstehung hoher Niederschlage Aus anfanglich mehrtagigen Regenfallen entwickelten sich in der Vergangenheit wiederholt wolkenbruchartige Gusse deren Niederschlagssummen in den oberen Lagen Extremwerte zum Teil bis an die Grenze des physikalisch moglichen erreichten Das Hochwasser von 1927 war wie auch die Fluten von 1897 1957 und 2002 auf eine Vb Wetterlage zuruckzufuhren Dabei fuhrten Tiefdruckgebiete extrem feuchte und warme Luft mit hohem Niederschlagspotenzial auf der Zugbahn Mittelmeerraum polnische Ostseekuste heran welche starke und lang anhaltende Landregen flachenhafter Niederschlag hervorriefen Da Sachsen an die Westflanke dieses Tiefs geriet wurden die Luftmassen von Norden gegen das Erzgebirge gedruckt Der Staueffekt fuhrte zur Abregnung der gesattigten Luftmassen auf der Nordseite Gleichzeitig verursachte die abnehmende Zuggeschwindigkeit ein langeres stationares Verweilen uber dem Gebirge Es kam zum kompletten Abregnen konvektiver Niederschlage mit wolkenbruchartigen Schauern und Gewittern Gebietscharakteristik Bearbeiten Topographie Bearbeiten Die Osterzgebirgsflusse weisen vergleichsweise reliefenergiereiche Einzugsgebiete auf Wahrend sich die Quellgebiete von Muglitz und Gottleuba auf ca 700 bis 800 Meter Hohe befinden liegen die nach 34 bzw 49 Kilometer Lauflange erreichten Mundungen in die Elbe auf ca 110 Meter Hohe Somit weisen die Flusse ein starkes Gelandegefalle mit grossen Hohenunterschieden auf engstem Raum auf Deshalb haben sich die Flusstaler steil und schmal in die Untergrundgesteine eingeschnitten Naturliche Retentionsflachen z B in Form grosserer Talweitungen sind kaum vorhanden bzw wurden seit Mitte des 19 Jahrhunderts fur die Siedlungs und Verkehrsflachenentwicklung in Anspruch genommen Das hohe Gefalle und die unzureichenden Ruckhalteflachen rufen hohe Fliessgeschwindigkeiten der Gewasser gerade bei Hochwasser hervor Waldarmut Bearbeiten Die Flussgebiete von Gottleuba und Muglitz gehorten vor ihrer Besiedlung zu dem dichten Waldgebiet welches sich vom Rand der Elbtalweitung bis in die Kammlagen und den bohmischen Sudabfall des Erzgebirges erstreckte Zum Zeitpunkt des Hochwassers von 1927 waren die Quellgebiete beider Flusse allerdings als waldarm zu bezeichnen Noch heute sind von den ca 460 Quadratkilometer grossen Einzugsgebieten von Muglitz und Gottleuba nur etwa 45 202 Quadratkilometer bewaldet Der fur ein Mittelgebirge vergleichsweise niedrige Waldanteil ist u a eine Folge der ab dem 12 Jahrhundert einsetzenden Besiedlung Mit der Landnahme verwandelte sich die Waldlandschaft im Osterzgebirge innerhalb weniger Jahrzehnte in eine von Dorfern Stadten Ackern und Verkehrswegen gepragte Kulturlandschaft Diese Siedlungstatigkeit zog flachenhafte Rodungen nach sich da allein der Brennholzverbrauch im 16 Jahrhundert auf mindestens 20 Kubikmeter pro Haus und Jahr geschatzt wurde Hinzu kam der Verbrauch fur die Errichtung von Hausern Fachwerk Schindeln etc und die Herstellung taglicher Gebrauchswaren Hauseinrichtung Auch nach Branden benotigte man grossere Holzmengen zum Wiederaufbau Der gesamte Holzverbrauch eines Siedlers belief sich Mitte des 16 Jahrhunderts auf uber 500 Kilogramm pro Jahr Die siedlungsbedingte Beanspruchung des Waldes wurde durch den Eisenerzbergbau in der Region um Berggiesshubel und Bad Gottleuba und den Zinnerzabbau von Altenberg und Zinnwald noch verstarkt Sowohl der Bergbau selbst als auch das Huttenwesen waren auf Holz als Baustoff bzw auf Holzkohle als energetische Basis existenziell angewiesen So erforderte allein die Produktion eines Kilogramms Eisens den Einsatz von 29 bis 46 Kilogramm Holz Die benotigten Holzmengen wurden weitgehend ohne Beachtung der Regenerationsfahigkeit der Walder eingeschlagen was zu deren Verbrauch und ihrer Verwustung fuhrte Allein der Eisenerzbergbau bzw die Eisenerzverhuttung im mittleren Gottleubagebiet verbrauchte wahrend der Blutezeit 16 Jahrhundert ein bis zwei Quadratkilometer Wald pro Jahr Tatsache ist dass Walder Hochwasser in ihren Wirkungen mildern konnen Sie verfugen uber ein intensives und ausgedehntes Wurzelsystem welches in hohem Masse wasserleitend und speichernd wirkt Wahrend auf einem ebenen Waldboden etwa 65 bis 70 Liter Wasser je Quadratmeter versickern konnen sind es auf einer gleich grossen Weideflache nur 20 Liter Ein weiterer Teil des Niederschlages kann vom Kronendach zuruckgehalten werden und verdunstet von dort aus auch wieder In den im Osterzgebirge vorherrschenden Nadelwaldern erreichen etwa 30 bis 40 des Niederschlages den Boden gar nicht da er von den Baumen in Wasserdampf umgewandelt und wieder an die Atmosphare freigesetzt wird Entstehung BearbeitenDas Hochwasser entstand aus einer Gewitterfront welche vom Sudwesten her aus Bohmen Region um Tetschen Decin uber den Erzgebirgskamm zog Am Muckenberg Komari hurka und am Sattelberg Spicak u Krasneho Lesa teilte sich diese und regnete sich im Muglitz und Gottleubatal ab Ein Teil dieses Gewitters wurde durch den Schneeberg Decinsky Sneznik aufgehalten und ergoss sich spater in die Quellgebiete der Muglitz und der Gottleuba Zwischen 10 00 Uhr und 11 00 Uhr setzte sich das Gewitter im Sattelberger Gebiet fest nach dem es den Ort Schonwald heimgesucht hatte Die Gottleuba welche im Normalfall eine Breite von drei Metern hat verbreiterte sich auf 80 bis 100 Meter Es bildeten sich Flutwellen die bis zu sechs Meter hoch in die Taler sturzten Die niedergegangenen Wassermengen wurden auf 120 bis 150 Liter je Quadratmeter geschatzt In Schonwald Krasny Les fielen 209 Millimeter Niederschlag Weitere genaue Daten sind nicht bekannt da mehrere Messstellen der Landeswetterwarte dem Unwetter zum Opfer fielen Anzahl der Opfer BearbeitenDie hohe Zahl der Todesopfer resultierte vor allem aus dem schnellen Anstieg des Wasserstandes den hohen Stromungsgeschwindigkeiten der Treibgutfuhrung und den kurzen Vorwarnzeiten Zudem wurden viele Menschen von der zweiten gegen Mitternacht hereingebrochenen Flutwelle im Schlaf uberrascht Eine besondere Tragik ergab sich aus dem teilweisen Ausloschen ganzer Familien Allerdings lasst sich die genaue Zahl der Menschen die in dem verheerenden Unwetter ums Leben kamen bis heute nicht genau beziffern da insbesondere die Zahl der vor Ort weilenden Gaste Tagesausflugler und Arbeiter die u a mit der Verlegung einer Fernsprechleitung in Richtung Wien beschaftigt waren bis heute mit Unsicherheiten behaftet ist In der Literatur schwankt deshalb die Zahl der Opfer zwischen 146 und 158 Toten Realistisch scheint es von etwa 160 Opfern auszugehen Die im Folgenden angegebenen Zahlen umfassen alle in den Gemeinden ums Leben gekommenen Flutopfer d h sowohl Einwohner als auch Gaste Kurgaste Arbeiter etc nbsp Bad Gottleuba Gedenkstelle fur die Hochwasseropfer auf dem FriedhofOelsengrund 4 Hartmannsbach Ortsteil Rittergut Giesenstein 2 Gottleuba 9 Berggiesshubel 88 Furstenwalde Ortsteil Kratzhammer 8 Barenstein 3 Johnsbach 1 Barenhecke 5 Glashutte 12 Cunnersdorf 1 Schlottwitz 2 Muhlbach Haselich 1 Weesenstein 5 Pirna 3 Pirna Stadtteil Rottwerndorf 1 Pirna Stadtteil Neundorf 9Schaden Bearbeiten nbsp Hochwassermarke in BerggiesshubelSchaden entstanden auch an Nebenflussen und Bachen wie der Bahra der Trebnitz dem Roten Wasser sowie dem Furstenwalder Liebenauer und Hartmannsbacher Dorfbach Die sich innerhalb kurzester Zeit ergiessenden Niederschlage stauten sich durch angeschwemmtes Holz vielfach an Talengstellen und Brucken Dadurch bildeten sich bis zu 8 m hohe Stauseen welche immer wieder brachen und das Hochwasser durch Flutwellen noch verstarkten Das Inferno ubertraf das nur 30 Jahre zuruckliegende schwere Hochwasser vom 30 31 Juli 1897 um ein Vielfaches An Bauten und Infrastrukturanlagen entstanden Sachschaden von uber 100 Millionen Reichsmark Besonders betroffen waren folgende Orte im Gottleubatal Oelsengrund Gottleuba Gut Giesenstein Berggiesshubel Zwiesel Langenhennersdorf und Pirna v a die heutigen Stadtteile Neundorf und Rottwerndorf im Muglitztal Kratzhammer Furstenwalde Lauenstein Barenstein Barenhecke Glashutte Muhlbach Haselich Schlottwitz Weesenstein Dohnaer Unterstadt und Heidenau im Seidewitztal Liebstadt Nentmannsdorf und der heutige Pirnaer Stadtteil Zehista in Bohmen die Orte Schonwald und Streckenwald Bohmen Bearbeiten Schonwald Bearbeiten In der Gemeinde Schonwald wurden 26 Hauser schwer beschadigt oder zerstort Gottleubatal Bearbeiten Bei den Bahnlinien von Pirna nach Gottleuba und Grosscotta wurden sieben bzw zwei Brucken vollstandig zerstort Zwischen Pirna und Gottleuba war erst wieder im September ein durchgehender Eisenbahnverkehr moglich Im Gottleubatal wurden zehn Brucken der Talstrasse und ihrer Anschlussstrassen stark beschadigt oder vollstandig weggerissen Die Stadt Berggiesshubel wurde entlang der Gottleuba fast vollstandig zerstort Oelsengrund Bearbeiten Im Oelsengrund wurde sehr viel Holz und Geroll angeschwemmt Das Wasser hat 17 Zentner schwere Gesteinsbrocken weggespult Die Kohler Muhle Friedrich Gotthard Kohler verschwand vollstandig ebenso wie das Wirtschaftsgebaude der Meisel Muhle Die Scheune und das Seitengebaude der Paust Muhle und der Clemens Muhle wurden ebenfalls zerstort Das Forsthaus Haselberg und das Hammergut wurde auch fast vollstandig zerstort Die Verbindungsstrasse von der Bahrmuhle nach Gottleuba und die Brucke nach Hartmannsbach existieren nicht mehr Zwei Einwohner wurden getotet Gottleuba Bearbeiten Die von der Bahrmuhle nach Bad Gottleuba fuhrende Strasse wurde vollig zerstort Das Zimmermannsche Grundstuck mit den dort befindlichen Futter und Getreidevorraten wurde stark beschadigt so dass es abgerissen werden musste Im Stadtzentrum mussten die Einwohner mittels Leitern aus den oberen Stockwerken evakuiert werden die Erdgeschosse zahlreicher Gebaude waren vollig verschlammt Mehrere Gebaude sturzten bereits wahrend des Hochwassers ein andere wurden so stark beschadigt dass sie im Nachgang abgetragen werden mussten Dazu zahlte auch das Gottleubaer Schulgebaude Die Gottleubabrucken nach Helleberg und Giesenstein brachen unter der Wucht der Wassermassen zusammen Insgesamt waren neun Todesopfer zu beklagen darunter auch zwei Sommergaste Die Gottleubaer Opfer der Katastrophe wurden am 12 Juli 1927 auf dem stadtischen Friedhof beigesetzt Berggiesshubel Bearbeiten Mit Donnern und Blitzen begann das Unwetter gegen 16 00 Uhr und dauerte ca zehn Stunden an Gegen 21 00 Uhr setzte ein starker Regen ein und gegen 22 00 Uhr standen die Ufermauern schon einen halben Meter unter Wasser Oberhalb der Stadt staute sich das Wasser an der durch Treibholz verstopften Eisenbahnbrucke der Gottleubatalbahn bis auf sieben Meter Hohe Gegen 23 30 Uhr durchbrach das Wasser dieses Hindernis und ergoss sich als zwei bis drei Meter hohe Flutwelle mit einer Abflussstarke von geschatzten 400 m s ohne Vorwarnung uber die Stadt Dabei hinterliess die Gottleuba im Zentrum der Stadt nur noch ein Trummerfeld 15 Hauser wurden sofort zerstort weitere 22 mussten spater abgebrochen werden 23 Hauser waren stark beschadigt Samtliche Strassen und Brucken im Ort wurden vollstandig zerstort Eine Nahrungsknappheit zeichnete sich ab da z B alle drei Fleischermeister den Tod fanden und die Lebensmittelgeschafte und Backereien zerstort waren Von den ca 1 300 Einwohnern kamen 88 darunter 12 Kinder ums Leben Im Ortsteil Zwiesel wurden zwei Gebaude weggerissen und ein drittes so stark zerstort dass es abgerissen werden musste Hier waren sieben Tote zu beklagen nbsp Die Hauptstrasse vor dem Hochwasser Aufnahme von 1915 Blick Richtung Norden die rechts zu sehende Hauserzeile wurde von der Flut zerstort und nicht wieder aufgebaut die linke Hauserzeile wurde ebenfalls zerstort nbsp Die Hauptstrasse nach dem Wiederaufbau Aufnahme von 1929 Blick Richtung Norden die Gottleuba fliesst etwa dort wo die zerstorte Hauserzeile stand die Hauserzeile links wurde nach den Zerstorungen wieder aufgebaut nbsp Gedenkstein fur die HochwasseropferLangenhennersdorf Bearbeiten Der Muhlgraben der Muhle Schmidt amp Co ist zerstort Beim Sagewerk Hering ist das Elektrizitatswerk und das Muhlenwohnhaus verschwunden Eine Gerollhalde von vier Metern befand sich im Hof der Bahrschen Muhle Pirna Bearbeiten Am 8 Juli gegen 20 45 Uhr wurde von Gottleuba aus Hochwasser gemeldet Gegen 02 30 Uhr wurden die Einwohner mittels Sirenen der Feuerwehr und den Ausrufen Hochwasser kommt aus dem Schlaf gerissen Zwischen dem Carolabad und dem ehemaligen Rudervereinshaus wurde ein Loch von ca funfzehn Meter Breite und vier Meter Tiefe gerissen Vollig uberflutet wurden die zum Teil ehemaligen Strassen Breite Strasse Dohnaische Vorstadt Dohnaische Strasse Altstadt Gartenstrasse Reichsstrasse Klosterstrasse Westvorstadt Bahnhofsstrasse Grohmannstrasse Schmiedestrasse Lange Strasse und die Rottwerndorfer Strasse Sudvorstadt Am ehemaligen Rittergut Rottwerndorf welches zu der Zeit der Stadt gehorte entstanden umfangreiche Schaden Nach groben Schatzungen entstanden dort 25 000 Mark Materialschaden 35 000 40 000 Mark Bauschaden und 15 000 20 000 Mark Ernteschaden Im Stadtteil Neundorf stieg das Hochwasser um eineinhalb Meter hoher als im Jahre 1897 Die Flutwelle war zeitweise bis zu drei Meter hoch Gegen 23 30 Uhr wurde die telefonische Verbindung nach Berggiesshubel unterbrochen ebenso verlosch auch das Licht Bei der anschliessenden Flut wurden mehrere Menschen getotet Die ehemalige Schmiede und das dazugehorige Wohnhaus wurden weggerissen Einige Einwohner konnten sich an vorbeitreibenden Holzern und Baumaterialien festhalten und entkamen so der Flut Muglitztal Bearbeiten Muglitztalbahn Bearbeiten Die Bahnanlagen der in weiten Abschnitten unmittelbar neben der Muglitz verlaufenden Muglitztalbahn wurden im Abschnitt zwischen Lauenstein und Dohna weitgehend zerstort bzw stark beschadigt Den in Glashutte stehenden Abendzug riss die zweite Flutwelle uber 300 Meter weit mit sich Insgesamt vernichtete die Flut etwa 20 Kilometer Strecke die restlichen Abschnitte waren durch Unterspulung Verschlammung und die Ablagerung von Trummern weitgehend nicht mehr befahrbar Von den 28 zwischen Kottewitz und Lauenstein befindlichen Eisenbahnbrucken sturzten 24 ein Damit fiel eine der Hauptverkehrsstrecken im Osterzgebirge fur einen langeren Zeitraum aus Fur den Personenverkehr wurde Schienenersatzverkehr mit Bussen uber Dippoldiswalde eingerichtet Auch der Guterverkehr wurde soweit das moglich und angesichts der zerstorten Gewerbestandorte noch notig war auf die Strasse verlagert Der Wiederaufbau der Strecke ahnelte aufgrund des finanziellen und materiellen Aufwandes mehr einem Neubau Der erste Abschnitt zwischen Heidenau und Kottewitz konnte bereits am 26 Juli wieder in Betrieb genommen werden die restlichen Abschnitte folgten schrittweise 15 August Lauenstein Altenberg 18 August Kottewitz Weesenstein 3 Oktober Weesenstein Haselich 13 Oktober Haselich Oberschlottwitz 15 November Oberschlottwitz Glashutte Erst am 1 Dezember war die Strecke wieder durchgangig befahrbar Die Wiederinbetriebnahme der Lebensader des Tales wurde in den Anliegergemeinden begeistert gefeiert Gleichzeitig brachten die schweren Zerstorungen und die aufwendigen Wiederaufbaumassnahmen den Anstoss fur Uberlegungen zum Umbau der schmalspurigen Strecke auf Normalspur ins Rollen Ziel dieser Uberlegungen war die Hoherlegung der Trasse um bis zu 15 Meter zur Verringerung kunftiger Hochwasserschaden Kratzhammer Bearbeiten Das am nordlichen Ortsende von Furstenwalde gelegene Hammergut Kratzhammer gehorte zu den ersten von der Muglitzflut betroffenen Ansiedlungen Die Wassermassen verwandelten das Tal in eine Gerollwuste und zerstorten zwei Hauser vollig In einem der beiden Hauser starben dabei acht Menschen Lauenstein Bearbeiten In Lauenstein wutete die Flut ahnlich stark wie in Berggiesshubel Da sich das Zentrum der Stadt jedoch auf einer Terrasse oberhalb der Muglitz befindet und es in der Stadt keine geschlossenen Hauserreihen entlang des Flusses gab waren die Flutschaden weit weniger dramatisch als im benachbarten Gottleubatal Allerdings wurden die im Tal befindlichen Bahnanlagen stark beschadigt Dem Einsatz der beiden Lauensteiner Bahnbeamten war es zu verdanken dass der Abendzug der Muglitztalbahn in Glashutte gestoppt werden konnte was wahrscheinlich vielen weiteren Menschen das Leben rettete Die beiden Beamten selbst starben aber in den Fluten Glashutte Bearbeiten nbsp Glashutte Verwustungen nach dem HochwasserIn der am Zusammenfluss von Priessnitz und Muglitz gelegenen Uhrmacherstadt Glashutte wurde gegen 19 30 Uhr Hochwasseralarm ausgelost Unmittelbar danach erreichte eine erste rasch in die Unterstadt eindringende Flutwelle den Ort Diese verursachte aber nur Sachschaden Wesentlich verheerender wirkte sich die zweite Flutwelle aus welche die Stadt gegen 23 45 Uhr erreichte Binnen weniger Minuten drang das Wasser erneut mit grosser Gewalt in die Stadt ein Die Muglitz die grosse Mengen an Geschiebe und Treibgut mitfuhrte wuchs im unteren um den Bahnhof gelegenen Stadtteil in kurzester Zeit auf 100 Meter Breite und zwei Meter Hohe an Einzelne Flutwellen sollen bis zu sechs Meter Hohe erreicht haben Der im Bahnhof stehende Abendzug der Muglitztalbahn wurde von den Fluten vollig eingeschlossen die Wagen teilweise 300 Meter weit weggespult Zwei der weggeschwemmten Wagen zertrummerten die 1545 erbaute Kurfurst Moritz Brucke uber die Muglitz die selbst das schwere Hochwasser vom 31 Juli 1897 uberstanden hatte Die in den Wagen eingeschlossenen Fahrgaste konnten gegen 2 30 Uhr von der Feuerwehr gerettet werden Nach dem Abklingen der Flut war das Bahnhofsgelande etwa einen Meter hoch von Schlamm Trummern und Morast bedeckt Die Stadt bezifferte die Flutschaden auf ca 100 000 Reichsmark Insgesamt kamen in Glashutte zwolf Menschen in den Wassermassen ums Leben Dohna Bearbeiten Viele Keller standen unter Wasser und ein Schuppen und Stalle wurden von der Flut weggerissen Viele Brucken wurden stark beschadigt Die Ploschwitzer Brucke welche die Hauptleitungen der Wasser und Gasleitung fuhrte wurde schwer beschadigt so dass beide Leitungen barsten und die Strom und Gasversorgung zum Erliegen kam Hunderte Meter Holz wurden von der Kottewitzer Papierfabrik weggeschwemmt Heidenau Bearbeiten Sehr viele Wohn und Wirtschaftsgebaude wurden in Mitleidenschaft gezogen Schwer beschadigt wurde die Muhlenstrasse Die Brucke welche an der Elbmundung die Muglitz uberspannte wurde vollstandig weggerissen Seidewitztal Bearbeiten Liebstadt Bearbeiten In das in einem schmalen Talkessel unterhalb von Schloss Kuckuckstein gelegene Liebstadt ergoss sich etwa um 23 30 Uhr eine Flutwelle der Seidewitz und ihrer Zuflusse welche die Stadt innerhalb von zwei Minuten komplett uberflutete Dabei durften die Wassermassen etwa eineinhalb Meter hoch in den Strassen und Hausern gestanden haben denn Augenzeugen berichteten dass Einwohner bis an den Hals im Wasser stehend versuchten ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen Zu diesem Zeitpunkt war Liebstadt bereits von der Stromversorgung abgeschnitten und lag in volliger Dunkelheit Die mit umfangreichem Treibgut angereicherten Wassermassen gingen bereits nach Mitternacht zuruck beschadigten bzw zerstorten innerhalb dieser kurzen Zeit aber die Strassen und Brucken der Stadt so schwer dass der Ort vorerst von der Aussenwelt abgeschnitten war Mehrere Hauser wiesen durch eingesturzte Giebel und weggerissene Mauern starke Schaden auf kleinere Nebengebaude Schuppen Lager darunter auch Teile des Carlowitz schen Rittergutes wurden komplett weggespult Ein Wohnhaus musste im Nachgang der Flut abgerissen werden Die Niedermuhle und die Mittelmuhle wurden durch die Fluten stark verwustet das alte Sagewerk der Niedermuhle wurde in der Folge abgebrochen Insgesamt waren in Liebstadt etwa 100 Einwohner von Flutschaden betroffen Im Gegensatz zu den Orten der benachbarten Taler waren in der Stadt aber keine Todesopfer zu beklagen da die Seidewitz im Gegensatz zu Gottleuba und Muglitz im Stadtverlauf noch ein vergleichsweise kleiner Fluss ist und die Menschen aufgrund der Enge des Tales aus den Hinterausgangen ihrer Hauser schnell auf die Talhange fluchten konnten Einzelnachweise Bearbeiten Sachsisches Landesamtes fur Umwelt und Geologie Ereignisanalyse Hochwasser 2002 in den Osterzgebirgsflussen Dresden 2004 S 44 Sachsisches Landesamtes fur Umwelt und Geologie Ereignisanalyse Hochwasser 2002 in den Osterzgebirgsflussen Dresden 2004 S 97 Sachsisches Landesamtes fur Umwelt und Geologie Ereignisanalyse Hochwasser 2002 in den Osterzgebirgsflussen Dresden 2004 S 122Literatur BearbeitenBerichte des Pirnaer Anzeiger von 1927 Um Bad Gottleuba Berggiesshubel und Liebstadt Werte der deutschen Heimat Band 4 1 Auflage Akademie Verlag Berlin 1961 Zwischen Muglitz und Weisseritz Werte der deutschen Heimat Band 8 1 Auflage Akademie Verlag Berlin 1964 G Dietzschold Das Unwetter uber dem ostlichen Erzgebirge am 8 Juli 1927 Teil 1 in Zeitschrift fur angewandte Meteorologie Das Wetter 45 Jahrg Heft 4 April 1928 S 105 114 Teil 2 in Heft 5 Mai 1928 S 135 143 Wolfgang Dorschel Volkmar Kockeritz Hochwassergefahrdung und Hochwasserschutz der Eisenbahnen im ostlichen Erzgebirge in transpress VEB Verlag fur Verkehrswesen Hrsg Eisenbahn Jahrbuch 1980 Berlin 1979 S 123 132 Richard Fickert Das Katastrophenhochwasser im Osterzgebirge im Juli 1927 Dresden 1934 Richard Fickert Eugen Alt Die Hochwasserkatastrophe am 8 Juli 1927 im ostlichen Erzgebirge Wissenschaftliche Abhandlungen des Reichsamtes fur Wetterdienst Band II Nr 4 Julius Springer Verlag Berlin 1936 Willy Fojt Zur Verteilung hoher Tagessummen des Niederschlages im Erzgebirgsraum In Zeitschrift fur Meteorologie 19 Jahrg Heft 9 10 1967 S 290 300 Das Hochwasser 1927 im Spiegel der Starkregenereignisse zwischen 1934 und 1962 des ganzen Erzgebirges Lutz Hennig Schadensgebiet Muglitztal Weesenstein und die Hochwasser der letzten 100 Jahre Weesenstein 2003 Landesverein Sachsischer Heimatschutz Hrsg Mitteilungen Band XVI Heft 9 12 Themenheft zur Hochwasserkatastrophe im Osterzgebirge Dresden 1927 Digitalisat Abschriften Rudolf Landgraf Berggiesshubler Wanderfuhrer Ein Heimatbuch Rosswein 1938 Siegfried Marx Ein Beitrag zur Hochwasserhaufigkeit im Osterzgebirge In Zeitschrift fur Meteorologie 18 Jahrg Heft 1 2 1966 S 82 87 mit Nachtrag in Heft 9 10 1967 S 301 Das Hochwasser 1927 im Spiegel der Hochwasser von Muglitz und Gottleuba seit 1445 Siegfried Marx Uber grosse und starke Niederschlage im Osterzgebirge und im sudlichen Elbsandsteingebirge In Zeitschrift fur Meteorologie 18 Jahrg Heft 5 7 1966 S 259 267 Das Hochwasser 1927 im Spiegel der Starkregenereignisse zwischen 1934 und 1962 und Ursachen fur die Haufung von Hochwassern speziell im Osterzgebirge Richard Neubert Zur Unwetterkatastrophe vom 8 9 Juli 1927 im Muglitz und Gottleubatal In Zeitschrift fur angewandte Meteorologie Das Wetter 45 Jahrg Heft 7 Juli 1928 S 208 213 Richard Neubert Zur Unwetterkatastrophe vom 8 9 Juli 1927 im Muglitz und Gottleubatal In Meteorologische Zeitschrift 45 Jahrgang Heft 5 Mai 1928 S 180 182 Nicht mit dem gleichnamigen Artikel in der Zeitschrift fur angewandte Meteorologie Das Wetter identisch Verkehrsverband Sachsische Schweiz Osterzgebirge Hilf Es ist immer noch grosste Not im Hochwassergebiete des Osterzgebirges Pirna 1927 Weblinks BearbeitenInformationen und Bilder uber das Hochwasser 1927 im Muglitztal Ansichten der zerstorten Bahnanlagen im Muglitztal Informationen Erlebnisberichte und Bilder uber das Hochwasser 1927 in Glashutte Informationen zum Hochwasser in Berggiesshubel Ursache zeitlicher Verlauf Luftbilder Ansichten der zerstorten Stadt Aufraum und Wiederaufbaumassnahmen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochwasser im Osterzgebirge 1927 amp oldid 223917768