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Heterosexismus bezeichnet eine sexistische psychologische Einstellung und Ideologie die Heterosexualitat gegengeschlechtliche Liebe als uberlegene oder einzig naturliche Ausrichtung von menschlicher Sexualitat vertritt und sexuelle Orientierungen von homosexuellen bisexuellen pansexuellen oder asexuellen Personen als nicht normal abwertet und ablehnt In die Abwertung werden teilweise auch Personen einbezogen die nicht mannlichen oder weiblichen Geschlechts sind intergeschlechtlich vergleiche divers oder deren Geschlechtsidentitat nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht ubereinstimmt transgender und nichtbinare Personen Heterosexismus kann auch Cissexismus enthalten die Erhohung der Ubereinstimmung von mannlicher oder weiblicher Geschlechtsidentitat mit dem entsprechenden Geburtsgeschlecht vergleiche Transphobie Heterosexismus wird als Abwehrform von Heteronormativitat verstanden und wesentlich vom Wandel der Sexualethik beeinflusst siehe auch Homosexualitat und Religion Bist du ein Mann oder eine Frau Nein Plakat auf dem Transgenialen CSD zu einer Frage die fur Transgender Personen ein falsches Dilemma aufwirft Berlin 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung 2 Auspragungen 3 Institutionelle Diskriminierung 3 1 Deutschland 3 2 Andere Lander 4 Umfrageergebnisse 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAbgrenzung BearbeitenHeterosexismus ist eine Abwehrform die jede nicht heterosexuelle Form von Identitat Verhalten Beziehung oder Gemeinschaft verleugnet verunglimpft und stigmatisiert 1 Er ist zu verstehen als eine auf Heteronormativitat grundende und nicht hinterfragte gesellschaftliche Setzung heterosexueller Lebensentwurfe und weisen als sexuelle Normalitat und anderen Formen sexueller Orientierung uberlegen 2 die zum Beispiel schwule und lesbische Existenzen als Randerscheinung oder weniger naturliches Phanomen als blosse sexuelle Vorliebe abhandelt 3 Homophobie bezeichnet einerseits eine irrationale Angst vor Homosexualitat und anderseits den Hass Ekel und die Vorurteile welche wiederum Angst und infolgedessen Aggression und Gewalt produzieren Der Begriff Homophobie wurde von dem Psychologen George Weinberg 1972 gepragt 3 4 5 Die sich in Burgerrechtsbewegungen organisierenden Lesben und Schwulen haben den Begriff Homophobie bald durch den Begriff Heterosexismus erganzt um damit in Parallele zu Begriffen wie Rassismus und Sexismus auf eine ausgrenzende soziale und kulturelle Ideologie und auf die institutionelle Unterdruckung nicht heterosexueller Menschen hinzuweisen 6 Der Begriff Heterosexismus verweist eher auf Arroganz oder Chauvinismus als Ursache des ablehnenden Verhaltens Unabhangig davon ob als Heterosexismus oder Homophobie bezeichnet mussen die verschiedenen Formen heterosexistischer und homophober Gewalt seitens Gesellschaft Gruppierungen oder Individuen usw als gestorte Verhaltensweisen bezeichnet werden die ihrerseits Lesben Schwule und alle nicht dem heteronormativen Schema entsprechenden Menschen in ihrer Entfaltung teilweise massiv beeintrachtigen und unter denen sich sekundar psychische Storungen entwickeln konnen 2 Eng hangen damit die Geschlechterrollen zusammen da jedes abweichende Verhalten als geschlechtsrolleninkonform wahrgenommen wird und dies bei den folgenden Begriffen eine entscheidende Rolle spielt Der Feminismus hat das Ziel die Gleichheit Menschenwurde und Entscheidungsfreiheit von Frauen die Selbstbestimmung uber deren Leben und ihren Korper zu erreichen Der Maskulinismus dagegen versteht sich als soziale Bewegung zur Korrektur bestimmter politischer Entwicklungen fur die er den Feminismus verantwortlich macht und zur Starkung der Position von Mannern in der Gesellschaft Auch Formen des Hasses mussen nicht nur individualpsychologisch zu analysieren sein oft sind sie sozial Der Frauenhass die Misogynie trifft vor allem jene Frauen die nicht unter die aktuellen kulturellen Akzeptanzkategorien der sozialen Rolle von Weiblichkeit fallen Dies trifft oft auch auf Transgender und Lesben zu Die Misandrie als Mannerhass kann aus dem Feminismus heraus das bekampfte Patriarchat und gegen einen Maskulinismus entstehen Geschlechtsrolleninkonformes Verhalten spielt hier selten eine Rolle Misogynie und Misandrie werden als Sexismus betrachtet In der extremen Ausformung der Queer Theorie und auch selten bei nicht bewusst in dieser Theorie verhafteten bi und homosexuellen Frauen und Mannern wird prinzipiell alles was der Heteronormativitat entspricht infrage gestellt manchmal auch das Andere als absolut uberlegen dargestellt Dann kann man von Heterophobie sprechen die aber in ausgepragter Form selten vorkommt Auch ein Unverstandnis und eine Abneigung aus schlechter Erfahrung gegenuber fest in der sozialen Norm lebende Menschen die einen selber nicht verstehen kann als Heterophobie wahrgenommen werden muss ihr aber nicht entsprechen Ubersicht uber Abwehrformen gegen Teilbereiche sexueller IdentitatIdeologieWeltanschauung Abwehrform Aversion bis Feindseligkeitrichtet sich gegen IdentitatsformHeteronormativitat Heterosexismus Nicht Heteronormative soziale Norm Hetero Biphobie HomophobieTransphobie Bi amp HomosexuelleTransgender sexuelle OrientierungGeschlechtsidentitatGeschlechterrolleFeminismus Maskulinismus Androzentrismus Sexismus Misogynie Misandrie Frauen MannerQueer Theorie Heterophobie HeteronormativitatSiehe auch Androzentrismus Gynozentrismus Gender BiasAuspragungen BearbeitenJe nach Auspragung reicht Heterosexismus von Vorurteilen z B Schwule seien Heterosexuellen korperlich unterlegen uber ausgepragte Abneigung und Befurwortung von Diskriminierung oder staatlichen Repressionen vgl Gesetze zur Homosexualitat gegen nicht der heterosexuellen Norm entsprechenden Menschen bis hin zu ausserstem Hass und korperlicher Gewalt gegen diese Es sind auch Falle bekannt in denen Homosexuelle nur wegen ihrer sexuellen Orientierung ermordet wurden z B nach vorherrschender Uberzeugung der Mord an Matthew Shepard die Tater hatten sich in ihrem Prozess u a mit einer gay panic defense verteidigt oder Transgender weil ihr soziales Geschlecht nicht mit dem biologischen ubereinstimmte z B der Tod von Brandon Teena Ein weiteres heterosexistisches Phanomen ist die Ex Gay Bewegung die mit ihrem Bestreben homosexuelle Menschen zu Heterosexuellen zu andern bei diesen psychische Schaden verursacht 7 Institutionelle Diskriminierung BearbeitenDeutschland Bearbeiten Eine besondere Form des Heterosexismus stellt die privilegierte staatliche Forderung der heterosexuellen Ehe dar Bislang ist der Art 6 des deutschen Grundgesetzes dahin gehend interpretiert worden dass nur die heterosexuelle Ehe geschutzt werden musse Diese Interpretation ist mit der Einfuhrung des Lebenspartnerschaftsgesetzes auch nicht aufgegeben worden Zu dieser Entwicklung schreibt Uwe Kessler in seinem Handbuch zu der Entwicklung von Grundrechten Als durchaus gegluckter Musterfall einer demokratisch geordneten Rechtsentwicklung darf die jungste vorsichtige Offnung des Rechtsinstituts Ehe Familie gesehen werden durch die gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften im rechtlichen Vorhof der grundgesetzlich besonders geschutzten Familiensitze und Erbhofe zunachst immerhin eine wasserdichte Hutte errichtet worden ist Seit nahezu 200 Jahren eine Saule des sozialen Lebens mit entsprechend dicht gewachsenen Privilegien aber auch ebenso scharfen Abgrenzungen genugt das Rechtsinstitut Familie nicht mehr den sich ausdifferenzierenden Lebensgewohnheiten einer wachsenden Zahl emanzipierter Rechtssubjekte es wird in anschwellendem offentlichem Diskurs problematisiert mit konkurrierenden Gegenkonzepten konfrontiert uber geeignete Einzelfalle von der Judikatur die unter der Herrschaft des GG teil hat am offentlichen Diskurs formlich infrage gestellt letztlich nach angemessen polarisierter Parlamentsdebatte vom Gesetzgeber schrittweise geoffnet der dafur abschliessend den differenzierten Segen des BverfG erhalt Formal wird durch das neue Gesetz das Verfassungsrecht nicht beruhrt tatsachlich aber ist das Monopol der heterosexuellen Ehe als die Rechtsform fur Lebenspartnerschaften gebrochen und es wird nur eine Frage der weiteren Entwicklung sein bis sie ihre bislang gesicherten Privilegien gegenuber nunmehr legalisiert konkurrierenden Partnerschaftsformen verliert 8 Die Aktion EinszuEins fordert eine vollige Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit heterosexuellen Ehen in Deutschland Nach einem Leitsatz des Bundesverfassungsgerichts aus dem Urteil vom 17 Juli 2002 uber die Verfassungsmassigkeit des Gesetzes zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften Lebenspartnerschaften liegt diese Gleichstellung im Ermessensspielraum des Gesetzgebers Sie ist zwar nicht aus Art 6 GG als zwingend erforderlich herzuleiten Die eingetragene Lebenspartnerschaft ist keine Ehe im Sinne von Art 6 Abs 1 GG Sie erkennt gleichgeschlechtlichen Paaren Rechte zu Der Gesetzgeber tragt damit den Art 2 Abs 1 und Art 3 Abs 1 und 3 GG Rechnung indem er diesen Personen zu einer besseren Entfaltung ihrer Personlichkeit verhilft und Diskriminierungen abbaut Dennoch enthalte Art 6 GG andererseits kein Abstandsgebot das eine solche Gleichstellung verbieten wurde 9 Die Tatsache dass der Gesetzgeber von seinem ihm eingeraumten Spielraum keinen Gebrauch macht und dass ihm diese Option vom Bundesverfassungsgericht zugestanden wird ist ein Beispiel fur den institutionalisierten Heterosexismus ebenso wie die Tatsache dass es nur fur heterosexuelle Ehen durch Art 6 GG eine Institutsgarantie gibt Andere Lander Bearbeiten Auch in den meisten anderen Landern gibt es viele Gesetze die den Heterosexismus starken meist im Zusammenhang mit der Ehegesetzgebung so z B in den Vereinigten Staaten das Defense of Marriage Act Auch der erst 2002 abgeschaffte Unterschied im Schutzalter fur Sexualkontakte in Osterreich war ein Beispiel fur den institutionellen Heterosexismus fur Details siehe hier In vielen Landern der Welt ist auch der Geschlechtsverkehr nur Heterosexuellen gesetzlich erlaubt Siehe Gesetze zur Homosexualitat Umfrageergebnisse BearbeitenBei einer Befragung eines reprasentativen Querschnitts der Bevolkerung in allen Staaten der Europaischen Union zu verschiedenen Formen der Diskriminierung im Jahr 2008 10 stellt sich heraus dass die Diskriminierung auf der Grundlage der Homosexualitat von den Befragten als die zweithaufigste Form der Diskriminierung bewertet wird nach der Diskriminierung auf der Grundlage der ethnischen Herkunft Mehr als die Halfte der Europaer 51 sieht Heterosexismus als in ihrem Land verbreitetes Phanomen an Die hochsten Werte wurden in Zypern Griechenland jeweils 73 und Italien 72 gemessen Auch andere Anrainerstaaten des Mittelmeers erreichen uberdurchschnittliche Werte Die niedrigsten Werte gab es in Bulgarien 20 und Tschechien 27 In Deutschland 40 und Osterreich 43 gab zwar nur eine Minderheit an dass die Diskriminierung auf der Grundlage von Homosexualitat verbreitet vorkomme aber in Deutschland ist der Wert von 2006 bis 2008 von 32 auf 40 angestiegen wahrend er beispielsweise in Slowenien im gleichen Zeitraum von 60 auf 46 zuruckgegangen ist Dass sie personlich aufgrund ihrer Homosexualitat diskriminiert worden seien geben europaweit 1 der Befragten an Italien 5 Berucksichtigt man als Bezugsgruppe nur die schwulen Manner und die lesbischen Frauen so fallt auf dass in den letzten 12 Monaten eigenen Angaben zufolge in Osterreich 10 aus dieser Gruppe selbst heterosexistische Diskriminierungen erlebt haben europaischer Durchschnitt 6 Auf die Frage wie wohl sie sich bei dem Gedanken an einen homosexuellen Nachbarn fuhlten Skala von 1 bis 10 ergab sich europaweit ein Durchschnittswert von 7 9 Der hochste Wert 9 5 ist in Schweden zu verzeichnen der niedrigste 5 3 in Bulgarien obwohl dort angeblich Heterosexismus kaum verbreitet sein soll s o Siehe auch BearbeitenListe queerfeindlicher Anschlage und Angriffe Heteropatriarchat hegemoniale Mannlichkeit Allport Skala OtheringLiteratur BearbeitenAdrienne Rich Compulsory Heterosexuality and Lesbian Existence 1980 englisch zuerst erschienen in Signs Nr 5 S 631 660 Deutsch Zwangsheterosexualitat und lesbische Existenz In Dagmar Schulz Hrsg Macht und Sinnlichkeit Ausgewahlte Texte von Audre Lorde und Adrienne Rich Orlanda Frauenverlag Berlin 1993 S 138 168 Dieter Haller Hrsg Heteronormativitat Sonderausgabe In KEA German Anthropological Journal Nr 14 2001 S 1 28 Weblinks BearbeitenEva Fels Dagmar Fink Was ist Sexismus In Gendertalk transgender at 2 Februar 2002 Impulsreferat Sexismusdefinitionen aus verschiedenen Worterbuchern und feministischen Publikationen Einzelnachweise Bearbeiten Gregory M Herek The Social Context of Hate Crimes Notes on Cultural Heterosexism In Gregory M Herek Kevin T Berrill Hrsg Hate Crimes Confronting Violence against Lesbians and Gay Men Sage Publications Thousand Oaks 1992 ISBN 978 0 8039 4542 5 S 89 104 hier S 89 englisch a b Kurt Wiesendanger Heterosexismus und Homophobie In Psychoscope 2002 Heft 2 Psychoscope ist die Zeitschrift der Foderation der Schweizer PsychologInnen Artikel auch online verfugbar s Einleitung Uberhohte Hetero Werte Angst und Abwehr a b Claus Nachtwey Opfer Tater Angebote Gewalt gegen Schwule und Lesben Dokumente lesbisch schwuler Emanzipation des Fachbereichs fur gleichgeschlechtliche Lebensweisen Nr 15 Herausgegeben von der Senatsverwaltung fur Bildung Jugend und Familie Berlin 1996 2002 S 32 33 Matthias Reisaus Normalitat Integration oder Ausgrenzung gleichgeschlechtlich orientierter Personen am Arbeitsplatz Diplomarbeit 2003 Abschnitt 3 2 Homophobie S 22 24 PDF 364 kB 94 kB auf lsvd de Memento vom 4 Oktober 2007 im Internet Archive George Weinberg Society and the Healthy Homosexual New York 1972 S englisch Homophobie die Angst mit Homosexuellen zusammen zu sein Gregory M Herek The context of anti gay violence Notes on cultural and psychological heterosexism In Journal of Interpersonal Violence 5 1990 S 316 333 BT Drs 16 8022 Bundestag Stellungnahme der Bundesregierung zu Antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religioser Fundamentalisten PDF Datei 108 kB Uwe Kessler Handworterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Grundrechte Abwehr und Teilhaberechte Grundrechte Memento vom 26 August 2011 im Internet Archive Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2003 Abschnitt 1 Definitionen Version vom 26 August 2011 vergleiche auch die 7 aktualisierte Auflage 2013 Bundesverfassungsgericht Urteil vom 17 Juli 2002 Az 1 BvF 1 01 1 BvF 2 01 Volltext auf bverfg de Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Eurobarometer spezial 296 Diskriminierung in der Europaischen Union Wahrnehmungen Erfahrungen und Haltungen S 54 60 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heterosexismus amp oldid 237906840