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Hermeneumata altgriechisch Ἑrmhneymata Hermeneumata Ubersetzungen ist eine Bezeichnung fur antike griechisch lateinische Unterrichtswerke Sie dienten dazu elementare Kenntnisse der jeweils anderen Sprache zu vermitteln Aufgrund eines Missverstandnisses aus dem 17 Jahrhundert werden sie auch als Hermeneumata Pseudo Dositheana bezeichnet In einigen mittelalterlichen Handschriften folgen sie namlich auf die ebenfalls zweisprachige ars grammatica des Dositheos 1 Die erhaltenen Werke haben folgenden typischen Aufbau Auf eine alphabetische Vokabelliste meist Verben folgen nach Sachgebieten geordnete Vokabellisten Capitula meist Substantive und lebendige Dialoge Colloquia Manche Manuskripte enthalten auch Beispieltexte mit Ubersetzung unter anderem Fabeln Asops Kaiser Hadrian zugeschriebene Ausspruche mythologische Informationen Hyginus Genealogiae oder philosophische Aufgaben nebst treffender Antworten Responsa sapientium Vorausgesetzt sind die Verhaltnisse der romischen Kaiserzeit nicht vor dem 1 Jahrhundert n Chr und nicht spater als das 3 Jahrhundert Das Christentum spielt keine Rolle die Hauptgottheit ist Iuppiter Capitolinus Die Dialoge der Hermeneumata irritieren dadurch dass sie teilweise den Alltag eines Schulkinds darstellen teilweise aber Gesprachssituationen aus der Erwachsenenwelt Das Schulbuch stammte wahrscheinlich aus dem Westen und vermittelte Jungen aus der Oberschicht Grundkenntnisse des Griechischen Es wurde mit Sprachfuhrer Dialogen zusammengearbeitet die aus dem Osten des Reichs stammten und erwachsenen griechischen Muttersprachlern Latein und romische Lebensart vermitteln sollten Mit diesen Texterweiterungen kehrte das Schulbuch in den lateinischen Westen zuruck Wahrend es hier uber die Spatantike hinaus weiter zum Griechischunterricht diente bestand im Byzantinischen Reich offenbar kein Bedarf an derartigen Materialien fur den Lateinunterricht Die Hermeneumata sind in rund 50 mittelalterlichen Handschriften und fruhen Drucken uberliefert alle stammen aus Lateineuropa Da die Kopisten das Griechische nur schlecht beherrschten wurde der griechische Text fehlerhaft uberliefert in einer Version sogar lateinisch transkribiert 2 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalte 1 1 Capitula Worter nach Sachgruppen geordnet 1 2 Colloquia Alltagsdialoge 1 2 1 Schulbuch 1 2 2 Sprachfuhrer 1 3 Alphabetische Glossare 2 Layout 3 Textuberlieferung 3 1 Ein antiker Papyrus 3 2 Rund 50 mittelalterliche Manuskripte und fruhe Drucke 4 Wirkungsgeschichte 5 Textausgaben 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenInhalte BearbeitenCapitula Worter nach Sachgruppen geordnet Bearbeiten Die Hermeneumata wurden nur im lateinischen Westen tradiert nicht im byzantinischen Reich Sie dienten bis ins Mittelalter dazu Sprechern des Lateinischen elementare Griechischkenntnisse zu vermitteln Ursprunglich scheint der Grossteil des Materials aber fur den Lateinerwerb griechischer Muttersprachler verfasst worden zu sein 3 Man kann vorsichtig vermuten in welchen Situationen griechischsprachige Personen Lateinkenntnisse benotigten Denn das musste sich ja in dem Wortschatz der Capitula spiegeln Hier fallt zum Beispiel auf dass Bezeichnungen fur nicht zubereitete Lebensmittel breiten Raum einnehmen Denkbar ist dass man im Osten des Reichs Lebensmittel auf Anforderung lateinisch sprechender Personen liefern musste etwa fur die romische Armee 4 Der Spezialwortschatz der Armee ist in den Capitula ebenfalls gut vertreten Johannes Kramer verweist darauf dass die aus der romischen Militarverwaltung in Agypten erhaltenen Papyri in der Regel lateinisch sind wahrend die privaten Papyri aus diesem Bereich dokumentieren dass Griechisch unter den einfachen Soldaten weiter verbreitet war 5 Lateinkenntnisse waren fur griechischsprachige Soldaten folglich vorteilhaft wenn sie eine Karriere im Militar anstrebten Colloquia Alltagsdialoge Bearbeiten Die Colloquia tragen Details zur Kenntnis des Alltags in der romischen Kaiserzeit bei Sie stehen der Umgangssprache nahe und verzichten auf grammatische Korrektheit Syntax und Wortschatz im griechischen Teil zeigen Beeinflussung durch das Lateinische in geringerem Masse ist das auch umgekehrt der Fall 6 Trotzdem handelt es sich nicht einfach um die Alltagssprache der spaten Kaiserzeit denn es finden sich archaische Zuge Optativ und Attizismen im Griechischen sis mit Imperativ im Lateinischen Das wirkt als sollte das Schulbuch die Umgangssprache einer fruheren Zeit vermitteln In ihrer vorliegenden Form sind die Colloquia Ergebnis komplizierter Wachstumsprozesse Denn sowohl das Sprachniveau als auch die vorgestellte Situation Alltag eines Kindes oder eines Erwachsenen konnen im gleichen Manuskript abrupt wechseln 7 Kalle Korhonen zufolge lasst sich dies damit erklaren dass zwei antike Werke mit unterschiedlichem Profil zu einem einzigen zusammengearbeitet worden seien Er unterscheidet als Vorlagen des uberlieferten Textes einerseits ein antikes Schulbuch das eine deutlich erkennbare Storyline besass und morgendliche Verrichtungen des Oberschicht Kindes sowie den Schulbesuch beinhaltete und andererseits einen fur Erwachsene konzipierten Sprachfuhrer Diese Dialoge aus der Erwachsenenwelt wurden nach der Integration in die Hermeneumata Schulkindern vorgesetzt Sie eigneten sich dadurch ihre kunftige soziale Rolle an und erfuhren welche Verhaltensweisen von Erwachsenen gelobt oder getadelt wurden und wie dies zum Ausdruck gebracht wurde 8 Schulbuch Bearbeiten nbsp Halsband mit goldener linsenformiger Bulla aus Ostia Antica Museo Gregoriano Etrusco Vatikan In dem fur Kinder bestimmten Schulbuch mit seinen Morgen und Unterrichtsszenen fehlt das deutlich romische Kolorit Dionisotti und Dickey nehmen an dass das Schulbuch ursprunglich aus dem lateinischen Westen vielleicht aus Gallien 9 stammte wofur schon das Schulbuch als eher romisches Genre spricht Es gelangte offenbar aber auch in den Osten da es ein agyptisches Papyrusfragment gibt das diesen Text enthalt 10 Hier eine morgendliche Szene Vor dem Morgengrauen bin ich vom Schlaf erwacht bin vom Bett aufgestanden hab mich hingesetzt ich hab Wasser furs Gesicht verlangt Ich wasche erst die Hand dann das Gesicht ich trockne mich ab Ich hab mein Nachtgewand abgelegt habe die Tunika fur den Korper genommen mich gegurtet meinen Kopf gesalbt und gekammt die Palla um den Hals gelegt Ich hab das Cubiculum verlassen mit dem Padagogen und der Amme um Vater und Mutter zu begrussen Ich hab sie beide begrusst und wurde gekusst Dann bin ich nach unten gegangen und habe das Haus verlassen Colloquia Monacensia Einsidlensia 11 Merkwurdig ist dass der Junge dem Text zufolge die Palla einen von Frauen getragenen Mantel um den Hals legt Da die Palla ein voluminoses Gewand ist wurde er davon eher eingehullt Gemeint ist moglicherweise die Bulla eine Kapsel die freigeborene romische Kinder um den Hals trugen 12 Sprachfuhrer Bearbeiten Die Erwachsenen sie heissen Gaius Iulius oder Lucius sind mit privaten und offentlichen Aufgaben befasst Sie haben beispielsweise einen Auftritt vor Gericht leihen Geld oder besuchen einen kranken Freund 13 Durchgangig sind im Sprachfuhrer romische oder sogar stadtromische Verhaltnisse vorausgesetzt Die Lebensweise der Protagonisten ist ganz romisch Der kranke Freund wohnt beispielsweise in einer Insula der Pfortner ostiarius erklart den Besuchern zwei Treppen hoch und dann rechts klopfen Beim Mahl werden nach romischer Art unterschiedlich temperierte Getranke gemischt stets wird mit Garum gewurzt Solche Details sprechen dafur dass Menschen aus dem Osten des Reichs in diesem Sprachfuhrer zusammen mit dem Lateinunterricht auch einen kulturellen Knigge also ein Benimmbuch zum richtigen Verhalten unter Romern fanden 14 Hier ist man bei der Vorbereitung des Abendessens Cena dabei Fegt mit dem Besen versprengt Wasser Stattet das Triclinium mit Polstern aus Bringt Kelche und Silberzeug Du Junge nimmst das Henkelgefass und fullst es mit Wasser Wisch den Tisch ab und stell ihn in die Mitte Ich bringe den Wein Spult die Kelche aus Gemuse Obst und Fisch sind bereit sie sollen gekocht werden Colloquium Montepessulanum 15 Man konnte erwarten dass der Koch schon mit der Arbeit anfangt bevor das Triclinium aufgeraumt wird Denn das Kochen dauerte lange Aber hier ist wohl vorausgesetzt dass die Zutaten erst eingekauft werden mussen Im Text des Colloquium Montepessulanum folgt eine der verglichen mit modernen Sprachfuhrern seltenen Einkaufsszenen Der Protagonist beim Kleiderhandler Er wird dabei von mehreren Sklaven begleitet die fur ihn mit dem Handler um den Preis feilschen und schliesslich bezahlen 16 nbsp Bodenmosaik aus dem offentlichen Bad von Sabrata Libyen mit dem lateinischen Schriftzug SALVOM LAVISSEBevor die Gaste kommen geht es erst noch in die Thermen des Tigellinus 17 Es ist die achte Stunde also 14 Uhr nachmittags die richtige Zeit fur ein Bad Der Protagonist weist seine Begleiter an die Kleider zu bewachen in den Thermen trieben Kleiderdiebe ihr Unwesen und Salbol und Weihrauch der besten Qualitat fur ihn zu kaufen Entkleidet und geolt begibt er sich ins Schwitzbad Sudatorium Er lasst sich Seife reichen und lobt dass das Wasser gut temperiert sei Dann geht er zum Abkuhlen nach draussen Er erfrischt sich im Schwimmbecken 18 Nun lasst er sich eine Strigilis und Handtucher reichen Man bringt seine Schuhe und kleidet ihn an 19 Die Badeszene im Colloquium Montepessulanum schliesst ahnlich wie in anderen Colloquia mit Komplimenten die man dem Badegast macht Spruche wie salvum lotum oder salvum lavisse wohl gebadet sind auch von Bodenmosaiken antiker Badeanlagen bekannt Foto 20 Alphabetische Glossare Bearbeiten Aus der Antike sind sehr umfangreiche Glossare uberliefert die von der alteren Forschung als etwas ganz anderes als die rund zehnseitigen alphabetischen Listen in den Hermeneumata beurteilt wurden Doch durch die Publikation der Hermeneumata Celtis wurde diese Unterscheidung fraglich Denn dieser von Conrad Celtis im ausgehenden 15 Jahrhundert kopierte und heute verschollene Kodex aus dem Kloster Sponheim umfasste ursprunglich rund 280 Seiten eines alphabetischen Glossars beziehungsweise 11309 Eintrage Daraus ergibt sich dass ein alphabetisches Worterbuch fest zu einem Unterrichtswerk vom Typ der Hermeneumata gehorte und wohl meist am Anfang stand Je nach Interessenlage konnte es von den Kompilatoren stark zusammengestrichen oder ausgebaut werden und sich dann auch zu einem zweisprachigen Lexikon verselbstandigen 21 Layout BearbeitenDer Text ist in den meisten erhaltenen Manuskripten in zwei Spalten angeordnet Griechisch links Latein rechts Die nicht immer konsequent befolgte alphabetische Sortierung der Glossare folgt dementsprechend dem griechischen Alphabet Da bekannt ist dass mittelalterliche Kopisten Worterlisten vom griechischen ins lateinische Alphabet und umgekehrt umsortieren konnten kann man nicht davon ausgehen dass die antiken Vorlagen auch so angeordnet waren 22 Eine Ausnahme ist das Colloquium in den Hermeneumata Celtis zwar eine spate Handschrift aber die Kopie einer viel alteren verlorenen Vorlage Der Text ist nicht zwei sondern einspaltig geschrieben die lateinischen Worter in schwarzer Tinte stehen wie in einer modernen Interlinearubersetzung jeweils unter den ihnen entsprechenden griechischen Wortern in roter Tinte 23 Textuberlieferung BearbeitenEin antiker Papyrus Bearbeiten Ein spatantiker in Agypten geschriebener und dort auch gefundener Papyrus enthalt Passagen aus dem Colloquium Harleianum Er befindet sich in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik in Prag und hat dort die Signatur P Wessely Prag Gr iii 237 24 Johannes Kramer edierte diesen Papyrus 1995 unter der Bezeichnung PPrag II 118 und datierte ihn aufgrund der Buchstabenformen palaografisch ins 5 Jahrhundert 25 Erhalten sind darin drei kleine Fragmente eines relativ hochwertigen Codex Unter der Annahme dass der Text ebenso wie bei den spateren mittelalterlichen Manuskripten zweispaltig geschrieben war kann man auf Seiten von 15 cm Breite und 28 cm Hohe ruckschliessen ein im 3 4 Jahrhundert gangiges Buchformat Eleanor Dickey und Rolando Ferri tendieren deshalb zu einer etwas fruheren Datierung von PPrag II 118 als von Kramer vorgeschlagen 26 Rund 50 mittelalterliche Manuskripte und fruhe Drucke Bearbeiten Georg Goetz ordnete 1892 die zu diesem Zeitpunkt bekannten mittelalterlichen Manuskripte und fruhen Drucke vereinfachend vier Textfamilien zu die er nach dem Aufbewahrungsort der nach seiner Einschatzung jeweils bedeutendsten Handschrift benannte Leidensia Leiden Monacensia Munchen Einsidlensia Einsiedeln Montepessulana Montpellier Diese von Goetz gepragten Bezeichnungen werden in der Forschung weiter verwendet auch wenn sich die Bewertung der einzelnen Textzeugen seither geandert hat Eine weitere Textfamilie benannte Goetz nach dem Drucker Henri Estienne latinisiert Henricus Stephanus als Hermeneumata Stephani Estienne hatte zwei heute verschollene Hermeneumata Handschriften fur ein von ihm 1573 in Paris gedrucktes Werk mit dem Titel Glossaria duo e situ vetustatis erudita ad utriusque linguae cognitionem amp locupletationem perutilia ausgewertet Eine sechste Gruppe bezeichnete Goetz als Vermischtes Varia So ergibt sich bei Goetz folgende Einteilung 27 Hermeneumata Leidensia benannt nach einem Manuskript des 9 Jahrhunderts in der Universitatsbibliothek Leiden Signatur Voss gr q 7 Hermeneumata Monacensia benannt nach mehreren Manuskripten in der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen insbesondere dem Glossarium Salomonis einer Sammelhandschrift des 12 Jahrhunderts die aus dem Kloster Prufening stammt Signatur Clm 13002 Hermeneumata Einsidlensia benannt nach zwei Manuskripten des fruhen 16 Jahrhunderts in der Stiftsbibliothek des Klosters Einsiedeln Signaturen 19 124 und 683 Hermeneumata Montepessulana benannt nach einem Manuskript des 9 Jahrhunderts Signatur H 306 in der Bibliotheque Interuniversitaire de Montpellier Hermeneumata Stephani benannt nach dem Philologen und Drucker Henri Estienne Stephanus Varia Goetz stellte die These auf dass die ganze Textuberlieferung auf ein in zwolf Bucher unterteiltes umfangreiches Unterrichtswerk zuruckfuhrbar sei das im Leidener Codex noch weitgehend erhalten sei Auf die Zahl der Bucher kam er dadurch dass das Colloquium im Leidener Codex folgende Uberschrift hat Es beginnen die Hermeneumata namlich 12 Bucher Incipit hermeneumata id est libri xii Das Jahr 207 Konsulat des Maximus und Aper erwahnt im Leidener Codex sei der fruhestmogliche Zeitpunkt Terminus post quem fur die Abfassung dieses Werks Die Schwache seiner These liegt darin dass einzelne von Goetz postulierte Bucher zu kurz sind um als solche gelten zu konnen und vor allem darin dass Goetz die ganz anders aufgebauten Hermeneumata Stephani nutzte um von ihm vermutete Lucken des Leidener Manuskripts zu fullen 28 Anna Carlotta Dionisotti schlug 1982 eine Unterteilung des Materials in acht Gruppen vor Der von dem Humanisten Conrad Celtis 1495 kopierte Text wurde erst nach der Publikation von Goetz bekannt und bildet bei Dionisotti eine eigene Textversion Ansonsten loste Dionisotti die Gruppe Varia auf und berucksichtigte einen Teil des von Goetz hier aufgefuhrten Materials nicht Hermeneumata Vaticana Glossae Stephani Glossae Loiselii Glossae Bernenses und Glossae Vaticanae Sie wertete die Hermeneumata Amploniana benannt nach dem Hauptmanuskript aus dem 9 Jahrhundert in der Bibliotheca Amploniana Signatur Erfurt Ampl 2 10 und die von ihr rekonstruierten Hermeneumata Bruxellensia zu selbstandigen Versionen auf und nahm ausserdem einige kleinere Umgruppierungen vor 29 Hermeneumata Leidensia Hermeneumata Amploniana Hermeneumata Bruxellensia Hermeneumata Stephani Hermeneumata Montepessulana Hermeneumata Monacensia Hermeneumata Einsidlensia Hermeneumata Celtis Die Textedition von Eleanor Dickey 2012 teilt das Material auf der Arbeit Dionisottis aufbauend folgendermassen in neun Gruppen 30 Version Alphabetisches Glossar Sachwortschatz Capitula Dialoge Colloquia Beispieltexte Bemerkungen ManuskripteHermeneumata Monacensia ja ja zwei ahnlich Einsidlensia Griechischer Text transliteriert 31 8 12 17 Jahrhundert Hermeneumata Einsidlensia ja zwei ahnlich Monacensia 6 15 16 Jahrhundert Hermeneumata Leidensia ja ja ahnlich Amploniana im Hauptmanuskript Leiden Voss Gr Q 7 Colloquium Leidense Stephani im Harleianus 5642 Colloquium Harleianum ja Leiden Voss Gr Q 7 9 Jahrhundert Sangallensis 902 Cod Latinus Monacensis 601 Harleianus 5642 9 10 JahrhundertHermeneumata Stephani zwei Glossae Stephani und Glossae Loiselii ja zwei darunter das Colloquium Leidense Stephani ja Henri Estienne Glossaria duo e situ vetustatis erudita ad utriusque linguae cognitionem amp locupletationem perutilia Paris 1573 Estienne wertete fur diesen fruhen Druck zwei heute verschollene Manuskripte aus Hermeneumata Montepessulana ja ja ja Glossar Capitula und Colloquium abweichend von den anderen Versionen ein komplettes Manuskript Montepessulanus 306 9 Jahrhundert und FragmenteHermeneumata Amploniana oder Hygini Hermeneumata ja ja Hauptmanuskript Erfurt Ampl 2 10 9 Jahrhundert und FragmenteHermeneumata Bruxellensia ja ja sehr fragmentarisch rekonstruiert aus dem Fragmentum Bruxellense 10 Jahrhundert und dem Glossarium Leidense 9 Jahrhundert sowie drei weiteren FragmentenHermeneumata Vaticana ja starke christliche Uberarbeitung ein Manuskript Vaticanus Lat 6925 10 Jahrhundert Hermeneumata Vindobonensia oder Hermeneumata Celtis ja ja Capitula und Colloquium abweichend von den anderen Versionen ein Manuskript Vindobonensis suppl Gr 43 15 Jahrhundert Wenn die von Goetz vertretene Zwolf Bucher Hypothese heute allgemein abgelehnt wird muss die Uberschrift des Colloquiums im Leidener Codex anders erklart werden Eleanor Dickey beobachtet dass an dieser Stelle ein Schreiberwechsel stattfand Sie vermutet dass der mittelalterliche Schreiber der mit dieser Uberschrift seine Arbeit begann eine andere Quelle kopierte diese Quelle war ein Werk in dem das Colloquium am Anfang stand Das Hauptmanuskript der Hermeneumata Leidensia enthalt also ein Colloquium das von einem mittelalterlichen Kopisten eingefugt wurde und dort ursprunglich nicht hingehorte Wenn man dieser These folgt ergibt sich folgende Zuordnung der Colloquia zu den verschiedenen Typen von Glossaren 32 Die Hermeneumata Monacensia und Einsidlensia waren ursprunglich eine Version zu der die Colloquia Monacensia Einsidlensia gehorten Die Hermeneumata Leidensia und Amploniana waren ursprunglich eine Version ihr Dialogteil war das Colloquium Harleianum Die Hermeneumata Bruxellensia und Hermeneumata Stephani hatten einen gemeinsamen Dialogteil Colloquium Leidense Stephani die Hermeneumata Stephani daruber hinaus auch das Colloquium Stephani Die Hermeneumata Celtis und Hermeneumata Montepessulana hatten ihr je eigenes Colloquium Die Hermeneumata Vaticana hatten keinen Dialogteil Dickey vermutet dass in der Uberschrift des Colloquium Leidense Stephani nicht von zwolf Buchern libri XII die Rede war sondern von drei Buchern libri III 33 Sie schlagt vor dass am Anfang der Hermeneumata Literatur ein einziges dreiteiliges Werk mit einem Vorwort stand diese drei Teile waren vermutlich Worterlisten Dann wurde nach dem Vorwort der Dialogteil angefugt und ganz am Ende verschiedene Ubungstexte die wohl aus vorhandenen Unterrichtsmaterialien ausgewahlt worden seien Die Auseinanderentwicklung in verschiedene Textversionen begann laut Dickey nach Einfugung des Dialogteils demnach haben alle Colloquia einen gemeinsamen Vorfahren und vor der Hinzufugung der Ubungstexte am Schluss Da einer der Ubungstexte das Jahr 207 Konsulat des Maximus und Aper erwahnt hiesse das dass die Urform der Dialoge vor diesem Datum verfasst worden war 34 So entsteht bei Dickey folgendes Gesamtbild Ein Schulbuch fur romische Kinder die Griechisch lernen wollen wird im Westen des Reichs verfasst und vor 207 im Osten in die dreiteiligen Worterlisten Hermeneumata integriert Im Osten des Reichs werden Sprachfuhrer fur griechische Muttersprachler verfasst die Latein und romische Lebensart lernen wollen Wahrend sich die verschiedenen Hermeneumata Textfamilien auseinanderentwickeln werden ab dem 3 Jahrhundert im Dialogteil Sprachfuhrer Materialien mit dem Schulbuch zusammengearbeitet Der Text mit dem Schulkind Alltag gewinnt bald seine feste Gestalt aber die Sprachfuhrer Dialoge fur eine erwachsene Klientel bleiben noch langer im Fluss All das vollzieht sich im Osten des Reichs Dann werden die Hermeneumata auch im Westen verwendet und ab dem 5 Jahrhundert findet die weitere Entwicklung vorwiegend im Westen statt 35 Wirkungsgeschichte BearbeitenDie erhaltenen Manuskripte zeigen dass die Hermeneumata im Mittelalter fur den Griechischunterricht verwendet wurden und anscheinend hoch geschatzt waren Aus moderner Sicht waren sie als Lehrbuch vollig ungeeignet da der griechische Text mehr oder weniger von den Kopisten entstellt worden war Eleanor Dickey halt es fur unmoglich mit diesen Texten im Selbststudium Griechisch zu erlernen Es sei aber denkbar dass Byzantiner als reisende Sprachlehrer in den Westen kamen und auf die Ressource der Hermeneumata zuruckgriffen Ihre Sprachkompetenz glich sozusagen die Fehlerhaftigkeit des Unterrichtsmaterials aus Hinweise auf eine Benutzung durch Kenner des Griechischen sieht Dickey beispielsweise darin dass einige Manuskripte mit griechischen Akzenten versehen wurden 36 Nach dem Vorbild der antiken Colloquia verfasste Mathurin Cordier im 16 Jahrhundert Musterdialoge fur den Lateinunterricht Seine Colloquiorum scholasticorum libri quatuor erlebten zahlreiche Auflagen bis ins 19 Jahrhundert 37 Textausgaben BearbeitenGeorg Goetz Hermeneumata pseudodositheana Corpus glossariorum latinorum Band 3 Teubner Leipzig 1892 Digitalisat Giuseppe Flammini Hermeneumata Pseudodositheana Leidensia Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana Saur Munchen und Leipzig 2004 ISBN 978 3 598 71253 1 The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Colloquia Monacensia Einsidlensia Leidense Stephani and Stephani Hrsg von Eleanor Dickey Cambridge Classical Texts and Commentaries Band 49 Cambridge University Press Cambridge 2012 The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 2 Colloquium Harleianum Colloquium Montepessulanum Colloquium Celtis and Fragments Hrsg von Eleanor Dickey Cambridge Classical Texts and Commentaries Band 53 Cambridge University Press Cambridge 2015 Eleanor Dickey Stories of Daily Life from the Roman World Extracts from the Ancient Colloquia Cambridge University Press Cambridge 2017 Literatur BearbeitenEleanor Dickey Rolando Ferri A New Edition of the Colloquium Harleianum Fragment in P Prag 2 118 In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik 180 2012 S 127 132 Anna Carlotta Dionisotti Art Hermeneumata In The Oxford Classical Dictionary 4 Auflage Oxford University Press 2012 Anna Carlotta Dionisotti From Ausonius schooldays A schoolbook and its relatives In The Journal of Roman Studies 72 1982 S 83 125 Rolando Ferri Hermeneumata Celtis The making of a Late antique Bilingual Glossary In Ders Hrsg The Latin of Roman Lexicography Pisa Rom 2011 S 141 169 online Kalle Korhonen On the composition of the Hermeneumata language manuals In Arctos 30 1996 S 101 119 online Weblinks BearbeitenBibliotheca Augustana Hermeneumata Pseudodositheana British Library Harley MS 5642 Digitalisat der Handschrift Anmerkungen Bearbeiten Johannes Tolkiehn Hrsg Dosithei ars grammatica Dieterich Leipzig 1913 Digitalisat Kalle Korhonen On the composition of the Hermeneumata language manuals 1996 S 102 Dafur pladiert insbesondere Johannes Kramer Glossaria bilinguia altera Saur Munchen Leipzig 2001 besonders S 19 f Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 11 Johannes Kramer Glossaria bilinguia altera Saur Munchen Leipzig 2001 S 10 Kalle Korhonen On the composition of the Hermeneumata language manuals 1996 S 104 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 20 Jan R Steiger Education in Late Antiquity Challenges Dynamism amp Reinterpretation 300 550 CE Oxford University Press New York 2022 S 100 Raffaela Cribiore Gymnastics of the Mind Greek Education in Hellenistic and Roman Egypt Princeton University Press 2001 S 15 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 47 The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Colloquia Monacensia Einsidlensia Leidense Stephani and Stephani Hrsg von Eleanor Dickey Cambridge Classical Texts and Commentaries Band 49 Cambridge University Press 2012 S 104 f Eigene Ubersetzung aus dem Lateinischen Ante lucem vigilavi de somno surrexi de lecto sedi poposci aquam ad faciem lavo primo manus deinde faciem lavi extersi deposui dormitoriam accepi tunicam ad corpus praecinxi me unxi caput meum et pectinavi feci circa collum pallam processi de cubiculo cum paedagogo et cum nutrice salutare patrem et matrem ambos salutavi et osculatus sum et sic descendi de domo Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 141 Kalle Korhonen On the composition of the Hermeneumata language manuals 1996 S 104 107 Zu juristischen Themen in den Colloquia vgl Eleanor Dickey New legal texts from the Hermeneumata Pseudodositheana In Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis 82 2014 S 30 44 online Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 45 The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 2 Colloquium Harleianum Colloquium Montepessulanum Colloquium Celtis and Fragments Hrsg von Eleanor Dickey Cambridge Classical Texts and Commentaries Band 53 Cambridge University Press 2015 S 101 Eigene Ubersetzung aus dem Lateinischen ducite scopam spargite aquam sternite triclinium afferte calices et argentum tu puer tolle lagunam et imple aquam scinde ligna exterge mensam et pone in medium ego vinum proferam lavate calices obsonia allata sunt coquantur Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 2 Cambridge 2015 S 125 Erbaut von einem Zeitgenossen Neros kann die Badeanlage noch jahrhundertelang in Betrieb gewesen sein Sie wird auch von Martial erwahnt ihre Lage ist aber nicht bekannt Hier begegnet im griechischen Text das Adjektiv neran kalt frisch Die Bedeutungsentwicklung zu neugriechisch nero Wasser deutet sich an Vgl Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 2 Cambridge 2015 S 130 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 2 Cambridge 2015 S 102 f Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 2 Cambridge 2015 S 130 132 Johannes Kramer Glossaria bilinguia altera Saur Munchen Leipzig 2001 S 24 f Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 22 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 2 Cambridge 2015 S 141 und 152 Papiri della Societa Italiana PSI PPrag II 118 Johannes Kramer Glossario latino greco frammenti del Colloquium Harleianum In Rosario Pintaudi Hrsg Papyri graecae Wessely Pragenses PPrag II Gonnelli Florenz 1995 S 3 5 Eleanor Dickey Rolando Ferri A New Edition of the Colloquium Harleianum Fragment in P Prag 2 118 2012 S 127 f Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 16 f Johannes Kramer Glossaria bilinguia altera Saur Munchen Leipzig 2001 S 17 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 17 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 17 20 Fur Kramer ein eindeutiges Indiz dafur dass der Text im lateinischen Westen kopiert wurde Papyri aus Agypten zeigen demgegenuber dass im Osten auch lateinische Texte in griechischer Schrift notiert wurden Die Notwendigkeit das jeweils richtige Alphabet zu benutzen sei nicht so streng gesehen worden Vgl Johannes Kramer Glossaria bilinguia altera Saur Munchen Leipzig 2001 S 21 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 31 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 37 Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 43 f Eleanor Dickey The Colloquia of the Hermeneumata Pseudodositheana Band 1 Cambridge 2012 S 52 Zusammenfassung Eleanor Dickey Who used the Hermeneumata Pseudodositheana Evidence for Greek speakers in the medieval West In Studi medievali e umanistici 14 2016 2017 S 47 71 online Raffaela Cribiore Gymnastics of the Mind Greek Education in Hellenistic and Roman Egypt Princeton University Press 2001 S 16 nbsp Dieser Artikel wurde am 5 Mai 2022 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermeneumata amp oldid 225339046