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Das Heisenberg Modell nach Werner Heisenberg in der quantenmechanischen Formulierung ist ein in der theoretischen Physik viel benutztes mathematisches Modell zur Beschreibung von Ferromagnetismus sowie Antiferromagnetismus und Ferrimagnetismus in Festkorpern Ziel der Betrachtung ist es experimentell beobachtete Effekte wie die spontane Magnetisierung und die kritischen Exponenten an den Phasenubergangen zu modellieren Das Modell dient zur qualitativen Beschreibung von Ferromagnetismus in Isolatoren fur Metalle ist das Hubbard Modell prinzipiell geeignet Inhaltsverzeichnis 1 Formulierung 2 Erlauterungen 3 Verallgemeinerungen 4 Modell im k Raum 5 Grundzustand 5 1 Ferromagnetischer Grundzustand 5 2 Ferri bzw antiferromagnetischer Grundzustand 6 Magnonen und Spinwellen 7 1D Heisenberg Modell 7 1 Eigenvektoren und Eigenzustande 7 2 Jordan Wigner Transformation 8 Literatur 9 Weblinks 10 QuellenFormulierung Bearbeiten1928 haben Werner Heisenberg 1 und Paul Dirac erkannt dass Ferromagnetismus in einem Festkorper durch einen effektiven Hamiltonoperator H Heis displaystyle H text Heis nbsp beschrieben werden kann der die Austauschwechselwirkung zwischen den lokalisierten Elektronen auf dem Kristallgitter modellhaft als Wechselwirkung zwischen den Elektronenspins beschreibt Die Wechselwirkung ist dabei zunachst reduziert auf benachbarte Spins Nachste Nachbar Wechselwirkung Im Gegensatz zum klassischen Heisenberg Modell werden die Spins durch Vektoroperatoren ausgedruckt und gehorchen den Regeln der Quantenmechanik H Heis J i j S i S j mit i j n a c h s t e N a c h b a r n displaystyle H text Heis J sum langle i j rangle vec S i cdot vec S j qquad text mit i j mathrm n ddot a chste Nachbarn nbsp Dabei sind S i displaystyle vec S i nbsp und S j displaystyle vec S j nbsp die quantenmechanischen Spinoperatoren zu gegebener Spinquantenzahl s displaystyle s nbsp s 1 2 1 3 2 2 displaystyle s in tfrac 1 2 1 tfrac 3 2 2 ldots nbsp beziehen sich die Indizes i displaystyle i nbsp und j displaystyle j nbsp auf die Gitterpositionen wobei das Gitter eine Kette eindimensionales Heisenberg Modell ein zweidimensionales Gitter z B ein hexagonales Gitter oder eine dreidimensionale Anordnung z B ein kubisches Gitter sein kann Der Spin hingegen ist beim Heisenberg Modell immer dreidimensional weshalb es auch als Spezialfall des n Vektor Modells mit n 3 displaystyle n 3 nbsp bezeichnet wird wird die Austauschwechselwirkung zwischen den lokalisierten Spins durch die Coulomb Abstossung und das Pauli Prinzip verursacht und bei Beschrankung auf Nachste Nachbar Wechselwirkung und Isotropie s u mit einer einzigen Kopplungskonstante J displaystyle J nbsp ausgedruckt der Austauschenergie Das Modell kann durch eine Verallgemeinerung der Heitler London Naherung fur die Bildung zweiatomiger Molekule begrundet werden siehe das einschlagige Unterkapitel in Magnetismus Fur eindimensionale Systeme kann es exakt gelost werden s u in zwei und drei Dimensionen gibt es dagegen nur genaherte Losungen z B mit Quanten Monte Carlo Methoden Erlauterungen BearbeitenObwohl die Auswirkung der Austauschwechselwirkung magnetischer Natur sind d h Magnetismus beschreiben ist ihre Ursache eben nicht magnetischer Natur sondern liegt in der elektrischen Abstossung und dem Pauli Prinzip begrundet Im Allgemeinen ist die direkte magnetische Wechselwirkung zwischen den magnetische Momenten eines Elektronenpaares um Grossenordnungen kleiner als die Austauschwechselwirkung Verallgemeinerungen BearbeitenDas Heisenberg Modell kann verallgemeinert werden indem man die Kopplungskonstante richtungsabhangig macht d h indem man von isotropen zu anisotropen Systemen ubergeht H verallg Heis i j J x S i x S j x J y S i y S j y J z S i z S j z mit i j n a c h s t e Nachbarn displaystyle begin aligned H text verallg Heis amp sum langle i j rangle left J x S i x S j x J y S i y S j y J z S i z S j z right qquad text mit i j mathrm n ddot a chste text Nachbarn end aligned nbsp Ein Spezialfall des verallgemeinerten Heisenberg Modells ist das XXZ Modell das seinen Namen daher hat dass die Kopplungskonstante in zwei Richtungen ubereinstimmt d h J x J y J displaystyle J x J y J nbsp und in z Richtung davon abweicht J z D displaystyle J z Delta nbsp H XXZ i j J S i x S j x S i y S j y D S i z S j z mit i j n a c h s t e Nachbarn i j J 2 S i S j S i S j D S i z S j z displaystyle begin aligned H text XXZ amp sum langle i j rangle left J left S i x S j x S i y S j y right Delta S i z S j z right qquad text mit i j mathrm n ddot a chste text Nachbarn amp sum langle i j rangle left frac J 2 left S i S j S i S j right Delta S i z S j z right end aligned nbsp Das Heisenberg Modell und seine Spezialfalle werden oft im Zusammenhang mit einem angelegten Magnetfeld h g J m B B 0 displaystyle h g J mu mathrm B B 0 nbsp in z Richtung betrachtet Der Hamiltonian lautet dann H verallg Heis h i j J x S i x S j x J y S i y S j y J z S i z S j z h i S i z displaystyle begin aligned H text verallg Heis h amp sum langle i j rangle left J x S i x S j x J y S i y S j y J z S i z S j z right h sum i S i z end aligned nbsp Eine weitere Verallgemeinerung beinhaltet die Einbeziehung von Kopplungen nicht nur zwischen nachsten Nachbarn sowie von Inhomogenitaten J J i j displaystyle J rightarrow J ij nbsp H verallg Heis inhom i j J i j x S i x S j x J i j y S i y S j y J i j z S i z S j z mit i j G i t t e r p l a t z e displaystyle begin aligned H text verallg Heis inhom amp sum langle i j rangle left J ij x S i x S j x J ij y S i y S j y J ij z S i z S j z right quad text mit i j mathrm Gitterpl ddot a tze end aligned nbsp Die Ubergange zum XY Modell und zum Ising Modell lassen sich am besten im n Vektor Modell darstellen Modell im k Raum BearbeitenZur Analyse des Modells und zur Betrachtung der Anregungen ist es sinnvoll das Modell im k Raum zu betrachten Die Transformation diskrete Fouriertransformation fur die Spinoperatoren a x y z displaystyle a in x y z nbsp lautet S a k i e i k R i S i a displaystyle S a vec k sum i e i vec k cdot vec R i S i a nbsp Das verallgemeinerte Heisenbergmodell im Magnetfeld ohne Richtungsabhangigkeit J i j x J i j y J i j z displaystyle J ij x J ij y J ij z nbsp mit J i j J j i displaystyle J ij J ji nbsp und J i i 0 displaystyle J ii 0 nbsp lasst sich dann schreiben als H heis k 1 N k J k S k S k S z k S z k h S z 0 displaystyle begin aligned H text heis k amp frac 1 N sum vec k J vec k left S vec k S vec k S z vec k S z vec k right hS z 0 end aligned nbsp wobei auch die Austauschintegrale von der Kreiswellenzahl k displaystyle vec k nbsp abhangen J k 1 N i j J i j e i k R i R j displaystyle J vec k frac 1 N sum ij J ij e i vec k cdot vec R i vec R j nbsp Grundzustand BearbeitenIn diesem Abschnitt wird der Grundzustand des verallgemeinerte Heisenberg Modells im Magnetfeld ohne Richtungsabhangigkeit betrachtet Der Grundzustand ist der Eigenzustand des Systems mit der geringsten Energie Dieser ist stark abhangig von den Vorzeichen der Kopplungskonstanten alle J i j gt 0 Ferromagnet alle J i j lt 0 Anti Ferromagnet Ferrimagnet displaystyle begin aligned text alle quad J ij gt 0 amp qquad text Ferromagnet text alle quad J ij lt 0 amp qquad text Anti Ferromagnet Ferrimagnet end aligned nbsp Ferromagnetischer Grundzustand Bearbeiten Fur J gt 0 displaystyle J gt 0 nbsp ist es fur die Spins energetisch gunstiger sich in dieselbe Richtung auszurichten und man spricht von einem ferromagnetischen Grundzustand F displaystyle F rangle nbsp Unter Drehung aller Spinvektoren andert sich das Heisenberg Modell nicht es ist also invariant unter einer Rotation Aufgrund der Rotationsinvarianz ist keine Richtung ausgezeichnet daher wird die Ausrichtung in z Richtung angenommen Die Richtung im Festkorper wird durch Anisotropien oder durch ein schwaches angelegtes Magnetfeld bestimmt Spezialisiert man noch J 0 i J i j j J i j displaystyle J 0 sum i J ij sum j J ij nbsp dann kann die Energie des Grundzustands angegeben werden als H F E 0 F mit E 0 N J 0 ℏ 2 S 2 N h S displaystyle begin aligned H F rangle amp E 0 F rangle text mit qquad amp E 0 NJ 0 hbar 2 S 2 NhS end aligned nbsp Dabei wurde der Eigenwert des S i z displaystyle S i z nbsp Operators als S i z F ℏ S F displaystyle S i z F rangle hbar S F rangle nbsp benutzt Fur das Spin 1 2 Heisenberg Modell ist S 1 2 displaystyle S 1 2 nbsp Ferri bzw antiferromagnetischer Grundzustand Bearbeiten Fur J lt 0 displaystyle J lt 0 nbsp ist es energetisch gunstiger wenn benachbarte Spins in unterschiedliche Richtungen zeigen Der Grundzustand ist daher stark vom unterliegenden Kristallgitter abhangig er kann u a antiferromagnetisch oder ferrimagnetisch sein Fur spezielle Kristallgitter kann es zu magnetischer Frustration kommen siehe geometrische Frustration und Spin Glas Magnonen und Spinwellen BearbeitenIn diesem Abschnitt werden die Anregungen aus dem ferromagnetischen Grundzustand des verallgemeinerten Heisenberg Modells im Magnetfeld ohne Richtungsabhangigkeit betrachtet Die Anregungszustande werden dem Quasiteilchen Magnon zugeordnet Es handelt sich dabei um kollektive Anregungen des gesamten Kristallgitters die demnach auch als Spinwellen bezeichnet werden Die einmalige Anwendung des S k displaystyle S vec k nbsp Operators auf den ferromagnetischen Grundzustand gibt einen angeregten Eigenzustand des Heisenberg Modells und wird normierter Ein Magnonenzustand genannt k 1 ℏ 2 S N S k F displaystyle vec k rangle frac 1 hbar sqrt 2SN S vec k F rangle nbsp Die zugehorige Energie des Zustands ist gegeben als E k E 0 ℏ w k mit ℏ w k ℏ h 2 S ℏ 2 J 0 J k displaystyle E vec k E 0 hbar omega vec k qquad text mit qquad hbar omega vec k hbar h 2S hbar 2 J 0 J vec k nbsp Die Anregungsenergie ℏ w k displaystyle hbar omega vec k nbsp wird dem Magnon Quasiteilchen zugeschrieben Betrachtet man den Erwartungswert des S i z displaystyle S i z nbsp Operators auf diesen Zustand so erhalt man k S i z k ℏ S 1 N displaystyle langle vec k S i z vec k rangle hbar left S frac 1 N right nbsp Dabei ist die linke Seite der Gleichung nicht mehr vom Platz i abhangig Anschaulich bedeutet dies dass die Anregung aus dem Grundzustand Ein Magnonenzustand nicht durch das einfache Umklappen eines Spins auf einem Gitterplatz erzeugt wird sondern dass der Ein Magnonenzustand uber das Gitter gleichmassig verteilt ist Daher wird der Zustand k displaystyle vec k rangle nbsp als kollektive Anregung angesehen und als Spinwelle bezeichnet 1D Heisenberg Modell BearbeitenIm eindimensionalen Heisenberg Modell sind die Spins aufgereiht auf einer Kette Bei periodischen Randbedingungen ist die Kette zu einem Ring geschlossen Die Eigenzustande und Eigenenergien fur das eindimensionale Heisenberg Modell wurden 1931 von Hans Bethe 2 mit dem Bethe Ansatz exakt bestimmt Eigenvektoren und Eigenzustande Bearbeiten Da der S z tot displaystyle S z text tot nbsp Operator mit dem Hamiltonoperator kommutiert zerfallt der ganze Hilbertraum in verschiedene Unterraume die einzeln diagonalisiert werden konnen S z tot H i 1 N S i z H 0 displaystyle S z text tot H sum i 1 N S i z H 0 nbsp Die verschiedenen Unterraume konnen durch ihre S z tot N N displaystyle S z text tot N dots N nbsp Quantenzahlen beschrieben werden Das heisst dass die Eigenvektoren Superpositionen aus Basiszustanden mit derselben S z tot displaystyle S z text tot nbsp Quantenzahl sind Im Bethe Ansatz werden diese Zustande mittels der umgeklappten Zustande vom ferromagnetischen Grundzustand klassifiziert Zum Beispiel wird der Zustand mit zwei umgeklappten Spins also S z tot N 2 displaystyle S z text tot N 2 nbsp an den Gitterplatzen n 1 displaystyle n 1 nbsp und n 2 displaystyle n 2 nbsp angegeben als n 1 n 2 n 1 n 2 displaystyle n 1 n 2 rangle uparrow uparrow underbrace downarrow n 1 uparrow dots uparrow underbrace downarrow n 2 uparrow dots uparrow rangle nbsp Die Eigenvektoren in einem Unterraum mit einer S z displaystyle S z nbsp Quantenzahl S z N r displaystyle S z N r nbsp sind Superpositionen aus allen moglichen Zustanden n 1 n 2 n N r displaystyle n 1 n 2 dots n N r rangle nbsp PS n 1 lt n 2 lt lt n r N a n 1 n 2 n r n 1 n 2 n r displaystyle Psi rangle sum n1 lt n2 lt dots lt n r N a n 1 n 2 dots n r n 1 n 2 dots n r rangle nbsp Die Koeffizienten sind ebene Wellen und durch den Bethe Ansatz gegeben a n 1 n r P S r exp i j 1 r k P j n j i i lt j 8 P i P j displaystyle a n 1 dots n r sum P in S r exp left i sum j 1 r k P j n j i sum i lt j theta P i P j right nbsp Die Parameter konnen uber die Gleichungen des Bethe Ansatzes bestimmt werden 2 cot 8 i j 2 cot k i 2 cot k j 2 mit i j 1 r N k i 2 p l i j i 8 i j l i 1 N 1 displaystyle begin alignedat 2 2 cot frac theta ij 2 amp cot frac k i 2 cot frac k j 2 amp qquad text mit quad amp i j 1 dots r Nk i amp 2 pi lambda i sum j neq i theta ij amp amp lambda i 1 dots N 1 end alignedat nbsp Die Eigenvektoren sind gegeben durch alle Kombinationen der Bethe Quantenzahlen l 1 l r displaystyle lambda 1 dots lambda r nbsp die die Gleichungen des Bethe Ansatzes erfullen Eine Klassifikation der Eigenvektoren ist also uber die Bethe Quantenzahlen moglich Die Bestimmung aller Eigenvektoren ist allerdings nicht trivial Die zugehorige Energie des Zustands ist gegeben als E E 0 J j 1 r 1 cos k j displaystyle E E 0 J sum j 1 r 1 cos k j nbsp Jordan Wigner Transformation Bearbeiten Das 1D Heisenberg Modell kann bei periodischen Randbedingungen mittels einer Jordan Wigner Transformation auf spinlose Fermionen auf einer Kette mit lediglich nachster Nachbarwechselwirkung abgebildet werden Der Hamiltonian H Heis displaystyle H text Heis nbsp des 1D Heisenberg Modells kann demnach geschrieben werden als H Heis J n 1 N S n S n 1 J n 1 N 1 2 S n S n 1 S n S n 1 S n z S n 1 z J i 1 N c i c i 1 h c c i c i 1 2 c i 1 c i 1 1 2 H 0 H J displaystyle begin aligned H text Heis amp J sum n 1 N vec S n cdot vec S n 1 J sum n 1 N left frac 1 2 S n S n 1 S n S n 1 S n z S n 1 z right amp J sum i 1 N left left c i dagger c i 1 text h c right left c i dagger c i frac 1 2 right left c i 1 dagger c i 1 frac 1 2 right right amp H 0 H J end aligned nbsp Die c i c i displaystyle c i c i dagger nbsp sind Erzeugungs und Vernichtungsoperatoren fur spinlose Fermionen Literatur BearbeitenWolfgang Nolting Grundkurs Theoretische Physik Band 7 Vielteilchen Theorie Springer Verlag Weblinks BearbeitenB Nachtergaele Bibliografie zum Heisenbergmodell Quellen Bearbeiten W Heisenberg Zur Theorie des Ferromagnetismus In Zeitschrift fur Physik Band 49 Nr 9 1928 S 619 636 doi 10 1007 BF01328601 H Bethe Zur Theorie der Metalle I Eigenwerte und Eigenfunktionen der linearen Atomkette On the theory of metals I Eigenvalues and eigenfunctions of the linear atom chain Zeitschrift fur Physik A Vol 71 S 205 226 1931 doi 10 1007 BF01341708 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heisenberg Modell amp oldid 238445225