www.wikidata.de-de.nina.az
Georg Heinrich August Ewald ab 1841 Ritter von Ewald 1 16 November 1803 in Gottingen 4 Mai 1875 ebenda ein deutscher Orientalist und evangelischer Theologe gilt als einer der bedeutendsten Orientalisten des 19 Jahrhunderts Seine Arbeiten uber Hebraisch und Arabisch die Biblische Exegese des Alten Testaments und die Geschichte der Hebraer waren bahnbrechend Als Unterzeichner des Protests der Gottinger Sieben verlor er 1837 seine Professur an der Universitat Gottingen und wechselte an die Universitat Tubingen 1863 war er Mitbegrunder des Deutschen Protestantenvereins Seit 1869 als Abgeordneter im Reichstag des Norddeutschen Bundes wurde er zum Gegner des preussischen Militarismus Heinrich Ewald Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bibliografie 2 1 Politische Stellungnahmen Auswahl 2 2 Mitgliedschaften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Gottinger Gedenktafel fur Ewald nbsp Heinrich Ewald Fotografie von Hermann Gunther Berlin um 1874 nbsp Heinrich Ewalds Frau Minna Ewald geb GaussHeinrich Ewald kam in Gottingen im Konigreich Hannover als Sohn des Tuchmachers Heinrich Andreas Ewald zur Welt Von 1815 bis 1820 war er Schuler des Gottinger Gymnasiums Danach studierte er an der Georg August Universitat Gottingen als Schuler Johann Eichhorns Evangelische Theologie und Orientalistik Wahrend des Studiums arbeitete er ab 1822 als Lehrer am Gymnasium in Wolfenbuttel In der Herzog August Bibliothek hatte er Zugang zu orientalischen Handschriften die er fur sein Studium nutzte 1823 beendete er das Studium in Gottingen mit der Promotion und blieb noch fur ein Jahr als Professor am Wolfenbutteler Gymnasium Danach wechselte er als Repetent an die Theologische Fakultat der Universitat Gottingen und wurde 1827 nach dem Tod Eichhorns mit 23 Jahren zum ausserordentlichen Professor fur orientalische Sprachen an der Philosophischen Fakultat ernannt Ewald hatte auch Kenntnisse auf dem Gebiet des Sanskrit und der indischen Literatur und hielt in Gottingen im Wintersemester 1826 27 eine Vorlesung Uber die Sanskrit Sprache und Literatur 2 1830 heiratete er im Alter von fast 27 Jahren Minna Gauss Tochter des Mathematikers Carl Friedrich Gauss Anfang der 1830er Jahre war Heinrich Ewald ein geachteter und anerkannter Orientalist und Theologe der auf eine grosse Zukunft hoffen konnte 1831 wurde er zum ordentlichen Professor fur Altes Testament an der Philosophischen Fakultat der Universitat Gottingen ernannt 1833 wurde er Akademiemitglied in der koniglichen Sozietat der Wissenschaften 1835 Professor fur orientalische Sprachen und im selben Jahr erhielt er die Berufung in die Honorenfakultat Im Dezember 1834 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen 3 Am 12 Dezember 1837 fand seine Laufbahn in Gottingen jedoch ein uberraschendes Ende als er mit sechs Kollegen gegen die Anderung der Verfassung protestierte und danach als einer der Gottinger Sieben von Konig Ernst August I Hannover aus allen Amtern und Ehren entlassen wurde Seine wissenschaftliche Reputation reichte jedoch schon weit uber die Grenzen des Konigreichs Hannover hinaus obwohl er fachlich auch heftige Gegnerschaft erlebte und ihm Anmassung vorgeworfen wurde 4 Im Mai 1838 wurde er als ordentlicher Professor fur Philosophie an die Universitat Tubingen im Konigreich Wurttemberg berufen und 1841 auf eigenen Wunsch an die Theologische Fakultat versetzt Unter seinen Studenten waren zu jener Zeit August Schleicher und August Dillmann die er fur die Orientalistik und orientalische Sprachen begeisterte Zu seinen Tubinger Schulern gehorte auch Rudolf von Roth der spater in Nachfolge von Ewald als Extraordinarius fur orientalische Sprachen die Indologie in Tubingen begrunden sollte 5 Uberschattet wurde sein Aufenthalt in Tubingen durch den fruhen Tod seiner Ehefrau die 1840 im Alter von 32 Jahren verstarb In Tubingen sind einige seiner bedeutendsten Werke entstanden und es begann seine erbitterte Fehde mit dem Theologen Ferdinand Baur und der Tubinger Schule Die Gottinger Universitat trug in den 1840er Jahren schwer an den Folgen der Entlassung ihrer sieben herausragenden Professoren Auf die verwaisten Lehrstuhle der Gottinger Sieben liess sich kein Gelehrter von Rang berufen und die Studentenzahlen gingen drastisch um fast die Halfte zuruck Um das Renommee der Universitat wieder zu heben wurde versucht die Sieben wieder in Gottingen zusammenzufuhren Diese Bemuhungen waren jedoch nur bei dem Physiker Wilhelm Weber und bei Heinrich Ewald erfolgreich der 1848 in seine Heimatstadt zuruckkehrte und dort wieder alttestamentliche Theologie und orientalische Sprachen lehrte Die Umstande seines Weggangs von Tubingen erlauterte er in einer eigenen Schrift 6 nbsp Ewalds Grab in Gottingen1863 war er in Frankfurt am Main einer der Mitbegrunder des Deutschen Protestantenvereins Bei der Kirchensynode 1864 forderte er eine bessere Kirchenverfassung im Sinne Luthers sowie freie Pastorenwahl und theologische Forschungsfreiheit 7 Seine politische Uberzeugung wurde 1867 erneut vor eine harte Probe gestellt Preussen hatte sich 1866 das Konigreich Hannover einverleibt und forderte von allen Staatsdienern die Vereidigung auf den preussischen Konig Heinrich Ewald war gegen die deutsche Einigung unter der Vorherrschaft Preussens verweigerte im Marz 1867 den Eid und wurde deshalb aus der Philosophischen Fakultat ausgeschlossen Allerdings erhielt er unter Beibehaltung seines Gehalts die Erlaubnis noch Vorlesungen zu halten Wegen unbotmassiger Ausserungen in seiner Schrift Das Lob des Konigs und des Volks wurde ihm 1868 die Lehrerlaubnis endgultig entzogen Seiner politischen Uberzeugung ging er ab 1869 als Parlamentsabgeordneter der Welfenpartei nach Er widersetzte sich vehement der preussischen Politik die eine Reichseinigung auch mit militarischen Mitteln herbeifuhrte Auch nach dem Krieg 1870 71 und der Ausrufung des Kaiserreichs blieb Heinrich Ewald ein entschiedener Gegner des triumphierenden preussischen Militarismus Heinrich Ewald verstarb im Alter von 72 Jahren in Gottingen und wurde dort auf dem Bartholomai Friedhof dem heutigen Marien Friedhof beigesetzt Bibliografie BearbeitenDie Composition der Genesis kritisch untersucht 1823 De metris carminum arabicorum libri duo 1825 Des Hohelied Salomos ubersetzt u erklart 1826 3 Auflage 1866 Kritische Grammatik der hebraischen Sprache 1827 Ausfuhrliches Lehrbuch der hebraischen Sprache 1845 8 Auflage 1870 Uber einige altere Sanskritmetra 1827 Liber Vakedu de Mesopotamiae expugnatae historia 1827 Commentarius in Apocalypsin Johannis 1828 Grammatica critica linguae arabicae 2 Bande 1831 1833 Abhandlungen zur biblischen und orientalischen Literatur 1832 Die poetischen Bucher des alten Bundes 1835 1837 3 Auflage 1866 1867 Zeitschrift fur die Kunde des Morgenlandes fuhrende Mitarbeit ab 1837 Verzeichniss der orientalischen Handschriften der Universitatsbibliothek zu Tubingen 1839 Die Propheten des alten Bundes 1840 1841 2 Auflage 1867 1868 Hebraische Sprachlehre fur Anfanger 1842 4 Auflage 1874 Geschichte des Volkes Israel bis Christus 1843 1852 3 Auflage 1864 1868 Die Alterthumer des Volkes Israel 1848 Jahrbucher der biblischen Wissenschaft 1849 1865 Herausgeber und Verfasser der meisten Beitrage Die drei ersten Evangelien ubersetzt und erklart 1850 Uber das athiopische Buch Henoch 1854 Die Sendschreiben des Apostels Paulus ubersetzt und erklart 1857 Abhandlung uber den Bau der Thatworter im Koptischen 1861 ISBN 0 8370 1192 2 Die Johanneischen Schriften ubersetzt und erklart 1861 1862 Uber das vierte Esrabuch 1863 Sieben Sendschreiben des neuen Bundes 1870 Das Sendschreiben an die Hebraer und Jakobus Rundschreiben 1870 Die Lehre der Bibel von Gott oder Theologie des alten und neuen Bundes 1871 1875 Politische Stellungnahmen Auswahl Bearbeiten Worte an Herrn Klenze in Hannover Basel 1838 zum Verfassungsdisput Lob des Konigs und des Volkes An die Preussen Stuttgart Carl Gruninger 1869 Dr H Ewald uber seine zweite Amtsentsetzung an der Universitat Gottingen Stuttgart 1868Mitgliedschaften Bearbeiten Deutsche Morgenlandische Gesellschaft Deutscher ProtestantenvereinLiteratur BearbeitenFriedrich Wilhelm Bautz Heinrich Ewald In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1577 1578 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Ernst Betheau Carl Betheau Ewald Heinrich In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 5 Hinrichs Leipzig 1898 S 682 687 T Witton Davies Heinrich Ewald Orientalist and Theologian 1803 1903 A Centenary Appreciation London 1903 Digitalisat A Dillmann Ewald Georg Heinrich August In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 6 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 438 442 Jurgen Ebach Ewald Georg Heinrich August In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 10 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008575 5 S 694 696 Willibald Kirfel Ewald Georg Heinrich August von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 696 f Digitalisat Hans Joachim Kraus Geschichte der historisch kritischen Erforschung des Alten Testaments von der Reformation bis zur Gegenwart 1956 3 erw Auflage Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1982 Nachdruck als 4 Aufl 1988 S 199 208 Ibrahim Lashin Zum Prophetenverstandnis in der Bibel und im Koran eine vergleichende Studie anhand ausgewahlter christlicher und islamischer Auslegungswerke des 19 Jahrhunderts am Beispiel Heinrich Ewalds und Muḥammad ʿAbduhs Kovac Hamburg 2013 Schriftenreihe Schriften zur Religionswissenschaft Bd 3 Diss Bonn 2012 ISBN 978 3 8300 7067 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Georg Heinrich August Ewald Quellen und Volltexte nbsp Commons Heinrich Georg August Ewald Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Heinrich Ewald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Heinrich Ewald in der Deutschen Digitalen Bibliothek Heinrich Ewald in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Heinrich Ewald In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Heinrich Ewald an der Universitat Leipzig Sommersemester 1838 Georg Freuling Ewald Heinrich In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff abgerufen am 28 Mai 2012 Einzelnachweise Bearbeiten aufgrund Verleihung des Ordens der Wurttembergischen Krone und damit verbundener Erhebung in den personlichen nicht vererbbaren Adel s Regierungsblatt fur das Konigreich Wurttemberg 1841 Nr 52 vom 3 November 1841 S 506 Die Geschichte der Facher Indologie und Tibetologie an der Universitat Gottingen Memento vom 6 September 2012 im Webarchiv archive today Georg August Universitat Gottingen Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Georg Heinrich August Ewald Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 12 November 2015 russisch Herr Professor Ewald als Punier gewurdigt Den Manen von Wilhelm Gesenius geweiht Carl Wex Schwerin 1843 Siehe U Nanko Zur Geschichte des Lehrstuhls fur Indologie und vergleichende Religionswissenschaft an der Universitat Tubingen 1848 1945 In H Bruckner u a Indienforschung im Zeitenwandel Analysen und Dokumente zu Indologie in Tubingen Tubingen 2003 S 63 ff Heinrich Ewald uber seinen Weggang von der Universitat Tubingen mit andern Zeitbetrachtungen Stuttgart 1848 Ewalds Antrage zur evangelischen Kirchensynode Allgemeine kirchliche Zeitschrift Elberfeld 1864 Normdaten Person GND 118682857 lobid OGND AKS LCCN n82058766 VIAF 309589 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ewald HeinrichALTERNATIVNAMEN Ewald Heinrich Georg August vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe Orientalist und Politiker DHP MdRGEBURTSDATUM 16 November 1803GEBURTSORT GottingenSTERBEDATUM 4 Mai 1875STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Ewald amp oldid 234056669