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Hans Leuss auch Leuss 10 Dezember 1861 auf Spiekeroog 28 September 1920 in Neustrelitz 1 war ein deutscher Publizist Schriftsteller und Politiker Grab und Gedenkstein fur Leuss auf der Burg Stargard Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und fruhe Politik 2 Zuchthaus 3 SPD 4 Tod und Gedenken 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 QuellenJugend und fruhe Politik BearbeitenLeuss wurde auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog geboren Seinem spateren politischen Gegner dem strelitzischen Staatsminister Roderich Hustaedt zufolge war er Sohn eines dort verwurzelten Kapitans 2 Leuss war nach Besuch des Gymnasiums und einer kaufmannischen Lehre seit 1878 Schriftsteller 1883 arbeitete er fur das Volk dem Parteiorgan der Christlich sozialen Partei Zu seinen damaligen politischen Weggefahrten zahlten Adolf Stoecker und Wilhelm Joachim von Hammerstein 3 Ab 1884 war er Mitarbeiter der Kreuzzeitung die er wegen antijudischer Agitationen gemeinsam mit Stoecker 1890 verlassen musste 4 Danach wechselte Leuss zu der Zeitung Neue Zeit bei der er bis 1892 blieb Anschliessend war er zwei Jahre freischaffend tatig Als zunachst fraktionsloser Reichstagsabgeordneter schloss er sich der antisemitischen Deutschsozialen Reformpartei an die zwischen 1894 und 1900 als Zusammenschluss der Deutschsozialen Partei und der Deutschen Reformpartei bestand Bei der Reichstagswahl 1893 gewann die Deutschsoziale Partei vier Mandate Max Liebermann von Sonnenberg Paul Forster Adolf Konig und Hans Leuss im Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Kassel 4 Neben seinen sozial nationalen und liberal kritischen Denkschriften veroffentlichte Leuss mehrere judenfeindliche Publikationen Dementsprechend wurde er in judisch deutschen Zeitungen aufmerksam beobachtet und kommentiert 5 In seinem Buch Das richtige Wanzenmittel ein judischer Staat Ein Vorschlag zur Gute 1893 fordert Leuss zur Losung der Judenfrage die Schaffung eines judischen Staates Als Ziel der antisemitischen Bewegung stellte er darin die Ausscheidung des Judenvolks aus unserer Mitte dar sodass die kommenden Auseinandersetzungen zwischen den europaischen Staaten innerstaatlich auch die Auseinandersetzung mit den Juden bringen wird und innerhalb von 25 Jahren der letzte Jude Deutschland verlassen haben sollte 6 Zuchthaus BearbeitenIn seinem Scheidungsverfahren 1894 sollte Leuss unter Eid aussagen ob er mit einer verheirateten Frau in ehebrecherischem Verkehr gestanden habe Er leugnete dies und da das Gegenteil vom Gericht als wahrscheinlich angenommen wurde verurteilte man ihn wegen Meineids zu einer mehrjahrigen Gefangnisstrafe Am 20 Dezember 1894 verzichtete er zwangslaufig auf sein Reichstagsmandat Er sass 3 Jahre im Zuchthaus Celle und hat dort als Bibliothekskalfaktor gearbeitet 7 Im Fruhjahr 1898 wurde Leuss entlassen 1899 veroffentlichte er den Gedichtband Humanis homo Verse eines Strafgefangenen und 1903 sein Hauptwerk Aus dem Zuchthause in dem er das kaiserliche Strafrechtssystem als vollig untauglich darstellte Das Buch war ein grosser Erfolg es musste noch im gleichen Jahr eine zweite Auflage gedruckt werden 1904 eine dritte 1907 erschien eine gekurzte Volksausgabe Thomas Mann diente es als Hauptquelle fur sein Dossier Gefangenschaft das er ursprunglich in Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull einzuarbeiten gedachte 8 Leuss publizierte danach eine Anzahl Artikel zu Strafrechtsreformen im Sinne von Franz von Liszt sowie weitere Bucher SPD BearbeitenMoglicherweise kam Leuss uber den Vorwarts zur SPD die Judenfrage und seine Person waren Gegenstand auf deren Parteitag 1903 Nach seiner Inhaftierung wandte er sich jedoch vermehrt den Ansichten Franz Mehrings zu 9 1906 verklagte er Maximilian Harden der als Herausgeber der Zukunft Leuss Werk Wilhelm Freiherr von Hammerstein kritisiert hatte 10 Zu dieser Zeit lebte Leuss in Potsdam Eine Klage wegen Majestatsbeleidigung brachte ihm sein 1914 veroffentlichtes Buch Wilhelm der Letzte ein in dem er dem Thronerben voraussagt dass sein Vater Wilhelm II der letzte seiner Dynastie sein konnte Zu sechsmonatiger Haft verurteilt wurde er allerdings durch den Beginn des Ersten Weltkrieges amnestiert Auch dieses Buch wurde mehrfach aufgelegt Mit dem Zusammenbruch des Kaiserreiches engagierte sich Leuss wieder in der Politik wurde 1919 Fraktionsvorsitzender der SPD im mecklenburg strelitzischen Landtag sowie Mitherausgeber der Welt am Montag Nach dem Spartakusaufstand beteiligte er sich im Sommer 1919 als MSPDler an einem Versuch der Zentralstelle fur Einigung der Sozialdemokratie ZfE die durch den Versailler Frieden und die Kriegsschuldfrage Deutschland wurde zum Alleinschuldigen erklart eingetretene Spaltung der Partei in MSPD und USPD zu uberwinden Dazu fand er Zeit mit Konrad Haenisch ein Buch uber Philipp Scheidemann zu verfassen Tod und Gedenken BearbeitenLeuss starb am 28 September 1920 im Neustrelitzer Landtag wahrend einer Sitzung des Finanzausschusses dem er zu jener Zeit vorsass durch einen Hirnschlag Er hatte in den Tagen zuvor uber haufige Schwindelanfalle geklagt zog sich plotzlich aus der laufenden Sitzung in sein Buro zuruck und wurde wenig spater vom Landtagsdirektor Theodor Richter dort tot aufgefunden Da Leuss kurze Zeit Landdrost fur Stargard gewesen war wurde er auf der dortigen Burg beigesetzt Sein Gedenkstein mit einem Bildmedaillon blickt von der Ostseite des Burgberges auf die Stadt und ist Dem Freunde der Bedrangten mit dem Motto Holt fast gewidmet 11 Werke BearbeitenDas richtige Wanzenmittel Ein judischer Staat Beyer Leipzig 1893 Humanis homo Gedichte eines Strafgefangenen In Die Gesellschaft XVI Dresden und Leipzig 1899 Aus dem Zuchthause Verbrecher und Strafrechtspflege In Leo Berg Hrsg Kulturprobleme der Gegenwart Band VII Verlag von Johannes Rade Berlin 1903 Zur Volkskunde der Inselfriesen In H Singer Hrsg Globus Illustrierte Zeitschrift fuer Lander und Volkerkunde 84 Band Verlag Fr Vieweg und Sohn Braunschweig 1903 S 202 206 223 225 Wilhelm Freiherr von Hammerstein 1881 1895 Chefredakteur der Kreuzzeitung Auf Grund hinterlassener Briefe und Aufzeichnungen Walther Berlin 1905 Gejronte Sanguiniker Historische Parallelen Walther Berlin 1906 Wilhelm der Letzte Eine Vorhersage aus 1914 Verlag fur Volksaufklarung Koch amp Jurgens Berlin mit Konrad Haenisch Philipp Scheidemann Schwetschke Berlin 1919 Aufsatze Psychologisches zum Indizienbeweis In Monatsschrift fur Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform Band 10 1914 S 367 371 Das Verbrechen als sozial pathologische Erscheinung In Neue Zeit 1899 1900 Band XVIII Nr i S 213 ff Disziplin in Strafanstalten In Neue Zeit 18 Jahrgang Nr i S 783 820 Literatur BearbeitenAndreas Frost Aufbruch in die Demokratie Landtage und Abgeordnete in Mecklenburg Strelitz und Mecklenburg Schwerin zwischen 1918 und 1920 Landeszentrale fur politische Bildung Mecklenburg Vorpommern Schwerin 2019 ISBN 9783981643978 S 72 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Leuss im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hans Leuss in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Hans Leuss In Wilhelm H Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1876 1933 BIOSOP Biografie von Hans Leuss In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Leuss Hans Hessische Biografie Stand 22 Juli 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Quellen Bearbeiten Hrsg Wilhelm Kosch Deutsches Literatur Lexikon Stuttgart 1947 1958 Roderich Hustaedt Die Lebenserinnerungen eines mecklenburg strelitzschen Staatsministers Veroff d Hist Komm f Meckl Reihe C Bd 12 Hg v Michael Buddrus Rostock 2014 S 129 Friedrich Stampfer Erfahrungen und Erkenntnisse Aufzeichnungen aus meinem Leben Verlag fur Politik und Wirtschaft 1957 S 86 Christian Schubbert Die Rezeption des Antisemitismus in der Deutschkonservativen Partei in der Caprivizeit 1890 94 GRIN Verlag 2001 S 22 Zeitschrift Im deutschen Reich Zeitschrift des Centralvereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens Harrwitz Verlag Berlin Jahrgang 1897 Heft 9 September 1897 S 445 Digitalisat S 24ff siehe Digitalisierung in der Freimann Sammlung der Universitatsbibliothek der Goethe Universitat Frankfurt am Main von 2007 urn nbn de hebis 30 180014125008 Birgit Kreutzahler Das Bild des Verbrechers in Romanen der Weimarer Republik Dissertation Universitat Hamburg 1986 Kultur Stadt Zurich Thomas Manns Felix Krull Der Kunstler als Hochstapler Abgerufen am 22 Mai 2021 Lars Fischer The Socialist Response to Antisemitism in Imperial Germany Cambridge University Press 2006 Vossische Zeitung Gerichtliches Morgen Ausgabe 1 Februar 1906 S 6 Roderich Hustaedt Die Lebenserinnerungen eines mecklenburg strelitzschen Staatsministers Veroff d Hist Komm f Meckl Reihe C Bd 12 Hrsg v Michael Buddrus Rostock 2014 S 169 f Abgeordnete des Reichstagswahlkreises Regierungsbezirk Kassel 4 Richard Harnier 1867 1881 Karl Friess 1881 1884 Hermann von Christen 1884 1890 Feodor Wilisch 1890 1893 Hans Leuss 1893 1895 Karl Iskraut 1895 1898 Hermann von Christen 1898 1903 Leonhard Seyboth 1903 1904 Friedrich Raab 1904 1912 Georg Thone 1912 1918 Normdaten Person GND 116958588 lobid OGND AKS LCCN no2019018358 VIAF 54913547 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leuss HansALTERNATIVNAMEN Leuss HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdR und LiteratGEBURTSDATUM 10 Dezember 1861GEBURTSORT SpiekeroogSTERBEDATUM 28 September 1920STERBEORT Neustrelitz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Leuss amp oldid 233439670