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Hans Georg Rupp 30 August 1907 in Stuttgart 14 September 1989 in Munsingen war ein deutscher Rechtswissenschaftler Richter des Bundesverfassungsgerichts und Mitglied der Beratenden Landesversammlung des Landes Wurttemberg Hohenzollern Hans Georg Rupp 1951 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Ausbildungszeit 1 2 Berufsjahre im Dritten Reich 1 3 Parlamentarier und Verwaltungsbeamter in Wurttemberg 1 4 Richter des Bundesverfassungsgerichts 1 5 Im Ruhestand 2 Weblinks 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Ausbildungszeit Bearbeiten Rupp entstammte einer grossburgerlichen liberalen Reutlinger Familie Seine Eltern waren Dr iur Erwin Rupp 1855 1916 der als Ministerialbeamter in Wurttemberg und Generalstaatsanwalt in Stuttgart Karriere gemacht hatte und Marie Volz 1866 1946 Zudem hatte er zwei altere Schwestern Elisabeth Rupp 1888 1972 die sich spater als Ethnologin und Schriftstellerin einen Namen machte und Maria Rupp 1891 1956 die als Bildhauerin hervortrat Nach dem Besuch des Gymnasiums in Reutlingen entschied er sich fur ein Studium der Rechtswissenschaft das er 1925 in Tubingen begann in Berlin fortfuhrte und im Herbst 1929 mit der ersten Staatsprufung abschloss In den beiden Stadten absolvierte er auch sein Referendariat 1933 promovierte er bei Viktor Bruns uber Staatsvertreter vor internationalen Schiedsgerichten zum Doktor der Rechte Im Jahr darauf legte er in Stuttgart die zweite Staatsprufung ab Berufsjahre im Dritten Reich Bearbeiten Anschliessend war er als Hilfsrichter am Landgericht Tubingen und an den Amtsgerichten Stuttgart und Reutlingen beschaftigt Von September 1935 bis Juli 1937 bot sich ihm die Moglichkeit eines Auslandsaufenthalts in den USA An der Law School der Harvard University in Cambridge war er wissenschaftlicher Assistent Pragenden Einfluss ubte wahrend dieser Zeit das Seminar bei dem spateren Richter am Obersten Gerichtshof Felix Frankfurter auf ihn aus 1 Nach seiner Ruckkehr ins Dritte Reich arbeitete er ein Jahr lang in der Rechtsabteilung der I G Farben 2 Ab 1938 war er als Hauptreferent fur anglo amerikanisches Recht am Kaiser Wilhelm Institut fur auslandisches und internationales Privatrecht in Berlin beschaftigt 1939 ehelichte er Barbara Bleisch die spater einen Sohn gebar 3 Auch nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnte er seine wissenschaftliche Tatigkeit am Kaiser Wilhelm Institut fur Privatrecht fortfuhren Er nahm zwar am Uberfall auf Polen teil wurde dann aber fur die Arbeit vom Militar freigestellt 4 Zusammen mit Konrad Zweigert reprasentierte er die politische Opposition innerhalb des Kaiser Wilhelm Instituts fur Privatrecht Beide trieben die Evakuierung der Einrichtung nach Suddeutschland voran die im Fruhjahr 1944 in kurzer Zeit realisiert werden konnte Sie konnten sich dabei gegen die zogernde Leitung des Instituts durchsetzen die sich aus personlichen Grunden lange nicht vom ursprunglichen Sitz trennen wollte Bei der Organisation des Umzugs kamen Rupp sowohl seine Beziehungen zu seiner schwabischen Heimat als auch zu seinem einstigen Arbeitgeber zugute Die I G Farben ubernahm den Hauptteil des Transports Die Bestande des Instituts wurden nach Tubingen das den neuen Zentralstandort bildete und in funf weitere Orte verbracht 5 1941 erhielt Rupp auch die Zulassung als Rechtsanwalt beim Landgericht Diese war ihm zunachst mangels Mitgliedschaft in der NSDAP versagt worden wurde dann aber trotz fehlendem Parteibuch erteilt 6 Des Weiteren hielt er vom Sommersemester 1943 bis zum Wintersemester 1944 45 vertretungsweise die Vorlesungen zum Burgerlichen Recht und zum Handelsrecht an der Universitat Jena 7 Anfang 1945 wurde sein Elternhaus zerstort Parlamentarier und Verwaltungsbeamter in Wurttemberg Bearbeiten Nach dem Krieg trat er in die SPD ein Im Juni 1945 wurde er Mitarbeiter von Carlo Schmid in der Stuttgarter Landesdirektion fur Kultus Unterricht und Kunst 8 Er folgte ihm im Oktober 1945 als Ministerialrat in die Landesdirektion fur Kultus Erziehung und Kunst 9 die als Teil des neuen Staatssekretariats fur Wurttemberg Hohenzollern in Tubingen eingerichtet worden war 10 Rupp wurde die Leitung der Hochschulabteilung ubertragen 11 In dieser Position fiel ihm die Aufgabe zu die Universitat Tubingen von nationalsozialistisch belasteten Professoren zu saubern Dies offnete ihm nach eigenem Bekunden erst die Augen fur die tiefe Verstrickung aller Wissenschaftszweige mit dem NS Regime 12 Die SPD entsandte ihn zudem 1946 in die Beratende Landesversammlung des Landes Wurttemberg Hohenzollern in der er sich an der Erarbeitung des Verfassungsentwurfs beteiligte und das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden bekleidete Mit Verabschiedung der Verfassung im Jahre 1947 endete seine parlamentarische Karriere wieder Da die CDU die Kulturverwaltung als ihre Domane ansah war er 1949 der letzte Sozialdemokrat im Kultusministerium von Wurttemberg Hohenzollern der eine Abteilung leitete 13 Zusammen mit dem Vertreter Bayerns Friedrich Glum spielte Rupp eine wichtige Rolle bei der Uberfuhrung der in Berlin ansassigen Institute der Kaiser Wilhelm Gesellschaft in die Deutsche Forschungshochschule und beim Zustandekommen des Staatsabkommen uber die Errichtung einer deutschen Forschungshochschule in Berlin Dahlem und die Finanzierung deutscher Forschungsinstitute das am 3 Juni 1947 zwischen den Landern Bayern Wurttemberg Baden und Hessen abgeschlossen wurde Auch seine wissenschaftliche Tatigkeit setzte er nach dem Krieg fort Er wurde 1946 zum Lehrbeauftragten an der Universitat Tubingen berufen 14 und 1947 als wissenschaftliches Mitglied in das Max Planck Institut fur auslandisches und internationales Privatrecht aufgenommen 15 Richter des Bundesverfassungsgerichts Bearbeiten Im Jahre 1951 wurde er zum Richter des Bundesverfassungsgerichts gewahlt wo er dem zweiten Senat angehorte 1960 hatte er den Tod seiner Frau zu beklagen Funf Jahre spater heiratete er Wiltraut von Brunneck die seit 1963 ebenfalls Richter des Bundesverfassungsgerichts war Der bis heute einmalige Fall einer Ehe zwischen zwei Verfassungsrichtern erwies sich im gerichtlichen Arbeitsalltag als unproblematisch Da beide verschiedenen Senaten angehorten war eine gemeinsame Urteilsfindung faktisch ausgeschlossen Die einzige Ausnahme bildete der seltene Fall einer Plenarentscheidung im Jahre 1971 bei der die Richter beider Senate zusammen zu beschliessen hatten Das Plenum gab einen Vorschlag fur die Wahl eines Verfassungsrichters ab der erforderlich geworden war da das zustandige Verfassungsorgan seiner eigenen Pflicht zur Wahl noch nicht nachgekommen war Nachdem sich seit 1970 den Verfassungsrichtern die gesetzliche Moglichkeit bot bei abweichenden Meinungen ein Sondervotum zu veroffentlichen machte Rupp diverse Male von dieser Option Gebrauch Beim Abhorurteil vertrat er gemeinsam mit Gregor Geller und Fabian von Schlabrendorff entgegen der Senatsmehrheit die Auffassung dass der neueingefugte Art 10 Abs 2 Satz 2 GG nicht mit der Ewigkeitsklausel des Grundgesetzes vereinbar sei 16 Auch bei der 2 Rundfunkentscheidung gab er zusammen mit Geller ein Sondervotum ab da er die Entscheidung zwar im Ergebnis nicht aber hinsichtlich der Begrundung mittrug 17 Seine zusammen mit Martin Hirsch und Walter Seuffert geausserte abweichende Meinung zu einem Beschluss der einen Befangenheitsantrag der Bayerischen Staatsregierung gegen den am Urteil zum Grundlagenvertrag mitwirkenden Richter Joachim Rottmann zum Gegenstand hatte 18 fiel durch einen scharfen Tonfall auf 19 Darin hiess es uber einige Ansichten der Mehrheitsmeinung sie lagen ausserhalb der Moglichkeiten vertretbarer Rechtsprechung Wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit gab er das einzige Sondervotum ab das ausschliesslich von ihm verfasst wurde 20 Bei der Entscheidung zum Radikalenerlass stimmte er gegen seine Kollegen da er es fur einen Verstoss gegen Art 21 GG hielt wenn die Einstellungsbehorde die blosse Mitgliedschaft in einer nicht vom Bundesverfassungsgericht fur verfassungswidrig erklarten Partei zum Nachteil des Bewerbers wertet 21 Nach 24 Jahren am Bundesverfassungsgericht trat er im September 1975 in den Ruhestand Nur Willi Geiger konnte auf eine noch langere Amtszeit zuruckblicken 22 Die Universitat Tubingen ernannte ihn 1955 zum Honorarprofessor 1963 und 1970 dozierte er jeweils drei Monate lang als Gastprofessor an der University of Michigan Im Ruhestand Bearbeiten Nach seinem Abschied aus dem Richterdienst lehrte er noch fur einige Monate europaisches Verfassungsrecht an der University of Chicago Der Tod seiner Ehefrau im Jahre 1977 veranlasste ihn zum Ruckzug in sein Haus in Munsingen Karlsruhe betrat er nur noch einmal Er widmete sich nun Kunst Literatur und alter Geschichte und unternahm weite Reisen darunter nach China und Agypten 23 Rupp starb 1989 im Alter von 82 Jahren durch einen Schlag und wurde in Reutlingen beigesetzt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hans Georg Rupp Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hans Georg Rupp bei leo bw dem landeskundlichen Informationssystem Baden WurttembergLiteratur BearbeitenHans Rupp Staatsvertreter vor internationalen Schiedsgerichten Dissertation Berlin 1933 selbstverfasster Lebenslauf auf S 127 Das Bundesverfassungsgericht 1951 1971 2 Auflage Muller Karlsruhe 1971 S 238 Internationales Biographisches Archiv 42 1989 vom 9 Oktober 1989 Willi Geiger Hans Georg Rupp In Neue Juristische Wochenschrift 1989 S 3144f Helmut Goerlich Hans Georg Rupp In Juristenzeitung 1989 S 1050f Diemut Majer Hans Georg Rupp In Neue Zeitschrift fur Verwaltungsrecht 1990 S 444f Heinrich Neuhaus Hans Rupp 30 8 1907 14 9 1989 In Rabels Zeitschrift fur auslandisches und internationales Privatrecht 1990 S 201f Paul Feuchte Hans Rupp In Bernd Ottnad Hrsg Baden Wurttembergische Biographien 2 Kohlhammer Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 17 014117 1 S 370 373 online Einzelnachweise Bearbeiten Goerlich S 1051 Neuhaus S 201 Feuchte S 370 Neuhaus S 201 Neuhaus S 201 Goerlich S 1051 Jorg Opitz Die Rechts und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultat In Uwe Hossfeld u a Kampferische Wissenschaft Studien zur Universitat Jena im Nationalsozialismus Bohlau Verlag Koln 2003 ISBN 3 412 04102 5 S 471 518 hier S 516 Frank Raberg Bearb Die Protokolle der Regierung von Wurttemberg Hohenzollern Erster Band Das Erste und Zweite Staatssekretariat Schmid 1945 1947 Kohlhammer Verlag Stuttgart 2004 ISBN 3 17 018278 1 S 134 Raberg S 134 Unklar ist ob Rupp zugleich weiterhin in Stuttgart arbeitete und im Kultusministerium des neugegrundeten Bundeslandes Wurttemberg Baden zum Ministerialrat ernannt wurde So wohl BVerfG 1951 1971 S 238 und Goerlich S 1051 Sebastian Muller Rolli Evangelische Schulpolitik in Deutschland 1918 1958 Dokumente und Darstellung Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1999 ISBN 3 525 61362 8 S 392 Geiger S 3144 Goerlich S 1051 Majer S 445 Feuchte S 371 BVerfG 1951 1971 S 238 Feuchte S 370 fur 1944 hingegen Neuhaus S 202 BVerfG 1951 1971 S 238 Feuchte S 370 Goerlich S 1051 Neuhaus S 202 dagegen 1946 laut Internationalem Biographischem Archiv 42 1989 Geiger S 3144 Raberg S 134 BVerfGE 30 1 Rn 123 156 BVErfGE 31 314 Rn 52 57 BVErfGE 35 246 Internationales Biographisches Archiv 42 1989 Feuchte S 372 Feuchte S 372 BVerfGE 39 334 Rn 117 141 Richard Ley Die Erstbesetzung des Bundesverfassungsgerichts In Zeitschrift fur Parlamentsfragen 1982 S 521 541 hier S 527 Majer S 445 Normdaten Person GND 137794495 lobid OGND AKS LCCN n82081856 VIAF 79257278 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rupp Hans GeorgALTERNATIVNAMEN Rupp HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtswissenschaftler Richter des Bundesverfassungsgerichts Mitglied der Beratenden Landesversammlung des Landes Wurttemberg HohenzollernGEBURTSDATUM 30 August 1907GEBURTSORT Stuttgart Baden Wurttemberg DeutschlandSTERBEDATUM 14 September 1989STERBEORT Munsingen Baden Wurttemberg Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Georg Rupp amp oldid 238032857