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Die Deutsche Forschungshochschule die zwischen 1947 und 1953 in Berlin Dahlem bestand geht auf einen Plan von Robert Havemann zuruck durch den zunachst die Weiterarbeit der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin verbliebenen Institute der Kaiser Wilhelm Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften KWG gesichert werden sollte Fritz Karsen als Vertreter der amerikanischen Militarregierung griff diesen Plan auf und versuchte eine Forschungshochschule nach dem Vorbild der amerikanischen Schools of Advanced Studies zu etablieren Die Forschungshochschule sollte zugleich eine wichtige Rolle im Reeducation Programm spielen Inhaltsverzeichnis 1 Die Berliner Forschungslandschaft im Jahre 1945 2 Der Havemann Plan 3 Karsens Plane und ihre Widersacher 4 Auswahl von 15 Instituten 5 Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen 6 Berliner Geschichten 7 Aufnahme der Arbeit der Deutschen Forschungshochschule 8 Der langsame Niedergang der Deutschen Forschungshochschule 9 Ein Institut fur wissenschaftliche Padagogik 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseDie Berliner Forschungslandschaft im Jahre 1945 BearbeitenMit der sich abzeichnenden Niederlage des Deutschen Reichs verlegten viele der in Berlin ansassigen Institute der KWG ihren Sitz nach Sud oder Westdeutschland die Generalverwaltung ubersiedelte im Februar 1945 nach Gottingen Auch Finanzmittel wurden auf diese Weise in Sicherheit gebracht und ermoglichten den ausgelagerten Instituten in den Wirren nach der Kapitulation die Weiterarbeit Allerdings waren einige Institute beziehungsweise Teile von Instituten in Berlin zuruckgeblieben Deren Existenz war weitaus gefahrdeter Institutsgebaude waren oftmals zerstort oder wurden zunachst von den Alliierten beschlagnahmt Viele dieser KWG Reste befanden sich in Berlin Dahlem Ihre weitere Finanzierung entwickelte sich zu einem schwierigen Akt dessen Akteure zunachst die vier alliierten Machte und die neue zivile Berliner Verwaltung waren Erste Anstosse fur eine Neuorganisation der Berliner KWG Institute und deren forschungspolitische Ausrichtung gingen von dem Chemiker Peter Adolf Thiessen aus der aber nach kurzer Zeit als Berliner KWG Prasident in die Sowjetunion ging Oberburgermeister Arthur Werner und der Leiter der Abteilung fur Volksbildung Otto Winzer ernannten daraufhin den Physikochemiker und Altkommunisten Robert Havemann zum vorlaufigen Leiter der Kaiser Wilhelm Gesellschaft 1 Der Havemann Plan BearbeitenHavemann agierte am Anfang nicht sonderlich geschickt Er beanspruchte die Fuhrung fur die gesamte KWG also auch fur die sud und westdeutschen Institute und sprach der Gottinger Generalverwaltung unter Ernst Telschow jegliche Legitimitat ab Den gleichen Vorwurf erhob dann umgekehrt Max Planck der kommissarische Prasident der Gottinger KWG Unbeschadet der Klarung der Frage wer nun der rechtmassige Sprecher der KWG sei konzentrierte Havemann in der Folge seine Arbeit darauf die Existenz der Berliner KWG Institute sicherzustellen Er initiierte zu diesem Zweck einen wissenschaftlichen Beirat der dafur sorgte dass Anfang 1946 die in Berlin verbliebenen KWG Institute wieder ihre Arbeit aufnehmen konnten Der Magistrat von Berlin sorgte fur die finanzielle Unterstutzung und versprach den Berliner Kaiser Wilhelm Instituten pro Quartal 240 000 RM zur Verfugung zu stellen 2 Diese Mittel waren jedoch keineswegs ausreichend weshalb versucht wurde einen Teil der Personalkosten fur das wissenschaftliche Personal auf die Berliner Universitat die Technische Universitat und die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu verlagern Das wurde jedoch dadurch erschwert dass seit dem 8 Januar 1946 die Berliner Universitat der Zentralverwaltung fur Volksbildung und damit der Sowjetischen Militaradministration unterstand Gleiches galt fur die am 1 August 1946 wiedereroffnete Deutsche Akademie der Wissenschaften die allerdings Interesse an einer Eingliederung der Berliner KWG Institute zeigte Eine Intervention der Finanzkommission der Alliierten Kommandantur fuhrte zusatzlich zu einer drastischen Reduzierung der ursprunglich zugesagten Mittel was den Handlungsdruck weiter erhohte und die Amerikaner in ihrer Auffassung bestarkte dass sie fur ihren Sektor eine eigenstandige Losung finden mussten 3 Am 4 September 1946 kam es zu einem Treffen zwischen Robert Havemann in seiner Eigenschaft als Leiter der Berliner KWG einigen Institutsvertretern und Vertretern der amerikanischen Militarregierung wobei diese von Shafer und Karsen vertreten wurde 4 Bei dem im Zitat erwahnten Karsen handelte sich um Fritz Karsen den 1933 von den Nazis abgesetzten Direktor der Karl Marx Schule in Berlin Neukolln der nach mehreren Stationen in der Emigration in die USA gelangt war und dort 1944 die US amerikanische Staatsburgerschaft angenommen hatte Er arbeitete von 1946 bis 1948 fur das Office of Military Government der US Army das OMGUS und war dort als Chief Higher Education and Teacher Training in der Hauptabteilung Education and Cultural Relations beschaftigt 5 Seine Berufung auf diesen Posten resultierte aus seiner alten Bekanntschaft zu zwei amerikanischen Wissenschaftlern die er 1927 wahrend eines Studienaufenthalts an der Columbia University kennengelernt hatte ebenso wie der im nachfolgenden Zitat erwahnte Erich Hylla der sich dort ein Jahr vor Karsen aufgehalten hatte Karsen und Hylla hatten schon Anfang der 1920er Jahre im Preussischen Kultusministerium zusammengearbeitet As the educational systems began functioning along older lines E amp RA strength rose to forty officials by mid 1946 Because of its lowly status within the military government E amp RA was unable to attract a prominent American education expert to lead it Military Governor Lucius D Clay was therefore forced to appoint his unknown section chief John W Taylor who had a doctorate in education from Columbia Teachers College Taylor then enlisted his old mentor Richard Thomas Alexander as his adviser Both were well acquainted with prewar German education An outspoken critic of the traditional multitrack system Alexander enlisted German reformers such as the Prussian education expert Erich Hylla in his cause 6 Karsens Hauptaufgabe betraf den Wiederaufbau der Hochschulen und Universitaten Als Chef der Sektion University Education hatte er insofern eine Schlusselposition als er der massgebliche Berater in allen Fragen der Hochschulbildung war und zugleich die Aufsicht uber samtliche Universitaten und Hochschulen der amerikanisch besetzten Zone Deutschlands fuhrte In dieser Tatigkeit hatte er die Richtlinien der Hochschulpolitik auszuarbeiten und in den Gremien des Landerrats und der Alliierten Kontrollkommission zu vertreten Sodann oblag ihm die Durchfuhrung der entsprechenden hochschulpolitischen Massnahmen im Wege von Verordnungen und Vorschriften sowie die zugehorige Kontrolle Dabei ergab sich einerseits die Zusammenarbeit mit den zustandigen Universitatsoffizieren andererseits waren Kontakte mit den deutschen Kultusbehorden und den Vertreteern der Hochschulen aufzunehmen und zu pflegen 7 Bei dem zuvor erwahnten Treffen vom 4 September 1946 ging es naturlich vorrangig um Fragen der Finanzierung wobei sich erstmals die Idee herauskristallisierte die in Berlin verbliebenen Institute deren Finanzierung alleine aus Berliner Mitteln nicht zu realisieren gewesen ware durch die einzelnen Landesregierungen der amerikanischen Besatzungszone sicherzustellen Entsprechende Uberlegungen waren von Havemann bereits angestellt worden und gipfelten in der Uberlegung die in Berlin Dahlem gelegenen Kaiser Wilhelm Institute zu einer Hochschule der wissenschaftlichen Forschung zusammenzuschliessen An dieser sollte in Verbindung mit grundlegender Forschungsarbeit die Erziehung von qualifiziertem wissenschaftlichem Nachwuchs erfolgen Im Gegensatz zu den Universitaten die vor allem das Ziel hatten den Lehrer und Technikernachwuchs heranzubilden wurde diese neue Hochschule vorrangig dazu dienen besonders begabte angehende Wissenschaftler aufzunehmen und zu unterrichten 8 Da die Forschung in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unter besonderen alliierten Vorbehalten stand plante Havemann um die Chancen auf Verwirklichung seines Plans zu erhohen eine Art Kontrollmechanismus einzubauen Er schlug die Aufnahme auslandischer Wissenschaftler vor die die Forschungsarbeiten als Beobachter begleiten und dabei zugleich die Einhaltung alliierter Vorgaben uberprufen wurden Diese Wissenschaftler seien durch Kontrollinstanzen autorisiert und hatten als Mitarbeiter an den Instituten einen vollkommenen Einblick in die Forschungstatigkeit und konnten diese damit wirkungsvoll uberwachen Finanziert werden sollte die Hochschule zumindest solange die Kosten nicht aus den Etats der einzelnen Institute gedeckt werden konnten durch eine zu diesem Zweck zu grundende Gesellschaft zur Forderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Dieser sollten Privatpersonen Universitaten und Behorden angehoren die Stipendien fur einzelne hochbegabte Wissenschaftler zur Verfugung stellen wurden 9 Fritz Karsen machte sich Havemanns Plan weitgehend zu eigen und forcierte in der Folgezeit den Aufbau einer eigenen wissenschaftlichen Einrichtung in der amerikanischen Zone vermutlich auch deshalb weil er die alten Institutionen des Bildungssektors fur nicht oder nur schwer reformierbar hielt und in einer neuen Einrichtung bessere Chancen fur eine Demokratisierung des Bildungswesens erblickte Karsen hatte einen mehr als skeptischen Blick auf die deutsche Bildungslandschaft der Nachkriegsjahre Nach seinem Urteil konnten weder die von der Militarregierung geplante Abkehr von dem schichtenspezifischen dreigliedrigen Schulwesen noch eine Vereinheitlichung der Lehrerbildung verwirklicht werden die Lehrerschaft der hoheren Schulen und die Professorenschaft hatten die angestrebte demokratische Einheitsschule fast durchweg abgelehnt Er sah das Haupthindernis fur eine Demokratisierung des Bildungswesens in dem starren Festhalten an der im Grunde elitaren glorreichen deutschen Bildungs und Erziehungstradition 10 Trotz dieses Skeptizismus lehnte Karsen eine gewaltsame Umerziehung ab denn gerade die Umerziehung zur Demokratie konnte seiner Ansicht nach nicht gewaltsam erreicht werden Stattdessen befurwortete er eine unaufdringliche Zusammenarbeit mit jenen Kraften denen es um demokratischen Umstellung des herkommlichen Bildungssystems in Deutschland zu tun war ihnen sollte ganz pragmatisch geholfen werden 11 Wie notig dieser Pragmatismus war sollte sich spater in den vielen Auseinandersetzungen mit den Landervertretern erweisen die das Projekt Forschungshochschule zumeist nur ausserlich mittrugen Von Beginn an legte Karsen grossen Wert auf die Feststellung dass es sich um einen vollig neuartigen Versuch handele die bisher an den Instituten stattfindende reine Forschungstatigkeit mit der Lehre und Ausbildung zu verbinden Das Studienangebot richte sich vorrangig an promovierte Wissenschaftler die bereits praktische Erfahrungen gesammelt hatten Die Forschungshochschule bote ihnen die Moglichkeit einer zweijahrigen intensiven Forschungstatigkeit bei freiem Lebensunterhalt Nach Ablauf dieser Zeit war die Ruckkehr an ihren fruheren Arbeitsplatz vorgesehen 12 Radde der Karsens Mitarbeit an dem Projekt Forschungshochschule ausfuhrlich darstellt dabei aber Robert Havemann als eigentlichen Initiator unterschlagt beruft sich auf einen Entwurf Karsens vom Februar 1947 und sieht in diesem das Musterbeispiel einer nicht mehr von Ordinarien beherrschten sondern nach demokratischen Prinzipien strukturierten wissenschaftlichen Institution in der junge Wissenschaftler samtlicher Disziplinen besonders jedoch auf sozial und erziehungswissenschaftlichem Gebiet tatig werden konnten Gerade fur letzteres sprach jedenfalls die grossangelegte Planung eines Instituts fur Bildungsforschung institute for educational research 13 Auch Meiser betont Karsens Prioritat fur die Errichtung eines Instituts fur wissenschaftliche Padagogik da dieses Fachgebiet bisher in Deutschland stark vernachlassigt worden war Es wurde das einzig neu zu grundende Institut innerhalb der Forschungshochschule sein und mit einem relativ hohen Etat von einer halben Million RM sowie funf bis sechs Professoren und zehn bis zwolf Assistenten ausgestattet werden 14 Dem von Radde zitierten Karsen Papier aus dem Februar 1947 war jedoch bereits eine andere Entwicklung vorausgegangen Am 4 November 1946 hatten sich namlich bereits Vertreter der Lander Bayern Grosshessen und Wurttemberg Baden sowie des Landerrats und der amerikanischen Militarregierung getroffen um uber die Zukunft der Berliner Institute zu beraten An diesem Treffen nahm Havemann nicht mehr teil ob nicht eingeladen oder aus Verargerung lasst Meiser offen 15 Havemann spielte von da an auch keine aktive Rolle mehr bei den weiteren Planungen fur die Forschungshochschule stattdessen jene die sich bisher in keiner Weise mit dem Schicksal der Institute befasst haben und die kein direktes Interesse an ihrer Zukunft besitzen 16 Das bezieht sich nicht auf Fritz Karsen sondern vor allem auf die Vertreter aus den Landern der amerikanischen Besatzungszone nicht zuletzt auf den Vertreter Bayerns Friedrich Glum Mit Havemanns freiwilligem oder gewolltem Ruckzug soweit ist dann Radde Recht zu geben wurde aus dem Havemann Plan zunehmend ein Karsen Plan Er war es der noch bis 1948 dem Jahr seiner Ruckkehr in die USA versuchte gegen viele Widerstande die Idee der School of Advanced Studies fur Berlin zu retten Karsens Plane und ihre Widersacher BearbeitenDer Plan den Karsen den Landervertretern vorlegte war sehr ambitioniert Die Forschungshochschule sollte fur 300 bis 400 Studenten ausgelegt sein und sich vorrangig an zwei Zielgruppen richten 1 Akademiker die ihr Studium mit einer hochwertigen Doktorarbeit abschliessen wollten und 2 bereits fertige jungere Akademiker die in ihrem Fach hervorragende Eignung aufwiesen und in einem der Institute ihre fachliche Ausbildung vervollkommen wollten um moglicherweise ganz zur Forschung uberzugehen Die Auswahl geeigneter Kandidaten wurde durch extra dafur geschaffene Gremien erfolgen Wahrend ihrer zweijahrigen Ausbildung sollten die Studenten von den Stiftungslandern unterstutzt werden Dabei war ein Stipendium in Hohe von jahrlich 2 400 RM vorgesehen Karsen veranschlagte fur die Finanzierung der Forschungshochschule einen jahrlichen Etat von rund funf Millionen RM Davon sollten 20 25 durch eigene Einnahmen der Institute und 10 von privater Seite aus gedeckt werden Auch eine finanzielle Beteiligung des Berliner Magistrats wurde in Erwagung gezogen Damit hatte sich noch eine Finanzierungslucke von drei Millionen RM aufgetan Karsen war jedoch davon uberzeugt dass auch die amerikanischen Stellen finanzielle Mittel bereitstellen wurden waren die Deutschen gewillt den noch fehlenden Betrag aufzubringen Nach Ansicht des Ministerprasidenten von Grosshessen Karl Geiler wurde die Bereitstellung der noch fehlenden drei Millionen RM keinerlei Probleme bereiten Zunachst jedoch bewilligte der Landerrat erst einmal 116 000 RM fur das Projekt Forschungshochschule 17 Kritik an Karsens Plan die aber nicht zu dessen volliger Ablehnung fuhrte kam aus Bayern Die Gefahr fur die Landerautonomie durch eine eher zentral ausgerichtete Forschungshochschule wurde ebenso beschworen wie die generelle Eignung einer Vielzahl der in Berlin ansassigen Institute Ein weiterer Einwand betraf die absehbaren Veranderungen in der Forschungslandschaft Als Nachfolgerin der Kaiser Wilhelm Gesellschaft war die Grundung der Max Planck Gesellschaft MPG bereits weit fortgeschritten und diese konnte nach Ansicht des bayerischen Vertreters im Landerrat Friedrich Glum die der Forschungshochschule zugedachten Funktionen ubernehmen eine eigene Institution mithin uberflussig machen 18 Karsen gelang es die Einwande gegen seinen Plan zu widerlegen insbesondere auch dadurch dass er im Hinblick auf den vermuteten Dualismus von MPG und Forschungshochschule auf den grundlegenden Unterschied zwischen den beiden Einrichtungen verwies Wahrend die Max Planck Gesellschaft eine reine Forschungseinrichtung sei sollte in Berlin die Ausbildung im Vordergrund stehen 19 Er konnte auch verhindern dass die Grundung der Forschungshochschule in Berlin als Teil der generellen Finanzierung der Forschungseinrichtungen in der amerikanischen Besatzungszone behandelt werden sollte was ein vorrangiges Interesse Bayerns war Ganz im Sinne Karsens beschlossen die Landervertreter auf der Sitzung im November 1946 die Grundung eines Sonderausschusses fur die Grundung einer Forschungshochschule in Berlin Was wie ein Sieg aussah erwies sich einen Monat spater als Tauschungsmanover Am 3 Dezember 1946 fassten die Landervertreter einen erneuten Beschluss Sie richteten einen Sonderausschuss fur den Erhalt der Forschungsinstitute in den Landern der amerikanischen Zone ein und besetzten diesen mit den gleichen Personen die sie zuvor fur den Sonderausschuss fur die Grundung der Forschungshochschule in Berlin bestimmt hatten Friedrich Glum hatte in beiden den Vorsitz und Fritz Karsen erfuhr von diesem Coup erst im Marz 1947 Obwohl genau diese Vermischung auch wegen des besonderen Status von Berlin von amerikanischer Seite nicht gewunscht war wurde sie in der Folge hingenommen 20 Auswahl von 15 Instituten BearbeitenWenn bisher immer nur von den in Berlin verbliebenen KWG Instituten die Rede war darf daruber nicht vergessen werden dass es sich dabei um 45 Institute handelte Sie konnten und sollten nicht alle in die Forschungshochschule uberfuhrt werden weshalb Karsen und Glum fur den Sonderausschuss eine Rangliste erarbeiteten mit der sie die Institute in drei Klassen einteilten Gruppe I umfasst diejenigen Institute die vorbehaltlos als geeignet angesehen werden in die Forschungshochschule einbezogen zu werden Gruppe II ist fur die Forschungshochschule bedingt geeignet Die endgultige Entscheidung kann erst spater aufgrund nochmaliger Prufung getroffen werden Gruppe III ist ungeeignet und scheidet von vornherein fur die Einbeziehung in die Forschungshochschule aus 21 Auf diese Weise wurden zunachst 26 Institute ausgewahlt die den Kriterien fur die Gruppen I und II entsprachen Diese Zuordnung wechselte in der Folge haufiger und umfasste schliesslich noch 15 Institute fur die Erich Leist 22 beauftragt wurde einen Haushaltsplan zu entwerfen Dieser Ende Januar 1947 vorgelegte Etatentwurf der einen Bedarf von 4 7 Millionen RM feststellte zugleich aber auch eine Kurzung um eine Million RM fur moglich erachtete stiess auf den heftigsten Widerstand der Landervertreter denen ein Etat deutlich unter drei Millionen RM vorschwebte Leist der sich offenbar weitgehend mit den Vorstellungen Karsens identifizierte hielt daraufhin seinem Hauptkritiker Glum entgegen Er hat nicht begriffen dass es sich um den grossen Plan eines neuen Hochschultypus handelt klebt in Gedanken an der alten Kaiser Wilhelm Gesellschaft und hat scheinbar vollig vergessen dass wir hier in Konkurrenz zum Osten insbesondere zur Akademie der Wissenschaften stehen und jeder Vergleich mit den erstklassigen suddeutschen Instituten absurd ist Es kommt nicht darauf an die eine oder andere Forschungsstatte zu erhalten und einem oder dem anderen zufallig anwesenden Gelehrten die Arbeit zu ermoglichen sondern es kommt darauf an einen neuen Hochschultyp zu schaffen den Deutschland noch nicht kennt und der in Amerika mit vollem Erfolg an verschiedenen Stellen in Wirksamkeit getreten ist 23 Zwei Positionen standen sich damit gegenuber von denen sich in der Folgezeit zeigte dass die von Leist kritisierte auf foderale Sonderinteressen fokussierte die wirkmachtigere sein wird Da Leist sich weigerte weitere Abstriche an seinen Vorschlagen vorzunehmen arbeitete der wurttembergische Vertreter im Sonderausschuss Hans Georg Rupp einen neuen Etatentwurf aus was in einem ersten Schritt zu einer starken Kurzung der Anzahl der in die Forschungshochschule zu integrierenden Institute fuhrte Von den ursprunglich 45 Instituten die im ersten Schritt schon auf etwa 28 Institute reduziert worden waren blieben nun noch acht ubrig doch auch dies war nur ein Zwischenschritt in der Geschichte der Forschungshochschule fur die Ende Februar 1947 vom OMGUS die Grundung einer Stiftung der drei Lander der amerikanischen Zone als kunftige Rechtsform festgelegt worden war 24 Die Umsetzung dieser Vorgabe oblag den Landern der amerikanischen Zone Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen BearbeitenAm 3 Juni 1947 wurde zwischen den Landern Bayern Wurttemberg Baden und Hessen das Staatsabkommen uber die Errichtung einer deutschen Forschungshochschule in Berlin Dahlem und die Finanzierung deutscher Forschungsinstitute verabschiedet das in der Folgezeit von den drei Landtagen in Landesrecht ubernommen wurde so in Hessen per Gesetz vom 29 November 1947 25 Das Staatsabkommen regelte in seinem Artikel 1 die Grundung der Stiftung fur die Forschungshochschule Die als Anlage 1 beigefugte Stiftungsurkunde bestimmte als deren Sitz Stuttgart bedingt durch den Viermachtestatus von Berlin der einen Sitz in Berlin kaum moglich gemacht hatte Die Aufsicht uber die Stiftung lag beim wurttembergisch badischen Kultusministerium Ausdrucklich wurde festgehalten dass der Beitritt zu diesem Abkommen allen deutschen Staaten und Berlin freistehe denn der Magistrat von Berlin war obwohl es ja um Berliner Institute ging ebenfalls wegen des Viermachtestatus nicht aktiv an dem Verfahren beteiligt worden Die Verlegung des Stiftungssitzes wurde fur zulassig erklart Als Stiftungsorgane wurden der Stiftungsrat und der standige Bevollmachtigte der Stiftung ohne Stimmrecht im Stiftungsrat genannt Dem Stiftungsrat sollte je ein Vertreter des Finanz und Erziehungsministeriums der vertragschliessenden Lander angehoren er hatte als eine seiner zentralen Aufgaben uber die Anstellung oder Entlassung der Institutsdirektoren wissenschaftlichen Mitglieder und Abteilungsleiter zu entscheiden Seine Erweiterung um Personlichkeiten des geistigen sozialen und wirtschaftlichen Lebens war zulassig Fur die Forschungsarbeiten selber ist der Abschnitt XIII der Stiftungsurkunde von besonderer Bedeutung Die Forschung innerhalb der Institute ist frei Sie unterliegt nur den im Kontrollratsgesetz Nr 25 vorgesehenen Beschrankungen 25 Der Artikel 2 des Staatsabkommens bestimmt dass die vertragsschliessenden Lander sich verpflichten fur deutsche Forschungsinstitute von einer uber den Rahmen eines einzelnen Staates hinausgehenden uberragenden wissenschaftlichen Bedeutung gemeinsam die Mittel aufzubringen 25 Hierzu zahlen nach einer Anlage II 14 Institute Deutsches Museum in Munchen Germanisches Museum in Nurnberg Deutsche Forschungsanstalt fur Psychiatrie in Munchen Monumenta Germaniae Historica in Munchen Thesaurus Linguae Latinae in Munchen Deutsches Kunsthistorisches Centralinstitut in Munchen Deutsches Archaologisches Institut in Munchen Kaiser Wilhelm Institut fur Hirnforschung in Dillenburg Kaiser Wilhelm Institut fur Biophysik in Frankfurt am Main Paul Ehrlich Institut in Frankfurt am Main Romisch Germanische Kommission in Frankfurt am Main Forschungsstelle fur Virusforschung in Heidelberg Kaiser Wilhelm Institut fur medizinische Forschung in Heidelberg Astronomisches Recheninstitut in HeidelbergIn Artikel 3 des Staatsabkommens wurde festgelegt Die Staaten beteiligen sich an der Aufbringung der Mittel nach dem folgenden Schlussel Bayern 50 Hessen 25 und Wurttemberg Baden 25 Treten andere Staaten oder Berlin dem Abkommen bei so ist dieser Schlussel unter Berucksichtigung dieses Beitritts neu festzulegen 25 Mit den Regelungen der Artikel 2 und 3 des Staatsabkommens wurden die Blaupausen geschaffen fur das nach der Grundung der Bundesrepublik Deutschland zwischen den Bundeslandern und Berlin vereinbarte Konigsteiner Staatsabkommen dessen voller Name Staatsabkommen der Lander der Bundesrepublik Deutschland uber die Finanzierung wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen lautet und dessen wichtigste Aufgabe die Forschungsfinanzierung nach dem Konigsteiner Schlussel ist 26 Berliner Geschichten BearbeitenDie 1947 geschaffenen Rechtsgrundlagen fur die Deutsche Forschungshochschule sahen zunachst keine aktive Beteiligung Berlins vor obwohl ja die neue Institution vorrangig Instituten eine neue Arbeitsperspektive eroffnen sollte die in Berlin ansassig waren Und so waren sich auch die Vertreter der westdeutschen Lander im Klaren daruber dass es auf die Aussenwelt doch einen merkwurdigen Eindruck machen wurde wenn 3 suddeutsche Lander aus Instituten die in Gross Berlin belegen sic seien eine Forschungshochschule grundeten ohne den Magistrat von Berlin daran zu beteiligen Ein solches Vorgehen musse das Prestige Berlins und vor allem das Prestige des Magistrats gegenuber den Besatzungsmachten wesentlich schwachen 27 Doch die Situation war schwierig der Viermachte Status schrankte die Handlungsmoglichkeiten des Magistrats ein und liess auch die Amerikaner vorsichtig agieren die Insellage Berlins erschwerte die Kommunikation mit den anderen Landern der amerikanischen Zone Berliner Angste vor einem Bedeutungsverlust waren ebenso vorhanden wie umgekehrt die Angste Bayerns fur etwas zahlen zu sollen woraus es keinen eigenen Nutzen ziehen konne So kam es erst im November 1947 zu ersten konkreten Verhandlungen uber eine Beteiligung Berlins und Bremens zu einem Zeitpunkt also zu dem das Staatsabkommen langst verabschiedet war Nachdem es zunachst danach aussah als ob es zu einer Einigung mit Berlin kommen konne zerschlugen sich diese Hoffnungen sehr schnell Berlin reklamierte fur sich einen grosseren Einfluss auf die Stiftung und verlangte unter anderem dass deren Sitz in Berlin sein musse Das fuhrte ebenfalls noch im November 1947 zu einem Krisengesprach zwischen dem Berliner Volksbildungsstadtrat Walter May Fritz Karsen Richard T Alexander und weiteren Vertretern von OMGUS Berlin wurden dabei kleinere Zugestandnisse gemacht doch wiesen die Teilnehmer dieses Gesprachs Walter May ganz unmissverstandlich darauf hin dass eine Mitarbeit Berlins bei der Stiftung zwar erwunscht sei die Forschungshochschule aber ob mit oder ohne eine Beteiligung Berlins auf jeden Fall gegrundet werden wurde 28 Berlin lenkte am 29 Januar 1948 in einem Schreiben von May an Karsen ein und auf Initiative von Richard T Alexander wurden Anfang Februar 1948 von den Stiftungsgrundern einige Punkte klargestellt die Berlins Beitritt erleichtern sollten Unter anderem wurde festgehalten dass das bayerische Kultusministerium auf das mittlerweile die Stiftungsaufsicht ubergegangen war keine Dienstaufsicht ausuben und keine Verwaltungsanordnungen erlassen durfe Am 16 Februar 1948 beschloss dann der Berliner Magistrat den Beitritt zum Staatsvertrag 29 Aufnahme der Arbeit der Deutschen Forschungshochschule BearbeitenEine der letzten formalen Hurden fur die Aufnahme der Arbeit der Forschungshochschule war die Genehmigung der Stiftung durch das Bayerische Staatsministerium fur Unterricht und Kultus Diese erfolgte Ende April 1948 und am 13 Mai 1948 fand die konstituierende Sitzung des Stiftungsrats in Wiesbaden statt 30 Wie schon fruher von Erich Leist verlangt den Etat fur die Forschungshochschule auf deutlich unter 3 Millionen RM zu begrenzen siehe oben wurde dies nun beschlossen und den Instituten nur noch 2 5 Millionen RM zugestanden Aufgrund des Beitritts von Berlin und Bremen wurde der Verteilungsschlussel geandert auf Bayern entfielen 42 auf Hessen und Wurttemberg Baden je 20 auf Berlin 15 und auf Bremen 3 Nutzniesser dieser Mittel waren 31 das Kaiser Wilhelm Institut fur physikalische Chemie und Elektrochemie 32 das Kaiser Wilhelm Institut fur Zellphysiologie 33 mit dem angeschlossenen Institut fur Gewebeforschung 34 die Forschungsgruppe Biologie mit dem Institut fur vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie 35 dem Institut fur Geschichte der Kulturpflanzen 36 das Kaiser Wilhelm Institut fur auslandisches offentliches Recht und Volkerrecht 37 das Institut fur Soziologie und Volkerpsychologie das einzige Institut das vorher nicht zur KWG gehort hatte 38 Nicht enthalten in dieser Aufzahlung ist das von Fritz Karsen favorisierte Institut fur wissenschaftliche Padagogik obwohl es hierfur schon weit gediehene Plane der amerikanischen Militarregierung gab So hatten sie unter anderem den Einsatz von zwolf amerikanischen Professoren an der Forschungshochschule eingeplant wobei die grosste Anzahl acht fur den Bereich der Sozial und Erziehungswissenschaften vorgesehen war Dadurch sollte insbesondere die empirische Forschung die bisher in Deutschland stark vernachlassigt worden war gestarkt werden 39 Erich Leist hatte schon nach seiner Auseinandersetzung mit Glum ein Jahr zuvor resignierend festgestellt Von dem ganzen Plan der Forschungshochschule ist ubriggeblieben die Unterstutzung von ein paar in Berlin verbliebenen Instituten und Gelehrten durch die suddeutschen Lander Dazu bedarf es keiner Verwaltung Diese Institute konnte die Stadtverwaltung Zehlendorf durch einen Obersekretar verwalten lassen 40 Meiser schliesst sich diesem Urteil an wenn sie ihre Sicht auf die Entwicklung wie folgt zusammenfasst Von der anfanglichen Idee einer Forschungshochschule an der die an den Instituten stattfindende reine Forschungstatigkeit mit der Lehre verbunden und so eine vollig neue Form der wissenschaftlichen Ausbildung geschaffen werden sollte war bis auf den Namen kaum etwas ubrig geblieben Die Institute blieben auch nach ihrer Aufnahme vollig eigenstandige Einrichtungen die sich vorrangig der Forschungsarbeit widmeten und nicht wie eigentlich angedacht in genauso grossem Ausmass auch der Ausbildung und Lehre Die Stiftung Deutsche Forschungshochschule war damit auf eine einzige Funktion namlich die eines Geldgebers reduziert worden 41 Sie fungierte als eine Ubergangsgesellschaft zur Rettung der Dahlemer Institute bis diese 1953 in die Max Planck Gesellschaft ubernommen wurden 42 Fritz Karsen der eigentliche Motor des Projekts Forschungshochschule hat dieses Scheitern seiner Reformidee nicht mehr aus nachster Nahe miterlebt Er war 1948 in die USA zuruckgekehrt um dort seine akademische Laufbahn fortzusetzen Die Deutsche Forschungshochschule hatte wenige Unterstutzer in der Forschungslandschaft der Nachkriegszeit aber viele Neider Der Kaiser Wilhelm Gesellschaft und in ihrer Folge der Max Planck Gesellschaft ging es primar darum ihre Besitzanspruche auf die Institute und deren Einrichtungen aufrechtzuerhalten die in die Forschungshochschule uberfuhrt worden waren und als 1948 die Freie Universitat Berlin gegrundet worden war die sich ebenfalls als Reform Hochschule verstand war ein Akteur auf der Bildflache erschienen dem die Forschungshochschule schnell unterlegen war Mit der Wahrungsreform vom Juli 1948 drohte zudem die finanzielle Austrocknung Der Etat von 2 5 Millionen RM sollte auf 636 700 DM reduziert werden Durch Unterstutzung des Berliner Magistrats der mehr Mittel zusagte als er nach dem Staatsvertrag hatte aufbringen mussen konnte das Schlimmste abgewendet werden 43 Klar war damit aber auch dass damit fur die Zukunft eine andere Finanzierungsgrundlage geschaffen werden musste Bereits im Marz 1948 hatten Verhandlungen begonnen um das noch recht junge Staatsabkommen zu reformieren Ausloser waren die Beitritte Berlins und Bremens doch stand nun auch die Erweiterung auf alle Lander der drei Westzonen im Raum Das fuhrte im April 1949 zu dem schon erwahnten Staatsabkommen der Lander der Bundesrepublik Deutschland uber die Finanzierung wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen das unter dem Namen Konigsteiner Abkommen bekannt wurde und bis heute wenn auch mit Modifikationen in Kraft ist Im Finanzierungsmodell dieses neuen Abkommens dem Konigsteiner Schlussel waren noch einmal 1 4 Millionen DM fur die Finanzierung der Deutschen Forschungshochschule vorgesehen Der langsame Niedergang der Deutschen Forschungshochschule BearbeitenDas Konigsteiner Abkommen wurde begleitet von Verhandlungen mit der Max Planck Gesellschaft die ein starkes Interesse an der Ubernahme der ehemaligen KWG Institute hatte Einem schnellen Einigungsprozess standen erneut die noch immer geltenden amerikanischen Sonderrechte in Berlin und die Befindlichkeiten Berlins selber im Wege Berlin bestand einerseits auf einer weitgehenden Mitsprache und hatte andererseits Angst vor einem kulturellen Besitzverlust der unter Umstanden daraus resultieren konnte dass die MPG in Berlin ansassige Institute oder Institutsteile aus der Stadt abziehen konnte um sie mit ahnlichen Einrichtungen in Westdeutschland zu vereinen Stattdessen verlangte Berlin gar dass die Generalverwaltung der MPG von Gottingen wieder nach Berlin verlegt werden musse Parallel dazu gab es bereits im Oktober 1949 im Stiftungsrat der Forschungshochschule Stimme die meinten der ursprungliche Zweck einer amerikanischen Idee folgend eine school of advanced studies zu schaffen hat sich nicht erfullt 44 Die Verhandlungen zogen sich in die Lange wobei sich auch einzelne Institutsdirektoren so vor allem Otto Warburg mit Forderungen nach personlichen Sonderrechten einmischten 45 Ende November 1952 lag erstmals ein fur Berlin und die MPG konsensfahiges Abkommen vor das dazu fuhrte dass im Februar 1953 die Verhandlungen endgultig beendet und die Auflosung der Stiftung Deutsche Forschungshochschule zum 1 Juli 1953 vorbereitet werden konnte Die wesentlichen Inhalte dieser Vereinbarung waren 46 Die Max Planck Gesellschaft nimmt alle Institute und Abteilungen der Forschungshochschule ohne Ausnahme auf Keine der aufgenommenen Einrichtungen darf ohne die Erlaubnis des Berliner Senats aus der Stadt verlegt werden Werden bei den Berliner Max Planck Instituten Kuratorien gebildet erhalt die Stadt Berlin in jedem jeweils zwei Sitze Die Max Planck Gesellschaft ubernimmt nach der Auflosung der Stiftung alle Verpflichtungen der Forschungshochschule und Berlin verzichtet im Gegenzug auf die Erstattung fruherer Leistungen an die Institute Mit Schreiben vom 5 Marz 1954 hob das bayerische Kultusministerium Bayern war ja Sitzland der Stiftung die Stiftung Deutsche Forschungshochschule nach Unmoglichwerden der Erfullung des Stiftungszweckes insbesondere um Hinblick auf die Ubernahme der von ihr getragenen Institute durch die Max Planck Gesellschaft auf Antrag des Stiftungsrats auf 47 Ein in Deutschland ungeliebtes Projekt zur Reform und Demokratisierung des der deutschen Forschungslandschaft hatte ein unruhmliches Ende gefunden Ein Institut fur wissenschaftliche Padagogik BearbeitenDie Idee fur ein Institut fur wissenschaftliche Padagogik das Fritz Karsen als wichtigen Bestandteil der Deutschen Forschungshochschule angesehen hatte und das in Berlin nicht mehr realisiert wurde findet sich wieder in einer Einrichtung die im November 1950 durch Beschluss der Hessischen Landesregierung als Hochschule fur Erziehungswissenschaft und Internationale Padagogische Forschung gesetzlich verankert und dann als in Frankfurt am Main ansassige Stiftung Hochschule fur Internationale Padagogische Forschung am 25 Oktober 1951 konstituiert wurde Als Vater dieser Einrichtung gelten Erich Hylla und Erwin Stein Beider Wege haben sich oft mit denen von Fritz Karsen gekreuzt wobei Hylla wie oben schon erwahnt und Karsen bereits Anfang der 1920er Jahre zusammengearbeitet hatten und auch bei ihrer Arbeit fur das OMGUS Kontakt untereinander gehabt haben durften zumal sie dort gemeinsame Vorgesetzte hatten Erwin Stein wiederum der am 7 Januar 1947 hessischer Kultusminister geworden war vertrat das Land Hessen im Stiftungsrat der Deutschen Forschungshochschule und im Landerrat Von daher kann angenommen werden dass sie mit Karsens Vorstellungen gut vertraut waren Stein hat bereits in seinem Entwurf fur ein Gesetz uber die Ausbildung der Lehrer in Hessen vom Dezember 1948 die Errichtung der Hochschule fur Erziehungswissenschaft und Internationale Padagogische Forschung vorgesehen und diese explizit im Kontext des Staatsabkommens uber die Errichtung einer Deutschen Forschungshochschule in Berlin Dahlem verortet und sie als Aufgabe die uber die Angelegenheiten eines Landes hinausgehen beschrieben und damit Forderung im Rahmen des Staatsabkommens anvisiert 48 Hylla wiederum traf 1947 Dr William L Wrinkle then chief of the secondary education section in the Public Education Branch OMGUS and now HICOG s educational affairs adviser THIS MEETING brought reality to the old dream now shared by both men resulting in the association which was to gain the necessary support from German and American sources for the creating of the Institute for International Educational Research The development of the idea of a graduate school of this type in Germany could never have proceeded to its present successful conclusion without the close cooperation and teamwork of these two educators Professors Hylla and Wrinkle sensing official German interest in such an institution approached Dr Stein in Wiesbaden As a result the Society for Educational Research and Advanced Studies in Education was organized with Dr Stein as president and Mr Hylla as executive secretary This society which was composed of Hessian educational leaders interested in this movement sponsored the Institute 49 Das Resultat war dann mit finanzieller Unterstutzung der Educational and Cultural Relations Division des Office of the United States High Commissioner for Germany die Grundung der Hochschule fur Internationale Padagogische Forschung aus der das Deutsche Institut fur Internationale Padagogische Forschung hervorgegangen ist heute Mitglied der Leibniz Gemeinschaft und als Blaue Liste Institut in der Tradition der Staatsabkommen stehend die uber das Konigsteiner Staatsabkommen zuruckfuhrt zur Deutschen Forschungshochschule Der in dem vorstehenden Zitat erwahnte Wrinkle erinnert sich aus Anlass des 65 Geburtstags von Erwin Stein an einen Tagebucheintrag vom 19 August 1949 spent much time today talking with Prof Hylla about an Institute for Educational Research Stein s proposal Fritz Karsen s plan etc 50 Literatur BearbeitenSonja Petra Karsen Bericht uber den Vater Overall Verlag Berlin 1993 ISBN 3 925961 08 9 wieder abgedruckt in und zitiert nach Gerd Radde Fritz Karsen ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit Berlin 1973 Erweiterte Neuausgabe Mit einem Bericht uber den Vater von Sonja Petra Karsen Studien zur Bildungsreform 37 Frankfurt a M u a 1999 ISBN 3 631 34896 7 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 Veroffentlichungen aus dem Archiv der Max Planck Gesellschaft Band 23 Berlin 2013 ISBN 978 3 927579 27 9 Die Studie ist die uberarbeitete Fassung einer im Jahre 2010 eingereichten Dissertation sie ist online abrufbar unter Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule James F Tent Mission on the Rhine Reeducation and Denazification in American occupied Germany University of Chicago Press Chicago 1982 ISBN 978 0 226 79357 3 Natalia Tsvetkova Failure of American and Soviet Cultural Imperialism in German Universities 1945 1990 BRILL Leiden 2013 ISBN 9789004252028 Detlef Junker Hg The United States and Germany in the era of the Cold War 1945 1990 Band 1 Cambridge University Press Cambridge u a 2004 ISBN 978 0 521 79112 0 Bernd Frommelt und Marc Rittberger GFPF amp DIPF Dokumentation einer Kooperation seit 1950 Materialien zur Bildungsforschung Band 26 Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 923638 44 4 Stefan Paulus Vorbild USA Amerikanisierung von Universitat und Wissenschaft in Westdeutschland 1945 1976 R Oldenbourg Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 486 59642 7 Volltext digital verfugbar Weblinks BearbeitenStaatsabkommen uber die Errichtung einer deutschen Forschungshochschule in Berlin Dahlem und die Finanzierung deutscher Forschungsinstitute vom 27 November 1947 In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen 1948 Nr 1 S 1 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 2 5 MB Staatsabkommen der Lander der Bundesrepublik Deutschland uber die Finanzierung wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen Konigsteiner Abkommen vom 12 September 1950 In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen 1950 Nr 37 S 179 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 587 kB Jurgen Renn Horst Kant Birgit Kolboske Stationen der Kaiser Wilhelm Max Planck Gesellschaft Berlin 2013 Frank H Jonas Educational Research in GermanyEinzelnachweise Bearbeiten Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 26 Es bleibt das Geheimnis von Meiser weshalb sie an dieser Stelle Havemann als Altkommunisten herausstellt wahrend bei den zahlreichen anderen Akteuren in ihrer Studie die politischen Praferenzen im Unklaren bleiben insbesondere was deren Nahe zu den Nationalsozialisten betrifft Liest man die zahlreichen Kurzbiografien S 157 ff dann fallen die zum Teil erschreckenden Kontinuitaten zwischen den Zeiten vor und nach 1945 gerade bei den Wissenschaftlern oder den Wissenschaftsfunktionaren ins Auge Doch diese Kontinuitaten verschwinden hinter den angeblichen aussergewohnlichen Qualifikationen fur die es sofort nach 1945 neue autonome Arbeitsbedingungen zu schaffen galt Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 28 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 33 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 33 Die Identitat von Shafer wird von Meiser nicht geklart In einer Master Arbeit aus dem Jahre 2016 an der University of Maryland wird Paul Shafer als Chief of the Education Branch in Berlin erwahnt von dem die Studie School Survey U S Sector Berlin School Buildings Records Relating to the Work of the Educational Services Section 1945 1959 Records of the Education and Cultural Relations Division Records of the Education Branch Records of the United States Occupation Headquarters WWII RG 260 NACP stamme Ann Abney SOMEONE ELSE S TEXTBOOKS GERMAN EDUCATION 1945 2014 2016 S 22 Sonja Petra Karsen Bericht uber den Vater in Gerd Radde Fritz Karsen ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit S 411 412 Detlef Junker Hg The United States and Germany in the era of the Cold War S 396 Bei der E amp RA der Education and Religious Affairs Section handelt es sich um eine Abteilung des OMGUS die bis Fruhjahr 1947 von Taylor geleitet wurde danach von Alexander Johannes Weyer Westdeutsche Soziologie 1945 1960 Deutsche Kontinuitaten und nordamerikanischer Einfluss Duncker amp Humblot Berlin 1984 ISBN 978 3 428 05679 8 S 329 Gerd Radde Fritz Karsen ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit S 209 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 35 36 Havemanns kompletter Plan ist bei Meiser S 183 185 abgedruckt und somit online einsehbar siehe Literatur Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 36 Gerd Radde Fritz Karsen ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit S 209 210 Gerd Radde Fritz Karsen ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit S 210 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 37 Gerd Radde Fritz Karsen ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit S 211 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 40 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 38 Robert Havemann zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 37 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 40 41 Die Nachkriegsgeschichte der KWG und die Grundung der MPG ist ausfuhrlich beschrieben bei Jurgen Renn Horst Kant Birgit Kolboske Stationen der Kaiser Wilhelm Max Planck Gesellschaft Memento vom 22 September 2016 im Internet Archive Berlin 2013 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 44 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 45 Protokoll der Sonderausschuss Sitzung vom 30 November 1946 zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 46 Erich Leist wurde am 15 Februar 1892 in Magdeburg geboren Er studierte in Genf Munchen und Halle Saale Jura Ab 1923 war er im preussischen Kultusministerium tatig Nach seiner Entlassung im Jahre 1933 arbeitete er als Rechtsanwalt und Bankier 1945 war er Prasident des Roten Kreuzes im amerikanischen Sektor Berlins und arbeitete ausserdem im Vorstand des Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaft mit Von 1948 bis 1951 war Leist Vizeprasident der Landeszentralbank von Nordrhein Westfalen von 1951 bis 1952 Prasident der Landeszentralbank von Niedersachsen und von 1952 bis zu seiner Pensionierung Prasident der Landeszentralbank der Freien und Hansestadt Hamburg wo er 1964 verstarb Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 165 Der erste Absatz des Zitats stammt aus einem Brief Leists vom 17 Februar 1947 an Fritz Karsen der zweite Absatz aus einem Aktenvermerk Leists vom 25 Februar 1947 beide zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 52 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 52 a b c d Staatsabkommen uber die Errichtung einer deutschen Forschungshochschule in Berlin Dahlem und die Finanzierung deutscher Forschungsinstitute vom 27 November 1947 In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen 1948 Nr 1 S 1 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 2 5 MB Die Urfassung des Konigsteiner Abkommens ist uber das Landtagsinformationssystem des Hessischen Landtags online abrufbar Staatsabkommen der Lander der Bundesrepublik Deutschland uber die Finanzierung wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen Konigsteiner Abkommen vom 12 September 1950 In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen 1950 Nr 37 S 179 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 587 kB Schreiben vom 14 Oktober 1947 von Rupp an Glum zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 62 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 67 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 70 Meiser spricht von Robert T Taylor doch in allen anderen Publikationen wird sein Vorname immer mit Richard T angegeben An der Sitzung konnten die Berliner Vertreter nicht teilnehmen weil es ihnen nicht gelungen war sich rechtzeitig Reisepapiere zu beschaffen Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 70 Da ja einmal von 45 Berliner Instituten die Rede war fur die eine Perspektive gefunden werden musste stellt sich naturlich die Frage nach deren Fortbestehen Diese nicht in die Deutsche Forschungshochschule uberfuhrten Institute wurden zu einer Forschungsgruppe Dahlem zusammengefasst fur deren Finanzierung ausschliesslich der Magistrat von Berlin verantwortlich war Am 4 Dezember 1950 fasste der Berliner Magistrat den Beschluss die Forschungsgruppe Dahlem zum Marz 1951 aufzulosen und die Abteilungen entweder der Forschungshochschule der Max Planck Gesellschaft oder den Universitaten anzuschliessen Fand eine der Einrichtungen dort kein Unterkommen sollte sie geschlossen werden Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 112 Aus dem Institut wurde 1953 das Fritz Haber Institut der Max Planck Gesellschaft Das Institut wurde von 1953 bis 1972 unter der Leitung von Otto Warburg als MPI fur Zellphysiologie weitergefuhrt und nach Warburgs Tod aufgelost Das Institut wurde 1953 als Abteilung fur Gewebeforschung dem Max Planck Institut fur vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie dem spateren Max Planck Institut fur molekulare Genetik angegliedert 1962 entwickelte sich daraus die Forschungsstelle fur Gewebezuchtung die im Marz 1963 nach der Pensionierung ihrer Leiterin Else Knake geschlossen wurde Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 91 93 Unter seinem Leiter Hans Nachtsheim erlebte das Institut eine wechselvolle Nachkriegsgeschichte bevor es 1953 zum Max Planck Institut fur vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie wurde aus dem schliesslich das Max Planck Institut fur molekulare Genetik hervorging Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 94 98 Das Institut ist unter der Leitung von Elisabeth Schiemann aus dem Anfang der 1940er Jahre neu gegrundeten Kaiser Wilhelm Institut fur Kulturpflanzenforschung in Wien Tuttenhof hervorgegangen hatte aber immer seinen Sitz in Berlin Nach der Auflosung der Deutschen Forschungshochschule fuhrte Elisabeth Schiemann das Institut als Forschungsstelle der Max Planck Gesellschaft weiter Es wurde nach ihrer Pensionierung im Jahre 1956 aufgelost Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 98 104 Zu dessen Nachkriegsgeschichte siehe Max Planck Institut fur auslandisches offentliches Recht und Volkerrecht Zur Geschichte des Instituts siehe Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 104 105 sowie den Artikel uber dessen Grunder Richard Thurnwald Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 72 Es muss offenbleiben ob die hier erwahnten Plane der amerikanischen Militarregierung tatsachlich dem von Karsen favorisierten Institut fur wissenschaftliche Padagogik galten Zur gleichen Zeit namlich Mitte 1948 trafen die Amerikaner Vorbereitungen zur Aufspaltung der Padagogischen Hochschule Berlin und zum Aufbau einer eigenen Institution im Westsektor von Berlin In December 1948 the Hochschule was moved by the American Military Administration The Department of State sent American specialists in the field of the philosophy of education in order to teach the prospective teachers new methods for their future profession Natalia Tsvetkova Failure of American and Soviet Cultural Imperialism in German Universities S 121 Aktenvermerk Leists vom 25 Februar 1947 zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 53 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 72 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 77 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 75 Sitzungsprotokoll vom 8 Oktober 1949 zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 136 Warburg verlangte die Ubertragung von Wertpapieren die Zahlung seines Gehalts aus Stiftungsmitteln ruckwirkend vom Marz 1945 an Sitz im Senat der MPG Sitzungsprotokoll vom 8 Oktober 1949 zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 83 ff zitiert nach Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 147 Inga Meiser Die Deutsche Forschungshochschule 1947 1953 S 150 Bernd Frommelt und Marc Rittberger GFPF amp DIPF S 13 Frank H Jonas Educational Research in Germany Bernd Frommelt und Marc Rittberger GFPF amp DIPF S 67 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Forschungshochschule amp oldid 237294210