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Klassifikation nach ICD 10T70 Schaden durch Luft und WasserdruckT70 2 Sonstige und nicht naher bezeichnete Schaden durch grosse Hohe einschliesslich HohenkrankheitICD 10 online WHO Version 2019 Als Hohenkrankheit auch Bergkrankheit bezeichnet man ein Syndrom bei Menschen die sich in grosse Hohen ohne physiologische Anpassung an die verminderte Sauerstoffkonzentration der Atemluft begeben Eine andere Bezeichnung ist D Acosta Krankheit nach Jose de Acosta Die Hohe beim Auftreten erster Symptome ist individuell verschieden und stark konstitutionsabhangig sehr selten kann eine Hohenkrankheit bereits zwischen 2000 und 2500 m auftreten Leitsymptom sind Kopfschmerzen dazu kommen haufig Appetitverlust Ubelkeit Erbrechen Mudigkeit Schwache Atemnot Schwindel Tachykardie Benommenheit bis zur Apathie 1 Tinnitus und Schlafstorungen Die Hohenkrankheit kann in ein akutes und lebensbedrohliches Hohenhirnodem HACE ubergehen auch kann sich ein ebenfalls lebensgefahrliches Hohenlungenodem HAPE bilden Inhaltsverzeichnis 1 Betroffene 1 1 Bergsteiger 1 2 Bewohner von Hohenlagen 2 Ursachen und Verlauf 3 Gegenmassnahmen 4 Vorbeugung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBetroffene BearbeitenBergsteiger Bearbeiten Die Schwere und Haufigkeit der Hohenkrankheit 2 ist bei Bergsteigern vor allem von der erreichten Hohe und der Geschwindigkeit des Aufstiegs abhangig Bei nicht akklimatisierten Bergsteigern finden sich zu 10 bis 25 Prozent Zeichen einer Hohenkrankheit nach dem Aufstieg auf 2500 Meter die jedoch meist mild sind und die Aktivitat nicht einschranken Von mangelhafter Akklimatisation sind aber in 4500 bis 5500 Meter Hohe 50 bis 85 Prozent der Bergsteiger betroffen Die Hohenkrankheit kann deutlich schwerer sein und den weiteren Aufstieg verhindern Neben der erreichten Hohe sind weitere starke Risikofaktoren fur das Auftreten einer Hohenkrankheit ein Aufstieg von mehr als 625 Meter pro Tag ab 2000 Meter und eine fehlende vorherige Akklimatisation mit weniger als funf Tagen uber 3000 Meter in den vorausgegangenen zwei Monaten Frauen sind haufiger betroffen ebenso jungere Menschen unter 46 Jahren sowie Menschen die an Migrane leiden Fehlende Fitness ist kein Risikofaktor fur die Hohenkrankheit Bewohner von Hohenlagen Bearbeiten In den Anden wo zahlreiche Grossstadte wie El Alto La Paz Cuzco oder Quito auf einer Hohe von 3000 bis uber 4000 Metern liegen ist die Hohenkrankheit Soroche genannt ein standiges Problem fur viele Einheimische und auch Reisende Tibeter haben genetisch bedingt eine erhohte Atemfrequenz und einen erhohten Blutfluss 3 so dass sie im Gegensatz zu den indigenen Volkern Sudamerikas nicht so oft erkranken 4 Auch bei anderen Volkern der Himalayaregion wie den Sherpa ist eine genetisch bedingte deutlich verminderte Neigung zur Hohenkrankheit bekannt da die Produktion von Blutplasma bei ihnen erhoht ist 5 Bei den Han Chinesen kennt man die subakute Bergkrankheit bei Kindern nach Geburten in grossen Hohen Ein ahnliches Syndrom wurde bei Soldaten beschrieben die uber mehrere Monate in Hohen oberhalb von 6000 m stationiert waren Die chronische Hohenkrankheit Monge Krankheit nach ihrem Erstbeschreiber Carlos Monge Medrano 1925 befallt Langzeitbewohner grosser Hohen hier kommt es zusatzlich zu einer Polyzythamie zu Lungenembolien und zu Symptomen wie beim Pickwick Syndrom 6 Ursachen und Verlauf BearbeitenDie Ursache liegt darin dass der Luftdruck mit zunehmender Hohe absinkt und damit auch der Sauerstoff Partialdruck Neben der dadurch bereits verminderten Sauerstoffaufnahme fuhrt der geringe Sauerstoff Partialdruck zu einer Verengung der Blutgefasse in der Lunge pulmonale Vasokonstriktion siehe Euler Liljestrand Mechanismus und somit zu einem weiteren Absinken des Sauerstoffgehalts im Blut Es tritt eine Sauerstoffunterversorgung des Korpers Hypoxie ein Die korpereigene Atemregulation wirkt dem nicht entgegen da sie vornehmlich auf den Kohlendioxidgehalt den starksten Atemantrieb des Blutes reagiert Dieser steigt bei abnehmendem Luftdruck aber nicht an Im Schlaf kann durch den geminderten Atemantrieb eine Cheyne Stokes Atmung auftreten 7 Als weitere Komplikationen konnen ein Hohenlungenodem und ein Hohenhirnodem eintreten Aufgrund des herrschenden Sauerstoffmangels kommt es zu einer reflektorischen Hyperventilation die durch vermehrtes Abatmen von CO2 zu einer respiratorischen Alkalose fuhrt eine Anhebung des pH Wertes im Blut das Blut wird entsauert bzw alkalischer Dies erzeugt Kopfschmerzen Verwirrung und Sinnestauschungen Durch eine gute Akklimatisation kann die Niere diesen Effekt teilweise kompensieren aber oberhalb von 7000 Metern ist auch diese Gegenregulation nicht mehr ausreichend moglich Ausserdem kommt es aufgrund der Entwasserung Dehydratation zu einer akuten Nierenleistungseinschrankung und die metabolische Kompensation der Alkalose Stoffwechsel Ausgleich fallt weg In der Lunge verengen sich die Blutgefasse aufgrund der Selbstregulation pulmonale Vasokonstriktion siehe Euler Liljestrand Mechanismus Im Hirn verursacht die Hypoxie eine reflektorische Vasodilatation 7 Im grossen Kreislauf stellt sich ein hoher systolischer Blutdruck aufgrund der sympathischen Aktivierung ein wodurch es im Hirn zum Abpressen von Flussigkeit kommt und sich lebensgefahrliche Odeme bilden Hier hilft nur sofortiger Abtransport in niedere Hohen Sauerstoffbeatmung und eventuell eine Druckkammerbehandlung Grosse Expeditionen fuhren zu diesem Zweck oft einen Gamow Sack mit sich der in Grenzen eine mobile Druckkammer Funktionalitat bietet Das Hohenlungenodem ist von zunehmender Luftnot und von einem Flussigkeitsubertritt in die Lungenblaschen eventuell mit schaumigem oder blutigem Auswurf gekennzeichnet Gegenmassnahmen BearbeitenBei leichten bis massigen Symptomen sollte einen Tag pausiert werden Die Kopfschmerzen sollten mit einem nichtsteroidalen Antiphlogistikum z B Ibuprofen behandelt werden Dazu werden ein Mittel gegen Ubelkeit Antiemetikum sowie Acetazolamid zur besseren Akklimatisation empfohlen Verbessern sich die Symptome nach einem Tag nicht ist ein Abstieg um 500 bis 1000 m angeraten Bei schweren Symptomen muss ein sofortiger und moglichst weiter Abstieg erfolgen Dazu sollten Sauerstoff gegeben werden sowie Dexamethason zunachst 8 mg intramuskular intravenos oder oral sowie weitere 4 mg alle sechs Stunden Eine grosse Gefahr ist die Entwicklung eines Hohenhirnodems Ein Wiederaufstieg sollte nur erfolgen wenn die Hohenkrankheit ohne Einsatz von Medikamenten ausser Acetazolamid vollig verschwunden ist Dann empfiehlt sich beim Wiederaufstieg die Einnahme von Acetazolamid zur Prophylaxe 8 In den Anden wird als Mittel gegen Hohenkrankheit auch vorbeugend ein Tee aus Blattern des Cocastrauchs getrunken oder diese werden mit Kalk gekaut In Tibet wird von den Einheimischen Buttertee gesalzener Tee mit viel Butter als Vorsorge gelobt Fur beides gibt es keine Studien die die Wirksamkeit nachweisen Vorbeugung BearbeitenDer Korper kann sich innerhalb weniger Tage in gewissem Ausmass an diese Situation anpassen indem er mehr rote Blutkorperchen produziert Diese Anpassung wird als Akklimatisation bezeichnet So wird fur Bergtouren uber 4500 m empfohlen vorab bereits eine Woche auf einer Hohe zwischen 2000 und 3000 m zuzubringen und dabei bereits Tagestouren in hohere Hohen durchzufuhren Diese Massnahme reduziert die Wahrscheinlichkeit und Starke der Hohenkrankheit um 50 Auch empfehlen Leitlinien fur Touren uber 3000 m einen taglichen Anstieg von hochstens 300 bis 500 m und einen Tag Pause alle drei bis vier Tage Das Handbuch des Schweizer Alpen Clubs empfiehlt die erste Ubernachtung auf hochstens 2500 m durchzufuhren und die nachsten Nachte jeweils hochstens 500 m hoher zu verbringen Ist man schneller aufgestiegen soll man mindestens zwei Mal auf derselben Hohe ubernachten 9 Bei einem massigen Risiko einer Hohenkrankheit kann Acetazolamid in niedriger Dosis 125 mg zweimal taglich bei hoherem Risiko in hoherer Dosis 250 mg zwei bis dreimal taglich eingesetzt werden Da dieses Medikament in der hoheren Dosis bereits in niedrigen Hohen bei jedem Vierten Ubelkeit und Mudigkeit verursacht dazu u a oft Akroparasthesien Geschmacksstorungen und Polyurie auftreten sollte ein Einnahmeversuch bereits vor der Tour erfolgen Bei Unvertraglichkeit oder Kontraindikation empfehlen Leitlinien den Einsatz von Dexamethason 4 mg zweimal taglich bei massigem Risiko und dreimal taglich bei hoherem Risiko Ist bereits einmal eine Hohenkrankheit aufgetreten ist das Mittel der ersten Wahl zur Prophylaxe Nifedipin 30 mg retard zweimal taglich Salbutamol Inhalationen erscheinen weniger effektiv und sind mit einem hoheren Risiko eines Tremors und einer Tachykardie verbunden 8 Die Anwendung von Theophyllin zur Verbesserung der Sauerstoffaufnahme gilt als uberholt Bei Touren in sehr grossen Hohen uber 4000 m empfiehlt sich fur akute Notfalle die Mitnahme von Sauerstoff und von einer mobilen Uberdruckkammer Siehe auch BearbeitenBarometrische Hohenformel Hohenmedizin Hypoxie Medizin Literatur BearbeitenJohn R Sutton Norman L Jones Charles S Houston Hypoxia Man at Altitude Thieme Stratton u a New York 1982 ISBN 3 13 622901 0 Kai Schommer Peter Bartsch Basiswissen fur die hohenmedizinische Beratung In Deutsches Arzteblatt International Band 49 Nr 108 2011 S 839 848 Ubersichtsarbeit Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Hohenkrankheit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gesundheitsdienst Merkblatt fur Beschaftigte und Reisende Hohenkrankheit PDF 43 kB Auswartiges Amt 2 Oktober 2007 abgerufen am 5 August 2019 Andreas Schweizer Themen zur aktuellen Bergmedizin Aus Internationaler Kongress der Bergmedizin 1997 Abgerufen am 17 Juni 2010 Weiterfuhrende Informationen uber die Krankheit Bernhard Konig Erste Hilfe Die Hohenkrankheit alpinisten info 1 Januar 2007 abgerufen am 18 Juni 2010 Damien Bailey et al Deutsche Ubersetzung von Sven Dietrich Jennifer Landerer REISEN IM HOCHGEBIRGE PDF 873 kB medex org uk 2008 abgerufen am 18 Juni 2010 englisch Buchlein empfohlen von British Association of Mountain Guides BMG British Mountaineering Council BMC Union Internationale des Associations d Alpinisme UIAA Andreas Jahn Hohenmedizin Dunne Luft schrumpft das Hirn spiegel online abgerufen am 3 Juli 2011 Reisebericht Aufstieg Cotopaxi mit Symptomen der Hohenkrankheit Abgerufen am 21 Dezember 2012 Erfahrungsbericht Hohenkrankheit auf dem Acatenango Vulkan Guatemala Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Lange Lehrbuch der Krankheiten des Herzens und der Blutstrombahn Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1953 Seite 451 Auswartiges Amt Hohenkrankheit Merkblatt PDF 44 kB Abgerufen am 6 Juli 2011 Hoher Blutfluss starkt Hohenresistenz der Tibeter spektrum de abgerufen am 26 Juni 2020 Michael Lange Naturliches Gendoping in Tibet Erbgut der Tibeter hat sich an die sauerstoffarme Luft angepasst Nicht mehr online verfugbar In WDR 5 Leonardo Wissenschaft und mehr Sendung vom 14 Mai 2010 Archiviert vom Original am 8 Dezember 2015 abgerufen am 28 Juli 2010 Genetiker aus den USA und China haben zwei Genvarianten entdeckt die den Tibetern das Leben in dunner Hohenluft ermoglichen Warum Sherpas nicht an der Hohenkrankheit leiden In Geo Abgerufen am 6 Februar 2021 Das MSD Manual 6 deutsche Auflage Urban amp Fischer Munchen und Jena 2000 ISBN 3 437 21750 X ISBN 3 437 21760 7 Seite 2966 a b Akute Hohenkrankheit In Doccheck Flexikon Vorlage Internetquelle abruf 2023 MM TT ist Pflichtparameter Vorlage Internetquelle abruf 2023 MM TT ist Pflichtparameter a b Peter Bartsch Erik R Swenson Acute High Altitude Illnesses The New England Journal of Medicine 2013 Band 368 Ausgabe 24 vom 13 Juni 2013 Seiten 2294 2302 doi 10 1056 NEJMcp1214870 Winkler Brehm und Haltmeier Bergsport Sommer Technik Taktik Sicherheit 3 Auflage SAC Verlag 2010 ISBN 978 3 85902 342 0 Normdaten Sachbegriff GND 4137267 0 lobid OGND AKS Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt 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