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Podrosche obersorbisch Podrozdz ist ein Ortsteil der sachsischen Gemeinde Krauschwitz Das Zeilendorf liegt an der Lausitzer Neisse uber die eine Grenzbrucke zum polnischen Nachbarort Przewoz deutsch Priebus fuhrt Der Ort liegt am Ostrand des offiziellen sorbischen Siedlungsgebiets in der Oberlausitz Podrosche Podrozdz Vorlage Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland Wartung AlternativnameGemeinde KrauschwitzKoordinaten 51 28 N 14 57 O 51 470833333333 14 945833333333 Koordinaten 51 28 15 N 14 56 45 OFlache 26 43 km Einwohner 54 30 Jun 2009 Bevolkerungsdichte 2 Einwohner km Eingemeindung 1 Juli 1950Eingemeindet nach Klein PriebusPostleitzahl 02957Vorwahl 035775In der Zeit der Gegenreformation in Schlesien wurde im sachsischen Podrosche eine Grenzkirche errichtet Diese war 1936 Namenspate bei der nationalsozialistisch motivierten Germanisierung des sorbischstammigen Ortsnamens bis 1947 hiess Podrosche offiziell Grenzkirch Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Bevolkerungsentwicklung 2 2 Ortsname 3 Literatur 4 Fussnoten 5 WeblinksGeographie Bearbeiten nbsp Messtischblatt von 1940 Podrosche Grenzkirch und Przewoz Priebus Das Dorf liegt an einem Neissebogen Die sachsische Staatsstrasse 127 S 127 die in Neissenahe von Bad Muskau uber Rothenburg O L nach Gorlitz fuhrt verbindet Podrosche mit der nordwestlich gelegenen Ortschaft Werdeck und dem sudlich gelegenen Dorf Klein Priebus Westlich der drei Orte liegt der Truppenubungsplatz Oberlausitz der sich uber ein ausgedehntes Waldgebiet erstreckt Geschichte BearbeitenEine eisenzeitliche Besiedlung in der Gemarkung ist durch eine 1937 archaologisch freigelegte fruheisenzeitliche Befestigungsanlage belegt Wahrend der Volkerwanderung wurden weite Landstriche der nordlichen Oberlausitz menschenleer Die Wiederbesiedlung erfolgte wahrscheinlich im 12 Jahrhundert durch Stamme der Milzener nbsp Verweissensitive Grafik Die Dorfer des Neissebogens auf der 1745 erschienenen Karte des Priebussischen Kreises nebst der Herrschaft Muskau von Johann George SchreiberErstmals wird der Ort urkundlich als Poyderose im Jahr 1395 in einem Gorlitzer Stadtbuch erwahnt 1 Podrosche gehorte ursprunglich wohl zur Priebuser Herrschaft durch einen Besitzwechsel wurde das Dorf wohl schon in der Mitte des 15 Jahrhunderts ein Lehn der Herrschaft Muskau Diese Zugehorigkeit ist fur das Jahr 1521 belegt als es mit den weiteren Dorfern im Neissebogen zum Verkauf angeboten wurde Die nordwestlich gelegenen Dorfer Pechern und Neudorf gehorten zu dieser Zeit zur Herrschaft Priebus im schlesischen Furstentum Sagan was den Muskauer Herren den Zugang zu den sudlich davon liegenden Dorfern im Neissebogen erschwerte Zudem waren diese Dorfer zu jener Zeit in Priebus eingepfarrt Ein Verkauf sollte trotz allem nicht zustande kommen Im Jahr 1539 hielt die Reformation in Priebus Einzug die auch die Bevolkerung Podrosches erfasste Zusammen mit den Dorfern Werdeck und Klein Priebus betrieb man einen Pechofen der den von Land und Forstwirtschaft lebenden Bauern eine Nebeneinkunft ermoglichte An die Herrschaft wurden dafur laut dem Urbarium von 1552 sechs Schock zwolf Groschen fur die Holzentnahme und 16 Groschen Pechzins gezahlt Die Herrschaft betrieb seit dem 16 Jahrhundert eine eigene Papiermuhle sudwestlich von Muskau und richtete 1612 eine zweite in Podrosche ein Beide wurden im Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 stark beschadigt ein Wiederaufbau erfolgte nicht mehr In mehreren Eisenhammern wurde Anfang des 17 Jahrhunderts in der Herrschaft Muskau Eisen gewonnen so auch in Podrosche Durch den Krieg verfiel der Hammer die danach einsetzende Depression und sinkende Eisenpreise liessen einen Wiederaufbau der Hammer in Podrosche und Viereichen nicht zu nbsp Lithographie der Kirche von Karl Viktor Fritz ButtkowskyNoch wahrend des Krieges erhielt das Kurfurstentum Sachsen durch den Prager Frieden von 1635 die Markgraftumer Niederlausitz und Oberlausitz zugesprochen Als Anfang des Jahres 1668 im Furstentum Sagan die Gegenreformation einsetzte flohen Ende Marz Pfarrer Gottfried Scheffler Diakonus Martin Mylius und der evangelische Schullehrer Johannes Moller mit ihren Familien aus dem schlesischen Priebus ins sachsische Podrosche 2 Dort gewahrte ihnen der Muskauer Standesherr Kurt Reinicke von Callenberg Schutz und liess ein Bethaus errichten der Bau eines Schulhauses folgte sechs Jahre spater Zur Podroscher Parochie wechselten die Orte Buchwalde Dobers bis 1839 seitdem zu Leippa Klein Priebus Leippa bis 1808 Pechern und Werdeck sowie etwa 20 schlesische Gastgemeinden Die Grenzkirche Podrosche die dem Ort in der nationalsozialistischen Zeit seinen Namen geben sollte wurde 1690 eingeweiht Die achteckige Fachwerkkirche mit angefugtem Turm verlor nach 1740 ihre Bedeutung als der preussische Konig Friedrich II den schlesischen Protestanten ihre Glaubensfreiheit garantierte und infolgedessen in Priebus wieder eine evangelische Kirche erbaut wurde Wahrend des Siebenjahrigen Krieges 1756 1763 im August 1760 setzten Osterreicher die Brucke zwischen Podrosche und Priebus an 14 Stellen in Brand Nach dem Wiener Kongress musste Sachsen 1815 mehr als die Halfte seiner Landesflache an Preussen abtreten darunter die gesamte Niederlausitz und einen grossen Teil der Oberlausitz Podrosche wurde im darauffolgenden Jahr dem neu gegrundeten Kreis Rothenburg Provinz Schlesien zugeschlagen Die Zollstation verlor ihre Bedeutung das Bruckenhaus stand noch bis etwa 1840 an der neuen Holzbrucke 1845 war Podrosche ein Flecken bis in die 1930er Jahre wurden viermal jahrlich Rindermarkte abgehalten Im Jahr 1855 wurde die Pecherner Kirche als Filialkirche von Muskau nach Podrosche zugewiesen In den 1860er Jahren wurde sudwestlich des Ortszentrums ein Jagdschloss fur den damaligen Muskauer Gutsbesitzer Friedrich von Oranien Nassau errichtet Durch den Verkauf des Ritterguts endete 1897 die Zugehorigkeit zur Standesherrschaft Muskau Die Standesherren ubten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin das Patronatsrecht uber die Kirche aus Als durch einen Blitzschlag am 15 Mai 1907 die Kirche abbrannte liess Traugott Hermann Graf von Arnim Muskau als Kirchenpatron eine neue Kirche errichten Diese massive und ebenfalls in ihrer Grundform achteckige Kirche wird am 4 Juni 1908 geweiht Die Orgel kommt von der Schweidnitzer Firma Schlag und Sohne Zwischen der Gemeinde Podrosche und der Stadt Priebus weihte man 1928 eine neue Neissebrucke aus Stahlbeton ein die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Fruhjahr 1945 gesprengt wurde Gemeinsam mit Werdeck wurde Podrosche am 1 Juli 1950 nach Klein Priebus eingemeindet mit Gemeindesitz im zentral gelegenen Podrosche nbsp KircheDurch den Zusammenschluss der Gemeinden Krauschwitz Sagar Skerbersdorf Pechern und Klein Priebus gehort Podrosche seit 1994 zur Einheitsgemeinde Krauschwitz Mit dem Aufbau eines Grenzubergangs zwischen Podrosche und Przewoz wurde 1994 wieder eine Neissebrucke zwischen den beiden Orten errichtet Mit 1200 Fahrzeugen taglich Stand 2007 3 ist er der am wenigsten genutzte Grenzubergang fur Kraftfahrzeuge zwischen dem Freistaat Sachsen und Polen Die im Krieg beschadigte Kirche wurde 1995 umfassend renoviert 1998 wurde zum 90 jahrigen Kirchjubilaum auch die Orgel wieder hergerichtet Ebenfalls seit 1998 ist Podrosche pfarramtlich mit der Kirchgemeinde Krauschwitz verbunden Bevolkerungsentwicklung Bearbeiten Jahr Einwohner1782 4 1241825 5 2581871 2221885 1991905 2051910 1971925 1771933 1621939 1451946 1762009 54Das Urbarium der Standesherrschaft aus dem Jahr 1552 4 nennt elf besessene Mann ein Lehn und Rittergut zwei Einhufner acht Halbhufner und 16 Hausler Bis 1630 verbessert sich die soziale Lage ein wenig die Zahl der Bauern verringert sich zwar um einen jedoch sind inzwischen vier Ein und funf Halbhufner verzeichnet Ein ahnlicher Prozess ist bei den Hauslern zu beobachten zwei von ihnen sind inzwischen Gartner In der zweiten Kriegshalfte wird das Dorf arg gebeutelt gegen Ende des Dreissigjahrigen Kriegs liegt 1647 fast das halbe Dorf wust Von den 26 Wirtschaften sind nur noch 15 besetzt darunter acht Bauern zwei Gartner und funf Hausler Im Jahr 1660 hat sich die Lage etwas entspannt Neben dem Lehngut gibt es drei Ganz und sechs Halbhufner mit dem Lehngut insgesamt also wieder zehn Bauern Daneben werden ein Gartner und neun Hausler genannt deren Zahl bis 1699 auf zwei respektive zwolf steigt Fur das Jahr 1777 14 Jahre nach dem Ende des Siebenjahrigen Krieges werden insgesamt nur noch sieben Bauernguter ein Gartner und zwolf Hausler genannt zudem stehen drei Wirtschaften wust Bis 1782 ist ein erneuter Bevolkerungsanstieg zu verzeichnen es werden sechs Halb und neun Viertelhufner sowie ein Gartner und elf Hausler verzeichnet Die Zahl der Einwohner wird mit 124 beziffert Bis 1810 steigt die Zahl der Wirtschaften nochmals von 27 auf 32 die Verteilung auf zwolf Bauern zwei Gartner und 18 Hausler lasst erahnen dass mehrere Hofe dafur geteilt wurden Im 19 Jahrhundert ist wieder ein Ruckgang der Einwohnerzahl zu verzeichnen Zwischen 1825 und 1939 halbiert sie sich fast von 258 auf 145 Flucht und Vertreibung aus den besetzten Ostgebieten infolge der stalinistischen Westverschiebung Polens fuhren nach dem Zweiten Weltkrieg zwar zu einem kurzzeitigen Anstieg der Einwohnerzahl sie kann in den folgenden Jahrzehnten jedoch nicht gehalten werden Im Jahr 1991 haben die drei Gemeindeteile von Klein Priebus zusammen 181 Einwohner wahrend 45 Jahre vorher Podrosche allein fast die gleiche Zahl hat Ende Juni 2009 hat Podrosche 54 Einwohner Als Arnost Muka in den 1880er Jahren eine Statistik uber sorbische Bevolkerung aufstellt beachtet er Podrosche nicht weiter da das Dorf bereits ausserhalb des sorbischen Sprachgebiets liegt Ortsname Bearbeiten Urkundliche Erwahnungen des Namens sind unter anderem Podegros 1521 Podogros 1552 und Poyderose 1595 Uber Podrossen 1597 Poderusche 1615 Poderoscha 1704 und Poderosch 1791 entwickelt sich der Name hin zum heutigen Podrosche Der sorbische Name wird urkundlich im 19 Jahrhundert als Podroz und Podroze Anfang des 20 Jahrhunderts als Podrozdz wiedergegeben Abweichend von dieser offiziellen Form nennt Robert Pohl 1924 Podroze Ernst Eichler nennt 1975 Podrozdc mit dem Hinweis dass der Name mundartlich nicht mehr vorkommt Eichler halt den Namen fur eine Ableitung aus dem Altsorbischen Podgrodze von Podgrod je Ort Gegend unterhalb der Burg 6 Fur diese These spricht dass Podrosche vor den Toren der ehemaligen Landstadt Priebus liegt Weiterhin geht er davon aus dass der Name spater an droha podroha Weg Reise angeglichen wurde Literatur BearbeitenRobert Pohl Heimatbuch des Kreises Rothenburg O L fur Schule und Haus Buchdruckerei Emil Hampel Weisswasser O L 1924 S 198 ff Hermann Graf von Arnim Muskau Willi A Boelcke Muskau Standesherrschaft zwischen Spree und Neisse Ullstein Frankfurt am Main u a 1978 ISBN 3 550 07377 1 Von der Muskauer Heide zum Rotstein Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises Lusatia Verlag Bautzen 2006 ISBN 3 929091 96 8 S 243 f Fussnoten Bearbeiten Steffen Menzel Neue Erkenntnisse zu Ersterwahnungen Oberlausitzer Ortschaften In Neues Lausitzisches Magazin Nr 137 2015 S 149 Fundstuck Klein Priebus Podrosche PDF Archiviert vom Original am 4 April 2019 abgerufen am 28 September 2016 SMWA Grenzubergang PL Podrosche Przewoz Priebus Archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 13 Juni 2008 abgerufen am 22 Dezember 2008 a b von Arnim Boelcke Muskau Seite 603 Podrosche im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Ernst Eichler Hans Walther Ortsnamenbuch der Oberlausitz Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen Bischofswerda Gorlitz Hoyerswerda Kamenz Lobau Niesky Senftenberg Weisswasser und Zittau I Namenbuch Deutsch slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Band 28 Akademie Verlag Berlin 1975 S 229 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Podrosche Podrozdz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gemeinde Krauschwitz Der Ortsteil PodroscheOrtsteile der Gemeinde Krauschwitz Klein Priebus Pribuzk Pechern Pechc Podrosche Podrozdz Sagar Zagor Skerbersdorf Skarbisecy Werdeck Wjertko Normdaten Geografikum GND 1121710530 lobid OGND AKS VIAF 6131148209313700460003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Podrosche amp oldid 242378166