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Gotthold Rhode 28 Januar 1916 in Kamillental bei Schildberg Provinz Posen 20 Februar 1990 in Mainz war ein polnisch deutscher Historiker Gotthold Rhode aufgenommen von Axel Stephan im Jahr 1981 Universitatsarchiv Mainz Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Nachkriegszeit 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenGotthold Rhode wuchs als jungstes von sechs Kindern des evangelischen Theologen Arthur Rhode und dessen Frau Martha geborene Harhausen in der seit 1918 19 wieder polnischen Stadt Posen auf Die Familie gehorte zur deutschen Minderheit in Posen Gotthold besuchte dort das deutsche Privatgymnasium an dem er 1934 das polnische Abitur ablegte Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Ab November 1934 studierte Rhode als polnischer Staatsburger im Deutschen Reich an verschiedenen Universitaten Geschichte Geographie und Slavistik zuerst in Jena Schon als Erstsemester trat er dem Kyffhauser Verband der Vereine deutscher Studenten bei einer protestantisch konservativen Korporation mit volkischer Grundhaltung Am 1 April 1936 wechselte er an die Universitat Munchen wo er erganzend Zeitungswissenschaften studierte ehe er im Marz 1937 an die Universitat Konigsberg ging Dort war er auch als Sachbearbeiter in der Oststelle der Reichsstudentenfuhrung tatig die das Ziel verfolgte die Grenzlandarbeit im Sinne des Nationalsozialismus zu vereinheitlichen vgl Grenzlanddeutschtum Schon im folgenden Wintersemester 1937 38 wechselte Rhode an die Friedrich Wilhelms Universitat Breslau erlernte Russisch und Ukrainisch erweiterte seine Kenntnisse der Osteuropaischen Geschichte und wurde dort im Januar 1939 von Hans Koch mit einer Arbeit uber Brandenburg Preussen als Schutzherr von Minderheiten in der Republik Polen promoviert Ruckblickend gab Rhode 1952 an sein Ziel sei von Anfang an gewesen forschend und lehrend oder in unmittelbarer Wirksamkeit innerhalb des Deutschtums im Osten tatig zu sein 1 Vom 1 April 1939 an und formal bis Mai 1945 war Rhode am Osteuropa Institut Breslau OEI dessen Direktor sein Doktorvater Koch war als Referent fur Polen angestellt In erster Linie wertete er dort polnische Zeitungen im Hinblick auf ihre propagandistische Verwertbarkeit aus Beim Uberfall auf Polen am 1 September 1939 meldete sich Rhode freiwillig und wirkte bis zum 1 November 1939 als Dolmetscher im Rang eines Sonderfuhrers K mit Der einzige Bruder wurde Ende August 1939 zur polnischen Armee eingezogen Ort und Umstande seines Todes blieben unbekannt 2 Rhode erhielt noch im November 1939 die deutsche Staatsangehorigkeit und wurde zum 1 Januar 1940 Mitglied der NSDAP Mitgliedsnummer 7 942 413 Von November 1939 bis Januar 1940 war Rhode auf Anforderung des Chefs des Verwaltungsdistrikts Krakau Otto Wachter an der dortigen Abteilung fur Landesplanung und Raumordnung tatig Er bearbeitete Pressefragen ubersetzte Stadt und Kreisgeschichten und wirkte an der Erstellung eines Landesplanungsatlas fur den Distrikt Krakau mit Rhode meldete sich erneut freiwillig zum Militardienst wurde aber im Laufe des Jahres 1940 grosstenteils freigestellt um fur die Informationsabteilung des Auswartigen Amtes Denkschriften zu konfessionellen Themen in Polen auszuarbeiten die vor dem Ausland das gewaltsame Vorgehen der deutschen Besatzer gegenuber der Katholischen Kirche in Polen rechtfertigen sollten 3 Im Winter 1940 41 war Rhode an der Umsiedlung der Litauendeutschen beteiligt Ab dem Fruhjahr 1941 wurde Rhode bis Kriegsende als Dolmetscher und Leutnant der Wehrmacht an osteuropaischen Kriegsschauplatzen eingesetzt Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Grab von Gotthold Rhode auf dem Hauptfriedhof MainzNach Kriegsende lebte Rhode der in Breslau alles Materielle verloren hatte mit seiner Familie im niedersachsischen Bergen und schlug sich als Landarbeiter Anzeigenaquisiteur und Hauslehrer durch Schon 1946 holte Hermann Aubin ihn als Tutor an die Universitat Hamburg Aubin war Rhodes letzter Vorgesetzter am Osteuropa Institut Breslau gewesen und hatte dessen unvollendete Habilitationsschrift betreut Parallel zu seiner Tutorentatigkeit war Rhode an der Erarbeitung von Denkschriften zur gesamtdeutschen Bedeutung Schlesiens beteiligt die von einer Bad Nenndorfer Arbeitsgemeinschaft fur Ostfragen durchgefuhrt wurden Diese war vom ehemaligen Botschafter in Moskau Herbert von Dirksen initiiert worden wahrend Erich Obst als wissenschaftlicher Leiter fungierte In einer ersten Denkschrift 1946 Braucht das polnische Volk die deutschen Ostgebiete suchte Rhode mittels bevolkerungsstatistischer Untersuchungen darzulegen Polen konne ohne Probleme die gesamte aus seinen Ostgebieten kommende polnische Bevolkerung in dem jetzt von volkischen Minderheiten freien Altpolen unterbringen 4 In einer zweiten Denkschrift 1947 mit dem Titel Wieviele Polen haben sich mittlerweile in den deutschen Ostgebieten angesiedelt vertrat er die These dass die Polen hochstens zwei Millionen Menschen aus ihrem Osten zusatzlich unterzubringen haben und dass fur diese Menschen durch Wegzug bzw Tod der Juden und Polen an sich hinreichend Platz im alten Staatsgebiet sein musste 5 Im Jahr 1947 erhielt Rhode eine Assistentenstelle und habilitierte sich 1952 mit einer Arbeit uber Die Ostgrenze Polens Nach einer Dozententatigkeit an der Universitat Marburg ubernahm er 1957 den Lehrstuhl fur Osteuropaische Geschichte an der Johannes Gutenberg Universitat Mainz und wirkte dort bis zu seiner Emeritierung 1984 als Direktor des Instituts fur Osteuropaische Geschichte Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Geschichte der deutsch polnischen Beziehungen Seinem Biographen Eike Eckert zufolge war es nun Rhodes aufrichtiges Ziel auf der Basis gegenseitiger Kenntnis zunachst zu einer Annaherung mit Polen zu gelangen um spater eine echte Verstandigung zwischen Polen und Deutschen zu erreichen 6 Trotz Anfeindungen aus Kollegenkreisen engagierte Rhode sich stark fur die Ausarbeitung deutsch polnischer Schulbuchempfehlungen unterhielt Kontakte zu fuhrenden polnischen Historikern wie Marian Wojciechowski oder Gerard Labuda und tauschte sich intensiv mit polnischen Exilhistorikern aus Nach Darstellung Eckerts war an diesem Austausch mit der polnischen Seite jedoch problematisch dass Rhode den Verweis der polnischen Kollegen auf den von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg und die Verbrechen der Wehrmacht immer wieder durch Aufrechnung mit der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa zu begegnen suchte und die deutsche Kriegsschuld nicht als ursachlich fur den spateren Verlust der deutschen Ostgebiete anerkannte 7 Er bestand darauf dass die Grundlage des deutsch polnischen Dialogs darin bestehen musse Abstand von jeder gegenseitigen Anschuldigung zu halten Sein 1965 publiziertes Werk Kleine Geschichte Polens erreichte eine grosse Breitenwirkung und fand auch in der polnischen Geschichtsschreibung Anerkennung Von 1967 bis 1990 war er Mitherausgeber der Zeitschrift fur Ostmitteleuropa Forschung Nach Beendigung seiner Lehrtatigkeit wurde er 1984 zum Prasidenten des J G Herder Forschungsrats gewahlt Am 20 Februar 1990 verstarb Rhode in Mainz Schriften Auswahl BearbeitenBrandenburg Preussen und die Protestanten in Polen 1640 1740 Ein Jahrhundert preussischer Schutzpolitik fur eine unterdruckte Minderheit Hirzel Leipzig 1941 zugleich Dissertation Universitat Breslau 1939 Die Ostgrenze Polens Politische Entwicklung kulturelle Bedeutung und geistige Auswirkung Bohlau Koln 1955 zugleich Habilitationsschrift Universitat Hamburg 1952 Geschichte Polens Ein Uberblick 3 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1980 ISBN 3 534 00763 8 Erstauflage unter dem Titel Kleine Geschichte Polens WBG Darmstadt 1965 Herausgeber Tausend Jahre Nachbarschaft Bd 1 Deutsche in Sudosteuropa Bruckmann Munchen 1981 ISBN 3 7654 1831 5 Herausgeber Juden in Ostmitteleuropa von der Emanzipation bis zum Ersten Weltkrieg Johann Gottfried Herder Institut Marburg 1989 ISBN 3 87969 212 2 Literatur BearbeitenJoachim Bahlcke Rhode Gotthold Kurt Sigismund In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 497 f Digitalisat Eike Eckert Gotthold Rhode In Ingo Haar Michael Fahlbusch Hrsg Handbuch der volkischen Wissenschaften Personen Institutionen Forschungsprogramme Stiftungen Saur Munchen 2008 ISBN 978 3 598 11778 7 S 589 592 Eike Eckert Zwischen Ostforschung und Osteuropahistorie Zur Biographie des Historikers Gotthold Rhode Einzelveroffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau Bd 27 fibre Osnabruck 2012 ISBN 978 3 938400 78 4 zugleich Dissertation Christian Albrechts Universitat zu Kiel 2011 Jan Kusber Gotthold Rhode 1916 1990 In Heinz Duchhardt Hrsg Mainzer Historiker Beitrage zur Geschichte der Universitat Mainz Bd 16 Mainz University Press Mainz 2020 ISBN 978 3 8471 1115 3 S 191 213 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gotthold Rhode Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Gotthold Rhode im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Bundesarchiv N 1445 Rhode Gotthold Hessische Biografie Stand 31 Oktober 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Anmerkungen Bearbeiten Eike Eckert Gotthold Rhode In Ingo Haar Michael Fahlbusch Hrsg Handbuch der volkischen Wissenschaften Personen Institutionen Forschungsprogramme Stiftungen Munchen 2008 S 589 592 hier S 589 Falls nicht gesondert angegeben sind die Daten dieser ersten wissenschaftlichen Kurzbiografie zu Rhode entnommen Die Dissertation Eike Eckerts erschien 2012 Rhode Geschichte Polens 3 Aufl 1980 S XIX Vorwort zur 1 Aufl Ulrich Sahm Rudolf von Scheliha 1897 1942 Ein deutscher Diplomat gegen Hitler Munchen 1990 S 115 f vgl Gotthold Rhode Nationalistisches Polentum und Katholizismus In Jahrbuch des Osteuropainstituts zu Breslau 1940 S 73 110 Eike Eckert Zwischen Ostforschung und Osteuropahistorie Zur Biographie des Historikers Gotthold Rhode fibre Osnabruck 2012 S 187f Eike Eckert Zwischen Ostforschung und Osteuropahistorie Zur Biographie des Historikers Gotthold Rhode Osnabruck 2012 S 189 Eike Eckert Gotthold Rhode In Ingo Haar Michael Fahlbusch Hrsg Handbuch der volkischen Wissenschaften Personen Institutionen Forschungsprogramme Stiftungen Saur Munchen 2008 S 591 Eike Eckert Zwischen Ostforschung und Osteuropahistorie Zur Biographie des Historikers Gotthold Rhode fibre Osnabruck 2012 S 273 Normdaten Person GND 118600168 lobid OGND AKS LCCN n80119432 VIAF 111225830 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rhode GottholdKURZBESCHREIBUNG polnisch deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 28 Januar 1916GEBURTSORT bei Schildberg Provinz PosenSTERBEDATUM 20 Februar 1990STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gotthold Rhode amp oldid 235836835