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Die Geschichte des Kinos begann in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts mit Schaubuden auf Jahrmarkten In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurde das Kino eine etablierte Kunst und Kultureinrichtung Ende des Jahrhunderts geriet es vor allem durch die Konkurrenz des Fernsehens in eine tiefe Krise Seither wurde durch verschiedene Konzepte das Kino wieder beliebt Kinovorlaufer Stereoskop im Kaiserpanorama des Wiener Prater um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Vorlaufer 2 Stummfilmzeit 2 1 Erste Filmvorfuhrungen 2 2 Die Entstehung des Lichtspieltheaters 2 3 Die Glanzzeit der Filmpalaste 2 4 Filmvorfuhrungen zur Stummfilmzeit 3 Wandel von Stummfilm zu Tonfilm 4 Wandel von Schwarz Weiss Film zum Farbfilm 5 Kinogeschichte bis heute 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorlaufer BearbeitenVorganger und zugleich Ausgangspunkte des Kinos waren Schaubuden und Panoptiken wie sie zumeist auf Jahrmarkten und in Stadten zu finden waren Dort wurden seit je her neben allerlei Kuriositaten auch Optische Tauschungen prasentiert Besonders beliebt und haufig zu finden waren etwa Stereoskope mit denen man dem Besucher dreidimensionale Fotos darbot Der deutsche Unternehmer August Fuhrmann war hier mit seinem 1880 eingefuhrten System Kaiserpanorama erfolgreich 1893 prasentierte der Erfinder Thomas Alva Edison das von seinem Chefingenieur William Kennedy Laurie Dickson entwickelte Kinetoskop einen Schaukasten in dem jeweils eine Person kurze Filme betrachten konnte Die Erfindung verbreitete sich in den Vereinigten Staaten bevor der Cinematographe der Lumiere Gesellschaft die USA erreichte Die Gebruder Lumiere konnten mit ihrer Technik sowohl Filme aufnehmen als auch abspielen In den Vereinigten Staaten erfand ebenfalls vor den Brudern Lumiere Thomas Armat einen Filmprojektor der den Betrachter vom Guckkasten befreite und damit gemeinsame Filmerlebnisse ermoglichte Stummfilmzeit BearbeitenErste Filmvorfuhrungen Bearbeiten nbsp Das Centralhotel an der Berliner Friedrichstrasse in dem sich der Wintergarten befandDie ersten Filmvorfuhrungen fur ein zahlendes Publikum gab es 1895 1 ab 20 Mai fur kurze Zeit in New York in einem eigens dafur eingerichteten Raum durch die Familie Latham Vater Woodville Latham und Sohne Otway und Gray ab 1 November einen Monat lang im Berliner Wintergarten durch die Bruder Skladanowsky als Schlussnummer eines Variete Programms und ab 28 Dezember mit dem grossten Einfluss auf die Kinogeschichte fur ein ganzes Jahr in einem eigens dafur eingerichteten Raum Salon Indien des heute nicht mehr existierenden Grand Cafe am Boulevard des Capucines in Paris durch die Bruder Lumiere Der Eintritt zur ersten offentlichen Prasentation betrug einen Franc die eingeladene Presse erschien nicht Den 33 Zuschauern darunter Georges Melies wurden zehn Kurzfilme von zusammen rund 20 Minuten Dauer gezeigt beginnend mit Arbeiter verlassen die Lumiere Werke 2 3 Die erste belegte offentliche Kinovorfuhrung in Osterreich Ungarn fand am 20 Marz 1896 in der Wiener Lehr und Versuchsanstalt fur Photographie und Reproduktionsverfahren mit dem Lumiereschen Kinematographen vor geladenem Publikum statt Der Kolner Schokoladenfabrikant Ludwig Stollwerck sicherte sich die alleinigen Auswertungsrechte des Lumierschen Kinematographen in Deutschland Am 16 April 1896 fand die erste Filmauffuhrung vor Werkmitarbeitern in der Kantine statt vier Tage spater dann die erste fur die Kolner Offentlichkeit 4 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Bewegte Bilder oft unter dem Begriff lebende Fotografie waren eine neue Attraktion in Schaubuden und Panoptiken genannt das neue Medium wurde damals haufig so genannt Die Gebruder Lumiere bereisten ab 1896 mit ihrem Reversible dem Cinematographen der sowohl die Wiedergabe wie die Aufnahme ermoglichte viele grosse Stadte der Welt und bewarben ihren Apparat Viele Schaubudenbesitzer und andere geschaftstuchtige Personen kauften das Gerat Als Konkurrenz zum Cinematographe der Bruder Lumiere kaufte Edison 1896 die Projektorversion von Armat und produzierte sie unter dem Namen Vitascope Die Erfinder und Geschaftsleute Max und Emil Skladanowsky und William K L Dickson entwickelten ebenfalls Filmapparate ihre Filmaufnahmegerate und projektoren verbreiteten sich aber nicht so rasch wie der Cinematograph So benutzten fruhe Filmemacher und Amateurfilmer ihn um Dokumentarszenen aufzunehmen Schaubuden Panoptiken und die ersten Kinobesitzer verwendeten ihn als Vorfuhrgerat Anfangs wurden alltagliche Szenen oder gespielte Witze aufgenommen und gezeigt Die Filme waren schwarzweiss stumm mit einer Bildgrosse von 18 24 mm also dem Seitenverhaltnis von 3 zu 4 auf Kinetoskop Film Die Bruder Lumiere verwendeten ein Bildseitenverhaltnis von 4 zu 5 Anfanglich wurden 15 bis 20 Bilder in der Sekunde aufgenommen und vorgefuhrt Bis zum Tonfilm stieg die Frequenz auf 30 und mehr Bilder pro Sekunde Auch Gasthauser und Hotels waren Statten der Filmvorfuhrung In manchen Fallen wurden passende Raume dauerhaft fur diesen Zweck umgestaltet In anderen Fallen vor allem in kleineren Stadten und landlichen Gebieten wurden sie nur gelegentlich fur Filmvorfuhrungen genutzt etwa wenn Wanderkinos zu Gast waren Diese zogen von Ortschaft zu Ortschaft manchmal waren es Zirkusse die sich als Filmvorfuhrer betatigten um in Gasthausern oder Gemeindesalen ihr Filmprogramm vorzufuhren Durch ihre standige Wanderschaft benotigten sie vor allem in den ersten Jahren nur wenige Filme die sie immer wieder vor einem neuen Publikum zeigen konnten In den USA und in Deutschland wurde ausserdem das Programm der Varietetheater mit Filmen bereichert Die Filme waren selten langer als eine Minute In den ersten Jahren genugte der Reiz lebende Bilder zu sehen um grosse Menschenmengen als Publikum zu gewinnen Als der Sensationswert allmahlich abnahm wurden gegenwartige Ereignisse dokumentiert oder kurze in der Regel komische Geschichten aufgenommen Der Dokumentar und der Spielfilm respektive die Filmkomodie entstanden Das Publikumsinteresse konnte weiterhin wachgehalten werden In vielen Schaubuden nahmen Filmvorfuhrungen immer mehr Raum ein wahrend andere Kuriositaten zuruckgedrangt wurden Nach und nach etwa ab 1900 gaben viele das Schaubudengeschaft vollstandig auf und widmeten sich nur noch den Filmvorfuhrungen Die ersten Kinos in festen Raumen entstanden Bis zu einer flachendeckenden Versorgung der Stadte in Europa und den Vereinigten Staaten mit Kinos dauerte es etwa bis zum Ersten Weltkrieg Danach wurde einhergehend mit immer aufwandiger hergestellten und langeren Filmen der Ausbau der vorhandenen Kinos vorangetrieben Die Entstehung des Lichtspieltheaters Bearbeiten nbsp Kino Klein im Wurstelprater in Wien 1905Ab der Jahrhundertwende wurde das Medium Film von immer mehr Personen als dauerhafte Errungenschaft und nicht als Kuriositat betrachtet Es wurden nach und nach Kinos eroffnet also Einrichtungen die in erster Linie der regelmassigen Vorfuhrung von Filmen dienten Anfangs wurden in den Stadten unregelmassig in Restaurants und deren Salen Filmvorfuhrungen gegeben Dafur gab es den Verleih von Kinematographen Zunehmend blieben die Vorfuhrapparate dann an Ort und Stelle die Vorstellungen fanden regelmassig statt Vorher leerstehende Ladengeschafte oder aufgegebene Lokale wurden zu Ladenkinos Die zunehmende Anzahl von Kinostatten fuhrte zu Uberlegungen ihre Anzahl zu begrenzen um die Qualitat zu sichern 5 Bei vorhandenen Moglichkeiten und entsprechendem Bedarf wurden Tanzsale oder Sale von Gastwirtschaften zu Saalkinos Gastwirte und Kaufleute wurden Kinobesitzer Das Wachstum der Filmproduktion bediente immer mehr Genres und somit kamen erste Filmstars hervor Die Grosse der Kinos wuchs Bis in die 1920er Jahre entstanden in den Grossstadten Europas und denen der Vereinigten Staaten eigenstandige Kinopalaste Diese knupften in ihrer Architektur und Eleganz an den Prunk und die Ausstattung von Theatern und Opernhausern jener Zeit an zunehmend wurde der Film als eigenstandige Kunstform anerkannt In landlichen Regionen und kleineren Stadten spielten in den ersten Jahrzehnten des Films weiterhin Wanderkinos eine bedeutende Rolle 6 Ende der 1920er Jahre wurden die Besitzer solcher Kinematographen sesshaft und nutzten ihre Apparaturen in geeigneten Raumen die zu Kinos wurden Die Kintoppe und die entsprechenden amerikanischen Nickelodeons wurden ab 1910 zunehmend zu Kinos die ihre Sale in immer grosseren und luxurioseren Neubauten eroffneten Zunachst waren provisorisch umgebaute Verkaufsladen die Regel Aus der Kneipe mit dem Spektakel bewegter Bilder wurden die Sale der Biergarten auf Brauereigelande zu Grosskinos Mit fortschreitender Elektrifizierung wurden in den Stadten immer mehr Lichtspielhauser als feste Einrichtungen eroffnet Das erste deutsche Kino wurde am 25 April 1896 in Berlin im Haus Unter den Linden 21 eroffnet Bekannt wurde Knopfs Lichtspielhaus am Spielbudenplatz der Hamburger Reeperbahn Eberhard Knopf kaufte 1900 fur sein Konzert und Automatenhaus einen Vorfuhrapparat Das erste Programm bestand aus drei Teilen 1 Ankunft eines Eisenbahnzuges 2 Einschiffung auf hoher See und 3 Ein Bauern Wettreiten 7 1906 zog das Theater wegen des grossen Erfolges in den eigens neu errichteten Anbau um Zu den altesten bis heute bespielten Kinos der Welt gehoren das 1906 eroffnete schwedische Saga das Kino Pionier in Stettin seit 1945 Szczecin und das Gabriel Filmtheater in Munchen die jeweils 1907 den Kinobetrieb aufnahmen Als altester noch im Betrieb befindlicher Kinozweckbau der Welt gilt das danische Korsor Biograf Teater das ebenfalls 1907 eroffnete Nur geringfugig junger sind die altesten noch im Betrieb befindlichen Kinozweckbauten Deutschlands die des Burg Theaters in Burg bei Magdeburg und des Filmtheaters Weltspiegel in Cottbus die beide 1911 fertiggestellt wurden Osterreichs erste Kinos wie der Munstedt Kino Palast oder das Kino Klein waren im Wiener Wurstelprater ansassig und boten dort 1904 und 1905 erstmals Kinovorfuhrungen Die Glanzzeit der Filmpalaste Bearbeiten Anzahl der Kinos weltweitper 31 Dezember 1927 8 Kontinent ausgewahlte Staaten Region AnzahlEuropa 21 642Deutschland 4 300Osterreich 500Schweiz 130England 3 700Frankreich 3 300Italien 1 500Spanien 1 500Ungarn 370Nordamerika 9 21 519Vereinigte Staaten 20 500Kanada 1 019Asien 0 3 690Japan 850Kleinasien 71Mittel Sudamerika 0 3 598Australien 0 1 200Afrika 00 644weltweit 52 293Ab 1913 als in New York ein elegantes dem Theater nachempfundenes Grosskino entstand um dem anspruchsvoller gewordenen Film Film d Art einen angemesseneren Rahmen zu geben und so vor Anfeindungen von Kulturhutern zu bewahren entstanden in den westlichen Landern die ersten Filmpalaste 10 Vor allem in den 1920er Jahren entwickelten sich immer mehr Kinos zu solchen eleganten Grosskinos Die Bezeichnung Filmpalast erinnert die Palaste von Antike und Barock Die Grosskinos boten dem Besucher Unterhaltung und Verkostigung die weit uber das Ansehen eines Films hinausgingen Sie glichen uberdachten Jahrmarkten und fassten haufig viele Hundert Besucher Der Mercedes Palast in Berlin fasste 2500 Gaste der Ufa Palast am Gansemarkt in Hamburg fasste 2665 das Busch Kino in Wien 1800 In den Vereinigten Staaten standen die grossten Kinos in New York In den 1920er Jahren entstanden dort meist Kinos mit uber 3000 Sitzplatzen Das grosste Kino war das 6200 Besucher fassende Roxy Theatre 11 1927 sahen weltweit etwa sechs Milliarden Mal Menschen Filme in Kinos an davon allein die Halfte in den USA Der britische Filmtheoretiker L Estrange Fawcett versuchte 1927 dieses Massenphanomen am Beispiel der Kinopalaste New Yorks zu erklaren Dort versuchte man dem Besucher nicht nur durch Innen und Aussenarchitektur eine prunkvolle elegante andere Welt vorzufuhren man hofierte ihn mit einer Vielzahl von Angestellten wie einen wertvollen Gast Er schrieb Schon das Vestibul ist sehenswert Die Raumverschwendung einer Kathedrale vereinigt sich dort mit der strahlenden Pracht uberladener Ornamentik was aber den Massen gefallt und sie anlockt Betreten wir einmal an einem heissen Sommernachmittag nach Geschaftsschluss einen New Yorker Filmpalast Die uberhitzte Atmosphare der Staub und der Trubel der hauptstadtischen Strassen sind unertraglich wie matte Fliegen schleppen sich die Leute durch den gluhenden Hexenkessel da reisst ein prachtig uniformierter Portier die doppelten Flugelturen des Lichtspieltheaters auf und wenn wir eintreten fuhlen wir uns in eine schonere Welt versetzt Die Temperatur ist sofort um 6 bis 7 Grad gesunken reine duftende eisgekuhlte Luft durchflutet das ganze Gebaude alles richtet sich auf man fuhlt sich neu belebt und das Leben ist wieder einmal wert genossen zu werden Fawcett weist dem Mezzanin besondere Bedeutung zu das in keinem Kinopalast fehlen durfte Marmorsaulen Kristallluster und gepolsterte Divans luden zum Ausruhen ein Im Vestibul platschern frische Springbrunnen gegen marmorne Nymphen und Mosaikwande Oft enthalten die Kinotheater sogar kleine Museen wo in Vitrinen kostbare Reliquien aufbewahrt werden die Rustung Alexanders VI Borgia die Galionsfigur der Mayflower und ahnliche kindische Kostbarkeiten Das Personal am Eingang zum eigentlichen Vorfuhrsaal war nach Motiven des jeweiligen Films gekleidet man geleitete den Gast personlich zu seinem Platz Dabei spielte ein Organist auf einer grossen Orgel gedampfte Akkorde Die Vorstellung selbst lief dann typischerweise so ab Eintritt 75 Cent damals umgerechnet 3 Mark was im Jahr 2005 einer Kaufkraft von 19 5 Euro entsprechen wurde 12 Beginn der Vorstellung mit einem ca 15 Minuten dauernden kleinen Singspiel einer Tanzpantomime oder dergleichen begleitet von einem Kino Orchester Danach werden die Tagesereignisse abgespielt Wochenschau kurze Filmkomodie Hauptfilm in der Regel um die 80 MinutenDasselbe Programm wurde den ganzen Tag von 1 Uhr Nachmittag bis Mitternacht wiederholt Der Filmkritiker Fawcett kommt zu dem Schluss Wie man sieht werden in Amerika ungeheure Summen darauf verwendet das Publikum anzuziehen ohne jedoch praktische Geschaftsmethoden zu verabsaumen Filmvorfuhrungen zur Stummfilmzeit Bearbeiten nbsp Die Ufa Lichtspiele Berlin Alexanderplatz 5 7 Fotografie von Hans Schliepmann 1924Eine Filmvorfuhrung in der Stummfilmzeit unterscheidet sich wesentlich von einer heutigen Filmvorfuhrung Der markanteste Unterschied ergab sich durch die Stummheit der Filme selbst Der zweite markante Unterschied ist dass eine Kinovorstellung in der Fruhzeit der Kinogeschichte als die Filme zuerst zwischen wenigen bis 20 Minuten und schliesslich eine Stunde und langer waren mehrere Filme beinhaltete Dem Zuseher wurde ein Filmprogramm mit dem Hauptfilm als Kernstuck geboten Um das Manko des fehlenden Tones das spatestens ab den 1910er Jahren als die Filme langer und die Handlungen allmahlich komplexer wurden relevanter wurde auszugleichen entwickelten sich mehrere Praktiken 13 So gab es anfangs als die meisten Kinos noch umgebaute Raumlichkeiten in Hotels Gaststatten oder Schaubuden in den USA von Beginn an Nickelodeons waren Filmerklarer In Japan uberlebte dieser Beruf sogar das Ende der Stummfilmzeit und war unter der Bezeichnung Benshi noch lange in die Tonfilmzeit hinein bedeutend In Europa und den USA wurde der Filmerklarer jedoch schon bald durch Zwischentitel die grob den Handlungsablauf oder Dialoge wiedergaben abgelost Zudem wurden schon fruh Instrumente zumeist Klaviere oder Kinoorgeln eingesetzt um den stummen Film zu begleiten Wurden diese Stucke anfangs noch improvisiert oder aus dem zeitgenossisch popularen Repertoire adaptiert oder stur bereits bestehende Klavierstucke unabhangig zur Handlung vorgespielt entstand aus dieser Praktik bald der Beruf des Filmkomponisten der fur Stummfilme eigene Kompositionen schrieb die von den Pianisten oder anderen Musikern in den Kinos gespielt wurden In grossen Kinos die haufig Erstauffuhrungs bzw Premierenkinos waren die die neuesten Filme spielten und auch hohere Eintrittspreise hatten wie sie ab den 1910er Jahren vor allem aber in den 1920er Jahren entstanden wurden haufig ganze Orchester betrieben und manchmal auch Chore und Opernsanger eingesetzt 13 Kleine Kinos die sich Originalkompositionen nicht leisten konnten oder wollten engagierten weiterhin Musiker die von eigens fur solche Zwecke erstellten cue sheets oder Themenlisten spielten Diese beinhalteten die passende Untermalung fur verschiedene Filmszenen von frohlich uber ernst und dramatisch bis tragisch Auch Jahrmarktsorgeln und Pianolas waren in kleinen billigen Kinos zu finden Fur weitere akustische Untermalung sorgten mitunter Gerauschemacher oder eigene Maschinen 13 In den ersten Jahren als hauptsachlich wenige Minuten lange Alltagsszenen und Aktualitatenberichte hergestellt wurden wurden diese Kurzfilme als ein Teil im Programm von Varietebuhnen Zirkussen oder in zu Schauraumen umgebauten Raumlichkeiten in Schaubuden oder Gaststatten gezeigt Mit zunehmender Lange und Unterhaltungswert der Filme wurden andere Programmpunkte vernachlassigt und als absehbar wurde dass der Film keine vorubergehende Kuriositat bleiben wurde entstanden haufig aus solchen Raumlichkeiten die ersten Kinos die als einzige Attraktion Filmvorfuhrungen boten 14 Vor 1910 waren Spielfilme in der Regel eine Rolle One Reeler oder Einakter lang ab etwa 1910 erreichte ein durchschnittlicher Spielfilm eine Lange von 20 Minuten also zwei Filmrollen und nach dem Ersten Weltkrieg mithin um 1920 etablierte sich der Langspielfilm mit Spiellangen von 60 und mehr Minuten Je nach Lange der in den Kinos aufgefuhrten Hauptfilme entwickelte sich die Zusammenstellung von Filmprogrammen die Kinobesucher fur ihr Eintrittsgeld zu sehen bekamen Ein fester Bestandteil eines solchen Programms waren Berichte von aktuellen Ereignissen aus der Stadt dem Land oder von anderswo auf der Welt etwa grosse Gesellschaftsereignisse Grossbrande Naturkatastrophen Dieser Programmpunkt entwickelte sich zur Wochenschau die wochentlich mit neuen Berichten in die Kinos kam und sich weltweit noch wesentlich langer als die Stummfilmzeit hielt 14 Weitere Programmpunkte waren zumeist komische Kurz oder Trickfilme die jeweils etwa funf bis 20 Minuten dauerten ab den 1910er Jahren auch Folgen von Filmserien etwa Detektivserien sowie diverse andere kurzere Filme wie Dokumentationen oder Kulturfilme Der Hauptfilm wurde in der Regel zuletzt als Hohepunkt der Vorstellung gezeigt 14 Bis 1927 gab es fast ausschliesslich Stummfilme Die anfanglich nur wenige Minuten dauernden Filme wurden gegen Ende dieser Ara immer langer Zu den monumentalen Werken der Stummfilmzeit deren Auffuhrung teilweise mehrere Stunden dauerte zahlen Cabiria 1912 Birth of a Nation von David Wark Griffith Metropolis von Fritz Lang Ben Hur von Fred Niblo mit Farbsequenzen und Napoleon von Abel Gance der hier schon mit Farbfilm 3D und Breitwandfilm experimentierte In der Fruhzeit wurde auch Kritik am Kino laut insbesondere aus religiosen Kreisen Es wurde etwa die Befurchtung geaussert die Filme konnten die Jugend moralisch gefahrden Deshalb wurden ausserhalb der grossen Stadte Gesuche ein Kino zu eroffnen regelmassig abgelehnt 15 Wandel von Stummfilm zu Tonfilm Bearbeiten Hauptartikel Ton im Kino Seit geraumer Zeit versuchte man den Film mit Ton zu versehen Ein Hauptgrund war die Schauspieler sprechen zu lassen um dadurch auf die lastigen Zwischentitel verzichten zu konnen Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 wurden zwar bereits Ton und Farbfilm vorgefuhrt die Verfahren z B Handcoloration erwiesen sich aber als zu kostspielig fur die kommerzielle Nutzung Auch Versuche mit Nadelton mittels einer Schallplatte die parallel zum Film lief waren nicht sehr zufriedenstellend da diese nur sehr schwer mit dem Film zu synchronisieren war Durch haufig auftretende Filmrisse wurde ein Film im Laufe seiner Vorfuhrgeschichte immer kurzer und damit der Tonversatz zum Ende des Films immer grosser 1926 wurde der erste abendfullende Spielfilm in der Nadeltontechnik des Vitaphone Patents uraufgefuhrt Don Juan von Alan Crosland mit Warner Oland der spater als Charlie Chan beruhmt wurde Der Jazzsanger vom selben Regisseur kam 1927 zunachst als Nadeltonfilm in die Kinos Nach seinem uberragenden Erfolg wurde der Film spater auf Lichtton Film umkopiert Bei diesem Verfahren wird am linken Bildrand ein 2 54 mm breiter Streifen fur die Tonspur reserviert Eine kleine Lampe leuchtet auf den Tonstreifen der je nach Lautstarke und Frequenz des Tonsignals mehr oder weniger stark lichtdurchlassig ist Das Licht fallt durch den Film auf eine Fotozelle und die dabei entstehenden Helligkeitsschwankungen werden in eine Wechselspannung fur ein Tonsignal umgewandelt das nach Verstarkung den Lautsprechern im Kinosaal zugefuhrt werden kann Durch diese Kopplung von Bild und Ton auf demselben Tragermedium stellten Filmrisse hinsichtlich der Synchronitat der beiden Spuren kein Problem mehr dar Innerhalb von nur wenigen Jahren verdrangte danach der Tonfilm den Stummfilm Wandel von Schwarz Weiss Film zum Farbfilm Bearbeiten Hauptartikel Geschichte des Farbfilms Die ersten farbigen bewegten Bilder entstanden etwa um das Jahr 1900 In der Folge entstanden durch nachtragliches Kolorieren von Schwarzweissfilmen auch erste farbige Filme fur das Kino Die weitere Entwicklung des Farbfilms fuhrte uber Bipack Verfahren zu Produktionen auf Dreischichtfarbfilm Eine besondere Rolle kam dabei den unterschiedlichen Technicolor Verfahren zu Viele Farbfilme entstanden auch im Agfacolor Verfahren das insbesondere die UFA bis in die 1950er Jahre fur ihre Filmproduktionen verwendete Kinogeschichte bis heute Bearbeiten nbsp Fussballfans schauen Englandspiel in HDTV im Kino 16 Zu sehen ist HD1 Die grosse Zeit der Kinos dauerte nicht einmal ein halbes Jahrhundert Ab den spaten 1950er Jahren begannen hervorgerufen nicht zuletzt durch die zunehmende Verbreitung der Fernsehapparate die Besucherzahlen der Kinos zu sinken Lediglich in den Vereinigten Staaten boomte in dieser Zeit begunstigt durch die wachsende Motorisierung der Bevolkerung in den Nachkriegsjahren eine besondere Form des Freiluftkinos das Autokino In deutschen Stadten mit vormals mehreren Kinos verschwanden meist zunachst die Nachauffuhrungstheater und danach weitere Spielstatten bis oft nur noch ein Kino ubrigblieb Grosse Sale der verbliebenen Kinos wurden spater nicht selten in mehrere kleinere Sale aufgeteilt spottisch werden diese Raume als Schachtelkinos bezeichnet Das Bemuhen der Filmproduktionsgesellschaften mit neuen Auffuhrungstechniken die nur bei Vorfuhrung auf einer grossen Projektionsflache wirken Zuschauer zuruckzugewinnen zeigte nicht den erhofften langfristigen Erfolg So wurde mit 3D Filmen ein kurzzeitiger Boom ausgelost und mit neuen Breitwandtechniken Cinerama Todd AO 70 mm Cinemiracle CinemaScope experimentiert das Kinosterben setzte sich jedoch fort und viele weitere Kinobetriebe gaben bis Anfang der 1980er Jahre auf Hinzu kamen dann noch die Konkurrenten Videotheken Computerspiele und in Mitteleuropa das erst spat erlaubte Privatfernsehen Seitdem neu gebaute Kinos vor allem die so genannten Multiplex Kinos wurden in der Regel mit Dolby Digital und DTS Tonanlagen vereinzelt THX zertifiziert in besonderen Salen auch mit SDDS technisch gut ausgerustet Aber auch diejenigen Kinos die die Krisenjahre uberlebt haben sowie die vor allem in Gross und Universitatsstadten etablierten Programmkinos und Kommunalen Kinos wurden uberwiegend modernisiert Schachtelkinos teilweise zuruckgebaut Insgesamt ist mittlerweile eine Konsolidierung des Marktes auf niedrigem Niveau zu verzeichnen Siehe auch BearbeitenRasiersitz SperrsitzLiteratur BearbeitenSachbucher Emilie Kiep Altenloh Zur Soziologie des Kino Die Kino Unternehmung und die sozialen Schichten ihrer Besucher Edition Stroemfeld Frankfurt M 2007 ISBN 978 3 87877 805 9 Nachdr d Ausg Leipzig 1913 Erste wissenschaftliche Arbeit uber das Kino uberhaupt Edgar Morin Der Mensch und das Kino Eine anthropologische Untersuchung Le cinema ou l homme imaginaire Ernst Klett Verlag Stuttgart 1958 Sozialpsychologische Essays uber Film und Kinokultur Vincent Pinel Louis Lumiere Inventeuer et cineaste Edition Nathan Paris 1994 ISBN 2 09 190984 X fruherer Titel Lumiere pionnier du cinema Hans Jurgen Tast Kinos in den 1980ern Beispiel Berlin West Edition Kulleraugen Schellerten 2008 ISBN 978 3 88842 035 1 Kulleraugen 35 Werner Biedermann Das Kino ruft Die bibliophilen Taschenbucher Harenberg Kommunikation Dortmund 1986 ISBN 3 88379 502 X Eine Kulturgeschichte der Kinoanzeige Iris Kronauer Vergnugen Politik und Propaganda Kinematographie im Berlin der Jahrhundertwende Dissertation HU Berlin 2000 17 Zeitgenossisches Willy Baumann Ammann Zur Kinematographenfrage Entwicklung Nutzen und Schaden der Kinematographie Zurich 1912 A Wild Die Bekampfung des Kinematographenunwesens Zurich 1913 Adolf Sellmann Fur und wider das Kino mit Wortlaut des Kinogesetzes vom 12 Mai 1920 Schwelm 1928 Aufsatze Siegfried Kracauer Kult der Zerstreuung Uber die Berliner Lichtspielhauser in ders Das Ornament der Masse Frankfurt am Main 1977 suhrkamp taschenbuch 371 S 311 317 Torsten Lorenz Das Kino in seiner geschichtlichen Entwicklung In Joachim Felix Leonhard Hans Werner Ludwig Dietrich Schwarze et al Medienwissenschaft Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen Band 2 W de Gruyter Berlin 2001 ISBN 3 11 016326 8 Helmut Merschmann Die Filmproduktion in ihrer geschichtlichen Entwicklung In Joachim Felix Leonhard Hans Werner Ludwig Dietrich Schwarze et al Medienwissenschaft Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen Band 2 W de Gruyter Berlin 2001 ISBN 3 11 016326 8 Ramin Rowghani Berlin der Ursprungsort des Films und die Stadt der Kinos Von einer originaren Statte zum grossen Kinosterben Ein Berliner Spaziergang ganz anderer Art In Menschen und Medien Zeitschrift fur Kultur und Kommunikationspsychologie Berlin 2002 Ipse und Michael Sennhauser Wer hat angefangen mit dem Kino Anmerkungen zur neuen Fruhgeschichte des Kinos in Basel In Basellandschaftliche Zeitung Liestal 15 Januar 1993 S 25 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kinos Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kino Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Aktuelle und historische Kinotechnik Projektoren Tonsysteme Langlaufeinrichtungen Die Fruhgeschichte des Kinos im Stil eines Films Zweimal Sperrsitz bitte Eine kleine Kulturgeschichte des Kinos bei Monumente Online Auf und Ab des Kinos in Deutschland Deutsches Fernsehmuseum WiesbadenEinzelnachweise Bearbeiten Martin Loiperdinger Film amp Schokolade Stollwercks Geschafte mit lebenden Bildern Stroemfeld Verlag Frankfurt am Main Basel 1999 S 97 https www legrandcafe com de https www faz net agenturmeldungen dpa 125 jahre kino droht jetzt das ende 17119988 html 1 2 Vorlage Toter Link www faz net Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Bruno Fischli Hg Vom Sehen im Dunkeln Kinogeschichten einer Stadt Koln Prometh Verlag 1990 Grundsatzlich werden durch den Entwurf die Kinematographentheater dem Konzessionszwange unterworfen Fur die Erteilung der Konzession soll auch bei den Kinos die Bedurfnisfrage entscheidend sein Die Erlaubnis zum Betriebe des Kinos soll versagt werden wenn der den Verhaltnissen des Gemeindebezirks entsprechenden Anzahl von Personen die Erlaubnis bereits erteilt ist Die Bedeutung der Kinonovelle fur die Hausbesitzer 1 2 Vorlage Toter Link www earlycinema uni koeln de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Vossische Zeitung 3 Mai 1914 Nr 222 Morgenausgabe Das Lichtspiel auf dem Lande und die Hebung seiner Darbietungen In Das Land 1 Juli 1914 S 229 231 Hamburger Tageblatt 1 November 1935 L Estrange Fawcett Die Welt des Films Amalthea Verlag Zurich Leipzig Wien 1928 S 34 79 und 151 ubersetzt von C Zell erganzt von S Walter Fischer In der Aufstellung nach Kontinenten ist Mexiko zu Mittelamerika gezahlt Roberta Pearson Das Kino des Ubergangs In Geoffrey Nowell Smith Hrsg Geschichte des internationalen Films Broschierte Sonderausgabe Metzler Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 476 02164 5 S 37 Diese und nachfolgende Beschreibungen siehe Fawcett S 42ff Umrechnungsmultiplikator nach Berechnung Fredrik Matthaeis auf Grundlage von Angaben des Hamburger Staatsarchivs und des Statistischen Bundesamtes Archivlink Memento des Originals vom 2 Januar 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot fredriks de a b c Pearson Nowell Smith Hrsg Das Kino des Ubergangs S 9 10 a b c Nowell Smith Einfuhrung S 4 Vgl Luzia Knobel Kino In Gemeinde Lexikon Riehen HDTV im Kino England fans watch match in cinema auf wikinews 21 Juni 2006 englisch Iris Kronauer Vergnugen Politik und Propaganda Kinematographie im Berlin der Jahrhundertwende Abgerufen am 4 Dezember 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Kinos amp oldid 235580038