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Die gemassigten Regenwalder Sudamerikas bilden die Okoregion beziehungsweise das Biom des temperaten Kustenregenwaldes in Sudamerika Sie werden in der Regel von Norden nach Suden in die drei Teilbereiche Valdivianischer Nordpatagonischer und Magellanischer Regenwald gegliedert erstrecken sich etwa von der Stadt Valdivia sudwarts entlang der chilenischen Pazifikkuste bis Feuerland und nehmen dort nahezu den gesamten regenreichen hochmaritim gepragten Raum zwischen der Kuste und den Luvhangen der Andenkette ein zu einem geringen Teil bis auf argentinisches Gebiet Gemassigte Regenwalder Sudamerikas mit fliessenden UbergangenValdivianischerNordpatagonischerMagellanischerAnschliessende VegetationstypenMatorralSubtropischer LaubwaldAraukarien LorbeerwaldBerg LaubwalderAndine MattenEisfelderMagellan MoorValdivianischer Regenwald unweit von ValdiviaNordpatagonscher Sudbuchen Regenwald mit Uberstehern ebenfalls Sudbuchen Arten im Nationalpark QueulatMagellanischer Regenwald im Nationalpark Tierra del Fuego ArgentiniensNach den pazifischen Kustenregenwaldern Nordamerikas bilden diese Walder den zweitgrossten Bestand der Welt Die Ubergange zwischen den konkreten Waldtypen sind hohenwarts so fliessend dass die Grenze zwischen planar kollinem Regenwald und montanem Bergwald nicht schlussig festgelegt werden kann Die Angaben liegen zwischen unter 1000 und uber 1500 m 1 Auch sudwarts andert sich das Klima nur unwesentlich sodass ebenfalls die Abgrenzung der drei Teilraume schwierig und uneinheitlich ist Ausserhalb der Fachwelt werden die Bezeichnungen Valdivianischer Regenwald oder Patagonischer Regenwald daher haufig ubergreifend verwendet Pragende Bestandteile der vielfaltigen Flora sind insbesondere die Sudbuchen auch Scheinbuchen der Gattung Nothofagus gebietsweise mit beigemischten Nadelgeholzen 2 Demgegenuber ist die Fauna weniger artenreich Die Vegetationsgeschichte der patagonischen Regenwalder wird mit dem ehemaligen Sudkontinent Gondwana in Verbindung gebracht Durch die isolierte Lage konnten bis heute entwicklungsgeschichtlich sehr alte Formen der Sudhalbkugel uberleben So sind etwa ein Drittel der Geholze in der Region endemisch Schneebedeckte Vulkane Gletscher und tiefe Fjorde sowie eine stark zergliederte Kuste mit einer Vielzahl von Inseln sind weitere pragende Elemente der Region Inhaltsverzeichnis 1 Klima 2 Vegetation Abgrenzung und Auffalligkeiten 2 1 Valdivianischer Regenwald 2 2 Nordpatagonischer Regenwald 2 3 Magellanischer Regenwald 3 Fauna 4 Gebiete 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKlima Bearbeiten nbsp Olivillo Wald an der zumeist diesigen PazifikkusteDer Grossteil der gemassigten Regenwalder der Erde liegt in den aussertropischen Westwindzonen im ganzjahrig feuchten Steigungsregen vor Hochgebirgsketten Das Klima der sudamerikanischen Kustenregenwalder ist trotz der enormen Nord Sud Ausdehnung von fast 2000 km uberall ahnlich Fast ganzjahrig reichlich Niederschlage bei wolkenverhangenem Himmel und kuhlen Temperaturen deren Schwankungen zwischen Sommer und Winter nur 5 bis 9 C betragen Die Jahresmittelwerte der Lufttemperaturen liegen im Norden bei 10 bis 12 C und im aussersten Suden um die 6 C Schnee fallt fast nur in hoheren Lagen die nicht mehr zu den Regenwaldern gerechnet werden Es gibt haufig sturmische Winde grosse Luftfeuchtigkeit und Nebel Herbst und Winter sind besonders nass das Fruhjahr feucht und der Sommer im Norden und der Mitte vergleichsweise trocken 150 bis uber 200 Regentage im Jahr sind normal Die Niederschlagsmengen liegen kaum irgendwo unter 2000 mm jahrlich und konnen mit zunehmender Hohe bis auf 5000 mm ansteigen Die winterliche Schneegrenze liegt im Norden bei rund 800 m und im aussersten Suden auf Meeresspiegelniveau 3 Vegetation Abgrenzung und Auffalligkeiten Bearbeiten nbsp Relativ artenreicher Nordpatagonischer Regenwald Provinz Aysen Der Ubergang von der mediterranen Hartlaubvegetation Mittelchiles Matorral zum gemassigten Regenwald bildet ein schmaler Streifen eines subtropischen sommergrunen Laubwaldes der von Pellin und Rauli Scheinbuchen dominiert wird Weiter ostlich wachst in montanen Lagen der Anden zwischen 37 und 40 sudlicher Breite immerfeuchter Gebirgs Araukarien Lorbeerwald der vielfach wie zum Teil von einigen Autoren der gesamte valdivianische Teil des Bioms 4 noch den subtropischen Lorbeerwaldern zugerechnet wird Er besteht aus verschiedenen sommer und immergrunen Scheinbuchenarten zwischen denen sich grossere Bestande der Chilenischen Araukarie befinden die sich augenfallig uber das Kronendach der Laubbaume erheben Reine Nadelwaldbestande wie in den hoheren Gebirgen der Nordhalbkugel gibt es in den Anden nicht Ebenso ungewohnlich ist die Verbreitung der sommer und immergrunen Laubbaumarten Wahrend immergrune Arten auf der Nordhalbkugel bis auf wenige Ausnahmen auf subtropische Walder beschrankt sind und nordliche laubwerfende Baume ihren Schwerpunkt in den winterkalten Mittelbreiten haben bilden immergrune Arten mit Ausnahme des aussersten Sudens und der subandinen Bergwalder nahe der Waldgrenze und an den Anden Osthangen den Hauptbestandteil der chilenischen Kustenregenwalder Wahrend die genannten Ausnahmen von frostharten laubwerfenden neben immergrunen Arten dominiert werden sind die beiden Hauptbaumarten im bereits genannten subtropischen Kusten Laubwald sommergrun Sudlich der beiden vorgenannten Waldtypen beginnen die gemassigten Regenwalder Sudamerikas 3 5 Valdivianischer Regenwald Bearbeiten nbsp Alerce oder Patagonische Zypresse eine der wenigen Nadelbaumarten in den valdivianischen WaldernDer eigentliche sehr artenreiche Valdivianische Regenwald beginnt bei etwa 37 sudlicher Breite und erstreckt sich nach Schmithusen maximal bis 43 20 S Von der Kuste bis auf etwa 500 m uber dem Meeresspiegel gedeiht der Olivillo Regenwald Die Hauptbaumart ist der Olivillo die einzige Art der monotypischen Gattung Aextoxicon die haufigste Pflanzengattung ist wie in der gesamten Okoregion Nothofagus mit den oben genannten sommergrunen Pellin und Rauli Scheinbuchen die im Regenwald sudwarts zunehmend durch die immergrunen Arten Coihue Chiloe Magellan und Glanzende Sudbuche ersetzt werden Hinzu kommt eine grosse Zahl weiterer immergruner Laubbaumarten etwa Chilenische Scheinulme Winterrinde Tineo Luma apiculata Kerzenbaum und verschiedene Lorbeer Myrten und Silberbaumgewachse Einige wenige Nadelbaumarten wie Patagonische Eibe Weidenahnliche und Chilenische Steineibe treten nur eingestreut auf Dies gilt hier auch fur die Chilenische Araukarie im Norden des Regenwaldbioms Eine Ausnahme unter den Nadelbaumen bildet die Chilenische Flusszeder die in sehr feuchten kustennahen Waldern als beherrschende Baumart vorkommt Der gesamte Tieflandwald ist mehrstockig gegliedert und reich an Aufsitzerpflanzen und Farnen Die bis zu 50 m hohe das Kronendach uberragende machtige Alerce oder Patagonische Zypresse wachst bis auf die Hohe der Insel Chiloe in Lagen zwischen etwa 100 und 1200 m in den Regionen mit den hochsten Niederschlagssummen Auf nahrstoffarmen und schlecht durchlassigen Boden ist sie zwischen 300 und 500 Hohenmetern in einigen verstreuten Arealen die zweite dominante Nadelbaumart der Region Oberhalb von 500 m bis zum Beginn des winterkahlen Bergwaldes bestimmt die Coihue Sudbuche mit einem fast undurchdringlichen bis zu 4 50 m hohen Bambusdickicht Chusquea culeou im Unterholz das Landschaftsbild Nordpatagonischer Regenwald Bearbeiten Zwischen 41 und 43 20 S beginnt der Nordpatagonische Regenwald der sich nach Schmithusen bis auf 47 30 S erstreckt Andere Autoren nennen 46 oder 49 Haufig wird diese mittlere Regenwaldregion zum Valdivianischen Regenwald gerechnet und nicht differenziert Die vier immergrunen Scheinbuchenarten Coihue Chiloe Magellan und Glanzende Scheinbuche dominieren diesen Wald sowohl in der Kronenschicht als auch bei den hochragenden Uberstehern Etliche der anderen Laubbaumarten des Valdivianischen Regenwaldes sind auch hier noch zu finden obwohl die Region bereits deutlich artenarmer ist Von den Nadelbaumarten ist nur die Chilenische Flusszeder noch stellenweise zu finden Der ebenfalls artenarmere Unterwuchs wird vor allem von Bambusarten gebildet Magellanischer Regenwald Bearbeiten Der sudlichste Bereich des gesamten Bioms wird Magellanischer Regenwald genannt Hier finden sich zwei klimatische Besonderheiten Die westlichen Inselketten des Feuerland Archipels erhalten extrem hohe Niederschlage und sind durch permanent starke subpolare Winde mit sehr haufigen Sturmen gekennzeichnet Zusammen mit schlecht drainierten Boden und einer sehr geringen Verdunstungsrate fuhrt dies zu einer starken Bodenvernassung Diese Faktoren verhindern das Wachstum von Baumen sodass nur eine moor oder tundraahnliche niedrige Vegetation aus Grasern Polsterpflanzen und Strauchern gedeihen kann die als Magellan Moor bzw Tundra bezeichnet wird Insofern reicht der gemassigte Regenwald in dieser Region nicht bis an die pazifische Kuste Der Magellanische Regenwald bekommt bereits im Kustenhinterland deutlich geringere Niederschlage als die weiter nordlich gelegene Bereiche Sie nehmen mit zunehmender Hohe weiter drastisch ab Demgegenuber gibt es jedoch keine sommerlich trockene Zeit allein die Niederschlagsmengen sind im Sommer etwas geringer In den niedrigen Regionen die vorwiegend immergrunen Wald tragen bleibt vor allem die Magellan Sudbuche bestandsbildend meist vergesellschaftet mit Winterrinde und Chilenischer Flusszeder und gelegentlich mit Chilenischem Feuerstrauch und Maytenus magellanica Uber das Kronendach ragende Ubersteher sind nicht mehr vorhanden Die Artenvielfalt ist bei den Baumarten deutlich geringer im Unterwuchs bisweilen jedoch hoch Je hoher uber dem Meeresspiegel desto haufiger mischen sich sommergrune Lenga und Antarktische Sudbuchen ins Waldbild Der Ubergang vom Regen zum Bergwald ist hier nahezu nicht festlegbar Fauna Bearbeiten nbsp Chilenische Waldkatze ein typischer Waldbewohner des nordlichen valdivianischen RegenwaldesDie Region beherbergt zahlreiche Endemiten Tiere und Pflanzen die sich sonst nirgendwo finden Das beruhmteste endemische Saugetier der valdivianischen und nordpatagonischen Region ist die chilenische Waldkatze oder Kodkod Oncifelis guigna welche bis zu 3 kg schwer wird bei einer Korperlange von bis zu 50 cm und einer Schwanzlange bis zu 25 cm Der Kodkod bewohnt auch die Insel Chiloe Weiterhin befindet sich der Puma Puma concolor in der Region Dieser hat jedoch ein riesiges Verbreitungsgebiet in Amerika An Huftieren findet sich der Sudpudu Pudu pudu eine kleinere Hirschart die bis zu 8 kg wiegt Die Gegenden beherbergen sehr wenige Reptilien das kuhl nasse Klima ist reptilienfeindlich Lediglich eine kleine ungiftige Natter Tachymenis chilensis schafft es in die Randbereiche der Walder Sie wird nicht langer als 60 cm Von den kleine Erdleguanen der Gattung Liolaemus sind zwei Arten vertreten Entsprechend dem Klima legen sie keine Eier ab daher werden die Eier bis kurz vor dem Schlupfen im Korperinnern der Mutter aufbewahrt diese Erdleguane sind somit ovipar Daneben findet sich gelegentlich an trockeneren Stellen der Grosskopfleguan Pristidactylus torquatus Amphibien sind wegen des feuchten Klimas zahlreicher zu finden Etliche Froscharten besiedeln die Valdivianischen Walder Darunter ist der beruhmte Darwin Frosch Rhinoderma darwinii welcher die Eier an Land ablegt Nach etwa 20 Tagen schlupfen die Kaulquappen Dann kommt das Mannchen zuruck und schluckt die Kaulquappen und bewahrt sie in seinem Kehlsack auf bis sich kleine Frosche entwickelt haben Eines Tages spuckt es dann die voll entwickelten jungen Froschchen aus Der Darwin Frosch tritt nur noch ausserst selten auf und er ist bedroht Weiter leben zwei kleine Krotenarten im Gebiet Bufo variegatus und Bufo rubropunctatus Bei den ublichen Froschen finden sich Arten der Gattung Alsodes und Eupsophus Weitere Frosche finden sich aus den Gattungen Batrachyla Pleurodema Atelognathus Telmatobufo Insuetophryrus und der stattliche selten Laubfrosch Hylorina sylvatica Der grosste Frosch ist der seltene chilenische Helmkopffrosch Caudiverbera caudiverbera der bis zu 32 Zentimeter lang werden kann man bezeichnet ihn deshalb auch als die Rana grande chilena er gehort zu den grossten Froschen der Erde Er ist voll aquatisch und lebt in langsam fliessenden Gewassern Diese Frosche sind so gross dass sie verdachtigt werden gelegentlich junge Enten zu fressen Schwanzlurche Molche und Salamander und Blindwuhlen fusslose Salamander haben es nicht so weit in den Suden nach Amerika geschafft Gebiete BearbeitenNationalpark Bosque de Fray Jorge eine Enklave innerhalb der Kustenwuste im Norden Nationalpark Chiloe Pumalin Park 6 Siehe auch BearbeitenKleiner SudenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Valdivian temperate rainforest Album mit Bildern Videos und Audiodateien The Chile Information Project Naturraume LateinamerikasEinzelnachweise Bearbeiten Dominick A DellaSala Paul Alaback Toby Spribille Henrik von Wehrden und Richard S Nauman Just What Are Temperate and Boreal Rainforests in Dominick A DellaSala Hrsg Temperate and Boreal Rainforests of the World Ecology and Conservation Island Press 2011 DOI 10 5822 978 1 61091 008 8 1 S 1 ff Josef Schmithusen Allgemeine Vegetationsgeographie 2 verbesserte Auflage De Gruyter Berlin 1961 S 217 a b Susan L Woodward Temperate Rainforests of South America in Biomes of the World online 1997 Department of Geospatial Science Radford University Virginia USA Georg Grabherr Farbatlas Okosysteme der Erde Ulmer Stuttgart 1997 ISBN 3 8001 3489 6 S 225 228 Bernardo Gut Trees in Patagonia Birkhauser Basel 2008 online abgerufen am 3 Dezember 2021 e ISBN 978 3 7643 8838 6 Heiko Werning und Klaus Bude Es muss nicht immer tropisch sein die Valdivianischen Regenwalder im sudlichen Sudamerika In Natur und Tier Verlag Munster Hrsg DRACO 3 Auflage nr 15 Nr 3 Natur und Tuier Verlag Munster 2003 S 34 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemassigte Regenwalder Sudamerikas amp oldid 231379713