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Die Schlachtschiffe der Gangut Klasse waren die ersten Dreadnoughts die fur die Kaiserlich Russische Marine gebaut wurden Das namensgebende Schiff Gangut wurde nach der Seeschlacht von Gangut Finnland schwed Hango finn Hanko benannt Gangut Klasse Die Gangut Die GangutSchiffsdatenLand Russisches Kaiserreich Russisches ReichSchiffsart SchlachtschiffBauzeitraum 1909 bis 1914Stapellauf des Typschiffes 7 Oktober 1911Gebaute Einheiten 4Dienstzeit 1914 bis 1956Schiffsmasse und BesatzungLange 182 9 m Lua 179 8 m KWL Breite 26 9 mTiefgang max 8 3 mVerdrangung Konstruktion 23 000 tn l Maximal 25 850 tn l Besatzung 1 125 MannMaschinenanlageMaschine 25 Yarrow Kessel4 Parsons TurbineMaschinen leistung 42 000 PS 30 891 kW Hochst geschwindigkeit 23 0 kn 43 km h Propeller 4Bewaffnung12 Sk 30 5 cm L 52 16 Sk 12 cm L 50 6 Flak 7 5 cm 4 Torpedorohr 45 7 cm unter Wasser PanzerungGurtel 102 225 mm Zitadelle 75 125 mm Panzerdeck 25 37 mm Oberdeck uber Kasematten 125 mm Langsschotten 38 51 mm Querschotten 125 225 mm Torpedoschott 38 mm Barbetten 203 mm Turme 127 203 mm Kasematten 125 mm Kommandoturme vorn und achtern 125 254 mm Inhaltsverzeichnis 1 Bau 2 Konstruktion 3 Einsatz im Ersten Weltkrieg und der Zwischenkriegszeit 4 Modernisierungen 5 Einsatz im Zweiten Weltkrieg 6 Schicksal nach dem Zweiten Weltkrieg 7 LiteraturBau BearbeitenWeil russische Schiffbauer unerfahren mit Kampfschiffen dieser Grossenordnung waren wurden die Entwurfe von einem Konsortium italienischer deutscher Blohm amp Voss und britischer John Brown amp Company Werften und Ingenieure gefertigt insgesamt 51 Entwurfe wurden begutachtet Von diesen gelangten zehn in die engere Wahl Ausgewahlt wurde dann ein von Blohm amp Voss eingereichter der aufgrund von Widerstanden in der russischen Duma jedoch nicht zur Ausfuhrung gelangte Russische Konstrukteure verfertigten einen neuen Entwurf der starke italienische Einflusse erkennen liess und eine Art Zwischentyp aus Schlachtschiff und Schlachtkreuzer mit starker Bewaffnung und massigem Panzerschutz anstrebte Ihr Bau wurde im Jahre 1908 von der russischen Duma bewilligt jedoch unter der Voraussetzung dass die Schiffe auf russischen Werften gebaut werden sollten bereits 1909 wurden die Schiffe bestellt Die vier in der Admiralitatswerft und der Baltischen Werft in Sankt Petersburg auf Stapel gelegten und vollendeten Schiffe erhielten die Namen von Schlachten zwei davon aus dem Nordischen Krieg unter Peter dem Grossen die beiden anderen erhielten die Namen von Schlachten aus dem Krimkrieg Drei Schiffe waren Ersatzbauten fur im Russisch Japanischen Krieg verlorene Linienschiffe mit ahnlicher Namensgebung lediglich das vierte war ein Vermehrungsbau Die Ausarbeitung der Konstruktion ubernahm die britische Werft John Brown amp Company Clydebank Aufgrund der zahlreichen Missstande in russischen Werften schritt der Bau nur langsam voran und die Kosten fur die Schiffe erwiesen sich auch deshalb als deutlich hoher als ursprunglich geplant Spater sollte festgestellt werden dass beim Bau auf auslandischen Werften bis zu 40 der Kosten eingespart worden waren Konstruktion BearbeitenDie Konstruktionsplane verwerteten die im Russisch Japanischen Krieg gesammelten Erfahrungen aus russischer Sicht So hatten beispielsweise die russischen Schiffe wahrend der Schlacht von Tsushima durch Treffer in den ungepanzerten Aufbauten und oberen Rumpfteilen schwere Schaden und hohe Verluste an Besatzungen hinnehmen mussen so dass der Panzerschutz nun auf einen grosseren Teil des Rumpfes ausgedehnt wurde Die Aufbauten selbst waren im Verhaltnis sehr klein um weniger Zielflache zu bieten Die Panzerung fiel jedoch aus Gewichtsgrunden dafur deutlich dunner aus als bei anderen Schiffen der Zitadellpanzer erreichte lediglich eine Starke von 102 mm und der Gurtelpanzer eine von 203 mm wahrend die Geschutzturme mit einer 203 mm starken Panzerung genauso unzureichend geschutzt waren Diese Reduzierung wurde auch vorgenommen um eine grossere Hochstgeschwindigkeit zu erreichen und tatsachlich waren die Schiffe mit etwa 23 Knoten deutlich schneller als zeitgenossische Schlachtschiffe aber langsamer als Schlachtkreuzer Vorubergehend wurde auch der Einbau von Dieselmotoren erwogen jedoch aufgrund bis dato ungenugender Leistungsparameter wieder verworfen Die Hauptbewaffnung bestand aus zwolf 305 mm Geschutzen in vier Drillingsturmen die in der sogenannten Cuniberti Aufstellung montiert waren nur der vorderste und der achterste Turm konnten nach vorn bzw achtern feuern die beiden anderen standen zwischen den Aufbauten und konnten lediglich nach den Seiten eingesetzt werden Die Mittelartillerie zahlte sechzehn 120 mm Geschutze in Einzelkasematten und war damit relativ schwach ausgelegt Dazu kamen vier unter Wasser montierte 457 mm Torpedorohre Da die Turme der schweren Artillerie etwa 200 t schwerer als geplant ausfielen mussten einige weitere Einsparungen an der Panzerung vorgenommen werden Die Schiffe der Gangut Klasse waren fur die Baltische Flotte vorgesehen und erhielten eine entsprechende Ausstattung fur die besonderen Verhaltnisse in der Ostsee so war der Bug aller Schiffe als Eisbrecher ausgelegt Die vollendeten Schiffe bereiteten jedoch einige Probleme sie galten als unwohnlich und schlecht luftbar die Sauberhaltung erwies sich als schwierig und sie nahmen bei hohen Fahrtstufen viel Wasser uber Auch war die Konstruktion der Kamine verbesserungsbedurftig die niedrigen Schornsteine unmittelbar hinter dem Bruckenturm behinderten die Sicht mit Schwaden von Kohlenrauch und verschmutzten Deck und Aufbauten Ausserdem waren sie bei ihrer Indienststellung eigentlich bereits veraltet in Bewaffnung und Panzerung waren sie zeitgleich gebauten Schiffen der britischen und deutschen Marinen unterlegen Einsatz im Ersten Weltkrieg und der Zwischenkriegszeit BearbeitenDer Bau aller vier Schiffe war beim Kriegsausbruch bereits weit gediehen so dass sie nach und nach von der Flotte in Dienst gestellt wurden Sie nahmen jedoch nur an wenigen Einsatzen teil zu gross schien die Gefahr die wertvollen Grosskampfschiffe etwa durch Minentreffer Torpedoangriffe oder das unverhoffte Auftauchen gegnerischer Schlachtschiffe einzubussen Mit dem Ausbruch der Revolution fielen die Schiffe in die Hand der Roten die wahrend des Burgerkrieges jedoch kaum Gebrauch von ihnen machten Die einzige grossere Aktion an der sie alle teilnahmen war der Eismarsch der Baltischen Flotte der Ruckzug auf die Flottenbasis Kronstadt Anfang 1918 Die Petropawlowsk fiel wahrend des Eingreifens der britischen Royal Navy dem Angriff des britischen Motortorpedobootes CMB 88 zum Opfer konnte jedoch gehoben und behelfsmassig repariert werden die Poltawa erlitt 1922 schwere Schaden durch einen Brand Nach dem Ende des Russischen Burgerkrieges wurden alle Schiffe umbenannt die neuen Namen standen fur das Programm der Bolschewiki Gangut in Oktjabrskaja Revoljuzija nach der Oktoberrevolution Sewastopol in Parischskaja Kommuna nach der Pariser Kommune Petropawlowsk in Marat nach Jean Paul Marat dem Politiker aus der Zeit der Franzosischen Revolution Poltawa in Michail Frunse nach Michail Wassiljewitsch Frunse einem sowjetischen HeerfuhrerLediglich die Oktjabrskaja Revoljuzija und die Parischskaja Kommuna waren wahrend des Burgerkriegs stets in brauchbarem Zustand die anderen beiden Schiffe waren durch erlittene Schaden und Vernachlassigung nicht einsatzbereit Entsprechend wurde die Michail Frunse nach den 1922 erlittenen Beschadigungen bei einem Grossbrand nur noch als Hulk verwendet und anschliessend kanibalisiert und die Marat 1921 nach Behebung der 1919 erlittenen Beschadigungen durch Torpedotreffer wieder in Dienst gestellt Die Parischskaja Kommuna wurde nach langandauernder Modernisierung 1929 ins Schwarze Meer verlegt wo die sowjetische Flotte keine Grosskampfschiffe mehr besass Die fur die russische Schwarzmeerflotte gebauten Schiffe der Imperatriza Marija Klasse waren durch Unfalle und Kriegseinwirkung verlorengegangen Auf der Reise erlitt die Parischskaja Kommuna in einem Sturm schwere Schaden am Vorschiff und musste in Brest ins Dock gehen um repariert zu werden Der dort eingezogene Notsteven blieb noch einige Jahre bestehen Modernisierungen Bearbeiten nbsp Oktjabrskaja Revoljuzija ex Gangut nach dem Totalumbau in der ZwischenkriegszeitIn den 1930er Jahren wurden die noch im Dienst stehenden Schiffe bis auf die Michail Frunse einem Totalumbau unterzogen bei dem sie mit neuen Aufbauten olgefeuerten Maschinen und einer starkeren Flugabwehrbewaffnung ausgerustet wurden Die bisherigen Aufbauten waren fur moderne Anforderungen zu klein und mussten vergrossert werden zusatzlich wurde ein Katapult fur ein Wasserflugzeug auf den dritten Geschutzturm gesetzt Ein auffalliges Merkmal war der Umbau des vorderen Schornsteins dessen Kopf weit nach hinten gezogen wurde um die Rauchbelastigung fur den Kommandoturm zu verringern Wahrend des Zweiten Weltkrieges erhielten die Schiffe ausserdem britische Radaranlagen Die Bugsektion wurde erneuert um die Seeeigenschaften zu verbessern und einige der Schiffe erhielten ausserdem Torpedowulste Fur die Marat war ebenfalls ein umfangreiches Modernisierungsprogramm vorgesehen bei dem neue Maschinen und eine verbesserte Mittelartillerie eingebaut sowie eine veranderte Anordnung der Geschutzturme vorgenommen werden sollte wegen des Kriegsausbruches kam es jedoch nicht mehr dazu Ein weiterer derartiger Plan sollte nach dem Kriegsende umgesetzt werden wurde jedoch ebenfalls verworfen Einsatz im Zweiten Weltkrieg BearbeitenIm Zweiten Weltkrieg erwiesen sich die verbliebenen Schiffe als wertvolle Stutze der sowjetischen Abwehrbemuhungen gegen den deutschen Angriff In der Ostsee vermochte die Baltische Flotte zwar wenig gegen die deutsche Ubermacht auszurichten und musste sich auf defensive Operationen beschranken die Oktjabrskaja Revoljuzija verlegte von Tallinn zunachst nach Kronstadt und schliesslich nach Leningrad wo ihre schwere Artillerie einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung der belagerten Stadt leistete Die Marat wurde am 23 September 1941 am Kai in Kronstadt liegend bei einem Angriff deutscher Stukas versenkt eine 1000 kg Bombe des von Oberleutnant Hans Ulrich Rudel gesteuerten Flugzeuges schlug in das Vorschiff und zerstorte den vordersten Turm der schweren Artillerie wobei 326 Manner der Besatzung ums Leben kamen Das Schiff sank auf ebenem Kiel blieb aber hinreichend kampffahig um mit der verbliebenen Artillerie weiterhin in die Kampfe um Leningrad eingreifen zu konnen Die Parischskaja Kommuna spielte eine wichtige Rolle im Schwarzen Meer und leistete mit ihrem Artilleriebeschuss wahrend der Belagerungen von Odessa und Sewastopol wertvolle Dienste 1943 erhielten die Schiffe wohl als Teil der nationalen Propaganda im Rahmen des Grossen Vaterlandischen Krieges ihre alten Namen zuruck Schicksal nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenDie Gangut und die Sewastopol blieben noch bis in die 1950er Jahre im Dienst und wurden nach ihrer Ausserdienststellung 1959 bzw 1957 abgewrackt Die Petropawlowsk wurde gehoben und als Artillerieschulschiff Wolchow wieder in Dienst gestellt 1953 wurde auch sie abgewrackt Die Poltawa dagegen blieb Hulk und wurde in den 1950er Jahren verschrottet Literatur BearbeitenSiegfried Breyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 1970 J F Lehmanns Verlag Munchen 1970 ISBN 3 88199 474 2 Schlachtschiffe der Gangut Klasse Gangut Sewastopol Petropawlowsk Poltawa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gangut Klasse amp oldid 234931815