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In der Organischen Chemie versteht man unter einer funktionellen Gruppe auch charakteristische Gruppe die Atomgruppe in einer Verbindung die die Stoffeigenschaften und das Reaktionsverhalten der Verbindung massgeblich bestimmt Eine Verbindung kann auch mehrere funktionelle Gruppen mit unterschiedlichen Eigenschaften tragen 1 In diesem Zusammenhang wird von heterobifunktionalen Molekulen gesprochen Beispiel Ethanolamin bzw bei mehreren funktionellen Gruppen heteropolyfunktional Beispiel Tyrosin Analog kann bei Molekulen mit mehreren gleichen funktionellen Gruppen von homobifunktional Beispiel Ethylenglycol bzw homopolyfunktional gesprochen werden Beispiel Glycerin Verbindungen die gleiche funktionelle Gruppen aber unterschiedliche Alkyl oder Arylreste haben werden auf Grund ihrer ahnlichen Eigenschaften zu Stoffklassen zusammengefasst Funktionelle Gruppen werden anhand der beteiligten Atome in funktionelle Gruppen mit Heteroatomen meist O N S P Halogene und solche ohne Heteroatome z B C C Doppelbindungen C C Dreifachbindungen oder Aromaten eingeteilt Auch wenn Letztere manchmal nicht als vollwertige funktionelle Gruppen sondern nur als Strukturbausteine betrachtet werden so zeigen sie doch ein besonderes und typisches Reaktionsverhalten das die Bezeichnung funktionelle Gruppe und die jeweilige Zusammenfassung zu Stoffklassen rechtfertigt Im Fall von anorganischen oder metallorganischen Verbindungen werden auch einfache Alkyl oder Arylgruppen als funktionelle Gruppen angesehen Alle organischen Seitenketten und funktionellen Gruppen werden dann unter der allgemeinen Bezeichnung Organylgruppe zusammengefasst Fur funktionelle Gruppen gibt es zur Vereinfachung der Schreibung in Strukturformeln und Texten Abkurzungen die in der Liste der Abkurzungen in der organischen Chemie aufgelistet sind Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Verschiedene funktionelle Gruppen und deren Nomenklatur 2 1 Funktionelle Gruppen nach abnehmender Prioritat geordnet 2 2 Funktionelle Gruppen ohne Prioritat 2 3 Sonderfall Mehrfachbindungen 3 Alternative Nomenklatursysteme 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksEigenschaften BearbeitenNach der Definition beeinflusst eine funktionelle Gruppe die chemischen und physikalischen Eigenschaften der sie enthaltenden Ausgangsverbindung meist erheblich Die Art der Beeinflussung wird am Beispiel des Alkans Butan und drei seiner strukturellen Abkommlinge mit gleicher Anzahl von C Atomen vor Augen gefuhrt Struktureller Abkommling mit gleicher Anzahl von C Atomen Verbindung Halbstrukturformel EigenschaftenAusgangsverbindung Butan H3C CH2 CH2 CH3 gasformigCarboxyverbindung Butansaure auch Buttersaure H3C CH2 CH2 COOH flussig ubelriechend reagiert sauerAminoverbindung Butan 2 amin auch 2 Butylamin H3C CH NH2 CH2 CH3 flussig ubelriechend reagiert basischCarboxy und Aminoverbindung 4 Aminobutansaure auch 4 Aminobuttersaure oder g Aminobuttersaure GABA H2N CH2 CH2 CH2 COOH fest liegt in wassriger Losung als Zwitterion H3N CH2 CH2 CH2 COO vorVerschiedene funktionelle Gruppen und deren Nomenklatur BearbeitenGrundsatzlich ist die substitutive Nomenklatur die im Folgenden beschrieben wird zur Benennung von Substanzen heranzuziehen Nach dieser Nomenklatur ist die funktionelle Gruppe entweder als Vorsilbe Prafix oder als Endung Suffix im Namen der Gesamtverbindung enthalten Siehe auch Nomenklatur Funktionelle Gruppen nach abnehmender Prioritat geordnet Bearbeiten Fur die Bezeichnung dieser Gruppen in einer Verbindung werden entweder Prafixe oder Suffixe verwendet Die ranghochste Gruppe wird dabei als Endung verwendet und alle anderen alphabetisch geordnet als Vorsilben Die verschiedenen Verbindungsklassen sind in der folgenden Tabelle nach abnehmender Prioritat geordnet 2 Zum Teil gibt es unterschiedliche Bezeichnungen je nachdem ob das angegebene Kohlenstoffatom einen Teil des Stammsystems siehe Stichwort Nomenklatur darstellt Darstellung R CXYZ oder nicht Darstellung R CXYZ Wie in der Chemie ublich steht der Buchstabe R fur einen organischen Rest Der Platzhalter X steht hier fur Halogenide Halbstrukturformel Strukturformel Stoffklasse Vorsilbe Prafix Endung Suffix Beispiele R bzw R Radikale Ylo yl yliden z B Cl oder Triplett CarbenKationen ium onium ylium z B Kationische Tenside MethyltriphenylphosphoniumR COOH R COOH nbsp Allgemeine Struktur der Monocarbonsaure mit der blau markierten Carboxy Funktion Carbonsauren Carboxy carbonsaure saure z B Ameisensaure Essigsaure Buttersaure AminosaurenR COOOH R COOOH nbsp Allgemeine Struktur der Peroxycarbonsaure mit dem blau markierten Peroxycarboxyl Rest Peroxycarbonsauren Hydroperoxycarbonyl peroxycarbonsaure Peroxy saure z B PeroxyessigsaureR CS OH R CS OH R CO SH R CO SH R CS SH R CS SH nbsp Allgemeine Strukturen der Thiocarbonsauren Thiocarbonsauren Hydroxy thiocarbonyl Thiocarboxy Sulfanylcarbonyl Thiocarboxy Dithiocarboxy carbothio O saure thio O saure carbothio S saure thio S saure carbodithiosaure dithiosaureR SO2 OH nbsp Allgemeine Struktur der Sulfonsaure Sulfonsauren Sulfo sulfonsaure z B BenzolsulfonsaureR SO OH nbsp Allgemeine Struktur der Sulfinsaure Sulfinsauren Sulfino sulfinsaureR1 CO S R2 nbsp Allgemeine Struktur der Thiolester Thiolester R1oyl thio S R2yl R1 thioateR S OH nbsp Allgemeine Struktur der Sulfensaure Sulfensauren Sulfeno sulfensaureR1 SO R2 nbsp Allgemeine Struktur von Sulfoxiden mit der blau markiertenSulfinylgruppe Sulfoxide sulfinyl sulfoxid z B DimethylsulfoxidR COO M R COO M nbsp Allgemeine Struktur von Carbonsauresalzen Carbonsauresalze Metallcarboxylato Metall carboxylatMetall oat z B AcetatR SO2 O M nbsp Allgemeine Struktur von Sulfonsauresalzen Sulfonsauresalze Metallsulfonato Metall sulfonatR SO O M nbsp Allgemeine Struktur von Sulfinsauresalzen Sulfinsauresalze Metallsulfinato Metall sulfinatR S O M nbsp Allgemeine Struktur von Sulfensauresalzen Sulfensauresalze Metallsulfenato Metall sulfenatR1 CO O CO R2 nbsp Allgemeine Struktur des Carbonsaureanhydrids Carbonsaureanhydride saure saureanhydrid bei gleichen Sauren saureanhydrid z B EssigsaureanhydridR1 CO O R2 nbsp Allgemeine Struktur des Carbonsaureesters Carbonsaureester R yl oxycarbonyl R yl carboxylat R yl oat z B EthylacetatR1 SO2 O R2 nbsp Allgemeine Struktur des Sulfonsaureesters Sulfonsaureester R yl oxysulfonyl R yl sulfonatR O NO2 nbsp Allgemeine Struktur des Salpetersaureesters mit der blaumarkierte Salpetersaureester Nitrat Gruppe Salpetersaureester nitrat z B Nitroglycerin NitrocelluloseR CO X R CO X nbsp Allgemeine Struktur der Carbonsaurehalogenide mit dem blau markierten Halogencarbonyl Rest Carbonsaurehalogenide Halogencarbonyl carbonylhalogenid oylhalogenid z B BenzoylchloridR SO2 X nbsp Allgemeine Struktur der Sulfonsaurehalogenide mit dem blau markierten Halogensulfonyl Rest Sulfonsaurehalogenide Halogensulfonyl sulfonylhalogenidR CO NH2 R CO NH2 nbsp Allgemeine Struktur der Carbonsaureamide mit dem blau markierten Carbamoyl Rest R H oder Organylgruppe Carbonsaureamide Carbamoyl carboxamid amidR SO2 NH2 nbsp Allgemeine Struktur der Sulfonsaureamide mit dem blau markierten Sulfamoyl Rest R H oder Organylgruppe Sulfonsaureamide Sulfamoyl sulfonamidR1 CO NR2 CO R3 nbsp ImideR CO NH NH2 R CO NH NH2 nbsp Allgemeine Struktur der Carbonsaurehydrazide mit dem blau markierten Hydrazinocarbonyl Rest R H oder Organylgruppe Carbonsaurehydrazide Hydrazinocarbonyl carbohydrazid ohydrazidR C N R C N nbsp Allgemeine Struktur der Nitrile Nitrile Cyan carbonitril nitril z B AcetonitrilR CO H R CO H nbsp Allgemeine Struktur der Aldehyde mit der blau markierten Aldehyd Formyl Gruppe Aldehyde Formyl Oxo carbaldehyd al z B Formaldehyd AcetaldehydR CS H R CS H nbsp Allgemeine Struktur der Thioaldehyde mit der blau markierten Thioaldehyd Gruppe Thioaldehyde Thioformyl Thioxo carbothialdehyd thialR1 CO R2 nbsp Allgemeine Struktur der Ketone mit der blau markierten Carbonylgruppe Ketone Oxo on z B AcetonR1 CS R2 nbsp Allgemeine Struktur der Thioketone mit der blau markierten Thiocarbonylgruppe Thioketone Thioxo thion thioketonR1R2 C N OH nbsp Allgemeine Struktur der Oxime mit der blau markierten Oximgruppe R H oder Organylgruppe Oxime Hydroxyimino aloxim carb aldehydoxim onoximR1R2 C N NH2 nbsp Allgemeine Struktur der Hydrazone mit der blau markierten Hydrazo Gruppe R H oder Organylgruppe Hydrazone Hydrazono alhydrazon carb aldehydhydrazon onhydrazonR OH nbsp Allgemeine Struktur der Hydroxygruppe blau markiert Alkohole und Phenole Hydroxy ol Alkohole z B Methanol Ethanol Isopropanol PhenolR SH nbsp Allgemeine Struktur der Thiole mit der blau markierten Thio Mercapto Gruppe Thiole Sulfanyl alt Mercapto thiol mercaptan Thioalkohole Thiophenole z B MethylmercaptanR NH2 nbsp Allgemeine Struktur der Amine mit der blau markierten Amino Gruppe Amine Amino amin z B Anilin AminosaurenR1R2 C N R3 nbsp Allgemeine Struktur der Imine mit der blau markierten Imino Gruppe R H oder Organylgruppe Imine Imino iminR NH NH2 nbsp Allgemeine Struktur der Hydrazine mit der blau markierten Hydrazino Gruppe Hydrazine Hydrazino hydrazinR1 O R2 nbsp Allgemeine Struktur der Ether Ether R2yl oxy R1yl R2yl ether z B Diethylether DioxanR1 S R2 nbsp Allgemeine Struktur der Thioether Thioether R2yl thio R1yl R2yl sulfidFunktionelle Gruppen ohne Prioritat Bearbeiten Grundsatzlich nur als Vorsilben Prafixe werden folgende funktionelle Gruppen verwendet Halbstrukturformel Strukturformel Stoffklasse Vorsilbe BeispieleR X nbsp Allgemeine Struktur der Halogenkohlenwasserstoffe mit blaumarkierten Halogen F Cl Br I Halogenkohlenwasserstoffe Halogen Fluorchlorkohlenwasserstoffez B Frigen ChloroformR NO2 nbsp Allgemeine Struktur der Nitroverbindungen mit der blaumarkierten Nitro Gruppe Nitroverbindungen Nitro Nitritez B Trinitrotoluol TNT R NO nbsp Allgemeine Struktur der Nitrosoverbindungen mit der blaumarkierten Nitroso Gruppe Nitrosoverbindungen Nitrosyl R1 NN R2 nbsp Allgemeine Struktur der Azoverbindungen mit der blaumarkierten Azo Gruppe Azoverbindungen Azo Azofarbstoffez B Gelborange SR1R2 CNN nbsp Allgemeine Struktur der Diazoverbindungen mit der blaumarkierten Diazo Gruppe R H oder Organylgruppe Diazoverbindungen Diazo z B DiazomethanR NN Z nbsp Allgemeine Struktur der Diazoniumsalze mit einem nicht naher spezifizierten Anion Z Diazoniumsalze Diazonium R NC nbsp Allgemeine Struktur der Isocyanide Isocyanide Isocyan R OCN nbsp Allgemeine Struktur der Cyanate Cyanate Cyanato R NCO nbsp Allgemeine Struktur der Isocyanate Isocyanate Isocyanato R SCN nbsp Allgemeine Struktur der Thiocyanate Thiocyanate Thiocyanato R NCS nbsp Allgemeine Struktur der Isothiocyanate Isothiocyanate Isothiocyanato R OOH nbsp Allgemeine Struktur der Hydroperoxide Hydroperoxide Hydroperoxy R1 OO R2 nbsp Allgemeine Struktur der Peroxide mit der blaumarkierten Peroxid Gruppe Peroxide R dioxy Sonderfall Mehrfachbindungen Bearbeiten Ebenfalls zu den funktionellen Gruppen gerechnet werden die Mehrfachbindungen zwischen zwei Kohlenstoffatomen Halbstrukturformel Name Vorsilbe Endung BeispieleR C C R Doppelbindung enyl en z B EthenR C C R Dreifachbindung inyl in z B EthinAus Sicht der Nomenklatur werden Mehrfachbindungen aber im Allgemeinen als Teil des Stammsystems aufgefasst Alternative Nomenklatursysteme BearbeitenNeben diesem Nomenklatursystem gibt es noch weitere weniger gebrauchliche oder veraltete Nomenklatursysteme Eines davon ist z B die radikofunktionelle Nomenklatur nach der z B Chlormethan als Methylchlorid oder Ethanol als Ethylalkohol bezeichnet werden Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu functional group In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook F02555 Rainer Beckert et al Organikum 22 Auflage Wiley VCH Weinheim 2004 ISBN 3 527 31148 3 S 137 Literatur BearbeitenGunter Baars Roland Franik Walter Jansen Hans Pickel Georg Schwedt Herbert Sommerfeld Handbuch der experimentellen Chemie Sekundarbereich II Band 10 Funktionelle Gruppen Fette Farbstoffe Herausgeber Walter Jansen Rudolf G Weissenhorn Wolfgang Glockner Aulis Hallbergmoos 2008 ISBN 978 3 7614 2388 2 Dieter Hellwinkel Die systematische Nomenklatur der organischen Chemie Eine Gebrauchsanweisung 4 Auflage Springer Berlin 1998 ISBN 3 540 63221 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Organische Chemie fur Schuler Organische Verbindungen mit funktionellen Gruppen Lern und Lehrmaterialien nbsp Wiktionary funktionelle Gruppe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Offizielle Seite der International Union of Pure and Applied Chemistry englisch IUPAC Regeln zur Nomenklatur in der organischen Chemie englisch Normdaten Sachbegriff GND 4155684 7 lobid OGND AKS LCCN sh91003889 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funktionelle Gruppe amp oldid 239499869