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Als Freiberge oder franzosisch Franches Montagnes wird eine Region im Sudwesten des Schweizer Kantons Jura bezeichnet Auch angrenzende Gebiete des Kantons Bern werden geographisch zu dieser Landschaft gezahlt Die Freiberge bilden ein rund 200 km grosses auf durchschnittlich 1000 m u M gelegenes Hochplateau im Jura das politisch zum Bezirk Freiberge franzosisch Franches Montagnes gehort Wichtigster Ort ist Saignelegier Ein Kernbereich der Freiberge ist als Landschaftsschutzgebiet Franches Montagnes im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung verzeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geologie 3 Bevolkerung 4 Wirtschaft 5 Kultur und Tourismus 6 Verkehr 7 Geschichte 8 Sehenswurdigkeiten 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Landschaft der Freiberge bei Le BemontDas Hochplateau der Freiberge ist rund 25 km lang maximal 9 km breit und erstreckt sich zwischen La Chaux de Fonds im Sudwesten sowie dem Delsberger Becken im Nordosten Begrenzt wird die Landschaft im Norden und Nordwesten durch das tief eingeschnittene Doubstal im Westen durch die Combe de Valanvron im Suden durch den Hohenrucken der Montagne du Droit Nach Osten gehen die Freiberge allmahlich in die deutlich starker reliefierten Zonen des Vallee de Tavannes und des Einzugsgebiets der Sorne uber Charakterisiert wird das Hochplateau durch mehrere parallel in Richtung Westsudwest Ostnordost orientierte Hohenrucken und Gelanderippen Dazwischen befinden sich weite oftmals moorige Mulden 1 Es gibt nur geringe Reliefunterschiede die Mulden liegen meist auf 950 bis 1020 m u M wahrend die Hohenrucken 1050 bis 1100 m u M erreichen Hochster Punkt der Freiberge ist mit 1185 m u M der Point de Vue westlich von Les Breuleux Somit zeichnen sich die Freiberge durch eine leicht gewellte Naturlandschaft aus Etwa 20 des Gebietes ist bewaldet uberwiegend Tannen und Fichtenwalder rund 36 der Flache nehmen so genannte Wald oder Wytweiden paturages boises typische Weiden des Hochjura mit einzeln oder in Gruppen stehenden machtigen Fichten ein 40 ist mit Wies oder Ackerland bestanden wahrend der Rest auf Siedlungsflachen entfallt Das Wies und Weideland wird durch Trockenmauern voneinander getrennt Geologie BearbeitenGeologisch bilden die Freiberge eine Ubergangszone zwischen dem stark gefalteten Kettenjura und dem schwach gefalteten Plateaujura weswegen die Zone auch Jura der Freiberge genannt wird Im Rahmen der Jurafaltung im spaten Miozan und Pliozan vor rund 2 bis 10 Millionen Jahren entstanden hinter den charakteristischen Antiklinalen und Synklinalen des Kettenjuras ausgepragte Kofferfalten mit flachem Scheitel und steil bis senkrecht einfallenden Schenkeln Wahrscheinlich deshalb wurde die Entwicklung von Synklinalen in diesem Gebiet weitgehend unterdruckt Spatere Erosionsvorgange wie z B die Kryoplanation fuhrten zu einer weiteren Einebnung so dass heute die Faltenstruktur morphologisch nur noch schwach zu erkennen ist Auf den Hohenrucken sind kompetente Gesteinsschichten der oberen Jurazeit Malm anstehend insbesondere Sequan und Kimmeridgekalke Infolge des Kalkuntergrundes sind auf den Freibergen typische Karstphanomene wie beispielsweise Dolinen und Ponore Schlucklocher vorhanden Ein Grossteil der gefallenen Niederschlage versickert sofort im verkarsteten Untergrund Deshalb gibt es auf der gesamten Hochflache praktisch keine oberirdischen Fliessgewasser Das versickerte Wasser tritt in Karstquellen in angrenzenden Talern Vallon de Saint Imier Vallee de Tavannes Doubstal wieder zutage Die Ausbildung von teils tief eingekerbten Trockentalern im ostlichen Abschnitt im Einzugsgebiet der Sorne deutet auf eine fruher zumindest teilweise oberirdisch erfolgte Entwasserung hin Durch die Erosion von Kuppen und Hohenrucken wurden angrenzende Mulden mit Mergel und Tonschichten ausgekleidet welche den durchlassigen Untergrund abdichteten So konnten sich ebenfalls typisch fur die Freiberge in den Muldenlagen Flach und Hochmoore beispielsweise La Tourbiere Plain de Saigne und einzelne Moorseen Etang des Royes Etang de la Gruere durch Aufstau im 17 Jahrhundert entstanden ausbilden Bevolkerung BearbeitenBevolkerungsentwicklung Jahr Einwohner1850 98111870 118371900 115601910 114691930 96601950 94541960 96521970 91591980 87261990 90762000 9758Die geographische Region der Freiberge nicht genau mit dem Bezirk Franches Montagnes gleichzusetzen zahlt rund 9900 Einwohner Ende 2004 Hauptort ist Saignelegier mit 2142 Einwohnern Die Landschaft setzt sich aus 12 Gemeinden zusammen Von Nordosten nach Sudwesten sind dies Saint Brais Lajoux Les Genevez Montfaucon Les Enfers Le Bemont Saignelegier Muriaux Les Breuleux Le Noirmont und Les Bois im Kanton Jura sowie La Ferriere im Kanton Bern Weitere Gemeinden des Vallon de Saint Imier sowie Tramelan haben Anteil am Hochplateau der Freiberge die Hauptsiedlungen befinden sich jedoch in den angrenzenden Talern Die Bevolkerungszahl der Freiberge erreichte ihren Hochststand bereits um 1870 Starke Abwanderungswellen welche meist durch wirtschaftliche Krisen ausgelost wurden gab es zu Beginn des 20 Jahrhunderts und von 1960 bis 1980 Seither wurden wieder deutlich mehr Neuzuzuger verzeichnet Wirtschaft BearbeitenSeit Beginn der Besiedlung der Freiberge nimmt die Landwirtschaft eine sehr wichtige Stellung als Wirtschaftszweig ein Daneben wurden besonders im 17 Jahrhundert entlang dem Doubs Glashutten betrieben Im Verlauf des 18 Jahrhunderts traten an deren Stelle die Textil und die Uhrenindustrie die zunachst noch in Heimarbeit verrichtet spater mit dem Bau von Fabriken jedoch auf Les Breuleux Le Noirmont und Saignelegier konzentriert wurde Ihren Hohepunkt erreichte die Uhrenindustrie in den 1960er Jahren Wahrend der Quarzkrise der 1970er Jahre mussten verschiedene Betriebe schliessen was sich auch stark auf die Bevolkerungsentwicklung der Region auswirkte Noch heute hat die Landwirtschaft mit Milchwirtschaft und Viehzucht insbesondere Pferdezucht eine grosse Bedeutung Ackerland gibt es infolge der Hohenlage nur auf kleinen besonders gunstig gelegenen Flachen Im sekundaren Sektor dominieren Holzverarbeitung feinmechanische Industrie und weiterhin mehrere Betriebe der Uhrenbranche Kultur und Tourismus Bearbeiten nbsp Etang de la GruereSeit der Krise der 1970er Jahre setzt die Region der Freiberge ihren Entwicklungsschwerpunkt auf den Tourismus Wichtiges Zentrum des Sommer und Wintertourismus ist Saignelegier Es besitzt seit 1985 ein grosses Freizeitzentrum mit Schwimmbad Sporthallen Konferenzraumen einem Eislaufstadion und einem Hotel In Les Bois befindet sich ein Golfplatz Es gibt 150 km markierte Reitwege sowie Fahrwege In zahlreichen Stallen kann man mitgebrachte Pferde einstellen Pferde mieten oder an einer Kutschenfahrt teilnehmen Es gibt ausgewiesene Restaurants die darauf eingerichtet sind Wanderreiter zu verpflegen Die ausgedehnten Hochflachen eignen sich im Winter hervorragend fur den Langlaufsport Alljahrlich findet seit 1897 am zweiten Sonntag im August in Saignelegier mit dem Marche Concours national de chevaux ein nationaler Pferdemarkt statt Diese Festivitat zieht jeweils Tausende von Besuchern auch aus Regionen weit ausserhalb des Kantons Jura an Verkehr BearbeitenTrotz ihrer Randlage in der Schweiz sind die Freiberge verkehrsmassig relativ gut erschlossen Die Hauptstrasse 18 verlauft von Delsberg via Saignelegier nach La Chaux de Fonds eine weitere Hauptstrasse fuhrt von Tavannes an der Autobahn A16 via Tramelan nach Saignelegier Der Anschluss der Freiberge an das Eisenbahnnetz erfolgte am 7 Dezember 1892 mit der Eroffnung der Schmalspurbahn Saignelegier La Chaux de Fonds Die Fortsetzung der Strecke nach Glovelier wurde am 21 Mai 1904 eingeweiht Am 16 Dezember 1913 wurde schliesslich die Linie von Le Noirmont nach Tramelan in Betrieb genommen Das gesamte Netz wird seit 1944 von den Chemins de fer du Jura betrieben Geschichte BearbeitenEine fruhzeitige aber noch ausserst sparliche Erschliessung des Hochplateaus begann im 7 Jahrhundert ausgehend von den Klostern Saint Ursanne und Saint Imier um Sommerungsweiden fur das Vieh zu gewinnen Durch eine Schenkung Rudolfs III von Burgund wurde das Gebiet im Jahr 999 dem Bischof von Basel unterstellt Als erste Siedlung auf der Hochflache wurde Montfaucon 1139 in einer Urkunde von Papst Innozenz II erwahnt Es hiess damals Mons Falconis und war im Besitz des Kapitels von Saint Ursanne Bis ins 14 Jahrhundert wurde dieser Name auch fur die gesamte Hochflache verwendet Vermutlich im spaten 13 Jahrhundert grundete die Adelsfamilie von Muriaux auf einem Felsgrat hoch uber dem Doubstal die Burg Spiegelberg als Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft die noch in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts vom Furstbischof von Basel erworben wurde Am 17 November des Jahres 1384 stellte der damalige Furstbischof Imer von Ramstein einen Freibrief fur die bislang immer noch kaum besiedelte Region aus Damit erhielten Einwanderer und ihre Nachkommen aussergewohnliche Freiheiten denn sie sollten fur alle Zeiten von Zinsen und Zehnten auf ihrem gerodeten Grund und Boden befreit sein Dadurch bekam das Gebiet den Namen Franches Montagnes zu deutsch Freiberge 1384 als Fryenberg und 1595 als La Franche Montagne des Bois erwahnt In der Folge liessen sich auf den Freibergen vor allem Siedler aus Saint Ursanne aus dem Val de Ruz und aus dem Burgund nieder Sie rodeten das Gebiet machten es urbar und grundeten nach und nach die heutigen Dorfer Oberaufsicht uber die Freiberge hatte ein bischoflicher Meier spater ein Kastlan oder Vogt der seinen Sitz teils in Saint Ursanne teils auf Schloss Spiegelberg und ab 1691 in Saignelegier hatte Die Bevolkerung der Freiberge hatte verschiedentlich Hungersnote zu leiden insbesondere wahrend des Dreissigjahrigen Krieges als die Dorfer von schwedischen Truppen geplundert und gebrandschatzt wurden Vom 16 bis zum 18 Jahrhundert dienten die Freiberge als Zufluchtsort fur Tauferfamilien aus dem Emmental die dort wegen ihres Glaubens verfolgt wurden Mit dem Einmarsch der franzosischen Truppen 1792 wurde das Ende der Freiheitsrechte des Gebietes besiegelt Von 1793 bis 1815 gehorten die Freiberge zu Frankreich und waren anfangs Teil des Departement Mont Terrible das 1800 mit dem Departement Haut Rhin verbunden wurde Durch den Entscheid des Wiener Kongresses kam die Region 1815 an den Kanton Bern und wurde grosstenteils im Bezirk Franches Montagnes zusammengefasst Im Rahmen der Jurafrage sprach sich 1974 in einer Volksabstimmung eine klare Mehrheit der Bevolkerung der Freiberge fur die Schaffung des neuen Kantons aus Als Grenzgemeinden im Amtsbezirk Moutier votierten Lajoux und Les Genevez 1975 fur die Abtrennung von Bern Mit der Grundung des Kantons Jura am 1 Januar 1979 traten sie deshalb zum neuen jurassischen Bezirk Franches Montagnes uber Sehenswurdigkeiten BearbeitenAls Sehenswurdigkeiten der Region sind zu erwahnen die offene Natur und Parklandschaft der Freiberge mit den Einzelhofen im charakteristischen Freiberger Stil weissgetunchte Fassaden Wohn und Arbeitsraume sowie Stallungen sind meist alle unter einem einzigen grossflachigen Dach vereint der Moorsee Etang de la Gruere die Ruine Spiegelberg auf einem Felsgrat uber dem Doubstal die Kirchen von Montfaucon bildete die Mutterpfarrei der Freiberge und Saignelegier die von hier stammenden Freiberger PferdeWeblinks BearbeitenClaude Rebetez Freiberge In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Toni P Labhart Geologie der Schweiz 5 Auflage Ott Verlag Thun 2001 S 49 47 204331 6 979786 Koordinaten 47 12 15 6 N 6 58 47 2 O CH1903 565235 228257 Normdaten Geografikum GND 4259634 8 lobid OGND AKS LCCN n89667822 VIAF 146708465 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freiberge amp oldid 239339450