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Franz Georg Strafella 3 Marz 1891 in Pettau 26 Februar 1968 in Graz war ein osterreichischer Unternehmer Politiker und Direktor der Bundesbahnen Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Jugend 2 Karriere 2 1 Die Affare Strafella 2 2 Weitere Karriere bis zum Anschluss 2 3 Haft wahrend der Herrschaft des Nationalsozialismus 2 4 Karriere in der Zweiten Republik Osterreich 3 Werke 4 Kulturelle Rezeption 5 Literatur 6 BelegeAusbildung und Jugend BearbeitenFranz Georg Strafella stammte aus einer alteingesessenen politisch aktiven Juristenfamilie des steirischen Unterlands Sein Grossvater war Rechtsanwalt und Burgermeister von Pettau Franz Georg Strafella wurde 1891 als Sohn von Franz Strafella 1857 1928 geboren Nach dem Besuch des Gymnasiums in Pettau studierte er Jus an der Universitat Graz und promovierte 1914 zum Dr iur Im Ersten Weltkrieg diente er als Artillerieoffizier 1 Karriere BearbeitenNach dem Krieg absolvierte Strafella die Gerichtspraxis und eine Advokaturpraxis Anschliessend wurde er in der Wirtschaft tatig Neben der Bewirtschaftung des elterlichen Gutes war an der Verwaltung mehrerer Privatbahnen beteiligt Von 1923 bis 1930 war er Verwaltungsrat bzw Generaldirektor der Grazer Tramwaygesellschaft Vizeprasident der Muhlkreisbahn Gesellschaft Vizeprasident des Verbands der Lokal und Privatbahnen des Arbeitgeberverbands der Privatbahnen und Autobusunternehmungen Ausschussmitglied des Hauptverbands der Industrie und Vizeprasident des Landesverbands fur Fremdenverkehr in Steiermark Daneben betatigte er sich auch schriftstellerisch 1 Bei einem Streik der Grazer Strassenbahner von 30 September bis 13 Oktober 1928 griff Strafella mit harter Hand durch wodurch er sich einen Namen als Antimarxist machte und fur die Sozialdemokraten zu einem ausgesprochenen Feindbild wurde Er setzte Streikbrecher der christlich sozialen Soldatengewerkschaft Wehrbund ein etwa 150 freigewerkschaftlich organisierte streikende Strassenbahner wurden entlassen und nicht wieder eingestellt 2 3 Bei der Grazer Gemeinderatswahl vom 21 April 1929 wurde er als Kandidat der Christlichsozialen Partei CS in den Grazer Gemeinderat gewahlt und leitete dort das Gewerbereferat 1 Er war Obmann des Gemeinderatsklubs der Christlichsozialen in Graz und wurde am 24 Oktober 1929 zum Grazer Vizeburgermeister gewahlt 4 Strafella war Exponent der Heimwehr und hatte gute Beziehungen zum steirischen Landeshauptmann Anton Rintelen und zum Heeresminister Carl Vaugoin beide CS Die Affare Strafella Bearbeiten Hauptartikel Strafella Affare Im Fruhjahr 1930 forderte Carl Vaugoin damals Vizekanzler der Bundesregierung Schober die Ernennung Strafellas zum Generaldirektor der Bundesbahnen Er sollte in dem von Sozialdemokraten dominierten Staatsbetrieb mit starker Hand durchgreifen Seine Bestellung wurde jedoch hinausgeschoben und er wurde im Juli 1930 vorerst nur in die Verwaltungskommission der Bundesbahnen berufen nachdem die sozialdemokratische Arbeiter Zeitung Strafella unter anderem beschuldigte in dubiose Geldgeschafte verwickelt zu sein Vor allem wurde ihm vorgeworfen in der Inflationszeit durch Immobilienspekulationen ein erhebliches Vermogen angehauft zu haben Zudem wies die Zeitung auf eine mogliche Unvereinbarkeit hin Strafella konne nicht die Fuhrung der staatlichen Bahn ubernehmen da er gleichzeitig Anteilseigner mehrerer privater Bahngesellschaften somit also direkter Konkurrenten der OBB sei 5 Er verklagte deren verantwortlichen Redakteur Oscar Pollak wegen Ehrenbeleidigung Beim Gerichtsverfahren vom 17 bis 19 September 1930 wurde die Arbeiter Zeitung zwar in mehreren Punkten verurteilt das Gericht sah allerdings die Vorwurfe der Unkorrektheit und Unsauberkeit fur erwiesen an und gab der Zeitung in diesem Punkt Recht 6 Strafella legte Berufung ein und Vaugoin forderte erneut seine Berufung zum Generaldirektor Aufgrund des Urteils lehnte jedoch Bundeskanzler Johann Schober die Ernennung ab Daraufhin trat Vaugoin vom Amt des Vizekanzlers zuruck und bewirkte damit am 25 September den Rucktritt der gesamten Bundesregierung 7 Bundesprasident Wilhelm Miklas beauftragte nun Carl Vaugoin als Parteiobmann der starksten Parlamentsfraktion mit der Regierungsbildung 8 In der neuen Bundesregierung Vaugoin wurde Strafella am 2 Oktober 1930 vom neu bestellten Prasidenten der Verwaltungskommission der Bundesbahnen Engelbert Dollfuss zu ihrem Generaldirektor bestellt 9 Infolge seiner Ernennung zum Bundesbahnen Generaldirektor demissionierte er im November 1930 als Grazer Vizeburgermeister Es kam zu weiteren Skandalen wegen der Begunstigung von Freunden etwa durch die Einrichtung des Studienburos fur personalwirtschaftliche Massnahmen bei den Bundesbahnen Leitung Iring Grailer wegen uberhohter Pensionsbezuge etc Am 5 Mai 1931 wurde im Nationalrat ein Antrag Otto Bauers angenommen in dem die Regierung aufgefordert wurde alle Dienstvertrage von kurzlich mit der Leitung der Bundesbahnen betrauten Personen vorzulegen Am 20 Mai 1931 bestatigte ein Berufungsgericht das erstinstanzliche Urteil im Prozess zwischen Strafella und der Arbeiter Zeitung Im Hauptausschuss kam es am 3 Juni 1931 zu einem Eklat Die Koalitionspartner Landbund und Grossdeutsche Volkspartei unterstutzten einen sozialdemokratischen Antrag Strafella als Generaldirektor der Bundesbahnen abzuberufen Am 5 Juli beschloss der Ministerrat Strafella des Amtes zu entheben Auch die CS unterstutzen dies da sie befurchteten andernfalls im Nationalrat einem Misstrauensvotum ausgesetzt zu werden dem womoglich die Koalitionspartner auch zustimmen konnten 10 Am 6 Juni 1931 wurde Strafella seines Amtes als Generaldirektor der Bundesbahnen enthoben Weitere Karriere bis zum Anschluss Bearbeiten Nach seiner Absetzung betatigte sich Strafelle verstarkt in der Fremdenverkehrswerbung Er wurde Prasident des Landesverbands fur Fremdenverkehr in Steiermark Am 20 Oktober 1932 wurde er Vorsitzender des Verkehrsbundes der osterreichischen Alpenlander Am 30 Oktober 1933 wurde er zum Prasidenten des Osterreichischen Verkehrsburos bestellt am 29 Dezember 1933 zum Prasidenten des Osterreichischen Handelsmuseums das unter seiner Fuhrung im Sommer 1934 in das Osterreichische Exportforderungsinstitut umgewandelt wurde 11 Am 2 Marz 1934 wurde er Prasident der osterreichischen Verkehrswerbung Werbedienst des Bundesministeriums fur Handel und Verkehr Im selben Jahr wurde er auch Prasident im Hauptverband der Verkehrsunternehmungen Osterreichs Im Fruhjahr 1935 erhielt er das Komturkreuz mit dem Stern des osterreichischen Verdienstordens 12 Im austrofaschistischen Standestaat war Strafella von 1 November 1934 bis zum 2 Mai 1936 Mitglied des Bundeswirtschaftsrates von dem er als Vertreter der berufsstandischen Hauptgruppe Handel und Verkehr am 28 November 1934 in den Bundestag gewahlt wurde Nachdem im Zuge des Zusammenbruchs der Lebensversicherungsgesellschaft Phonix der Verkauf von Lokalbahnaktien an die Versicherungsgesellschaft zum funffachen ihres Kurswertes zu Tage kam wurde Strafella mit Entscheidung des Bundesprasidenten am 2 Mai 1936 aus dem Bundeswirtschaftsrat abberufen und verlor am 6 Mai 1936 sein Bundestagsmandat Auch aus dem Verkehrsbund musste er ausscheiden Haft wahrend der Herrschaft des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich wurde Strafella all seiner politischen Funktionen enthoben Am 13 Juli 1939 wurde er wegen Veruntreuung Untreue und Betrug im Zusammenhang mit dem Verkauf der Lokalbahnaktien an die Phonix Versicherung zu funf Jahren schweren Kerkers verurteilt Das Urteil wurde spater vom Reichsgericht Leipzig auf vier Jahre herabgesetzt Karriere in der Zweiten Republik Osterreich Bearbeiten Nach 1945 wurde Strafella in Graz wegen Schieberei erneut verurteilt Nach 1946 wurde er offentlicher Verwalter der Ziegelwerke Kobald bei Voitsberg obwohl es dagegen Proteststimmen gab 1959 1968 war er Aufsichtsrat der Alpine Montan AG 1960 1968 Aufsichtsrat der Austria Tabak AG Werke BearbeitenDer sozial Primitive Die Hilfsmittel des Verbrechers und das Primitive an ihm F C W Vogel Leipzig 1917 Das Goldfinanzgesetz und die Bahnen Graz 1925 Osterreich und der Fremdenverkehr Unsere Strassen und die Arbeitslosen Graz 1925 Kulturelle Rezeption BearbeitenNach seiner Bestellung zum Generaldirektor der Bundesbahnen griff das Wiener Kabarett die Affare um die Bundesbahnen als Thema auf Eines der popularsten Kabarett Lieder wurde das Strafella Lied gesungen nach der Melodie von Robert Katschers Wenn die Elisabeth nicht so schone Beine hatt 13 Wenn der Strafella net uns die Bundesbahnen rett beendet den Skandal mit dem roten Personal dann verliert der Hahnenschwanz auf der Bahn die Federn ganz und die Sieger san die Marxisten auf der Bahn Ihn muss man anerkennen ernennen ernennen Denn er hat die starke Hand fur unser Vaterland Literatur BearbeitenGertrude Enderle Burcel Johannes Kraus Christlich Standisch Autoritar Mandatare im Standestaat 1934 1938 Hrsg Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes und Osterreichische Gesellschaft fur historische Quellenstudien Wien 1991 ISBN 3 901142 00 2 S 233 f Belege Bearbeiten a b c Generaldirektor Dr Franz Strafella In Wiener Zeitung 4 Oktober 1930 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrz Bharat Johannes Kulamarva Die Osterreichischen Bundesbahnen und die austrofaschistische Machtergreifung Wien 2013 S 45 49 online auf der Website der Universitatsbibliothek Wien Diplomarbeit 150 Opfer des Grazer Strassenbahnerstreiks In Reichspost 16 Oktober 1928 S 7 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung rpt Der neue Grazer Vizeburgermeister In Arbeiter Zeitung 25 Oktober 1929 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung aze Lothar Hobelt Die Heimwehren und die osterreichische Politik 1927 1936 Vom Kettenhund zum Austro Fascismus Aresverlag Graz 2016 ISBN 978 3 902732 66 8 S 144 ff Strafella gerichtet Die Arbeiter Zeitung in den entscheidenden Punkten freigesprochen Der Wahrheitsbeweis fur Inkorrektheit Unsauberkeit und politische Protektion erbracht In Arbeiter Zeitung 20 September 1930 S 1 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung aze Klaus Berchtold Verfassungsgeschichte der Republik Osterreich Band 1 1918 1933 Springer Wien New York 1998 ISBN 3 211 83188 6 S 580 584 Hugo Portisch Osterreich I Die unterschatzte Republik Kremayr amp Scheriau Wien 1989 ISBN 978 3 218 00485 5 S 377 f Der neue Vorstand der Bundesbahnen In Wiener Zeitung 4 Oktober 1930 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrz Klaus Berchtold Verfassungsgeschichte der Republik Osterreich Band 1 1918 1933 Springer Wien New York 1998 ISBN 3 211 83188 6 S 611 Zielbewusste Massnahmen zur Exportforderung In Salzburger Volksblatt 28 Juni 1934 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung svb Hohe Auszeichnung fur Prasident Strafella In Der Wiener Tag 23 Februar 1935 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung tag Jurgen Doll Theater im Roten Wien Vom sozialdemokratischen Agitprop zum dialektischen Theater Jura Soyfers Klaus Amann Friedbert Aspetsberger Claudio Magris Hrsg Literatur in der Geschichte Geschichte in der Literatur Band 43 Bohlau Wien 1997 ISBN 978 3 205 98726 0 S 128 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Person VIAF 306227967 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 9 Dezember 2018 GND Namenseintrag 12698557X AKS PersonendatenNAME Strafella Franz GeorgKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Unternehmer Politiker und Direktor der BundesbahnenGEBURTSDATUM 3 Marz 1891GEBURTSORT Pettau Osterreich UngarnSTERBEDATUM 26 Februar 1968STERBEORT Graz Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Georg Strafella amp oldid 208888309